"Alsterfahrradachse" Harvestehuder Weg

  • Interessantes Erlebnis... :)

    Einmal mehr zeigt sich, dass Autofahren in HH nur noch Frust bedeutet. Weder gibt es "Freude am Fahren", noch Parkplätze. Es gibt Naturen, die finden sich damit ab und solche, die ihren Frust an anderen auslassen, die ihnen nicht einmal zum Nachteil gereicht haben. Der Typ im Mini sollte sich darüber freuen, dass er das Privileg hat, dicht bei der Außenalster zu wohnen, sein Auto abschaffen und auf's Rad umsteigen.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Heute gegen 13:30 seeeeehr entspanntes Fahren von Süd nach Nord. Es sind jede Menge Schilder aufgestellt worden: "30" und "Fahrradstraße", dazu eine Geschwindigkeitsmessanlage. Der VW-Bus vor mir brachte sie auf 33, ich nur auf 21, und ein LKW (Straßenbau-/Schilderaufstellfirma) blieb die ganze Strecke brav hinter mir. Geht doch!

  • Die Critical Mass Hamburg startete am Freitag von den Alsterwiesen. Das hielt ich ja schon für einen recht gewagten Treffpunkt: Da wollen dann fünftausend Radlinge los, Richtung Süden geht’s zum amerikanischen Konsulat, das hätte die Polizei wahrscheinlich nicht so gerne gesehen, und die Durchfahrtsbreite für Radfahrer und Fußgänger ist ja gerade mal bummelige drei Meter breit, nachdem alle ihr Bike irgendwie auf das Hochbord getragen haben. Zwischendurch hätte es noch ein paar Abzweigungen gegeben, aber entweder von Arbeitsstellen verengt oder ohnehin nur einspurig als Einbahnstraße.

    Also Richtung Norden raus bis zum Klosterstern. Das war schon abenteuerlich genug — darum soll es aber gar nicht gehen.

    Man konnte aber im Zeitraum von 18 bis 19.15 Uhr, als die Teilnehmer zum Treffpunkt fuhren, prima erkennen, wie wenig diese Fahrradstraße funktioniert, wenn mal wirklich viele Radfahrer dort unterwegs sind. Ich düste in einer schier endlosen Schlange von Radfahrern zur Alsterwiese, einige fuhren nebeneinander, andere überholten sich gegenseitig, es fühlte sich beinahe an wie Amsterdam oder Kopenhagen.

    Und dann gab es die ganzen Profis, die im Auto unterwegs waren. Die konnten natürlich nicht mehr oder weniger langsam im Teilnehmerfeld herumrollen, mussten unbedingt überholen, zwängten sich bei Fahrbahnverengungen noch gerade so durch und holperten und polterten da an den Radfahrern vorbei. Ein paar waren auch am Hupen und Schimpfen und vollkommen außer sich — aber: Warum denn nur?

    Ich mein, wenn ich da sehe, aha, ich fahre in einer Fahrradstraße, in der gerade ungefähr hunderte Radfahrer unterwegs sind, warum gebe ich mir denn dann den ganzen Stress, dort jetzt noch uuuuunbedingt Überholmanöver zu starten und mich aufzuregen, wenn ich mit meiner Kiste trotzdem nicht vorbei fahre? Kann man dann nicht einfach mal sagen, okay, ich fahre mit 15 Kilometer pro Stunde hinter den Leuten her und rege mich einfach mal nicht auf? Klar, einige Manöver von den Radfahrern, die wohl schon vor dem eigentlichen Start gegen 19.30 Uhr in Stimmung waren, die waren auch unnötig und dürften die Stimmung nicht verbessert haben, aber trotzdem: Wozu das Ganze?

    Oder anders gefragt: Wann baut man endlich das [Zeichen 244] wieder ab und macht eine ganz normale Straße daraus? Eine „echte Fahrradstraße“ ohne Durchgangs-Kraftverkehr ist ja offensichtlich nicht gewünscht.

  • Da steht, dass anders gemalt wird.

    Im Oktober soll der Radverkehr so geradlinig wie möglich, die Einfahrt noch einfacher gestaltet werden. Das heißt: Unnötige Fahrbahnverengungen verschwinden. Denn aus dem Gutachten geht hervor, dass die häufigsten Konflikte aus dem Überholen von Radfahrern mit zu geringem Abstand und der Missachtung des Vorrangs resultierten. Die vorgesehene Neuordnung des Parkens werde mit neuen Markierungen erreicht. Deshalb entstünden nur Kosten von 1000 bis 5000 Euro.

    Ich bin dafür, auch auf anderen Fahrbahnen neue Markierungen aufzumalen ... ;)

  • Das Konsulat zieht in die HafenCity: "Weißes Haus" am Alsterufer zu verkaufen (facebook-Kommentare)

    Stellt sich ja schon die Frage, was denn nun mit der Fahrradstraße passiert. Im Süden grenzt ja die ganze Sache an dieses Kreuzungsbauwerk, früher wurde der Harvestehuder Weg ja nicht umsonst als Alsterautobahn bezeichnet. Da war ja früher durchaus viel Verkehr. Man wird jetzt also entweder die Straße wieder öffnen, sich wundern, wieso plötzlich so viel Kraftverkehr über die Kreuzung in die Fahrradstraße fließt oder man wird irgendwo eine verkehrsberuhigende Maßnahme einrichten. Das hat ja wieder das Potenzial, ganz ordentlich schiefzugehen.

  • Die Polizei wird sich wohl gegen verkehrsbeschränkende Maßnahmen aussprechen. Von wegen §45 (9) Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen sind nur dort anzuordnen, wo dies aufgrund der besonderen Umstände zwingend geboten ist. Abgesehen von der Anordnung von Schutzstreifen für den Radverkehr (Zeichen 340) oder von Fahrradstraßen (Zeichen 244.1)

    Wenn man weiter am Prinzip der Fahrradachsen an der Außenalster festhält, muss man definitiv den KFZ-Verkehr dort raushalten, sonst hätte man sich auch von Anfang an den Krieg am Harvestehuder Weg sparen können.
    Bei unseren ängstlichen Politikern gehe ich aber von [Zeichen 244] - KFZ frei aus und dann wird hier und da noch etwas herummanipuliert, damit der Weg an der Alster für den Durchgangsverkehr etwas unattraktiver wird. Leider werden durch diese Maßnahmen wahrscheinlich auch die Radfahrer negativ betroffen sein.
    - Bodenschwellen
    - wieder mehr Stellplätze auf der Fahrbahn
    - Fahrbahnverengungen/Verschwenkungen
    etc.
    Herr Meß betonte deutlich beim Verkehrsauschuss in Altona, dass Fahrradstraßen nicht zwangsläufig mit KFZ-frei ausgeschildert werden müssten. Andererseits will sich die SPD nicht vorwerfen lassen eine Anti-Auto-Politk zu fahren. Ich bin da eher pessimistisch.

  • Veranstaltungshinweis:

    Der Flyer ist erst am 24.09. (siehe Link) erstellt worden. Ich hatte ihn gestern erst in der Post. Recht kurzfristig finde ich (kann man aber hinterher besser sagen: hat sich ja kein Radfahrer für interessiert).

    Hamburg.de:
    " Wie kann ich mich einbringen?

    Der Pilotabschnitt im Harvestehuder Weg ist Ende 2014 bereits eröffnet worden. Dieser erste Teil der Alsterfahrradachsen wurde von Experten und den Nutzerinnen und Nutzern gemeinsam bewertet, um das Gesamtprojekt weiter voranzubringen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden am

    2. Oktober ab 19.00 Uhr im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Audimax-Hörsaal der Hochschule Fresenius Hamburg, Alte Rabenstraße 1, 20148 Hamburg "


    Fahrradstraße Harvestehuder Weg - Zwischenstopp mit Blick zurück

  • Seit wenigen Tagen machen auch diese großen Plakate (mit ganz kleiner Schrift) auf die Veranstaltung aufmerksam.

    Macht irgendwie alles den Eindruck man möchte da eigentlich keinen haben.

  • Seit wenigen Tagen machen auch diese großen Plakate (mit ganz kleiner Schrift) auf die Veranstaltung aufmerksam.

    Macht irgendwie alles den Eindruck man möchte da eigentlich keinen haben.

    Der Saal war trotzdem voll.
    Das erste, was ich nach Ankunft machen durfte, war eine Anzeige am Stand der Polizei aufgeben - gegen einen Mini-Fahrer, der es nicht aushalten konnte, mit 25 km/h hinter mir zu bleiben, sondern mit aufheulendem Motor und 30 cm Abstand an mir vorbeischoss.
    Bei der Veranstaltung präsentierte die Behörde dann Fakten.
    Nach Einrichtung der Fahrradstraße wurden die Geschwindigkeiten gemessen. 85 % aller Autofahrer überschritten die zulässige Höchstgeschwindigkeit. An jedem Tag der Messungen waren Fahrer dabei, die schneller als 75 km/h fuhren, Spitzenwert waren 91 km/h. Nochmal in Worten: fünfundsiebzig bis einundneunzig Kilometer pro Stunde.
    Seitdem stehen da »30«-Schilder. Für regelmäßige Messungen hat die Stadt leider keine Zeit und kein Personal ...
    Dann wurde begründet, warum auf dem Uferweg keine Radfahrer erlaubt sind: es war zu Behinderungen und Gefährdungen von Fußgängern gekommen. Das heißt: Weil ein paar Rüpel auf Rädern unterwegs waren, wurde allen Radfahrern der Stecker gezogen. Wenn aber in der Fahrradstraße 85 % der Gäste auf vier Rädern Rüpel sind - dann wird denen nicht der Stecker gezogen. Seltsam, oder?
    Die Behörde begründete das damit, dass doch jeder Hamburger seiner Verwandtschaft mal das Alsterufer zeigen wolle. Im Auto.
    Nun, ich würde meine Verwandtschaft auch gerne mit dem Auto durch die Mönckebergstraße, über den Rathausmarkt und durch die Herbertstraße kutschieren. Das darf ich auch nicht. Das akzeptieren alle.
    Die neue Fahrradbeauftragte des Senats, bisher beim ADFC tätig, sprach in ihrer Präsentation übrigens wie selbstverständlich und ganz beiläufig davon, dass in einer Fahrradstraße Autos unterwegs seien. Wie bitte?
    Und dann wurden die Ideen für die Zukunft vorgestellt. Für die Zeit nach Abzug der Besatzer des Südteils (sprich: Aufhebung des Festungscharakters am US-Konsulat) hat die Behörde noch keinen Plan, wie die Autos eingedämmt werden sollen. Aber sie wissen schon, dass in diesem Bereich nicht mehr auf dem Hochbord geradelt werden soll, das heißt, dass der jetzt bestehende Radweg in einen [Zeichen 239] ohne Zusatzschild umgewandelt werden soll. Am anderen Ende, bei der Krugkoppelbrücke, möchte man die dort auf dem Hochbord der linken Seite gen Süden fahrenden Radler gerne auf [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] umstellen. Dort, wo der alte Radweg eine eigenständige Piste wird, will man eine Umlaufsperre aufstellen (im spätere Verlauf nochmal zwei davon) und zwei Ableitungen auf die Fahrbahn bauen. Man will die schnellen Radfahrer auf der Fahrbahn haben und gleichzeitig den langsamen und unsicheren Radfahrern weiterhin dir Möglichkeit bieten, auf einem anderthalb Meter breiten und teilweise durch Bäume zweigeteilten Radweg im Gegenverkehr unterwegs zu sein. Die Umlaufsperre soll aber keineswegs so weit angelegt sein, dass da Fahrräder mit (Kinder-)Anhänger oder Fahrräder mit Kinderdoppelsitz vor dem Lenker durchkommen - Nein, so der Behördenvertreter, die will man auf dem alten Radweg nicht mehr haben, die sollen auf die Fahrradstraße. Logisch und nachvollziehbar, oder? Man geht davon aus, dass die auf dem [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] dann an der Bordsteinkante anhalten, um die auf der Fahrradstraße gen Norden fahrenden Radler passieren zu lassen. Gewiss doch.

    Und alles nur, weil weiterhin Autoverkehr, sogar Durchgangsverkehr, in dieser Fahrradstraße erlaubt sein soll.

  • Die CDU findet, man brauche keine Fahrradstraße, weil es ja schon einen Radweg gibt: CDU will keine Fahrradstraße am Alsterufer

    Ich finde, man braucht keine weiteren Parkplätze am Wiesendamm, weil es ja schon welche gibt.
    Ich finde, die A7 braucht keine weiteren Fahrspuren, weils es ja schon welche gibt.
    Ich finde, man braucht keine weitere Elbquerung, weil es ja schon welche gibt.

  • neue Fahrradbeauftragte des Senats

    "Radverkehrskoordinatorin". Die einzige Radverkehrsbeauftragte, die Hamburg hatte, war Frau Meyer, die 2001 ihren Hut nehmen musste, weil die CDU-FDP-Schill-Regierung gegen Radverkehr eingestellt war. Die Personalstellen wurden nach Versetzung von Frau Meyer nach Berlin in "Referat nichtmotorisierter Verkehr" umgetauft, Velorouten hießen anschließend nur noch Alltagsrouten.