Hamburg soll Informationsschilder bekommen, wenn RWBP aufgehoben wird!

  • Man müsste viel mehr sicherstellen, dass der Kraftfahrer tatsächlich eine wie auch immer geartete Form von Bewusstsein hat, in welcher Rolle er sich im Straßenverkehr bewegt und sich der Verantwortung, die mit dem Führen eines Kraftfahrzeuges einhergeht, auch tatsächlich bewusst ist.

    Ich glaube, dass das Bewusstsein durchaus da ist. Aber autofahren beim autofahren ist doch eher zur Nebensache geworden. Wer hat denn dafür neben telefonieren, chaten, simsen, schminken, rasieren und Fußnägel schneiden schon Zeit?

    Der stetig zunehmende "Ich" Trend und die Ignoranz der Umwelt geht mir in letzter Zeit ganz schon auf den Keks, ICH bin spät dran, also muss ich schnell fahren, ICH muss jetzt telefonieren, egal ob ich dabei einen Fussgänger umbürste, ICH, ICH ICH.

    Aber zum eigentlichen Thema. Schilder die den Autoler darauf hinweisen, dass das Radfahren auf der Fahrbahn erlaubt ist, finde ich gut. Aber nur wenn diese Schilder flächig an ALLEN Straßen ohne RWBP im Abstand von 20 Metern aufgestellt werden. Einzelne Schilder würden m.E. zu den hier bereits geäußerten Umständen führen und dem Autoler suggeriert, dass nur dort wo Schilder stehen das radfahren auf der Fahrbahn erlaubt ist.

  • Und da wäre auch noch der sog. "ruhende Verkehr": ICH muss mal eben hier (auf dem Radweg, dem Gehweg) parken. Parkverstöße sind die mit großem Abstand häufigsten Verfehlungen von Autlern, die ich täglich registriere. Auf Platz zwei rangiert das Telefonieren mit Handy während der Fahrt. Das obligatorische zu-schnell-Fahren fast aller Autler lasse ich jetzt mal außen vor.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Schilder die den Autoler darauf hinweisen, dass das Radfahren auf der Fahrbahn erlaubt ist, finde ich gut. Aber nur wenn diese Schilder flächig an ALLEN Straßen ohne RWBP im Abstand von 20 Metern aufgestellt werden.

    oder einfach mal ein Artikel bei der BILD das Straßenradeln erlaubt ist... (bringt dreimal soviel)

    --
    [Zeichen 244] sike tu li ilo tawa li pona! [Zeichen 244]

  • oder einfach mal ein Artikel bei der BILD das Straßenradeln erlaubt ist... (bringt dreimal soviel)


    Bei der BLÖD würde natürlich nicht einfach nur stehen, dass das Fahrbahnradeln jetzt erlaubt ist, sondern eher so etwas:

    Radfahrer dürfen auf die Straße!
    Verkehrschaos und endlose Staus vorprogrammiert
    Dazu großes Interview von Autofahrern (Seiten 3-9)
    Das meint der ADAC (Seite 10-12)

    :D:D:D

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Einzelne Schilder würden m.E. zu den hier bereits geäußerten Umständen führen und dem Autoler suggeriert, dass nur dort wo Schilder stehen das radfahren auf der Fahrbahn erlaubt ist.

    Was man ja jetzt schon an der Verbreitung von Schutzstreifen sehen kann: In Straßen mit Schutzstreifen wird man in Ruhe gelassen, in Straßen ohne Schutzstreifen verziehen sich die Radfahrer tendenziell eher auf den Gehweg und die Kraftfahrer tun sich manchmal ziemlich schwer mit Fahrbahnradlern.

    Der stetig zunehmende "Ich" Trend und die Ignoranz der Umwelt geht mir in letzter Zeit ganz schon auf den Keks, ICH bin spät dran, also muss ich schnell fahren, ICH muss jetzt telefonieren, egal ob ich dabei einen Fussgänger umbürste, ICH, ICH ICH.

    Wenn’s denn nur um „Ich, ich, ich“ ginge. Meistens wird ja auch noch in die umgekehrte Richtung argumentiert, beispielsweise beim Klassiker mit den Steuern, die ein Radfahrer nicht zahlt, womit er sein Recht auf die unversehrte Teilnahme am Straßenverkehr nach Meinung einiger Kraftfahrer verliert.

  • beim Klassiker mit den Steuern, die ein Radfahrer nicht zahlt

    Ja, wobei das Lustige ja ist das die das Wort "Steuern" genauso wie "Straße" gebrauchen: Alles außerhalb des automobilen Dunstkreises gibbet nich.

    Wobei ich mich selbst korrigieren muss: "Straße" verwenden sie schon korrekt. Oft korrelieren die Leute mit dem "Steuern" ja mit denen nachdem die "Straße" für "Autos" ist. Egal ob das jetzt der geteerte, rot gestrichene oder gepflasterte Teil sein mag.


  • Ja, wobei das Lustige ja ist das die das Wort "Steuern" genauso wie "Straße" gebrauchen: Alles außerhalb des automobilen Dunstkreises gibbet nich.
    Wobei ich mich selbst korrigieren muss: "Straße" verwenden sie schon korrekt. Oft korrelieren die Leute mit dem "Steuern" ja mit denen nachdem die "Straße" für "Autos" ist. Egal ob das jetzt der geteerte, rot gestrichene oder gepflasterte Teil sein mag.


    "Steuern" Autofahrer, oder regeln sie?
    SCNR

  • Es geht wohl tatsächlich los...: Die Schilder haben alle einen Gummifuß, sollen also offensichtlich nur befristet aufgestellt bleiben.

  • Das zweite Foto ist ja auch der absolute Knaller. Genau so stelle ich mir das vor: Da stellt man diese Schilder auf, als Radfahrer denkt man sich, die Sache wäre ja eindeutig, aber dann wird man doch wieder blöd angehupt oder angegangen, weil irgendjemand an einer Baustelle ein blaues Schild mit abgeladen hat.

    Auf der Luruper Seite sah das nachts auch besonders toll aus. Nur vereinzelt waren die Schilder so angebracht, dass sie auch durch die Frontscheibe eines Kraftfahrzeuges sichtbar gewesen wären. Dei meisten anderen Schilder galten wohl nur für Radfahrer — und die radeln eh automatisch auf der Fahrbahn, weil sie die Regelungen kennen und sofort merken, wenn eines der blauen Schilder fehlt, oder sie gehören den 98 Prozent der Radfahrer an, die noch im Zweifelsfall auch noch den Gehweg beführen, weil es auf der Fahrbahn doch so unsicher wäre.

    Ich bin da jetzt ein paar Mal langgefahren, sicherheitshalber nachts, und habe für die 3,5 Kilometer zwischen Rugenbarg und Stresemannstraße knapp sechseinhalb Minuten gebraucht: Das sind immerhin tüchtige 35 Kilometer pro Stunde. Da merkt man erstmal wieder, wie viel eigentlich die grottige Hamburger Radverkehrsinfrastruktur den Radverkehr ausbremst. Ständiges Abbremsen an jeder Einfahrt, umständliche Verkehrsführungen um Bushaltestellen und Kreuzungen herum, eine ewig lange Rotphase, während der Fahrbahnverkehr noch rollt, dauernd Fußgänger, Mülltonnen, Kraftfahrzeuge oder Baustellen auf dem Radweg. Wenn ich von meiner Haustür bis ins Bureau auf der Fahrbahn radeln dürfte, wäre ich dementsprechend in knapp einer halben Stunde am Arbeitsplatz — was natürlich außer Acht lässt, dass ich die 35 Kilometer pro Stunde auch nicht ewig auf dem Pedal halten kann. Trotzdem ist das absolut sagenhaft.

    Das sahen die drei Kraftfahrzeuge, die mir dort nachts begegneten, natürlich anders. Der erste hupte ganz entrüstet, obwohl er problemlos überholen könnte, der zweite wurde direkt angesteckt und der dritte meinte direkt dahinter auch, das wäre doch ganz ungeheuerlich, was hier passierte.

  • Wer ist denn der Adressat dieser Schilder?

    Naja, so wie die stehen eben die Radfahrer. Wichtiger wäre aber meines Erachtens die Aufklärung der Kraftfahrer, denn die reagieren ja nunmal immer noch ausgesprochen allergisch auf jegliche Fahrbahnradlinge.

    Interessanterweise hat man das ja in Köln und anderen Städten offenbar besser hinbekommen: Da standen die Schilder nicht nur direkt an der Fahrbahn, sondern waren vom Gefühl her auch gleich doppelt so groß.

  • Wie ist das eigentlich an den vielen Stellen, wo kein solches Schild steht? Denken dann die Autofahrer, man dürfe nicht auf der Fahrbahn fahren?
    Oder nehmen die Autofahrer dieses Schild sowieso nicht wahr, weil eh schon so ein extremer Schilderwald besteht und viele andere Schilder auch schon ignoriert oder "nicht wahrgenommen" werden?
    Wie verhalten sich diese VZ eigentlich mit der Regelung aus der VwV StVO: "Verkehrszeichen, die lediglich die gesetzliche Regelung wiedergeben, sind nicht anzuordnen." Aber wahrscheinlich gilt da folgender Satz aus der VwV StVO: "Abweichungen bedürfen der Zustimmung der obersten Landesbehörde."

  • Es wäre wünschenswert einfach ein paar Polizisten in Zivil dort lang fahren zu lassen. Die Schilder alleine sind zwar hilfreich, aber zeigen doch wie sanft Kraftfahrer angefasst werden bei Verstößen.

    Statt mal klar zu stellen, dass Drängeln, Weghupen, dichtes Überholen verboten sind bzw. mal durch zu greifen bei selbsternannten Verkehrswächtern gibt es eine "Schulung" für diese Leute.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Wie verhalten sich diese VZ eigentlich mit der Regelung aus der VwV StVO: "Verkehrszeichen, die lediglich die gesetzliche Regelung wiedergeben, sind nicht anzuordnen." Aber wahrscheinlich gilt da folgender Satz aus der VwV StVO: "Abweichungen bedürfen der Zustimmung der obersten Landesbehörde."

    Das gilt ja wohl nur für die offiziellen Verkehrszeichen. Diese Dinger sind ja Infoschilder, etwa wie "Brauereimuseum", "Hopfenhalle", "Kurzentrum" usw.

  • Bin heute Osterfeldstraße, LoKstedter Weg und Lenhartzstraße abgeradelt. Ich hoffe keines der Schilder übersehen zu haben. Wo war denn aus Richtung Siemersplatz das erste Schild?

    Sicher dass du dieselbe Lenhartzstraße meinst? wurde hier aufgenommen:

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Zitat

    Wer ist denn der Adressat dieser Schilder?


    Diese Frage finde ich sehr treffend. Ist es wirklich nur eine Frage der Perspektive, ob es nun der Kraftfahrer, Radfahrer oder Fußgänger ist, der Empfänger dieser "neuen" Information sein soll?
    Wahrscheinlich bekommt man unterschiedliche Antworten, je nachdem welchen Politiker, Polizisten oder Verkehrsbehördler man fragt.

    Für mich gibt es bei den Radfahrern drei Nutzergruppen:
    Gruppe A ist auch schon zuvor auf der Fahrbahn unterwegs und weiß was eine RWBP ist. Für diese Gruppe hat das neue Schild keinen informativen Mehrwert.
    Gruppe B hat keine Ahnung von RWBP, ist bisher in vorauseilendem Gehorsam Radweg gefahren und wird das weiterhin so tun.
    Also haben wir nur eine kleine Gruppe C mit einer Verhaltensänderung durch den Informationsgewinn, aber eben nur an dieser Stelle. Eine Aufklärung über die StVO bleibt aus.

    Sollte es um die Aufklärung der KFZler gehen, sehe ich ebenfalls die Probleme:

    • Nach Ablauf der 4 bis 6 Wochen Aufstelldauer ist wieder "alles beim Alten"
    • Schilder werden ohnehin nicht von KFZlern wahrgenommen. Wenn doch werden sie als Ausnahme zur allgemeinen Regel angesehen
    • Überall dort, wo es diese Schilder nicht gibt, bleiben im Umkehrschluss die Radfahrer Freiwild

    Auch wenn ich die Idee insgesamt sehr gut finde, scheint es ein eher schwacher Versuch der Fahrradlobby zu sein, die gesellschaftliche Debatte über das Fahrbahnradeln foranzutreiben. Die öffentlich wirksame Arbeit werden dann Mopo, Abendblatt usw. leisten müssen.