"Die Pforzheimer Bürgerinnen und Bürger sind allerdings nicht sehr häufig mit dem Rad in der Stadt unterwegs. Untersuchungen im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans haben ergeben, dass der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr leider nur 1 % beträgt."
Dieses sich-selber-Kleinreden gehört wohl auch zum Image einer fahrradfeindlichen Stadt. Ursache, Wirkung...
Bei "Mobilität in Deutschland" kam PF 2017 auf 3% Radanteil. Auch nicht gerade Holland-like, aber immerhin 3x mehr als in diesem Klimaschutz-Konzept tiefgestapelt. Da der Radverkehr definitiv nicht Null beträgt, ist das gänzliche Fehlen von tödlichen Unfällen über 11,3 Jahre durchaus beeindruckend, zumal da ja auch noch "Safety in Numbers" (=Unsafety in Low Numbers) als potentieller Malus zu berücksichtigen wäre.
Bei Schwerverletzten liegt PF tatsächlich ziemlich schlecht. Aus den OpenData des Destatis Unfallatlas kann ich die Anzahl tödlich/schwer/leicht Verunglückter in Abhängigkeit von Gegnern und vom Gemeindeschlüssel ausgeben lassen, das Ergebnis auf die bekannte Einwohnerzahl der Gemeinde normieren und die daraus erhaltenen Werte durch Division mit dem Modal Split (sofern bekannt) wiederum auf die "aktiven Radfahrer" normieren. Als Endergebnis erhalte ich daraus den "KSI(KFZ)"-Wert (killed or seriously injured mit KFZ) pro 100.000 Radfahrer. Für die meisten deutschen Städte beträgt er erstaunlich stabil zwischen 50 und 70. Die bekannten Fahrradstädte Münster oder Oldenburg liegen knapp über 30, Dresden und Leipzig als schlechteste Großstädte bei 80-90. PF kommt hier auf satte 136. Allerdings muss man dazusagen, dass diese Zahl letztlich auf nur 5 einschlägigen Unfällen pro Jahr beruht und dass die Opendata-Einträge keine Differenzierung nach inner-/außerorts ermöglichen.
Dass ein gutes Abschneiden im Langzeit-Visionzero-Ranking jedenfalls nicht unbedingt mit einem äußerst geringen Fahrrad-Modalsplit einhergehen muss, zeigt Heidelberg: 29% Modal Split, KSI(KFZ)/Jahr x 100k Einwohner von 38 und 11,3 Jahre kein KFZ-Fahrradopfer.