Tempo 30 oder Fahrradstraße in der Gertigstraße, Diskussion am 21.10.2019, 19 Uhr, im Goldbekhaus

  • Bernd Kroll lädt ein zur Diskussion "Tempo 30 für alle oder Fahrradstrasse für wenige?" am 21.10.2019 um 19 Uhr ins Goldbekhaus. Es geht um die in der Gertigstraße in Hamburg Winterhude geplante Fahrradstraße.

    https://www.unser-muehlenkamp.de/home

    Man kann ja für und gegen vieles sein, aber der Unterschied zwischen einer Tempo 30 Zone und der geplanten für den Kfz-Verkehr freigegebenen Fahrradstraße ist marginal. Wieso also solche Märchen verbreiten, dass sich bei Einrichtung der Fahrradstraße der Verkehr in die Nebenstraßen verlagern wird?

  • Ich will keinen demobilisieren. Wenn ihr in der Ecke wohnt, geht hin.

    Kroll geht es IMHO aber vor allem darum, der rot-grünen Regierung vor die Tür zu kacken. Das macht er oft und gerne, als Vortänzer für seine Besserbürger-Klientel. Ich habe den Eindruck, dass da auch ein verletztes Ego bzw. Größenwahn mitspielt, da zum Teil in alle möglichen Richtungen mobilisiert wird, bis hin zum Wiesendamm und Borgweg. Wobei das die Mühlenkamp-Klientel herzlich wenig interessiert.

    Gerüchtenzufolge ist man auch in der CDU nicht besonders gut auf ihn zu sprechen.

  • Dass Herr Kroll nicht immer auf einer Linie mit seiner Fraktion ist, habe ich in einer Sitzung der Bezirksversammlung zur Wohnbebauung an Mühlenkampkanal erleben dürfen. Ich erwarte auch nicht viel von der Veranstaltung, außer ein Dagegensein um des Dagegensein willens.

  • Ob dieser Kroll wohl weiß, dass das Konzept Fahrradstraße auch innerhalb der RadverkehrsaktivistInnen immer wieder kritisiert wird? Schoenwetterradling stützt ja mit seiner Argumentation die Kritik an Fahrradstraßen:

    Man kann ja für und gegen vieles sein, aber der Unterschied zwischen einer Tempo 30 Zone und der geplanten für den Kfz-Verkehr freigegebenen Fahrradstraße ist marginal. Wieso also solche Märchen verbreiten, dass sich bei Einrichtung der Fahrradstraße der Verkehr in die Nebenstraßen verlagern wird?

    Fazit aus Schoenwetterradlings Beitrag: Fahrradstraßen bringen keine echten Vorteile für den Radverkehr.

    In Hannover gab es ja diese Situation, dass ein Kleinlaster eine Fahrradfahrerin an der Weiterfahrt in der Fahrradstraße gehindert hat:

    Der Kleinlaster fuhr in einen Abschnitt der Fahrradstraße hinein, in dem auf seiner Seite Autos parkten. Eigentlich hätte er warten müssen, bis die entgegenkommende Fahrradfahrerin diesen Teil der Fahrradstraße passiert hat. Denn auf der Seitze der Fahrradfahrerin standen keine parkenden Autos. Und zum Aneinandervorbeifahren war dieser Abschnitt der Fahrradstraße zu eng.

    Da greift die Regel, derjenige auf dessen Seite das Hindernis ist, der hat zu warten.

    Der Kleinlaster hat aber nicht gewartet und so standen dann die beiden Stoßstange an Vorderreifen mehr als eine halbe Stunde gegenüber. Der Kleinlaster, der unerlaubterweise in den schmalen Abschnitt eingefahren ist, war nicht bereit zurückzusetzen und die Straße frei zu geben.

    https://www.haz.de/Hannover/Aus-d…die-Radfahrerin

    Ich erwähne das hier zum Ersten, weil es mich nicht wundern würde, wenn diese Episode bei der von diesem Kroll geplanten "Diskussionsveranstaltung" zur Sprache kommt.

    Und zum Zweiten, weil in der Folge in Hannover einmal mehr das Thema Fahrradstraße dick diskutiert wurde und ich dabei den Eindruck hatte, dass sich bei diesen Gelegenheiten die Geschickteren der Autolobbyisten und Verkehrswende-Verweigerern gerne ausgiebig zu Wort melden, um so zu tun, dass eigentlich sie es sind, die die wahren Interessen der Radfahrerschaft richtig vertreten, während die eigentlichen Sprecher der Radfahrerschaft nur engstirnige ideologieverblendete Lobbyisten seien.

    Ich befürchte, der Kroll hat das recht geschickt (aus seiner Sicht) angepackt. Er hat wohl das Gefühl, mit dieser "Diskussions-Veranstaltung könne er nur gewinnen. Ob er damit die Fahrradstraße verhindern kann, das ist ihm vermutlich ziemlich schnuppe, darum geht es diesem "Spaltpilz-Verbreiter" nicht.

    Zurück zum Beispiel aus Hannover: In der lebhaften Diskussion (ausgelöst durch oben erwähnten Vorfall) um den Verkehrsweg Fahrradstraße wird zum Beispiel kritisiert, dass die Fahrradstraßen in Hannover grundsätzlich immer viel zu eng seien. Dabei gibt es in Hannover sehr viele sehr breite Fahrradstraßen.


    Ein gewinnbringendes Argument in Richtung gute Radverkehrinfrastruktur bei dieser Diskussionsveranstaltung könnte meines Erachtens sein:

    "Radfahrer kritisieren häufig, dass Autofahrer die Fahrradstraßenregelungen nicht kennen. Kein Wunder: Viele Autofahrer haben ihre theoretische Fahrprüfung absolviert, bevor die Neuerung in die Straßenverkehrsordnung (StVO) aufgenommen wurde – und wissen daher schlicht nicht Bescheid." Das wurde u. a. in dem weiter oben verlinkten HAZ-Artikel als Erläuterung aufgeführt.

    Vielleicht sollte man es so versuchen: "Lieber Herr Kroll, Ihre Befürchtungen sind unbegründet. Aus der Fahrradstraße wird kein Verkehr in andere Straßen verdrängt.

    Und schon gar kein Radverkehr, denn um den zu verbessern, wird die Radfahrstraße ja angelegt.

    (Oder sehen Sie die Sache etwas so, dass für Sie nur Autoverkehr als "richtiger" Verkehr zählt?)

    Für den Autoverkehr wird es durch die Einrichtung der Fahrradstraße keine gravierenden Einschränkungen geben. Denn der Autoverkehr wird ja weiterhin erlaubt sein in der Fahrradstraße. Die Einrichtung als Fahrradstraße mit der entsprechenden Ausschilderung wird aber dazu beitragen, dass besonders rücksichtslose Autofahrer, es sich zukünftig zweimal überlegen, bevor sie auf die Hupe drücken, um einen Fahrradfahrer zu verscheuchen, den viele Autofahrer ja nicht als gleichberechtigten Verkehrsteilnehmer betrachten. (Aber solche rücksichstlosen Auofahrer wollen Sie ja wohl nicht unterstützen, nicht wahr, Herr Kroll?)

    Die von Herrn Kroll gewählte Gegenüberstellung ist ohnehin unzutreffend. "Tempo 30 für alle oder Fahrradstraße für wenige?"

    Eigentlich muss es doch heißen: "Tempo 30 für alle und Fahrradstraße für alle Radfahrerinnen und Radfahrer und diejenigen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, die demnächst auf's Fahrrad umsteigen werden.

    Sehr gut gefallen hat mir der gelassene und ruhige Beitrag der ADFC-Sprecherin Wiebke Hansen in diesem NDR-Beitrag vom 6.8.2019: https://www.ndr.de/nachrichten/ha…strasse144.html

    Siehe in dem eingebetteten Video bei Minute 1:44.

    Von Hannover aus ist mir der Weg zu weit, aber ich wünsch mir, dass viele Hamburger hingehen und Herrn Krolls Anti-Radfahrer-Stimmungsmache entkräften werden. Und viel Erfolg für Schoenwetterradling und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

  • Gehst du hin? Berichte doch mal bitte. Schön wären auch subversive Fragen wie: was ist eigentlich der Unterschied zwischen den beiden Planungen? :)

    Das ist keine sonderlich "subversive" Frage. Wie kommst du da drauf?

    Hast du erst mal eine Fahrradstraße eingerichtet, dann sorgt das für Diskussion. (Siehe mein oben genanntes Beispiel aus Hannover)

    Und wenn die Radfahrerschaft am Ball bleibt, dann gibt's bald eine Fahrradzone, dann eine Fahrradstadt und der Autoverkehr wird zur Randerscheinung.

    Kroll versucht, diese mögliche Entwicklung im Keim zu ersticken. Und deshalb ist es gut, ihm Contra zu geben. Und das tu ich nicht dadurch, dass ich ihm quasi zustimme, wie du es vorschlägst.

  • Ist jetzt übrigens auf eine Fahrradstraße mit Freigabe für motorisierten Individualverkehr hinausgelaufen (vgl. Ausschreibungsunterlagen).

    Die Fahrradsymbole auf der Straße und die erneuerten Nebenflächen sind eigentlich das einzige was sich ändert. Positiv ist aber, dass das viele neue Radanlehnbügel und sogar Abstellplätze für Lastenräder gebaut werden.

    Tatsächlich fände ich den (eigentlich als als radfahrerunfreundlicheren gedachten) Vorschlag der Tempo-20-Zone von der IG Mühlenkamp besser als die Fahrradstraße, weil so das (enge) Überholen von Radfahrern eigentlich unmöglich wäre...