Die Waffen nieder - ziviler Widerstand gegen Putins Angriffskrieg

  • Angesichts der Tatsache, dass man von westlicher Seite die Annektion der Krim defacto akzeptiert hatte, und nur die russische Seite den Krieg geiler fand als einen solchen Frieden, ist das eine besonders dreiste Lüge der Sprachrohre des russischen Faschismus in diesem Forum.

    Aber was soll man von solchen Menschen auch anderes erwarten?

  • Ja, vom russ. Regime ist diesbezüglich nicht viel zu erwarten. Die 'Rote Linie Ukraine' wurde seit dem 90ern stetig wiederholt dargelegt, und das russ. Regime wird sicherlich nicht davon abrücken diese rote Linie beizubehalten, was angeschts der historischen Erfahrungen mit westlichen Überfällen auch nicht verwundern sollte.
    Ebenso wenig sollte es verwundern, dass die EU-Teile des ehemaligen Ostblocks (Polen Beltikum etc.) einen hart revanchistischen kurs gegen Russland fahren; auch hier sind historische Negativerfahrungen quasi in die politischen Positionen eingraviert. Genau das macht ja die Situation so brisant und so eminent gefährlich.

    In dieser Konstallation den Maidan Aufstand unterstützt zu haben ist ein historischer Irrsinn gewesen, ebenso wie die extrem konfrontative Ausgestaltung des Assoziierungsabkommens.

    Es ist bedauerlich, dass beide Seiten, das russ. Regime und das Regime des NATO/EU-Blocks, intensiv die 'StratCom' hochgefahren haben und seit etlichen Jahren auf dem 'Gut vs. Böse' Narrativ fahren. Innenpolitisch sorgt das zwar für die berühmte 'Ruhe an der Heimatfront', aber der Weg in eine irgendwie gestaltbare neue europäische Friedensordnung droht dabei grundlegend verstellt zu werden.

    Weder mit 'Siegfrieden' Russlands, noch(!) mit Siegfrieden des NATO/EU Blocks wird eine halbwegs stabile Friedensordnung in Europa möglich sein.
    Vielmehr scheint 'Europa' alles daran zu setzen seinem historisch gewachsenen Ruf einer Region von Krieg, Vernichtung und Unterwerfung erneut gerecht zu werden.


    Und p.s.:

    Forenmitglieder als 'Sprachrohre des russischen Faschismus' zu etikettieren spricht m.E. für sich selbst.
    Sowas gibt's seit nunmehr drei Jahren im Rahmen der social-media Aktivitäten der NAFO-Trolle: Hass-posts, Diffamierungen, shitstorm-kampagnen nach jeglicher geäusserter NATO-Kritik, usw.
    Charakteristisch dabei, und quasi Markenkern, ist das tumbe Absondern der üblichen PR-Sprechblasen, die Abwesenheit von Analyse und der aggressive Grundtenor mit klarer Diffamierungsabsicht.
    Nervig, substanzlos und unnütz!

    Einmal editiert, zuletzt von Autostadt_MS (1. März 2025 um 16:13)

  • Ukraine /EU-NATO hatten und haben schlicht keinerlei Plan, der über die tumbe und menschenverachtende Strategie der weiteren Kriegsverlängerung und Kriegseskalation bis zum fiktiven 'Sieg' hinausgeht.

    Wer hat denn dann den Plan? Den Plan, der ein Ende des Krieges herbeiführt und nachhaltig zu einem allseitig anerkannten Grenzverlauf führt. Wobei "allseitig nachhaltig anerkannt" ja schon das Problem beinhaltet, ob man die Krim als autonome Republik der Ukraine oder als Föderationssubjekt Russland sieht.

    "Die Autonome Republik Krim ist eine völkerrechtlich zur Ukraine gehörende Gebietskörperschaft. 2014 wurde sie von Russland besetzt und annektiert. Aus ukrainischer und internationaler Sicht des Völkerrechts ist sie als Autonome Republik Krim ... die südlichste Region der Ukraine und ihre einzige autonome Republik. Aus Sicht des russischen Besatzungsregimes ist sie als Republik Krim ... ein Föderationssubjekt Russlands, das seit dem 28. Juli 2016 Teil des Föderationskreises Südrussland ist."

    Und bei den nach russischer Lesart nicht mehr ukrainischen Gebiete Lugansker Volksrepublik und Volksrepublik Donezk stellt sich das Problem, wer da einem Friedensabkommen zustimmen soll. Die völkerrechtlich nicht anerkannte Volksrepublik Lugansk, auch Lugansker Volksrepublik ... wurde im April 2014 zu Beginn des Russisch-Ukrainischen Krieges mit russischer Unterstützung auf einem Teilgebiet der Oblast Luhansk der Ukraine ausgerufen. Sie stellte mit der Volksrepublik Donezk ein de-facto-Protektorat Russlands dar und wurde nach einem international nicht anerkannten Scheinreferendum im September 2022 mit der Ratifikation eines Beitrittsvertrags durch den russischen Föderationsrat im Oktober 2022 von der Russischen Föderation völkerrechtswidrig annektiert.

    Unabhängig davon, wer welche Fehler gemacht hat, die zu diesem Angriff der Russischen Föderation auf die gesamte Ukraine geführt hat, war es ein einschneidendes Ereignis, dass die Russische Föderation am 24. Februar 2022 ihren Militärapparat zum Generalangriff auf die gesamte Ukraine in Bewegung gesetzt hat.

    In einem Interview mit DER WESTEN erklärt Wagenknecht am 21.2.2025: "Wir [das BSW] haben seit langem gesagt, dass der Ukraine-Krieg nur auf dem Verhandlungsweg beendet werden kann. (...) Jetzt hat Donald Trump genau so ein Angebot gemacht und es gibt Verhandlungen. Endlich!" Immerhin erkennt sie zwei Absätze später doch noch, dass sie damit Donald Trump quasi zum Friedensengel erklärt hat, zumindest hält sie es anscheinend für notwendig, das zu dementieren: "Donald Trump ist ganz sicher kein Friedensengel."

    Sahra Wagenknecht im Interview: "Dann sind wir direkt im Krieg mit Russland"
    "Trump ist kein Friedensengel", meint Sahra Wagenknecht im Interview. Sie fordert, dass Deutschland an den Verhandlungen partizipiert.
    www.derwesten.de
  • Wer hat denn dann den Plan?

    Ich schlag ja Kampf der Häuptlinge vor. Weil der Putin in irgendwas den schwarzen Gürtel hat, dürfen der Biden und die Kekskönigin gemeinsam antreten. Haareziehen gilt aber nicht.

    Weil der Putin trotzdem gewinnt, wird vorher ausgemacht: Alles zurück auf 2010, Ukraine in die EU UND in die eurasische Union, NATO bleibt draußen, Ukraine bleibt blockfrei und Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostock. Und der Trump darf den kaputten Osten aufbauen, inkl. Golfplatz.

  • Ich schlag ja Kampf der Häuptlinge vor. Weil der Putin in irgendwas den schwarzen Gürtel hat, dürfen der Biden und die Kekskönigin gemeinsam antreten. Haareziehen gilt aber nicht.

    Bei manchen deiner Redewendung hab ich das Gefühl, da macht sich einer mit Insiderwissen wichtig. Meistens ist mir das egal, aber in dem Fall bin ich doch neugierig geworden. Wer oder was ist die "Kekskönigin"`? Beim Googeln stößt man unweigerlich auf das Schneiderwirt-Trio:

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    Kann ich mir aber nur schwer vorstellen, dass du so eine Art "Volksmusik" magst.

  • Ukraine /EU-NATO hatten und haben schlicht keinerlei Plan, der über die tumbe und menschenverachtende Strategie der weiteren Kriegsverlängerung und Kriegseskalation bis zum fiktiven 'Sieg' hinausgeht.


    Die EU-NATO hat simpel deswegen keinen Plan, weil es Sache der Ukraine ist, über ihr Schicksal zu bestimmen.

    Und das ist genau der springende Punkt, egal ob in der Ukraine, Moldawien oder in Georgien. Es sind unabhängige Staaten und die dortige Bevölkerung, oder auch die dortigen Oligarchen entscheiden, was passiert. Und nicht Russland.

    Der Euromaidan war eine Bewegung aus der Bevölkerung. Warum auch immer Janukowytsch damals in Pro-Russische Lager gewechselt ist, keine Ahnung, aber die Ukraine hatte 2012 für Richtung Europa gewählt und zwar überwiegend. Die Ukraine hat 2014 Pro-Europa gewählt und sie hat 2019 Pro-Europa gewählt. Nach der Wahl 2019 waren ~90% der Werchowna Rada Pro-Europa.

  • Vielleicht ist es genau dieses 'Messen mit zweierlei Maß', weswegen für den weit überwiegenden Teil der Weltbevölkerung die NATO Staaten zwar Wohlstandsverheißungen aufscheinen lassen, aber zugleich auch eine gefürchtete Gefahr kolonial-imperialistischer Vereinnahmung darstellen?
    Was war denn mit der 'Sache der Iraker' über die Entwicklung ihres Landes zu bestimmen, und da wären, wie wir alle wissen, noch etliche weitere Länder zu nennen, deren Bevölkerungen unendliches Leid zu erdulden hatten, weil sie auf die schwarze Liste der NATO-Staaten gekommen waren und daraufhin in Schutt und Asche bombardiert wurden.

    Auf einmal nun hat plötzlich das Schicksal eines Landes alleinig von der Führung dieses Landes entschieden zu werden, obwohl es sich auf allen Ebenen in vollkommener Abhängigkeit äußerer Mächte befindet? Würde der 'Wertewesten' aka NATO-Block selbst das Selbstbestimmungsrecht der Völker vollumfänglich anerkennen und in seiner Praxis berücksichtigt haben, dann ließe sich ja ernsthaft darüber reden. Das ist aber (leider) nicht der Fall.

    Was ist denn über die diversen Angriffskriege der NATO-Staaten und 'special operations' hinaus mit den 'Sanktionen' und Sekundärsanktionen, die die Staaten des NATO-Blocks regelmäßig gegen die Bevölkerungen anderer Länder verhängen, die auf der schwarzen Liste gelandet sind? Was ist mit den hunderttausenden Menschen, die dadurch zu Tode kamen?
    Kleine in Kauf zu nehmende Kollateralschäden im Zuge der ethisch sauberen NATO-westlichen Menschenrechtspolitik, die dann - was für ein Zufall - zugleich für bessere Rohstoffversorgung, Ausschaltung von unliebsamer Konkurrenz und 'aufmüpfigen' Staaten (Stichwort Weltwährung/Swift) sorgt?
    Für die reale Politik der wertewestlichen Staaten des NATO-Blocks hat die Geostrategie allemal Vorrang genossen vor Fragen des 'Selbstbestimmungsrechts der Völker', das immer nur dann aus dem Keller geholt wird, wenn es gerade den eigenen geostrategischen Interessen dient (siehe zB 'Uiguren' und im Kontrast dazu die von Menschenrechtsrhetorik umwobenen Verheerungen des imperialen 'war against terror' des NATO-Blocks)

    Nein, das Argument die alleinige Definitionshoheit über Friedenskonditionen der Ukraine zu überlassen ist vor allem ein kalkulierter PR-Schachzug um das Projekt der maximalen NATO-Aufrüstung in Europa voranzutreiben (das wurde ja nun keineswegs erst ab 2022 projektiert!), und um den Krieg in der Hoffnung auf russische Abnutzung so weit in die Länge zu ziehen wie die 'tapfer kämpfende' Ukraine noch mitspielt. Es wird ja von Seiten der EU-NATO Staaten durchaus massiv Druck auf die Ukraine ausgeübt. Etwa in der Frage endlich auch Jugendliche an die Front zu zwingen, endlich die Korruption einzudämmen, so dass die Gelder und Waffen auch effektiv an den Schützengräben der Front wirksam werden, etc.
    Druck in Richtung Verhandlungsbereitschaft für eine Friedensordnung?
    Komplette Fehlanzeige!
    Im Gegenteil: Durchhalteparolen, Blockade von diesbezüglichen Verhandlungen (Istanbul 2022) etc.
    Es erinnert ein wenig an
    Der Augsburger Kreidekreis – Wikipedia
    wobei die Rollenverteilung wohl noch nicht klar ist (wer ist am Ende die Anna? Und wer ist überhaupt der Richter?)

    Und im Generellen:
    Es sind doch gerade die 'Wertewestlichen Staaten' des NATO-Blocks, die in ihrer Geschichte kollektiv bis knietief im Blut anderer Völker stehen, die ihren heutigen Reichtum den entsetzlichen Genoziden, den Unterdrückungen, Ausbeutungen und Versklavungen auf allen Kontinenten verdanken. Ob im heutigen Kanada, den heutigen USA, Mittelamerika, Südamerika, fast ganz Afrika, Australien, Teile Asiens: weltweit haben die wertewestlichen Staaten des NATO-Blocks entsetzlichste Gräueltaten begangen. Reparationen? Fehlanzeige. Stattdessen weiterhin maximale Sicherung der Zugänge zu billigen Rohstoffen, Zielländer für Waffenlieferungen, zerstörerische Lebensmittelabkommen (Westafrika...) und menschenverachtende militärische 'Partnerschaften' wie zB mit den Golfdiktaturen, usw usw.
    "Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen" !

    Und im Moment ist es doch schon wieder soweit, dass das Werteeuropa droht die Welt mit einem weiteren 'Weltkrieg' in Asche zu legen. Natürlich für die berüchtigten 'europäischen Werte', die mal als Christentum daher kamen, mal als Zivilisationsbringertum und neuerdings halt als bis an die Zähne hochgerüstetes kollektiv-kapitalistisches Militärbündnis für 'Freiheit und democracy'.
    "Same procedure as every year" sozusagen.

    M.E. liegt der Grundfehler vieler Analyseversuche bzw. Deutungsnarrative über den Russland/Ukraine-NATO Krieg darin, krampfhaft 'Die Guten' zu suchen, was natürlich - wenig erstaunlich - stets der eigene 'Block' zu sein hat.

  • Warum auch immer Janukowytsch damals in Pro-Russische Lager gewechselt ist, keine Ahnung

    Soweit ich weiß: massive Drohungen von Seiten RUS, RUS-Angebot eines Milliardenkredits, RUS-Angebot Gas für viele Jahre praktisch geschenkt zu bekommen, anstehende ukrainische Staatspleite, Bedenken ob EU genügend Geld reinpumpt, und die klare Ansage von RUS (Zitat): "wenn die Ukraine den EU-Vertrag unverändert annimmt, dann muss und wird sie das ohne den Osten und den Süden tun". Das wiederum hat wohl weniger mit der EU zu tun, als mit dem kleinen Detail, dass das EU-Assoziierungsabkommen eben auch die Verpflichtung zur militärische Zusammenarbeit und damit die Aufgabe der Blockfreiheit beinhaltet, ein Detail, das (im Westen) kritisiert wurde, weil die NATO eben rein rechtlich nichts mit der EU zu tun hat, noch nicht mal Verträge zwischen EU und NATO bestehen.

    Man kann m.E. schon davon ausgehen, dass es diese unheilige Verquickung zw. EU-Beitritt und NATO-Stationierung ist, die das klare russische Njet auslöste und dem Janukowitsch mehr oder weniger deutlich in die Fresse gerieben wurde. Es gab auch etliche Streitereien, ob die ukrainische Verfassung die Aufgabe der Blockfreiheit überhaupt zulässt, etc.

    Nach dem Ausscheiden der Ukraine aus dem GUS-Verband, ihrer Unabhängigkeitserklärung, etc., gab es einen russisch-ukrainischen Freundschaftsvertrag, der "einen Beitritt eines Vertragspartners in ein ‚gegen den Vertragspartner gerichtetes Bündnis‘ ausschließt", neben weiteren Verträgen bzgl. Grenzfragen, gemeinsamer Nutzung des Asowschen Meeres, etc.

  • Der Euromaidan war eine Bewegung aus der Bevölkerung. Warum auch immer Janukowytsch damals in Pro-Russische Lager gewechselt ist, keine Ahnung, aber die Ukraine hatte 2012 für Richtung Europa gewählt und zwar überwiegend. Die Ukraine hat 2014 Pro-Europa gewählt und sie hat 2019 Pro-Europa gewählt. Nach der Wahl 2019 waren ~90% der Werchowna Rada Pro-Europa.

    Ob der Euromaidan eine "Bewegung aus der Bevölkerung" war, oder ob es Strippenzieher gab, das lässt sich ebenso wenig zuverlässig bestimmen, wie die Frage, ob die Ukraine mehrheitlich nach Europa wollte, oder einfach nur Angst hatte, dass der russische Einfluss zu groß war, es nicht gelingen würde, Neutralität zu wahren und es deshalb für ratsam hielt, so dem russischen Einfluss etwas entgegenzusetzen.

    Es gab den Euromaidan und alle Ukrainer wollten nach Europa ist eine schöne Geschichte, die allerdings nicht unbedingt davon wahr wird, dass sie ständig wiederholt wird. Und die Stimmung in Europa war keineswegs einheitlich so, dass man die Ukrainer mit offenen Armen aufnehmen wollte.

    Zudem hatten 2014 viele gehofft, dass Russland nicht weiter eskalieren würde, um die Annexion der Krim als freiwillige Entschluss der Krim-Bewohner aussehen zu lassen, unabhängig davon, wie demokratisch einwandfrei oder fragwürdig die Entscheidung zustande kam. Die Ukraine selbst hätte einer Abspaltung der Krim außerdem auch zustimmen müssen, was nie geschah. Aber daran hätten sich mit der Zeit immer weniger gestört, wenn die Russische Föderation nicht weiter eskaliert hätte, so weit, dass sie am 24. Februar 2022 einen Angriff auf die gesamte Ukraine startete, mit der Absicht, das ganze Land zu besetzen.

  • Ich habe jetzt immernoch keinen Lösungsvorschlag dafür gelesen, wenn ein Konflikt nicht verhindert werden konnte.

    Wenn ein Konflikt nicht verhindert werden konnte, dann ist es entscheidend, dass er nicht eskaliert. Genau das hat die russische Föderation getan, spätestens mit dem am 24. Februar 2022 begonnen militärischen Angriff auf die gesamte Ukraine. Leider.

    Trotzdem muss gelten: Dieser Eskalation muss mit verschiedenen Mitteln auf verschiedenen Ebenen begegnet werden.

    Was ich kritisiere ist: Bei der sogenannten Zeitenwende-Rede Scholz' wird die Ansage, die Bundeswehr aufzurüsten, begeistert beklatscht unter anderem in Minute 16:30 ff Geradezu frenetisch, inklusive Hurra-Rufe wird der Beifall als Scholz das 100 Milliarden Sondervermögen ankündigt.

    Eigentlich hätte an der Stelle betroffenes Schweigen herrschen müssen. Betroffenheit darüber, dass alle Versuche Putin davon abzuhalten diesen Angriff zu starten nicht gefruchtet hatten und Betroffenheit darüber, dass nun zusätzliche Kosten in militärische Fähigkeiten investiert werden müssen. Aber stattdessen Hurra-Rufe und Beifall?

    Sehr viel verhaltender sind die Reaktionen, wenn es darum geht, Wirtschaftssanktionen zu ergreifen. Dabei hätte man doch auf ein bewährtes Muster zurückgreifen können, Sonntagsfahrverbote und weitere Einschränkungen für den Autoverkehr wie z. B. max. Tempo 100 auf den Autobahnen, wie schon in der Zeit der Ölkrise. "Im November 1973 wurden ein allgemeines Fahrverbot verhängt sowie für sechs Monate generelle Geschwindigkeitsbegrenzungen (100 km/h auf Autobahnen, ansonsten 80 km/h) eingeführt. Diese Maßnahmen hatten nicht nur das Einsparen von Öl zum Ziel, sondern auch, der Bevölkerung den Ernst der Situation nahezubringen." https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96lpreiskrise

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (2. März 2025 um 23:22) aus folgendem Grund: Link zur Zeitenwende-Rede von Kanzler Scholz am 27.2.22

  • Ob der Euromaidan eine "Bewegung aus der Bevölkerung" war, oder ob es Strippenzieher gab, das lässt sich ebenso wenig zuverlässig bestimmen, wie die Frage, ob die Ukraine mehrheitlich nach Europa wollte, oder einfach nur Angst hatte, dass der russische Einfluss zu groß war, es nicht gelingen würde, Neutralität zu wahren und es deshalb für ratsam hielt, so dem russischen Einfluss etwas entgegenzusetzen.

    Es gab den Euromaidan und alle Ukrainer wollten nach Europa ist eine schöne Geschichte, die allerdings nicht unbedingt davon wahr wird, dass sie ständig wiederholt wird. Und die Stimmung in Europa war keineswegs einheitlich so, dass man die Ukrainer mit offenen Armen aufnehmen wollte.

    Zum einen hat hier niemand behauptet, die Ukraine wäre 100% pro Europa, außer Sie selbst.

    Wenn Sie schon so schlaue Thesen aufstellen, was die Ukrainer schon alles überlegt haben sollen und abgewogen, könnte man sich ja vielleicht auch einfach die Tatsachen anschauen:

    2006 haben knapp 70% pro Europa gewählt, und unter 10% pro Russisch

    2009 haben ~78% pro Europa gewählt, und unter 10% pro Russisch

    2012 haben kapp 70% pro Europa gewählt, und unter 15% pro Russisch

    2014 haben 68% pro Europa gewählt und unter 15% pro Russisch

    2019 haben über 65% klar pro Europa gewählt, und unter 15% pro Russisch

    Jetzt mag 2013 und 2014 50% der Bevölkerung mal kurz Ihre politische Richtung gewechselt haben und später wieder zurück. Ist aber schon extrem unwahrscheinlich.

    Selbst wenn der Euromaidan von außen gestartet worden wäre, war die gesamte Pro-Europäische Opposition auf dem Platz vertreten. Die später auch überwiegend gewählt wurde.

  • Soweit ich weiß: massive Drohungen von Seiten RUS, RUS-Angebot eines Milliardenkredits, RUS-Angebot Gas für viele Jahre praktisch geschenkt zu bekommen, anstehende ukrainische Staatspleite, Bedenken ob EU genügend Geld reinpumpt, und die klare Ansage von RUS (Zitat): "wenn die Ukraine den EU-Vertrag unverändert annimmt, dann muss und wird sie das ohne den Osten und den Süden tun". Das wiederum hat wohl weniger mit der EU zu tun, als mit dem kleinen Detail, dass das EU-Assoziierungsabkommen eben auch die Verpflichtung zur militärische Zusammenarbeit und damit die Aufgabe der Blockfreiheit beinhaltet, ein Detail, das (im Westen) kritisiert wurde, weil die NATO eben rein rechtlich nichts mit der EU zu tun hat, noch nicht mal Verträge zwischen EU und NATO bestehen.

    .......


    Gut, was übrig bleibt, RUS mischt sich in Dinge ein, die es nichts angeht und versucht gegen den Willen von auf jeden Fall etwa 70% der Ukrainer etwas durchzusetzen, was die offensichtlich nicht wollen.

  • Vielleicht ist es genau dieses 'Messen mit zweierlei Maß', weswegen für den weit überwiegenden Teil der Weltbevölkerung die NATO Staaten zwar Wohlstandsverheißungen aufscheinen lassen, aber zugleich auch eine gefürchtete Gefahr kolonial-imperialistischer Vereinnahmung darstellen?

    Ich nehme an die meisten Ukrainer werden sich mit dem Thema gründlich beschäftigt haben, und abgewogen zwischen dem bösen Werte-Westen und der Oligarchen-Autokraten-Republik Russland. Und erstaunlicher Weise haben sie sich dann für halbwegs freies Reden/Presse, weniger Korruption und positiverer Wirtschaftlicher Perspektive entschieden.

    Zumindest an Erfahrung mit Russland, Korruption und Oligarchen fehlt es ihnen sicher nicht.

  • Woher stammen diese Zahlen? Gab es für die Wahl einer bestimmten Partei nur das Merkmal proeuropäisch versus prorussisch und was ist mit pro-Blockfrei? Beispiel:

    2006 haben knapp 70% pro Europa gewählt, und unter 10% pro Russisch

    Was ist mit den anderen 20%? Haben die Pro-Blockfrei gewählt?

  • Zum einen hat hier niemand behauptet, die Ukraine wäre 100% pro Europa, außer Sie selbst.

    Ich habe geschrieben, dass es diese Geschichte gibt, nicht dass es so war.

    Es gab den Euromaidan und alle Ukrainer wollten nach Europa ist eine schöne Geschichte, die allerdings nicht unbedingt davon wahr wird, dass sie ständig wiederholt wird.

    Aber es gab da jemand, der von 90% gesprochen hat:

    Die Ukraine hat 2014 Pro-Europa gewählt und sie hat 2019 Pro-Europa gewählt. Nach der Wahl 2019 waren ~90% der Werchowna Rada Pro-Europa.

  • ...Eigentlich hätte an der Stelle betroffenes Schweigen herrschen müssen....

    Und dieses betroffene Schweigen hätte Putin so sehr beeindruckt, dass er den Rückzug befohlen hätte?

    Oder wie sollte dadurch den Krieg beendet werden?

    Oder sollte man die Ukraine doch lieber im Stich lassen, in der Hoffnung, dass Putin sich dann damit zufrieden gibt?

    Wahrscheinlicher ist, dass er dann seine Armee erstmal ein paar Jahre lang wieder aufrüstet und dann nach Moldavien und/oder ins Baltikum marschiert.
    Und dann müsste Europa erst so richtig Aufrüsten...

  • Woher stammen diese Zahlen? Gab es für die Wahl einer bestimmten Partei nur das Merkmal proeuropäisch versus prorussisch und was ist mit pro-Blockfrei? Beispiel:

    Was ist mit den anderen 20%? Haben die Pro-Blockfrei gewählt?

    Im Zeitalter des Internetzes kann man sich die Zahlen simpel und einfach selber holen, zum Beispiel bei Wikipedia.

    Pro-Europäisch und Pro-Russisch ist bei den Parteien in der UKR "relativ"einfach, abgesehen von der "Partei der Regionen", die war Pro-Europäisch, bis kurz vor dem Euromaiden und genau das war der Grund für diesen.

    ich hab jetzt einfach mal die Parteien gezählt, die auch in das Parlament gekommen sind. Der Rest sind Kleinparteien. Die Frage ist eher, warum stellen Sie wilde Thesen auf, wenn Sie sich nicht mal mit dem offensichtlichen beschäftigen?

  • Im Zeitalter des Internetzes kann man sich die Zahlen simpel und einfach selber holen, zum Beispiel bei Wikipedia.

    Pro-Europäisch und Pro-Russisch ist bei den Parteien in der UKR "relativ"einfach, abgesehen von der "Partei der Regionen", die war Pro-Europäisch, bis kurz vor dem Euromaiden und genau das war der Grund für diesen.

    ich hab jetzt einfach mal die Parteien gezählt, die auch in das Parlament gekommen sind. Der Rest sind Kleinparteien. Die Frage ist eher, warum stellen Sie wilde Thesen auf, wenn Sie sich nicht mal mit dem offensichtlichen beschäftigen?

    Wenn ich bei einer Wahl eine bestimmte Partei wähle, dann hat das verschiedene Gründe. Das dürfte bei den Ukrainern nicht anders gewesen sein bei den zurückliegenden Wahlen. Deshalb kann es sehr wohl sein, dass ukrainische Wähler*innen eine proeuropäische Partei wählen, das aber nicht der ausschlaggebende Grund war, diese Partei zu wählen. Umgekehrt gab es höchstwahrscheinlich Wähler, die eine prorussische Partei gewählt haben, aber nicht unbedingt deshalb weil die prorussisch war.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (3. März 2025 um 00:39)

  • Und dieses betroffene Schweigen hätte Putin so sehr beeindruckt, dass er den Rückzug befohlen hätte?

    Oder wie sollte dadurch den Krieg beendet werden?

    Oder sollte man die Ukraine doch lieber im Stich lassen, in der Hoffnung, dass Putin sich dann damit zufrieden gibt?

    Wahrscheinlicher ist, dass er dann seine Armee erstmal ein paar Jahre lang wieder aufrüstet und dann nach Moldavien und/oder ins Baltikum marschiert.
    Und dann müsste Europa erst so richtig Aufrüsten...

    Dieses betroffene Schweigen im Bundestag hätte nichts daran geändert, dass das Sondervermögen für die Aufrüstung der Bundeswehr verabschiedet worden wäre. Und Putin wäre es sowieso egal gewesen. Aber es hätte zum Ausdruck gebracht, dass es keine gute Sache ist, die da in Gang gesetzt wird und man alles daran setzen muss, den Schaden klein zu halten. Auch für die Ukraine.

    Der überbordende Beifall mit Aufspringen von den Sitzen dagegen vermittelt den Eindruck, als freuen sich die Beifall-Bekunder*innen immens darüber, dass endlich mal wieder in militärische Bewaffnung investiert wird.

    Was seit dem geschah ist ein ständiges Anstacheln von Politiker*innen, die anscheinend Krieg für einen Problemlöser halten, und die meinen man müsse die kriegerischen Anstrengungen noch weiter steigern und noch mehr und effizientere Waffen herstellen und liefern. Und auf der anderen Seite Politiker*innen, wie Trump, die Putin freisprechen und das Opfer, die Bevölkerung der Ukraine und die von ihnen gewählte Regierung zum Täter erklären.