Sehr geehrter Herr Schubert,
die „empörten“ Anwohner haben offenbar 12 Monate lag nicht bemerkt, dass die Schilder nicht mehr da sind, die ihnen das Parken auf dem Gehweg erlaubten. Das spricht Bände.
Das Foto zeigt, dass von „zwischen Geh- und Radweg“ keine Rede sein kann, denn es gibt da keine Begrenzungslinie, keine Bordstein- oder Rasenkante, gar nichts. Es ist einfach ein Gehweg neben einem Radweg, und dieser ist zur Hälfte oder zu zwei Dritteln zugeparkt. Der im Hintergrund zu sehende parkende Lieferwagen zeigt, wie wenig Platz für den Fußverkehr noch bleibt, wenn da jemand steht. Hinzu kam die Gefährdung des Radverkehrs, denn auf diesem Witz von Handtuchradweg fuhr man komplett im Dooring-Bereich.
Es war, und das sollte man als größte Hamburger Zeitung durchaus erwähnen, seit 1988 eine für den nicht motorisierten Verkehr katastrophale Infrastruktur - der Prototyp einer Infrastruktur, die nach Veränderung schreit, zum Beispiel nach Verlegung des Radverkehrs zwischen die Bordsteinkanten.
Gehen Sie mal in Google Street View auf die Steilshooper Straße 191, kurz vor der Einmündung Wittenkamp.
Mögen Sie nachmessen, wie breit der Radweg zwischen dem Sicherheitsstreifen aus grauen Platten und dem Bewuchs ist? Ich zähle vier Pflastersteine - das sind 40 Zentimeter. Und der Wurzelaufbruch ist schon markiert zur Ausbesserung ...
Ich wundere mich außerdem, warum in der Schlagzeile von 37 Jahren die Rede ist, denn von August 1988 bis Mai 2024 sind es weniger als 36 Jahre. Und der Herr mit dem Vorschlag der Quartiersgarage hätte durchaus erläutern sollen, wie viele derjenigen, die sich daran gewöhnt hatten, auf Kosten der Radfahrer und Fußgänger vor der eigenen Haustür zu parken, bereit wären, mehrere Hundert Meter zum Auto zu laufen und für den Stellplatz jährlich vierstellig (wenn der Preis angemessen sein soll) zu bezahlen.
Ich habe in meinem Wohngebiet auch Probleme, ein Carsharing-Auto abzustellen, wenn ich es abends hole und für den Frühstart am Morgen bepacke und bei mir parken will, aber in meiner Gegend parkt niemand derart rücksichtslos wie in der Steilshooper Straße. Also beschwert man sich nicht. Es gibt einfach zu viele Autos, vor allem in dicht bebauten Stadtteilen.
Ich würde mich freuen, wenn das Abendblatt den Rechten und Bedürfnissen des nichtmotorisierten Verkehrs gegenüber mindestens genausoviel Empathie aufbringen würde wie für die „Stehzeuge“, um den Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher zu zitieren.