AGFK Zertifizierung

  • Stade ist jetzt offiziell "fahrradfreundlich" :/

    Hier ein Auszug aus dem Gruppenbild der heutigen Verleihung der Urkunden beim Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr. Wir sehen Nils Jacobs stolz die Urkunde in die Höhe recken, davor der Erste Stadtrat Lars Kolk. Nils Jacobs ist derjenige, der erzählt hat, dass erst ein Ratsbeschluss nötig sei, ob die StVO angewandt wird, und dass man "niemanden in die Illegalität zwingen sollte", der lieber mit dem Fahrrad auf dem Gehweg fährt als auf der "Straße" [sic.].

    Jetzt haben sie es also schriftlich, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich gratuliere <X

  • Bedeutet ja nur, dass man sich mit Radverkehr beschäftigt, also einen Radverkehrsbeauftragten, bissl Radlweg und eine Fahrradstraße, oder so.

    Die Stadt FFB ist auch AGFK-Mitglied ....., und dies wird wohl der Grund sein, dass wir nun wieder eine Radverkehrsbeauftragte haben, in Halbtagsstellung, man will es ja nicht übertreiben.

  • Nils Jacobs ist derjenige, der erzählt hat, dass erst ein Ratsbeschluss nötig sei, ob die StVO angewandt wird....

    Und was gilt bis zu diesem Beschluss? Die Stadter Reichsstraßenverkehrsordnung aus dem letzten Jahrhundert?

    Mann, mann, mann, wenn du meinst, es kann gar nicht mehr dümmer werden...

    Der Unterschied zwischen eigenem und übertragenem Wirkungskreis. SO wichtig.

  • Ich habe ihm damals vorgeschlagen, unter jeder Ortstafel am Ortseingang eine Liste mit den abweichenden Verkehrsregeln aufzuhängen, die sich in Stade vom Rest Deutschlands unterscheiden, weil die StVO hier erst noch vom Stadtrat ratifiziert werden muss.

    Wenn tatsächlich mal aus den Ratsfraktionen ein Antrag gestellt wurde, Verkehrsregelungen zu treffen (T30, Zebrastreifen, Ampeln, Radwegebenutzungspflicht), ist der Stadtverwaltung aber immer sofort der Begriff "übertragener Wirkungskreis" eingefallen. Die sind hier im Dauer-Pippi-Langstrumpf-Modus (ich mach mir die Welt widdewiddewie sie mir gefällt...).

  • Nein, da ist nichts in dieser Richtung freigegeben oder benutzungspflichtig. Die Geisterradel-Quote liegt in Stade bei 50%. Das Bild wurde hier aufgenommen:

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    In Gegenrichtung ist es mit [Zeichen 241-30] beschildert. Wo wenig später die Trennung zwischen den Bereichen für den Fuß- und Radverkehr verläuft, bleibt das Geheimnis der fahrradfreundlichen Hansestadt Stade.

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  • Diese Kollage wäre für den Artikel auch passend gewesen

    Ich habe auch noch eine Mail an die AGFK und das Ministerium geschrieben, das die Auszeichnung verliehen hat.

  • Ich habe auch noch eine Mail an die AGFK und das Ministerium geschrieben, das die Auszeichnung verliehen hat.

    Absolute genial, der AGFK mal reinen Wein einzuschenken. Der Text ist dermaßen geill!!!! (Entschuldigt dieses Wort!)

    Die AGFK wird mächtig enttäuscht von der Stadt Stade sein und fordert das Zertifikat nun hoffentlich schleunigst zurück. Eigentlich müsste sich der AGFK arglistig hintergangen fühlen. Oder ist denen das etwa scheißegal? Ich fürchte ja.

    Ich selber hatte die AGFK schon vor Jahren schriftlich darauf hingewiesen, dass die Große Kreisstadt Fürstenfeldbruck diese Auszeichnung nicht verdient, solange an Lichtzeichenanlagen nicht endlich die Streuscheibe getauscht oder um eine Fahrradampel ergänzt wird. Ansonsten besteht an mehreren Kreuzungen und Einmündungen in Fürstenfeldbruck nun feindliches Grün dank Richtungspfeile für den Kraftverkehr. Die AGFK hatte daraufhin geantwortet, dass solche eklatanten Mängel kein Hinderungsgrund für eine Auszeichnung seien. Aber vor allem hatte ich den Eindruck, dass die AGFK damals überhaupt gar nicht verstanden hatten, was ich denn überhaupt meinte.

    Die Beurteilung, ob eine Stadt fahrradfreundlich ist, kann meiner Meinung nach nur dadurch objektiv festgestellt werden, indem nachgewiesen kompetente Kräfte der AGFK spontan, verdachtslos und unangekündigt den betreffenden Ort von Ost nach West und von Nord nach Süd mit dem Fahrrad durchqueren. Dazu noch einige Diagonalverbindungen und sämtliche Hauptverkehrsstraßen mit allen denkbaren Fahrbeziehungen. Natürlich setze ich voraus, dass bei diesen Testfahrten auf jeden Fall die notwendige Kompetenz mitgebracht wird, um Missstände zu erkennen. Ehrlich gesagt, bezweifle ich es stark, dass dort eine derartige Sensibilität tatsächlich vorliegt. Wie kann es ansonsten sein, dass beispielsweise Radschutzstreifen, die durch den Türaufschlagbereich führen, und gleichzeitig die Kraftfahrer zum Engüberholen einladen, als positiv angesehen werden?

    Einmal editiert, zuletzt von Alf (17. Dezember 2025 um 15:50)

  • Natürlich setze ich voraus, dass bei diesen Testfahrten auf jeden Fall die notwendige Kompetenz mitgebracht wird, um Missstände zu erkennen. Ehrlich gesagt, bezweifle ich es stark, dass dort eine derartige Sensibilität tatsächlich vorliegt.

    Die Route der Befahrung hat die Stadt Stade festgelegt. Obwohl man natürlich versucht hat, dabei möglichst viele gute Seiten zu zeigen, gab es aber auch auf der Tour genug zu bemängeln. Selbstverständlich war ich dazu nicht eingeladen, aber die 2. Vorsitzende von Stade fährt Rad war dabei und der Vorsitzende des ADFC KV Stade. Beide haben bei der Befahrung kritische Anmerkungen gemacht, aber beide haben auch berichtet, dass das die Jury nicht wirklich interessiert hat.

    Die Jury bestand aus einem Vertreter der AGFK, einem Vertreter des Verkehrsministeriums (das sind die beiden Adressaten meiner Mail), dazu dem Landesvorsitzenden des ADFC, sowie zwei oder drei Landtagsabgeordneten (deren Namen sind mir nicht bekannt). Da es am Tag der Befahrung geregnet hat, waren die wohl alle froh, möglichst schnell wieder im Trockenen zu sein.

    Ich habe außerdem den Eindruck, dass diese Befahrung überhaupt keine Rolle mehr spielte, sondern die Entscheidung vorher auf Basis der Selbstauskunft fest stand. Hier findet man den Fragebogen: Zertifizierung :: Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen Niedersachsen

    Als ich erstmals davon erfahren habe, dass die AGFK zu einer Befahrung nach Stade kommt, wurde mir noch gesagt, dass das nur dazu sei, das Feedback zu bekommen, wo noch großer Handlungsbedarf ist. Daran wäre nichts auszusetzen, wenn es von der Jury tatsächlich ein kritisches Feedback gegeben hätte, denn auf konstruktive Kritik aus Stade hört man ja aus Prinzip nicht. Das Ergebnis hätte eine Mängelliste gewesen sein können mit der Ansage, dass man sich wieder treffen kann, wenn die nachweislich zu mindestens XX% abgearbeitet ist.

  • Zitat

    Reicht für eine Zertifizierung bereits eine Absichtserklärung?

    Die Zertifizierungsregeln .. Fragen des AGFK-Niedersachsen transparent. Und nach einem Querlesen dort, muss die Antwort lauten: ja.

    und die Fragen sind ja auch geil im Abschnitt zur Infrastruktur. Klingt nach "wenn du T30 aber keine Radwege hast, biste raus!" :S

  • Die Zertifizierungsregeln .. Fragen des AGFK-Niedersachsen transparent. Und nach einem Querlesen dort, muss die Antwort lauten: ja.

    und die Fragen sind ja auch geil im Abschnitt zur Infrastruktur. Klingt nach "wenn du T30 aber keine Radwege hast, biste raus!" :S


    Zumindest in Bayern war das so, als FFB dort Ausgezeichnet wurde. Es gab bestimmte Mindestvorgaben, viel mehr als folgendes wars aber glaube ich nicht:

    - Mobilitätskonzept in dem das Fahrrad erwähnt wird

    - Radverkehrsbeauftragter

    - Fahrradstraße


    Deswegen haben wir dann flugs zwei "Fahrradstraßen" bekommen, ein ~200m langer Abschnitt vor einem Altenheim und eine 180m lange Sackgasse (für Autos) mit "Industrie": Gastankstelle, Autoverkaufsfläche, Werkzeugladen und Fitnessstudio.

    Bei der Befahrung wurde durchaus auch bissl kritisiert, immerhin ging die Route über eine der schlimmsten Straßen, aber man merkt schon, dass in unserer Verwaltung das Bewusstsein über die Zustände eher gering ist, ich hätte mich an deren Stelle nie getraut da lang zu fahren.

    Und was passierte jüngst in unserer fahrradfreundlichen Kommune: die Verwaltung hatte für den Haushalt 26 alle Gelder für Verbesserungen der schlimmsten Radanlagen-Altsünden-Straßen rausgenommen. Allerdings wurden diese auf Antrag im Stadtrat wieder reingenommen.

    Wenn sie dann wenigsten die Schilder abhängen würden.

    95% von Yetis Text könnte man auch über unsere Stadt schreiben.

  • Immerhin kann man die Hagebutten beim Vorbeifahren ernten und naschen.

    Im Archiv gibts wahrscheinlich keine Bilder von vorbildlicher Infra. Oder der Autor ist so eingefleischter Autler, dass er solche Gehwege als absolut ausreichend empfindet.

  • Ich hätte so ein Bild genommen, wenn ich behaupten wollte, dass Stade fahrradfreundlich ist. Vielleicht noch abwarten, bis auch jemand mit dem Fahrrad zu sehen ist.

    Wenn der Redakteur einfach vor die Tür der Redaktion geht, sieht es aber auch nicht so fahrradfreundlich aus.

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    Wobei da nicht weit entfernt die hochgelobte "Dunkelampel mit Sofort-grün" steht. Allerdings die Einzige in der gazen Stadt.