Petition die Radwegparker ins Visier nimmt

  • Ich vermute ja, dass Großstädter auf dem Land regelmäßig einen fürchterlichen Kulturschock erleiden. Weil alles das, was sie für selbstverständlich halten, dort einfach nicht existiert. Es wird aber wohl in vielen Fällen schon daran scheitern, dass sie ohne Auto selber ja gar nicht mehr raus aufs Land kommen... 8o

    Dann musst du so lange langsam fahren, bis es wieder eine Eisenbahn gibt.

    Das kann auf dem Land dann aber seeeeeehr lange dauern. Und selbst wenn es dann mal eine Bahn gibt, fährt die noch lange nicht schnell! Das ist nämlich auch einer der Hauptgründe, warum die Leute weiterhin lieber Auto, als Bahn fahren. Man könnte ja den Menschen hier also erst einmal wirkliche, realistische Alternativen anbieten, bevor man ihnen das Leben noch zusätzlich schwer macht, indem man ihnen mit surrealen und unverhältnismäßigen Verboten kommt...? Wo sind hingegen die vorangehenden Forderungen nach Wiederverstaatlichung der Bahn und einem massiven Netzausbau...!?

    Und dann wundert man sich auch noch, dass man mit derart radikalen und an der Lebensrealität vieler Menschen vorbeigehenden Forderungen auf wenig Gegenliebe stößt - und damit bestenfalls Trotzreaktionen erreicht...! :rolleyes:

  • Ich vermute ja, dass Großstädter auf dem Land regelmäßig einen fürchterlichen Kulturschock erleiden. Weil alles das, was sie für selbstverständlich halten, dort einfach nicht existiert. Es wird aber wohl in vielen Fällen schon daran scheitern, dass sie ohne Auto selber ja gar nicht mehr raus aufs Land kommen... 8o

    Das kann auf dem Land dann aber seeeeeehr lange dauern. Und selbst wenn es dann mal eine Bahn gibt, fährt die noch lange nicht schnell! Das ist nämlich auch einer der Hauptgründe, warum die Leute weiterhin lieber Auto, als Bahn fahren. Man könnte ja den Menschen hier also erst einmal wirkliche, realistische Alternativen anbieten, bevor man ihnen das Leben noch zusätzlich schwer macht, indem man ihnen mit surrealen und unverhältnismäßigen Verboten kommt...? Wo sind hingegen die vorangehenden Forderungen nach Wiederverstaatlichung der Bahn und einem massiven Netzausbau...!?

    Und dann wundert man sich auch noch, dass man mit derart radikalen und an der Lebensrealität vieler Menschen vorbeigehenden Forderungen auf wenig Gegenliebe stößt - und damit bestenfalls Trotzreaktionen erreicht...! :rolleyes:

    Na dann ist es wohl das Beste wir verabschieden uns von langfristig machbaren und nachhaltigen Mobilitäts-Alternativen und wursteln weiter so rum, wie gehabt. Oder?:sleeping:

    Und diejenigen Menschen, die bereits heute vernünftigerweise nachhaltig mobil sind, das sind weiterhin in den Augen mancher Landbewohner ausschließlich nur die dafür angegifteten Stadtbewohner, mit Omnibushaltestelle, U-Bahn. Stadtbahn, S-Bahn usw. vor der Tür, die es gefälligst zu erdulden haben, dass sich durch die städtischen Einfallsstraßen Tag für Tag fettere SUV's und anderer "Mobilitäts-Quatsch" à la Scheuer wälzt?:evil:

    Wenn immer breitere, schnellere und zahlreichere Straßen auch noch die hinterletzten Meiler Auto-verkehrstechnisch optimal an das nächste Mittelzentrum anschließen, dann wird es keine Verkehrswende geben. Der ÖPNV-Ausbau gerade auf dem Land ist nicht damit getan, zusätzliche Buslinien zu installieren, die dann leer fahren, weil es mit dem Auto halt trotzdem schneller geht.

    Hand in Hand mit dem ÖPNV-Ausbau ist ein Rückbau der Autoverkehrinfrastruktur zu verbinden. Schließlich macht es keinen Sinn, eine Doppelstruktur aufzubauen. Das ist nach meiner Beobachtung die typische ADAC-Postitionierung: Wir müssen doch erst mal die attraktiven ÖPNV-Alternativen schaffen, bevor wir von den Menschen erwarten dürfen, dass sie ihr Auto stehen lassen und auf den ÖPNV umsteigen.

    Dagegen ist eine vorrangige ÖPNV-Infrastruktur deutlich preiswerter als eine Doppelstruktur und auch nicht wesentlich langsamer, in vielen Fällen kann sie sogar schneller sein (Eisenbahn) als eine Auto-Infrastruktur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

  • Das kann auf dem Land dann aber seeeeeehr lange dauern. Und selbst wenn es dann mal eine Bahn gibt, fährt die noch lange nicht schnell!

    Mit der Bahn wäre ich im letzten Jahr von Braunschweig nach Uelzen (80km) ca. 1 Stunde schneller gewesen als mit dem Fahrrad und ich fand mich selbst schon ziemlich schnell. Die Bahn ist auf dieser Strecke fast schon eine ernstzunehmende Alternative zum Fahrrad. Das lag aber unter anderem auch daran, dass ich 15km Umweg über eine Umleitungsstrecke fahren musste, da die B4 auf dem letzten Stück gesperrt war (übrigens nicht nur für Radfahrer).

  • Nachtrag zum Thema Tempolimit, wozu es ja auch eine Petition gibt, auf die foobar schon weiter oben hingewiesen hatte. https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_20…tion_89913.html

    Ich halte ja Tempo 80 für Alle auf Autobahnen für ausreichend.

    Bei der 130er-Petition habe ich trotzdem unterschrieben.

    Hier ein Zufallsfund, der das Ergebnis der "Tempo 80-Petition" vorwegnimmt:

    https://cdnde1.img.sputniknews.com/images/32320/67/323206734.jpg

  • Ich halte ja Tempo 80 für Alle auf Autobahnen für ausreichend.

    Das könnte dazu führen, dass mehr KFZ auf Landstraßen unterwegs sind. Das ist nicht gut für die Verkehrssicherheit und für die Anwohner dieser Straßen. Lieber KFZ-Verkehr auf der Autobahn lassen (oder ganz abschaffen).

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Mit der Bahn wäre ich im letzten Jahr von Braunschweig nach Uelzen (80km) ca. 1 Stunde schneller gewesen als mit dem Fahrrad und ich fand mich selbst schon ziemlich schnell. Die Bahn ist auf dieser Strecke fast schon eine ernstzunehmende Alternative zum Fahrrad. Das lag aber unter anderem auch daran, dass ich 15km Umweg über eine Umleitungsstrecke fahren musste, da die B4 auf dem letzten Stück gesperrt war (übrigens nicht nur für Radfahrer).

    "Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat jüngst für einen großen Aufschrei im Land gesorgt. In Anbetracht der Tatsache, dass die Wirtschaftskraft in Ostdeutschland noch immer etwas um 20 Prozent hinter der der westdeutschen Bundesländer hinterherhinkt, schlug IWH-Präsident Reint Gropp vor, die Fördermittel vor allem auf die ostdeutschen Ballungszentren zu konzentrieren."

    https://www.mz-web.de/saalekreis/foe…ieden--32248896

    Auch auf die Gefahr hin, mich hier bei den Landbewohnern unbeliebt zu machen: Im Grunde genommen stimme ich den Autoren der Studie zu. Das Hauptproblem sehe ich darin, dass in den zurückliegenden Jahrzehnten die Wirtschaftsförderung auf dem Land vor allem darin bestand viele schnelle Landstraßen und Bundesstraßen zu bauen. Das hat die Zersiedelung, sowie die Flächen-Versiegelung befördert und eine autozentrierte Verkehrsinfrastruktur erzeugt. Die Wege wurden so immer länger, aber sie konnten dank schnellerer Straßen in immer kürzerer Zeit zurückgelegt werden. Dafür werden jedoch zunehmend mehr Ressourcen verbraucht, sowohl beim Bau von Straßen aber auch bei deren Benutzung. Vor fünfzig Jahren gab es in vielen kleinen Ortschaften noch mehrere Lebensmittelgeschäfte. Doch die Straßen wurden breiter und schneller, der Autobesitz nahm zu, aber auch die Ansprüche bezüglich kostengünstige Nahrungsmittelbeschaffung mit großer Auswahl und kleinem Preis. Die kleinen Geschäfte machten dicht.

    Bei den Arbeitsplätzen gab es eine vergleichbare Entwicklung: Gut bezahlte Arbeitsplätze konnten durch schnelle Autoanbindung erreicht werden. Schlechter bezahlte im ländlichen Raum blieben unbeliebt und unbesetzt. Das hat der Wirtschaftsentwicklung im ländlichen Raum möglicherweise mehr geschadet als ihr durch den Straßenausbau geholfen werden konnte.

    Ökologisch und ökonomisch vernünftiger wäre es gewesen, die Besiedelung der Städte zu verstärken und gleichzeitig lebenswerte Stadtstrukturen zu entwickeln. Anstattdessen wurde zugelassen, dass sich Tag für Tag unendliche Autoschlangen in die Städte ergießen und dort nicht mehr oder kaum noch bewältigbare Verkehrssituationen erzeugt werden. Und dazu gehören zugeparkte Radwege. So betrachtet greift die Petition, die die Radwegparker ins Visier nimmt, viel zu kurz.

  • Das könnte dazu führen, dass mehr KFZ auf Landstraßen unterwegs sind. Das ist nicht gut für die Verkehrssicherheit und für die Anwohner dieser Straßen. Lieber KFZ-Verkehr auf der Autobahn lassen (oder ganz abschaffen).

    Beim heutigen Ausbaustand der Landes- und Bundesstraßen stimme ich dir zu. Deshalb ist es ja so wichtig, dass dort auf Tempo 60 reduziert wird. Und natürlich dürften diese Straßen nicht so begradigt und breit sein. Wie bei vielen Bachbett-Renaturierungen müssten im Grunde genommen Landstraßen-"Renaturierungen" erfolgen. Auch wenn sich das jetzt kühn anhört. Wenn du im ländlichen Raum unterwegs bist, dann gibt es ganz oft Straßenabschnitte, auf denen nur Tempo 70 erlaubt ist. Das sind alles Abschnitte, für die bereits Pläne in den Schubladen liegen, dass sie auf ein höheres Tempo ertüchtigt werden sollen. Was da schon alleine an Geld eingespart werden kann, wenn man auf diesen Ausbau verzichtet!

    Übrigens gilt Tempo Hundert auf Landstraße erst seit 1972. Siehe dazu auch dieser Film: https://www.dw.com/de/damals-temp…Fen/av-17133385 (Deutsche Welle 2013) Der Film ist auch deshalb interessant, weil zahlreiche Interview-Einsprengsel den gängigen Zeitgeist widerspiegeln.

  • In dem Film https://www.dw.com/de/damals-temp…Fen/av-17133385 wird an einer Stelle davon gesprochen, dass in Deutschland (Westdeutschland!) einmal ein Tempolimit von Tempo 100 auf der Autobahn galt. (Minute 1:38 bis Minute 2:42)

    Das war von November 1973 bis März 1974 und es war mir bislang gar nicht recht bewusst. Es galt tatsächlich ja auch nur eine kurze Zeit. Hintergrund war die Ölkrise. "Ende 1973 hatte die Organisation Erdölexportierender Staaten einen Boykott gegen den Westen verhängt. Der Benzinpreis stieg, die Regierung verhängte ein Sonntagsfahrverbot. Ab November 1973 durfte zudem auf Autobahnen nicht schneller als 100 Kilometer in der Stunde gefahren werden. Das sollte gelten, bis die Ölkrise überwunden war.

    Doch der damalige Verkehrsminister, der Sozialdemokrat Lauritz Lauritzen, wollte das Limit beibehalten. Sein Argument: „Es geht um Menschenleben.“ Mit 20.000 Verkehrstoten war im Jahr vor der Ölkrise ein trauriger Rekord erzielt worden. Während des Tempolimits gab es deutlich weniger Unfälle."

    Quelle: https://www.fr.de/politik/tage-tempo-11279291.html

    Was hat Scheuer aus den Erfahrungen seines Vorvorvor-Gängers gelernt: Versuch erst gar nicht ein Tempolimit gutzuheißen, sondern setze dich gleich an die Spitze der Gegenbewegung. Möglicherweise stand damals in der Diskussion noch stärker als heute der Gedanke im Vordergrund, dass ein Tempolimit sich aus Gründen der Staatsräson verbietet, weil sich das Tempolimit negativ auf die Autromobilproduktionm auswirkt: "Die 100-Kilometer-Tempo-Bestimmung macht uns auch noch das Frühjahrsgeschäft kaputt", klagt Ford-Vorstandsmitglied Banzhaf." Quelle: Spiegel vom 26.11.1973. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41840240.html

    Auf jeden Fall finde ich es spannend zu verfolgen, dass damals deutlich offener als heute eine Meinung gesellschaftsfähig war, die sich vielleicht so zusammenfassen lässt: "Auch wenn es dann mehr Tote gibt, schnelles Fahren ist das wichtigste überhaupt." Heute dagegen wird eher davon gesprochen, dass die Auswirkungen des schnellen Fahrens gar nicht so schlimm seien wie von Experten behauptet.

  • oha, da habe ich ja eine Diskussion losgetreten :)

    Schöön das es dann auch um die 130 petition ging, die ist übrigens durch genau diesen Weg über Foren, sozial media und mailing so stark gepuscht worden. Viele Kirchgemeinden haben ihre Leute darauf hingewiesen, per Mail oder facebook.