LKW-Unfälle, soziale Marktwirtschaft und Kapitalismus (aus: Medienhinweise)

  • Die Gesellschaft muss für materielle Absicherung sorgen.

    Sichert die Gesellschaft "zu gut" ab, werden sich zu wenige Menschen für die verbliebenen Jobs finden. Sichert sie zu schlecht ab, gibt es Unruhe wegen mangelnder Teilhabe. Oder beides auf einmal.

    Das werden im Endeffekt die gleichen Diskussionen wie heute auch schon. Nur dass halt der Empfang von Sozialleistungen für große Teile der Bevölkerung dann ein Dauerzustand und kein Zwischenzustand mehr ist.

    Da gibt es dann eine 2-Klassen-Gesellschaft, deren Mitglieder vermutlich nicht mehr viel miteinander gemeinsam haben. "Mittelschicht" gibt es dann nicht mehr.

    Das kann eine Gesellschaft zerreißen und ich hoffe, dass es nicht so kommt.

    In den nächsten Jahren können wir das schonmal üben: Die Rentner stellen einen immer größeren Teil der Wähler.

    Wenn ich die Zahlen sehe, wird mir ganz anders: https://de.statista.com/statistik/date…bsbevoelkerung/

  • Wir haben in Deutschland (laut offiziellen Zahlen) die niedrigste Arbeitslosigkeit seit langem.

    Ich habe aber das Gefühl, dass viele Leute irgendwelche Bullshit-Jobs machen. Bei meinem eigenen Job überlege ich noch, ob's einer ist.


    Selbst wenn immer mehr automatisiert und rationalisiert wird, die Bullshit-Jobs werden überleben.

    und

    Also die Theorie, dass die Produktivität Arbeitsplätze dauerhaft vernichtet, ist ja so alt wie die Industrialisierung selbst. Bisher lag sie ja offensichtlich immer daneben. Die Frage ist, ob "diesmal" irgendetwas grundlegend anders ist. Ich sehe es bisher noch nicht.

    Was "diesmal" grundlegend anders ist, habe ich bereits skizziert. Aber ich versuche es nochmal mit anderen Worten:

    Solange, wie das reale (exponentielle) Wirtschaftswachstum die Produktivitätszuwächse übersteigt, steigt global betrachtet die Nachfrage nach dem Produktionsfaktor Arbeitskraft, was zu verteilende Zuwächse und damit insgesamt steigenden Wohlstand ergibt. Dies gelang in den letzten Jahrzehnten im wesentlichen dadurch, daß man den Umweltverbrauch (Böden, Sande, Rohstoffe, Tier- und Pflanzenbestände) bei gleichzeitig steigender Umweltbelastung extensiviert und intensiviert hat. Genau diese Ressourcen und Belastungskapazitäten aber wachsen nicht mit. Ob durch ein global organisiertes Regierungshandeln (Methode Merkel) oder globalen Umweltcrash (Methode Trump) - es wird absehbar enden. Wir sind jung genug, wir erleben es noch.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Ich bin mir da nicht so sicher. Knappe Rohstoffe können substituiert und/oder recycelt werden. Im Grunde ist das nur begrenzt durch die zur Verfügung stehende Energie. Und das Problem wird ja gerade intensiv bearbeitet.

    Nachwachsende Biomasse könnte auch ein Problem sein. Da die Menschen aber demnächst wieder weniger werden und jeder nicht beliebig viel essen kann, bin ich da auch zuversichtlich.

    Ich denke, es ist sehr schwer bis unmöglich, den von dir genannten Punkt vorherzusagen. Dazu spielen zu viele technische Entwicklungen mit rein.

  • Das ist einer der Grundfehler an der Betrachtung der Wirtschaftskritik. Wer das derzeitige System kritisiert, will nicht immer gleich Kommunismus.

    Es muss nicht der Kapitalismus weg. Was weg muss, ist dessen neoliberale Spielart, die sich seit den 90er Jahren immer mehr durchsetzt und den Sozialstaat vor die Wand fährt.

    Das hat nix mit Rückkehr zum Kommunismus des Ostblocks zu tun, eher Rückkehr zum rheinischen Kapitalismus der Nachkriegszeit. Als das Wirtschaftswachstum dazu führte, dass es allen besser ging. Heute ist die Lohnentwicklung fast völlig losgelöst von Wirtschaftswachstum, Produktivitätszuwachs und Inflation. Die untersten 20% verdienen real weniger als vor 20 Jahren. Die oberen 10% schießen mit ihren Zugewinnen durch jede Decke.

    Der Kapitalismus ist einfach aus der Balance geraten, und zwar so weit, dass der soziale Frieden gefährdet ist. Es werden schon wieder Sündenböcke definiert, auf die sich der Zorn richten kann, um von den wahren Schuldigen der Misere abzulenken. Und ja, diese Ansicht, wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht, und der möglichst freie Markt sorgt automatisch dafür, dass jeder das bekommt, was ihm zusteht, führt unter anderem auch zu rücksichtslosem Verhalten in allen Lebenslagen, die nichts mit der Wirtschaft zu tun haben. Eben auch dem Straßenverkehr.

    bye
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  • So, und nun kriege ich hoffentlich die Kurve zu Fahrrädern made in China statt made in Sangerhausen ...

    Schade, dass diese Kurve nicht mehr weiter ging. Ich bin gespannt. Nach den Produktionsverfahren, die ich bisher gesehen habe (und es sind leider nicht alle) sind die Carbonrahmen aus Chinesischer Produktion derzeit schlicht deutlich besser als die Amerikanischen (ich sehe immer nur kaputte Teile und ein Europäischer Rahmen war noch nicht dabei).

    Wir sind derzeit an einer Stelle, wo in sehr vielen Fällen die Chinesische Technik- und Technologieentwicklung dem Westen schlicht weit voraus läuft. Ich ärgere mich immer noch über jedes billige Mist-Dings aus irgend einer Handfertigung aus Kunststoff voller gesundheitsschädlicher Weichmacher. Aber das ist bedingt durch die unglaublich breite Streuung an Kompetenz in China. Da gibt es eben Klitschen, die einer aufmacht und irgendwas produziert und über das Internet vertickt. Ohne Ahnung, ohne Normen, ohne Richtlinien. Andererseits gibt es High-Tech mit hervorragend ausgebildeten Entwicklern - und vielleicht immer noch einfachsten Arbeitern (so sagt es die Berichterstattung über Handyhersteller).

    Ich würde da den Bogen jetzt eher über die mangelnden Arbeitnehmerrechte schlagen, als über die Technologie.