Angebotsradwege im Winter

  • Hier drei Fotos von heute Mittag aus Hannover-Kirchrode:

    In der Nacht hatte es geschneit.

    Viele benutzungspflichtige Fahrradwege waren gut geräumt.

    Zum Beispiel hier in der Brabeckstraße in Hannover-Kirchrode:

    Naja, wenn man mal von dem Problem absieht, dass bei einmündenden Querstraßen ...

    Aber die Angebotsradwege waren nicht geräumt.

    Zum Beispiel hier in der Lange-Hop-Straße:

    Das ist freilich nicht wirklich schlimm, denn in einer Straße mit Angebotsradweg ist es ohnehin erlaubt, die Fahrbahn zu benutzen.

    Und die Fahrbahnen waren schnee- und eisfrei.

    Allerdings sollten bestimmte Möchtegern Verkehrspädagogen sich das mal genau anschauen.

    Selbst von der Polizei werden Fahrradfahrer*innen immer noch aufgefordert, in jedem Fall den Fahrradweg zu benutzen.

    Diese Winterbilder zeigen, dass diejenigen, die für das Räumen der Fahrradwege zuständig sind, möglicherweise anders darüber denken.

    Leider haben manche Möchtegern-Verkehrspädagogen immer noch Erfolg.

    Sogar im Winter benutzen manche Fahrradfahrer*innen den Radweg selbst dann, wenn der zugeschneit ist und ohnehin nicht benutzungspflichtig ist, wie hier im Bünteweg. Der Fahrradweg im Bünteweg ist auch dann nicht benutzungspflichtig, wenn er nicht mit Schnee und Eis verunreinigt ist. Es gibt hier keine Radwegschilder.

    Und die Haltestelle ist nur sehr notdürftig geräumt. Fahrgäste müssen beim Aussteigen also durch den Schnee stapfen. Verkehrswende geht anders. :(

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (22. Januar 2023 um 22:32)

  • naja, bei der Haltestelle könnte man argumentieren, dass der Bus nur an der richtigen Stelle halten muss, um eine(!) Tür zugänglich zu machen.

    Busfahrer*in muss sich nur trauen, dicht genug an den "unsichtbaren" Bordstein zu fahren ;)

  • Sogar im Winter benutzen manche Fahrradfahrer*innen den Radweg selbst dann, wenn der zugeschneit ist und ohnehin nicht benutzungspflichtig ist, wie hier im Bünteweg.

    Wie groß muss die Angst bei solchen Radfahrern eigentlich sein, dass man selbst bei solchen Radweg-Zuständen die Fahrbahn immernoch meidet? Ich würde sagen, dass bei einer solch heftigen Fahrbahn-Phobie sich die Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr eigentlich komplett verbietet. Und ich weiß auch nicht, wie viele Therapiestunden dafür notwendig werden, um sich von einem solchen Leiden dauerhaft heilen zu lassen, bei welchem man in der Hierarchie der verschiedenen Verkehrsmittelarten sich selbst an allerunterster Stelle einsortiert. Da würden ja selbst Hunde nicht freiwillig längslaufen.

    Dann braucht man sich später aber auch nicht darüber wundern, wenn man entsprechend seines eigenen Verhaltens vor allem vom Kraftverkehr noch abwertender als ein Hund behandelt wird.

  • Wie groß muss die Angst bei solchen Radfahrern eigentlich sein, dass man selbst bei solchen Radweg-Zuständen die Fahrbahn immernoch meidet? Ich würde sagen, dass bei einer solch heftigen Fahrbahn-Phobie sich die Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr eigentlich komplett verbietet. Und ich weiß auch nicht, wie viele Therapiestunden dafür notwendig werden, um sich von einem solchen Leiden dauerhaft heilen zu lassen, bei welchem man in der Hierarchie der verschiedenen Verkehrsmittelarten sich selbst an allerunterster Stelle einsortiert. Da würden ja selbst Hunde nicht freiwillig längslaufen.

    Dann braucht man sich später aber auch nicht darüber wundern, wenn man entsprechend seines eigenen Verhaltens vor allem vom Kraftverkehr noch abwertender als ein Hund behandelt wird.

    Du betrachtest das als ein persönliches Problem von Einzelpersonen. Dabei handelt es sich tatsächlich um ein gesamtgesellschaftliches Problem.

    Wenn du dann aber Betroffenen gegenüber äußerst, es sei deren ganz spezielles persönliches Problem, dann kannst du damit Menschen so sehr entmutigen, dass sie sich dieser Problematik bei ihrem Mobilitätsverhalten ganz einfach entziehen. Mit anderen Worten: So machst du Autofahrer.

  • Zum Glück scheinen nur wenige Fahrradfahrer*innen im Winter ungeräumte Angebotsradwege zu benutzen. Hier sind die Spuren auf einem Angebotsradweg am Döhrbruch in Hannover-Kirchrode zu sehen:

    radverkehrsforum.de/attachment/18415/

    Vernünftigerweise benutzen Fahrradfahrer*innen besonders bei einem solchen Wetter die Fahrbahn.

    Die darf bei solch schlecht geräumten Fahrradwegen auch dann benutzt werden, wenn ein benutzungspflichtiger Fahrradweg ausgeschildert ist.

    Kurz nach dem ersten Foto habe ich dieses zweite ausgenommen:

  • Du betrachtest das als ein persönliches Problem von Einzelpersonen. Dabei handelt es sich tatsächlich um ein gesamtgesellschaftliches Problem.

    Wenn du dann aber Betroffenen gegenüber äußerst, es sei deren ganz spezielles persönliches Problem, dann kannst du damit Menschen so sehr entmutigen, dass sie sich dieser Problematik bei ihrem Mobilitätsverhalten ganz einfach entziehen. Mit anderen Worten: So machst du Autofahrer.

    Ist ein gesellschaftliches Problem denn nicht auch oft gleichzeitig das Problem eines jeden Betroffenen, welcher daraus Nachteile erfährt? Und kann dieses gesellschaftliche Problem der oftmals mangelnden Akzeptanz von Kraftfahrern gegenüber des Radverkehrs nicht vielleicht auch damit begegnet werden, indem Radfahrer viel öfter viel selbstverständlicher Präsenz zeigen? Indem Radfahrer nämlich, bevor sie sich auf solch abenteuerliche Wege einlassen, sich überlegen, ob es nicht doch besser ist - für sie selbst und auch für die gesamte Radfahrgemeinde - sich ganz legal auf die Fahrbahn einzuordnen?

    Es geht freilich nicht um das Ignorieren von Radwegbenutzungspflichten. Dort hat der Ansatz an ganz anderer Stelle zu erfolgen. Es geht vielmehr um das Selbstverständnis gerade von Radfahrern in der heutigen Mobilitätswelt, in der man sich eben nicht ängstlich wegduckt und sich für seine Existenz fast noch entschuldigt, wenn man auf legale Weise Verkehrsflächen benutzt, die ein sichereres, bequemeres und schnelleres Fortkommen ermöglichen.

    Wahrscheinlich ist das ein Wunschdenken, denn ein großer Teil der Radfahrer, die es heute für selbstverständlich halten, verbotenerweise massenhaft auf Gehwegen zu fahren, würden sich ohne Außenimpuls niemals selbst hinterfragen und dauerhaft ihr Verhalten ändern, was dann oftmals überhaupt erst dazu führt, dass die kraftfahrende Gesellschaft es als Provokation ansieht, wenn Fahrbahnen legal mit Fahrrädern befahren werden.

    Das ganze funktioniert in anderer Richtung ja auch schon bereits sehr erfolgreich. Dadurch, dass Fußgänger praktisch niemals aufbegehren, sehen Gehwegradler es als ihr Privileg, dass sie sich gegenüber Schwächeren nicht selten genau so verhalten, wie sie es selber auf Fahrbahnen ihrer Meinung nach wohl zu befürchten haben, behandelt zu werden. Dass Gehwege jedoch ohne Freigabe erst gar nicht mit Fahrrädern befahren werden dürfen (und mit Freigabe nur in Schrittgeschwindigkeit), das würde vielen Gehwegradlern niemals in den Sinn kommen. Genauso wie es nicht wenige Kraftfahrer für normal halten, Radfahrer auf Fahrbahnen viel zu eng zu überholen, anzuhupen, auszubremsen oder zu beschimpfen.

    Und was passiert, wenn ein resignierter Radfahrer ins Auto steigt? Er wird ganz genau wissen, wie sich vielleicht der ein oder andere Radfahrer auf Fahrbahnen so fühlt und er wird seine Fahrweise im Auto wohl dahingehend anpassen, dass solche Radfahrer keine Ängste mehr haben müssen. Er kann auch auf längeren Strecken hinter Radfahrern hinterherfahren, wenn ein Überholen riskant und illegal wäre. Denn dieser auf das Auto umgestiegene Radfahrer hat verstanden, dass er dieses gesellschaftliche Problem nicht weitervererben wird und will, sondern Teil einer Kultur sein möchte, die Rücksichtslosigkeit, Gleichgültigkeit und Egoismus die kalte Stirn bietet. Er hat nun zwar das Radfahren aus persönlichen und/oder gesellschaftlichen Gründen aufgegeben, dafür aber bringt sein Umstieg vom Fahrrad ins Auto den ungemeinen Vorteil seiner eigenen bisherigen wertvollen Erfahrung. Das wiederum kann für die Gesellschaft nur ein Gewinn sein und ein minimaler Impuls zur Umkehr des vielerorts gnadenlosen Klimas auf dem Asphalt.

  • Und was passiert, wenn ein resignierter Radfahrer ins Auto steigt? Er wird ganz genau wissen, wie sich vielleicht der ein oder andere Radfahrer auf Fahrbahnen so fühlt und er wird seine Fahrweise im Auto wohl dahingehend anpassen, dass solche Radfahrer keine Ängste mehr haben müssen.

    ... dass man auf dem "Radweg" super fahren kann und auch ein Gehweg ganz passable Bedingungen bietet. Außerdem ist es auf der "Straße" gefährlich. Daher soll der Radfahrer vor ihm *huuuuuup* sich gefälligst so verhalten *huuuuuup* wie er früher! *huphuphup* Und daaaaa drüben fahren *huuuup*

    :rolleyes:

  • Ist ein gesellschaftliches Problem denn nicht auch oft gleichzeitig das Problem eines jeden Betroffenen, welcher daraus Nachteile erfährt? Und kann dieses gesellschaftliche Problem der oftmals mangelnden Akzeptanz von Kraftfahrern gegenüber des Radverkehrs nicht vielleicht auch damit begegnet werden, indem Radfahrer viel öfter viel selbstverständlicher Präsenz zeigen? Indem Radfahrer nämlich, bevor sie sich auf solch abenteuerliche Wege einlassen, sich überlegen, ob es nicht doch besser ist - für sie selbst und auch für die gesamte Radfahrgemeinde - sich ganz legal auf die Fahrbahn einzuordnen?

    Da stimme ich dir zu. Aber es ist halt ein langer und schwieriger Prozess dahin zu kommen, dass es Sinn macht als Fahrradfahrer*in mittig die Fahrbahn zu benutzen und dort nicht am äußersten rechten Rand zu fahren.

    Ein nach meiner Beobachtung funktionierendes Argument ist, wenn man drauf hinweist, dass beim Fahren am äußerst rechten Fahrbahnrand die Gefahr groß ist, in den Graben zu lenken oder den Bordstein zu touchieren. Was leicht passieren kann, weil man beim äußerst weit rechts fahren keine Ausweich-Chance mehr hat, wenn z. B. der Überholverkehr sehr dicht vorbeifährt.

    Dann noch hinterherschieben, dass die Dooring-Gefahr sehr groß ist, wenn man weit rechts fährt und am Fahrbahnrand Autos parken. Und dass man es sich am besten gleich angewöhnt, möglichst mittig in der Fahrbahn zu fahren, damit man keinen Dooring-Unfall erleidet. Denn es parken ja fast überall Autos am Fahrbahnrand. (Und auf Landstraßen droht der Sturz in den Abflussgraben.)

  • Na, ja, der Weg vom Fahrbahnrand in den Graben ist in der Regel weit (genug).

    Nachdem aber gerade die ganzen angeblichen Sicherheitsstreifen und Markierungen die Radler genau da hinplazieren wo es gefährlich ist, muss erst einmal daran gearbeitet werden. Danach richten sich ja nicht nur die Radler, sondern auch die Autolenker:innen. Wenn die Rechtsprechung sagt: Radler halte mind. 40-50cm Abstand vom Randstein sind 1,25m als Schutzstreifen zu wenig. Denn dann brezen die Autos in 10cm Entfernung vorbei. Und dann erzählen genau die Radler, die nicht frei auf der Fahrbahn fahren wollen, weil zu gefährlich und bedrängt, das es unbedingt solche Streifen braucht.

    Kommt zwar nicht mehr so häufig vor, aber wenn man an Längsparkplätzen außerhalb des 1,25m Sicherheitsstreifen fährt, was ich defakto für m,eine Sicherheit immer mache, gibts schon mal Überreaktionen von der Blechkastenfraktion.

    Die neue ERA wird da wohl etwas besser, soweit angekündigt, zum Beispiel 75cm Sicherheitsbereich zu Längsparkern und dann mind. 1,5m Schmutzstreifen.

  • Na, ja, der Weg vom Fahrbahnrand in den Graben ist in der Regel weit (genug).

    Es gibt schon einige Straßen, besonders im ländlichen Raum, wo der Graben sehr dicht am Radweg ist.

    An dieser Stelle im Landkreis Schaumburg hat man dann gute Chancen im Graben auf einen Omnibusfahrgast zu treffen, der beim Warten auf den Bus im Graben gelandet ist.