Was dabei rauskäme weiß ich zwar nicht, aber warum man nach all den Jahrzehnten immer noch Ullie 's Expertokratie favorisiert und ein so abgrundtiefes Misstrauen gegen die "Gutartigkeit" der eigenen Bevölkerung hegt, wird mir immer schleierhafter. Die fahren zwar alle Auto, kaufen tonnenweise Plastik und essen gequälte Viecher, aber die Regeln haben sie nicht gemacht und echte Gelegenheit, Alternativen zu realisieren, hatten sie auch nicht.
Was hatte Lindner noch gleich zu den Forderungen der Fridays For Future Demonstranten nach mehr Umweltschutz und Klimaschutz gesagt? So was sollen die Jugendlichen doch besser den Experten überlassen. Wobei ein bisschen vage blieb, ob er sich als den Experten sah oder diejenigen, die er für Experten hält und nach deren Empfehlungen er seine Politik gestaltet.
Das Ganze erinnert mich ein bisschen an die Forderungen nach dem Atomausstieg. Der Atomeinstieg wurde von "Experten empfohlen". (Waren es Rüstungsexperten oder Energieversorgungsexperten?)
Bei der Atomkraftnutzung zur Energiegewinnung gab es zunächst in der Bevölkerung nur wenig Widerstand, der sich allerdings hartnäckig gehalten hat und allerspätestens mit dem Atomunglück von Fukushima so stark mehrheitsfähig war, dass auch die CDU nicht mehr länger an der Atomkraft festgehalten hat.
Wäre ein so abgrundtiefes Misstrauen gegen die Gutartigkeit der eigenen Bevölkerung gerechtfertigt, dann hätte es wohl nie Demonstrationen für den Atomausstieg gegeben.
Im Nachbarland Frankreich dagegen ist das Unbehagen bei der Atomkraft-Nutzung weniger stark in der Bevölkerung verbreitet.
"Doch eine neue Umfrage, die der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorab vorliegt, zeigt das Gegenteil. Die Franzosen wollen zwar mehrheitlich nicht aus der Kernenergie aussteigen, doch ihren Anteil deutlich verringern." Trotzdem würde ich die französische Bevölkerung deshalb nicht als "bösartig" bezeichnen.
FAZ vom 8.12.2017
https://www.faz.net/aktuell/wirtsc…t-15329965.html
Obwohl gerade bei der friedlichen Atomkraftnutzung immer auch die militärische Nutzung eine große Rolle spielt. Das ist vermutlich auch ein wichtiger Grund für viele Franzosen, die Atomkraftnutzung nicht ganz aufzugeben.
Die Aufklärungsarbeit über die Gefahren der Atomkraftnutzung dauerte Jahrzehnte an. Und der Ausstieg kam in Deutschland in zwei Schüben. Atomkraftausstieg während der rot-grünen Bundessregierung 2000.
Dann erfolgte der Wiedereinstieg in die Atomkraftnutzung während der schwarz-gelben Regierungskoalition im Jahr 2010.
Und nur ein Jahr später der erneute Ausstieg ebenfalls während der immer noch amtierenden schwarz-gelben Regierungskoalition, unter dem Eindruck des Atomreaktorunglücks in Fukushima.
Und dabei gab es immer Experten, die sagten, die Atomkraftnutzung sei sicher. Die gibt es auch heute noch. Meines Erachtens ist das ein deutliches Beispiel dafür, dass Politik sich nicht einfach nur auf die Experten verlassen kann. Und auch eine Befragung der Bevölkerung ist doch sehr abhängig davon, wie der Informationsstand in der Bevölkerung aussieht. Und noch von einigen anderen Faktoren.