Corona und öffentliche Verkehrsmittel

  • Und dann:

    Was nun? Kalte Luft alleine macht keine Erkältung. Eine Erkältung ist eine virale Atemwegserkrankung. Ebenso wie Covid-19. Entweder die Klimaanlage ist so toll, dass trotz der kalten Luft nichts passiert, oder die beiden Quellen für "Klimaanlage Problematisch", das "Centre for Disease Control and Prevention" und das "American Journal of Epiodemiology" hatten recht. Die beiden ausgesprochenen Fachquellen, die mit abschließender wissenschaftlicher Exaktheit und Sicherheit Aussagen treffen können.

    Da drin wurde im wesentlichen darüber berichtet, dass Klimaanlagen, die horizontale Luftströme erzeugen die Verbreitung von Krankheitserregern im speziell untersuchten Fall den Corona-Virus von einer Person auf andere begünstigen. Genau dieser Hinweis von dir hatte mich ja neugierig gemacht und veranlasst mal selbst in einem Eisenbahnwagen nachzuschauen, wie dort die Strömungsverhältnisse sind.

    Dass man sich bei kühler Luft erkältet, hat natürlich auch mit dem Vorhandensein von Viren zu tun. In einem Bericht der Zeitung "Die Welt" wird das mit der Erkältung, ausgelöst durch kühle Luft, so erläutert: "Indem sie (die kühle Luft) unsere Nasen frieren lässt. Je kälter die Nase, desto besser können sich dort Erkältungsviren vermehren. Und zwar nicht nur, weil Erkältungsviren sich bei etwas kühleren Temperaturen im Allgemeinen wohler fühlen und besser vermehren können, das war bereits bekannt. Sondern vor allem, weil die Zellen in der Nase sich bei kühleren Temperaturen viel schlechter verteidigen können."

    Lange Zeit dachte ich, was auch in dem Artikel genannt wird: "Kälte sei eine ziemliche Belastung für den Kreislauf, schwäche das Immunsystem und könne somit eine Erkältung begünstigen, ..."

    Dabei ist es doch noch sehr viel mehr die große Hitze, die den Kreislauf belastet und das ist der Grund, warum ÖPNV-Verkehrsmittel besser mit guten Klimaanlagen ausgestattet sein sollten: Das entlastet nämlich den Kreislauf, was besonders älteren und gesundheitlich vorbelasteten Fahrgästen zu Gute kommt.

    Darum erkältet man sich bei Kälte leichter, Die Welt vom 06.01.2015,

    https://www.welt.de/gesundheit/art…e-leichter.html

    Ob man bei Kälte auch leichter an Corona erkrankt, das steht natürlich nicht in dem Artikel von 2015.

    Interessant ist auch dieser Bericht aus der Deutschen Apothekerzeitung von 12/1998:

    "Seit Heizung und Klimaanlage für konstante Raumtemperaturen sorgen, sterben immer weniger Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

    Auf diesen verblüffenden Zusammenhang sind kürzlich Wissenschaftler von der Harvard School of Public Health und der Universität Boston gestoßen. Schon lange ist bekannt, daß bei Extremtemperaturen im Winter oder Sommer besonders viele Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben. Zwischen den 30er und 70er Jahren sind diese jahreszeitlichen Spitzen jedoch kontinuierlich zurückgegangen. Dimitrios Seretakis, Leiter der Untersuchung, erklärt diesen Trend mit dem zeitlich parallel verlaufenden Siegeszug moderner Heiz- und Kühltechniken in amerikanischen Haushalten: Zentralheizung und Klimaanlage sorgen mehr und mehr für ein nahezu konstantes Mikroklima in den Wohnungen und hebeln allmählich die jahreszeitlichen Temperaturspitzen aus."

    https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/1998/daz-12-1998/uid-2946

    Und in Der Welt vom 14.9.2014 heißt es: "Bei Temperaturen über 25 Grad geht man davon aus, dass pro Grad Temperaturanstieg vier Prozent mehr Menschen wegen Herz-Kreislauf-Problemen sterben oder ins Krankenhaus müssen. Hitze wirkt zudem schneller tödlich als Kälte: An heißen Tagen steigt die Sterberate innerhalb von zwei Tagen spürbar." https://www.welt.de/print/wams/wis…Saison-hat.html

    In Bezug auf den Corona-Virus ist es aber von herausragender Bedeutung, dass eine schnelle Lufterneuerung im Wageninneren stattfindet. Und das kann eine gute Klimananlage besser leisten als geöffnete Fenster. Trotzdem sind bei nicht vorhandener Klimaanlage geöffnete Fenster in Bus und Straßenbahn wichtig, um die Luft in Bewegung zu versetzen, so dass keine Virus-Konzentrationen stattfinden.

    Und in Bezug auf meinen Tipp: Besser Jacke oder Pullover dabei haben: Wenn der oben zitierte Welt-Artikel zutrifft, dann müsste es freilich ein Nasenwärmer sein, den man mit sich führen muss. Naja - vielleicht hilft da ja die derzeit obligatorische Alltagsmaske? Aber natürlich kann es passieren, dass die Klimaanlage schlicht falsch, nämlich zu kalt eingestellt ist, dann hilft auf jeden Fall eine Jacke oder ein Pullover, das ist jedenfalls meine Erfahrung. Gilt auch bei geöffneten Fenstern.

  • Da drin wurde im wesentlichen darüber berichtet, dass Klimaanlagen, die horizontale Luftströme erzeugen die Verbreitung von Krankheitserregern im speziell untersuchten Fall den Corona-Virus von einer Person auf andere begünstigen. Genau dieser Hinweis von dir hatte mich ja neugierig gemacht und veranlasst mal selbst in einem Eisenbahnwagen nachzuschauen, wie dort die Strömungsverhältnisse sind.

    Ehrlich gesagt würde ich ja gerne erst einmal in die Verlegenheit kommen, mir über horizontale oder vertikale Luftströme bei Klimaanlagen Gedanken machen zu müssen. Wenn ich an den letzten Sommer zurückdenke, bin ich mindestens zwei Mal pro Woche mit Zügen gefahren, bei denen die Klimaanlage defekt war. Und in dieser empirischen Statistik sind nur jede Zugfahrten enthalten, bei denen es draußen heiß genug war, um eine Klimaanlage zu bemerken, und die nicht am späten Abend stattfanden, wenn es ohnehin schon kalt war.

  • Der Effekt "Erkältung durch Klimaanlage" kommt aber im Wesentlichen auch nicht daher, dass die Klimaanlage besonders viele Viren verbrietet. Der Grund dafür ist vielmehr, dass durch die trockene Luft aus der Klimaanlage die Schleimhäute austrocknen und man dadurch anfälliger wird, sich auch bei geringer Viruslast was einzufangen.

  • Der Effekt "Erkältung durch Klimaanlage" kommt aber im Wesentlichen auch nicht daher, dass die Klimaanlage besonders viele Viren verbrietet. Der Grund dafür ist vielmehr, dass durch die trockene Luft aus der Klimaanlage die Schleimhäute austrocknen und man dadurch anfälliger wird, sich auch bei geringer Viruslast was einzufangen.

    Also nach meinen Erfahrungen ist es das nicht oder zumindest ist es das nicht alleine. Gute Klimaanlagen sind in der Lage auch die Luft zu befeuchten.

    Wozu Malte vermutlich und das nicht einmal ganz zu Unrecht sagen würde: Bahn und gute Klimaanlage, das sei ein Paradoxon.

    Vor allem aber habe ich ganz praktisch festgestellt, dass es mich in Räumen mit sehr kühl eingestellten Klimaanlagen schon erkältungsmäßig erwischt hat, wenn ich keine Jacke dabei hatte, oder nicht rechtzeitig dran dachte, die überzuziehen.

    Vor allem aber müsste es doch so sein, dass die trockene Luft auch dann ein Problem darstellt, wenn ich eine Jacke anhabe. Hatte ich aber eine Jacke an, dann hat mich in der Regel die Erkältung nicht erwischt. Ich erinnere mich da an eine Fahrt in einem sehr stark abgekühlten ICE, wo viele Fahrgäste schon ausgestiegen waren. Draußen war es sehr heiß, drinnen sehr frisch und ich hatte zum Glück eine Jacke dabei und dran gedacht die anzuziehen. Prompt bekam ich keine Erkältung.:) Kann aber natürlich auch Zufall sein.

  • Zitat

    Vor allem aber habe ich ganz praktisch festgestellt, dass es mich in Räumen mit sehr kühl eingestellten Klimaanlagen schon erkältungsmäßig erwischt hat, wenn ich keine Jacke dabei hatte, oder nicht rechtzeitig dran dachte, die überzuziehen.

    Ich kritisiere ja gerne, aber das ist ein einfacher Fall von fehlender Information - das können wir beheben. Die Menge an Feuchtigkeit, die die Luft aufnehmen kann ist eine Funktion der Temperatur. Je wärmer es ist, desto mehr Wasser (und Alkohol und Polypropylen und überhapt alles) wird in der Luft gelöst. Das bedeutet im Gegenschluss, bei niedrigerer Temperatur (also mit Klimaanlage) ist es im Raum immer "trockener" (also absolute Feuchte) als in warmer Luft (https://de.wikipedia.org/wiki/Taupunkt ).

    Und weil ich ohne Kritik nicht leben kann: eine Aussage ("heute bin ich nicht krank geworden, obwohl es kalt war, aber ich hatte eine Jacke an") ist keine verwertbare Aussage. Das ist ein Datenpunkt - und leider ein ziemlich sinnloser dazu. Eine sinnvolle Studie beginnt mit vergleichbaren Bedingungen und vielen, vielen Datenpunkten. Dieses "ich habe es aber anders erlebt" beschreiben ist mir ein richtig großer Dorn im Auge.

  • Ich kritisiere ja gerne, aber das ist ein einfacher Fall von fehlender Information - das können wir beheben. Die Menge an Feuchtigkeit, die die Luft aufnehmen kann ist eine Funktion der Temperatur. Je wärmer es ist, desto mehr Wasser (und Alkohol und Polypropylen und überhapt alles) wird in der Luft gelöst. Das bedeutet im Gegenschluss, bei niedrigerer Temperatur (also mit Klimaanlage) ist es im Raum immer "trockener" (also absolute Feuchte) als in warmer Luft (https://de.wikipedia.org/wiki/Taupunkt ).

    Und weil ich ohne Kritik nicht leben kann: eine Aussage ("heute bin ich nicht krank geworden, obwohl es kalt war, aber ich hatte eine Jacke an") ist keine verwertbare Aussage. Das ist ein Datenpunkt - und leider ein ziemlich sinnloser dazu. Eine sinnvolle Studie beginnt mit vergleichbaren Bedingungen und vielen, vielen Datenpunkten. Dieses "ich habe es aber anders erlebt" beschreiben ist mir ein richtig großer Dorn im Auge.

    Meine Aussage, "wenn du heute mit der Bahn fährst dann kann es sein, dass die Klimaanlage zu kalt eingestellt ist und dann ist es gut, wenn du für alle Fälle eine Jacke dabei hast, die du überziehen kannst", war nicht als belastbares Ergebnis einer Gesundheitsvorsorgestudie gemeint. Trotzdem halte ich das für einen guten Tipp, auch wenn er sich etwas altbacken anhört.

  • Ich weiße mal kurz einen Moment vom Thema ab, denn heute trug sich mal wieder ein Schauspiel zu, bei dem man froh sein muss, entweder ein Auto zu besitzen und/oder zu Hause arbeiten zu können.

    Um 16:07 Uhr wurde von einem schweren Unwetter gewarnt, das heute durch Hamburg und das südlich Schleswig-Holstein ziehen sollte:

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    Anderthalb Stunden später zerlegt sich unabhängig vom Unwetter das Stellwerk in Elmshorn:

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    Es folgen die üblichen Maßnahmen, die einzelnen Linien werden in einen nördlichen und einen südlichen Teil gebrochen, Fahrgästen werden die Umleitungen über Bad Oldesloe und Lübeck nahegelegt. Die Umleitungen sind wie jedes Mal für die Katz, denn von Bad Oldesloe nach Neumünster und von Lübeck nach Kiel fahren ein, beziehungsweise zwei LINT 41 pro Stunde. Da sollen dann die Fahrgäste von zwölf Doppelstockwagen und ungefähr 16 normalen Wagen plus die Fahrgäste von zwei ICEs einsteigen.

    Ich bin in der Vergangenheit in solchen Fällen einfach bockig im Bureau geblieben, anstatt mir die Umwege anzutun und mehrere Stunden in Bad Oldesloe oder Lübeck mit aberhunderten weiteren Fahrgästen auf einen schmalen Platz im Zug zu warten.

    Das ging bis vor knapp einer Stunde so:

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    Und dann haben wir jetzt noch eine Pandemie. Den aufgeregten, beziehungsweise absolut angepissten Beiträgen in den gesellschaftlichen Netzwerken zufolge wurden Fahrgäste eindringlich gebeten, die kleinen LINTs nicht rappelvoll zu quetschen, es wurde wohl mehrfach tatsächlich versucht, die Züge maximal zur Hälfte zu füllen. Und dann steht man da inmitten eines Unwetters auf Bahnsteigen, die aus Kostengründen zu einem Drittel überdacht sind und Wartehallen, die aus Kostengründen seit Jahren geschlossen sind, und darf sich dann ausrechnen, ob man wohl in fünf oder erst in neun Stunden in den Zug nach Hause reinkommen wird. Oder man hat das Glück ein Taxi zu erwischen. Oder hat zufällig einen fliegenden Teppich dabei.

    Mit dem Schienenersatzverkehr zwischen Elmshorn, Pinneberg und Hamburg war es wohl ebenso abenteuerlich, angeblich haben die dort einsetzten Busse teilweise nur zwölf Fahrgäste transportiert, damit die Abstandsregeln eingehalten werden könnten.

    Was bin ich froh, dass ich von zu Hause arbeiten kann.

    Aber es zeigt eben die Problematik der öffentlichen Verkehrsmittel auf: Die Sache mit vielen Menschen in einem engen Fahrzeug ist schon schwer genug, aber sobald dann ein Problem im Betrieb auftritt, bricht das ganze System zusammen. Abstandsregeln und Infektionsschutz passen einfach nicht zu öffentlichen Verkehrsmitteln.

    Edit: Der Zugverkehr im Bereich Elmshorn ist immer noch gestört und man kann die Zeit weiterhin in vollen Zügen genießen. Sofern man denn vom Zugpersonal reingelassen wird.

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    Wenn ich die Meldungen in den gesellschaftlichen Netzwerken verstehe, sind aufgrund der Corona-Eindämmungsmaßnahmen noch nicht alle Fahrzeuge im Einsatz und es bleiben wohl gerade hinsichtlich der verringerten Kapazität zur Wahrung der Abstände eine ganze Menge Pendler an den Bahnsteigen zurück.

    Und dann stellt sich als Arbeitnehmer schon die Frage: Will man dem Arbeitgeber regelmäßig erklären, warum man es trotz einigermaßen pünktlich fahrender Züge nur mit mehrstündiger Verspätung zum Arbeitsplatz geschafft hat — oder steigt man einfach ins Auto und stellt sich diese Frage nicht?

  • Und dann stellt man sich als Arbeitnehmer schon die Frage: Will man dem Arbeitgeber regelmäßig erklären, warum man es trotz einigermaßen pünktlich fahrender Züge nur mit mehrstündiger Verspätung zum Arbeitsplatz geschafft hat — oder steigt man einfach ins Auto und stellt sich diese Frage nicht?

    Vermutlich ist es die falsche Frage, die man sich da stellt. Aber von der richtigen Frage will keiner was wissen, das interessiert niemand, das sind "Spinnereien", "Tagträumereien", nichts, worüber es sich groß nachzudenken lohnt.

    So eine Situation mit Eisenbahnstreckensperrung hatte ich schon mehrfach erlebt auf der Fahrt aus Richtung Bielefeld nach Hannover. Hier eine Erläuterung und die Frage, auf die es eigentlich ankommt:

    Dieser google-Satellitenbildausschnitt zeigt die S-Bahn-Linie von Haste über Barsinghausen nach Hannover kurz vor dem Erreichen des Bahnhofs Egestorf. Von Haste bis Egestorf ist die bereits seit rund 150 Jahren bestehende Strecke einspurig. Erst ab der "Försterbrücke" ist die Bahnstrecke zweispurig ausgebaut.

    https://www.google.com/maps/@52.28016…t/data=!3m1!1e3

    Die Openstreetmap-Karte, in der ich die Bahnverbindung von Haste über Bad Nenndorf und Barsinghausen nach Hannover rot und gelbrot eingezeichnet habe, zeigt, dass diese Strecke sich vom Verlauf anbietet als Umleitungsstrecke für die Züge aus Bielefeld oder Bremen, wenn es zu Sperrungen zwischen Haste oder Wunstorf und Hannover kommt. Und das kommt relativ häufig vor. Ich saß aus Bielefeld kommend auch schon mehrfach in Haste fest.

    Und danach schaute ich mir das auf der Karte an und fragte mich, warum dieser Streckenabschnitt nur einspurig ausgebaut ist, denn wäre er zweispurig ausgebaut, dann könnte er vermutlich gut als Umleitungsstrecke auch für andere Züge dienen. Für gewöhnlich fährt dort nur eine S-Bahn.

    Die Strecke gibt es schließlich schon seit 150 Jahren, warum wurde die nicht schon längst zweispurig ausgebaut? Dem gewonnen Krieg gegen Frankreich 1870/71 folgten in Deutschland die sogenannten "Gründerjahre" in der die Strecke entstand und vermutlich zumindest zunächst erst mal ausreichte. Aber dann folgten zwei verlustreiche Kriege und beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg setzte man bereits einseitig auf's Auto, wie schon den Nazis der Autobahnbau wichtiger war als der Ausbau von Zugstrecken.

  • Das man nie umgeleitet wird, auch nicht über ungewöhnliche Strecken. kann man nicht sagen. Ich durfte meiner dunklen Erinnerung nach auch schon mal die [url=http://brouter.de/brouter-web/#map=11/52.3187/9.5380/standard&lonlats=9.443041,52.438408;9.677668,52.353294;9.74171,52.376851&profile=rail]Hannoveraner Güterumgehung[/url] bereisen, muss aber schon ewig her sein. So kommt es dann zu "umgekehrten Wagenreihungen" und da die bekanntermaßen nicht soooo selten sind ...

    Eingleisigkeit muss dabei kein Problem sein, denn es gibt (gab jahrzehntelang?) regulär eingleisige Strecken im IC(E)-Netz. Von Süden direkt nach Hildesheim ist glaub was und aus eigener Bereisung kenne ich Münster - Dortmund und war nicht erst "kürzlich" was im Wolfsburger Raum was zweigleisig ausgebaut worden?

  • Eingleisigkeit muss dabei kein Problem sein, denn es gibt (gab jahrzehntelang?) regulär eingleisige Strecken im IC(E)-Netz. Von Süden direkt nach Hildesheim ist glaub was und aus eigener Bereisung kenne ich Münster - Dortmund und war nicht erst "kürzlich" was im Wolfsburger Raum was zweigleisig ausgebaut worden?

    Danke für den Hinweis Mueck, das hat mich doch gleich motiviert bei Wikipedia die Geschichte der 1872 in Betrieb genommenen Deisterbahn von Weetzen nach Haste noch mal nachzulesen:

    "Nach Einstellungsplänen der DB Ende der 1960er Jahre wurde die Strecke mit finanzieller Unterstützung durch den Zweckverband Großraum Hannover (Großraumverband, GVH), einem Rechtsvorgänger der heutigen Region Hannover, elektrifiziert und am 31. Mai 1970 mit der ersten Fahrt einer Elektrolokomotive eröffnet."

    Es ist tröstlich zu sehen, dass es bereits in den 60er-Jahren, weitblickende Politiker*innen gab, die sich dem damals wie leider auch noch heute stark verbreiteten Trend widersetzt haben, alles platt zu machen, was nicht den Interessen der Autoindustrie dient.

    In den 60er Jahren war die Deisterbahnstrecke bereits über 90 Jahre alt und sie war noch nicht einmal elektrifiziert worden bis zu diesem Zeitpunkt. "Am 22. März 1969 fuhr zum letzten Mal eine Dampflokomotive (Hervorhebung von mir) mit einem regulären Personenzug über die Strecke und der Zugbetrieb wurde auf Dieseltraktion umgestellt." Da kann man sich sehr schön vorstellen, wie die Menschen einen von einer fauchenden und qualmenden Dampflokomotive gezogenen Zug als etwas extrem rückschrittliches erlebt haben dürften, der zu dieser Zeit noch nicht wie heute romantisch verklärte Augenblicke hervorruft, sondern vielmehr um die frisch aufgehängte Wäsche bangen lässt.

    Warum aber war die Strecke (wie viele andere) bis dato nicht schon längst elektrifiziert worden in ihrer 90-jährigen Geschichte? Zwei Weltkriege und die Wirtschaftskrise Anfang der 30er-Jahre bremsten den elektrischen Streckenausbau.

    Immerhin wurde die Deisterstrecke in der Nachkriegszeit nicht abgebaut, wie es mit anderen Bahnstrecken passiert ist. Und am 31. Mai 1970 fuhr zum ersten mal eine Elektrolokomotive auf der Strecke.

    Der zweigleisige Ausbau bis Egestorf steht im Zusammenhang mit dem S-Bahn-Ausbau, der wiederum mit ausgelöst wurde durch die Weltausstellung EXPO 2000, die in Hannover stattfand. Von Egestorf bis Haste ist die Strecke jedoch weiter eingleisig.

    Ich will jetzt keine detaillierte Auflistung machen, in welchem Umfange in dem Zeitraum seit 1872 das Straßennetz in der Region ausgebaut wurde, weil sich jeder gut selbst vorstellen kann, wie der Landstraßenstandard der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts im Vergleich zu heute sich verändert hat.

    (Infos aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Deisterbahn )

    Dass die Strecke bis heute nicht durchgängig zweigleisig ausgebaut ist, ist vermutlich mit ein Grund dafür, dass sie als Umleitungsstrecke nicht genutzt werden kann. Und das wiederum ein Grund für zahlreiche zum Teil drastischen Verspätungen und Anlass für Schienenersatzverkehr in Fällen von Streckensperrungen zwischen Haste-Wunstorf-Hannover.

    Als es mich einmal erwischte und andere Fahrgäste kräftig schimpften auf die Störanfälligkeit der Bundesbahn kam ich über das, was ich hier geschrieben habe mit anderen Fahrgästen ins Gespäch. Fazit: Ein Auto mag in so einer Situation von Vorteil sein, weil es viele Straßen gibt, die als Umleitung dienen können und selbst kleine Landstraßen haben heutzutage oft einen guten Ausbau-Standard. Aber es ist nicht einfach Unvermögen der Bahn oder des Verkehrsmittels Bahn, sondern eben auch jahrzentelange Vernachlässigung eines entsprechenden Streckenausbaus, der Bahnverspätungen verursacht.

    Leider überwiegt in der konkreten Situation oft der Ärger, so dass Überlegungen für ein nachhaltiges Verkehrskonzept unterbleiben.

  • Das man nie umgeleitet wird, auch nicht über ungewöhnliche Strecken. kann man nicht sagen.

    Das kommt ja auch immer drauf an — in Hamburg wird beispielsweise der RE 70 hin und wieder mal über die Güterumgehungsbahn umgeleitet. Wie man bei Google sehen kann, ist das ein nicht unerheblicher Umweg auf einer zum Teil nur eingleisigen Strecke. Das geht dann also auch nur zu Zeiten, in denen dort kein Güterverkehr rollt und dann auch immer nur für Züge des RE 70, die an beiden Seiten der Strecke warten müssen, bis der jeweilige Gegenzug durch ist.

    Und natürlich wäre es cool, wenn bei einer Sperrung in Elmshorn ganz einfach die Züge wenden, durch den Hauptbahnhof fahren und dann ab Bad Oldesloe oder Lübeck nach Kiel fahren. Das scheitert nur schon daran, dass die beiden Nebenbahnen nicht elektrifiziert sind und wie es die Tradition in den letzten Jahrzehnten verlangt hat, wurden entlang der Strecken jegliche Weichen und Ausweichmöglichkeiten zugunsten finanzieller Einsparungen abgebaut. Da kommt man also gar nicht mehr vorbei.

    Leider überwiegt in der konkreten Situation oft der Ärger, so dass Überlegungen für ein nachhaltiges Verkehrskonzept unterbleiben.

    Genau das meine ich: Natürlich sind die Fahrgäste frustriert, wenn der Zug voll ist oder ausfällt oder eine Strecke gesperrt wird. Für den Laien ist es ja auch gänzlich unverständlich, warum nicht einfach noch ein paar Wagen angehängt werden können oder man woanders lang fährt. Aber im Endeffekt lässt sich beinahe jedes dieser Probleme wieder auf unsere Begeisterung aus den 70ern zurückführen, möglichst viele Bahnstrecken stillzulegen oder abzubauen.

  • Bei WELT ONLINE gibt’s einen neuen Artikel zum Anstreckungsrisiko in öffentlichen Verkehrsmitteln: Ansteckung in Fliegern und Zügen? Das Märchen der sauberen Kabinenluft

    Am Ende läuft es aber auf das ohnehin bereits bekannte Resultat hinaus: Nichts genaues weiß man nicht. Vielleicht ist das alles supergefährlich und wir nehmen insbesondere in Flugzeugen vor allem eine Abwägung der Gesundheit der Fahrgäste und der wirtschaftlichen Interessen der Fluglinien wahr, vielleicht aber auch nicht.

    Das ist ja nun keine besonders gute Richtschnur, um das Risiko für die nächste Bahnfahrt zu kalkulieren.

  • "Zwar gibt es die Pflicht, einen einfachen Mundschutz zu tragen." heißt es in dem von Malte VERLINKTEN welt-artikel. Was wäre denn etwas, das über einen einfachen Mundschutz hinaus gehen würde? Da bieten sich die FFP2-Schutzmasken an:

    "Für pflegerische Tätigkeiten oder andere Situationen, in denen Menschen engen Kontakt zu Influenza- oder Covid-19-Verdachtsfällen haben, wird ein einfacher Gesichtsschutz eigentlich als ungeeignet eingestuft. Dafür gibt es Masken mit der Schutzstufe FFP-2, die bestimmte Anforderungen zum Filtern von Partikeln erfüllen müssen. Sie sind beispielsweise wichtig für den Einsatz in Krankenhäusern, damit sich das Personal nicht infiziert. Geregelt sind die Anforderungen an solche Masken in der europäischen Norm 149; FFP steht für "filtering facepiece".

    FFP2-Masken sollen nur einmal verwendet werden. Wegen der akuten Knappheit empfiehlt das RKI aber, die Masken möglicherweise erneut zu benutzen. Allerdings müssen dafür eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden."

    Problem: Damit diese FFP 2 Masken ihre volle Wirkung entfalten, müssen sie auf glatter Haut eng anliegen. Das ist dann wie bei Alexander dem Großen, der der klerikalen Obrigkeit die Bärte abrasierte, und so weit möchten die Fluggesellschaften und Nahverkehrsunternehmen anscheinend nicht gehen, dass sie ihren Flug- und Fahrgästen zumuten, den Bart abzurasieren.

    Aber vielleicht ist es ja auch möglich, den Bart mit Pomade oder Fettcreme zu behandeln, so dass doch ein sicherer Sitz der FFP2-Maske gewährleistet ist? Darüber steht in diesem Artikel aus dem das folgende Zitat stammt, leider nichts geschrieben:

    "Es muss sichergestellt sein, dass keine Lücken zwischen Gesicht und Maske vorhanden sind. Bartträger können keinen Dichtsitz erreichen." aus: COVID-19: Welche Atemschutzmaske ist die richtige?, healthcare in europe, vom 27.3.2020 https://healthcare-in-europe.com/de/home/

    Wie es zur Zeit beim Fliegen zugeht, wird in diesem Extra-3-Beitrag vom 27.5.2020 thematisiert:

    Ich habe den Link auf den entsprechenden Filmausschnitt ausgerichtet bei Minute 5:55.

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    Eigentlich müssten Nahverkehrsgesellschaften, Fernzug- und Flugzeugbetreiber, die es zulassen, dass die Züge sich über das Abstandsgebot hinaus füllen, einen entsprechend qualifizierten Mundschutz anbieten. Aber das würde den Preis nach oben treiben. Andererseits werden viele Millionen Euro für Abwrackprämien investiert. Warum nicht auch in qualifizierte Schutzmasken?

    Was den Nahverkehr angeht, sähe ich am ehesten noch einen Spielraum, es bei der jetzigen Regelung zu belassen. Allerdings sollten auch hier die Nahverkehrsunternehmen verpflichtet und dabei finanziell unterstützt werden zumindest einen Mund-Nasen-Schutz kostenfrei anzubieten. Im Nahverkehr sind die Kontaktzeiträume jedenfalls deutlich kürzer als bei Fernzugreisen oder Flugreisen. Das beste allerdings wäre es, weiterhin ganz klare Reisewarnungen auch innerhalb von Staaten in der Form auszusprechen, dass auf Reisen möglichst verzichtet wird. Denn die Übertragungsgefahr beschränkt sich nicht auf das benutzte Verkehrsmittel, wie Ischgl leider eindeutig belegt hat.

  • Das man nie umgeleitet wird, auch nicht über ungewöhnliche Strecken. kann man nicht sagen. Ich durfte meiner dunklen Erinnerung nach auch schon mal die [url=http://brouter.de/brouter-web/#map=11/52.3187/9.5380/standard&lonlats=9.443041,52.438408;9.677668,52.353294;9.74171,52.376851&profile=rail]Hannoveraner Güterumgehung[/url] bereisen, muss aber schon ewig her sein. So kommt es dann zu "umgekehrten Wagenreihungen" und da die bekanntermaßen nicht soooo selten sind ...

    Eingleisigkeit muss dabei kein Problem sein, denn es gibt (gab jahrzehntelang?) regulär eingleisige Strecken im IC(E)-Netz. Von Süden direkt nach Hildesheim ist glaub was und aus eigener Bereisung kenne ich Münster - Dortmund und war nicht erst "kürzlich" was im Wolfsburger Raum was zweigleisig ausgebaut worden?

    Auch in Hannover gibt es eine landschaftlich sehr schöne Eisenbahnstrecke. Die wird normalerweise nur von Güterzügen benutzt. Die Strecke führt eingleisig auf Dämmen und Brücken durch die Leineaue.

    Vor einigen Monaten bin ich dort in einem Personenzug gefahren, als in Bahnhofsnähe Brückenbauarbeiten waren.

    Das Foto ist allerdings vom Rad aus gemacht worden.

    Bei Wikipedia gibt es einen recht informativen Artikel. Demnach wird der Strreckenabschnitt auf dem Foto "Ahlemer Kurve" genannt. Die Güterumgehungsbahn wurde Anfang des 19. Jh. noch vor dem ersten Weltkrieg gebaut, die Ahlemer Kurve als ein zusätzliches Teilstück 1957. Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCte…gsbahn_Hannover

  • "Nächster Corona-Ärger: Polizei erwischt fünf 96-Profis in einem Auto - ohne Masken" aus: https://www.sportbuzzer.de/artikel/hannov…lizei-dummheit/ vom 11.6.2020

    Wären Sie mal Bus und Bahn gefahren, dann hätten Sie vielleicht gesehen, dass dort alle einen Mund-Nasen-Schutz tragen und hätten vielleicht eher dran gedacht, selbst einen zu benutzen.

    Aber Fußballer lassen sich vielleicht zu sehr von so was beeindrucken:

    radverkehrsforum.de/attachment/13329/

    Soll man über so was weinen;(, weil es offensichtlich Leute gibt, die sich davon beeindrucken lassen?

    Oder lachen :D, weil die Gigantomania, der schonungslose Größenwahnsinn der Autokonzerne offensichtlich wird?

    Hinweis: Das Schienenfahrzeug auf dem Bild ist rund 30 Jahre alt und versieht nach wie vor brav seinen Dienst! Beim Bremsen wird Energie erzeugt, die durch Rekuperation ins Leitungsnetz eingespeist wird!