Beiträge von Th(oma)s

    Dagegen scheint manche Infrastruktur in Deutschland dem Motto zu folgen "wenn wir den Leuten so viel Angst machen, dass sie mit dem Auto fahren, sinkt die Zahl der verunfallten Radfahrer auch."

    Das Angstmachen besorgen diejenigen, die unermüdlich mit Legenden und Desinformation an der Erosion des Sicherheitsgefühls auf deutschen Straßen arbeiten (und dabei gerne als Gegenentwurf unhinterfragt den irreführenden Mythos "aber bei Frau Antje, hinter dem Siebengebirge, bei den sieben Fahrradzwergen, da ist alles tausendmal sicherer als hier!" ins Netz posaunen).

    Wir stellen uns für einen kurzen Augenblick vor, einer der vielen Fälle aus dieser rasch zusammengetragenen Ansammlung aus NL hätte in Deutschland stattgefunden - egal, wie und warum die Tragödien letztendlich genau passiert wären, Twitter/Facebook würden tagelang vor lauter "Mordstreifen"-Posts brennen. In NL dagegen (soweit ich das sehen kann) - nichts, nada, keine öffentliche Reaktion. So macht man eine gute gefühlte Sicherheit.

    Und jetzt das Übliche: [Überholpsychose]

    Ich habe mir die schweren und tödlichen Unfälle 2019-2023 in den OpenData vom Unfallatlas genauer angeschaut. Insgesamt gab es auf der Straße zwischen Spadenland und Altengamme in 5 Jahren 22 Schwerverletzte und 1 Todesfall bei Unfällen mit Fahrradbeteiligung. Schwere Unfälle mit Fußgängern oder unter Radfahrern gab es nicht. 5 Fälle resultierten aus Alleinstürzen ohne weitere Beteiligte, 18-mal waren auch KFZ an schweren Radunfällen beteiligt. Von diesen 18 beruhten 12 auf Kollisionen mit dem ruhenden Verkehr, darunter auch der einzige Todesfall. Darüber hinaus ereigneten sich 2 Unfälle vom Typ "sonstiger Hergang", 1 Abbiegeunfall und 1 Vorfahrtunfall. Im Längsverkehr gab es nur 2 Einträge; bei beiden ist als Unfallart "Auffahren auf voraus fahrendes oder wartendes Fahrzeug" angegeben. Wer wem auffuhr geht aus den Daten nicht hervor, jedoch ist es in Anbetracht der eklatanten Häufung von Kollisionen mit dem "ruhenden" Verkehr auch nicht unplausibel, dass es nicht das KFZ war, was auffuhr.

    IOW: schwere Unfälle durch Fehler während des Überholens = Fehlanzeige.

    Und wie viele deiner Beispiele entsprechen der von mir beschriebenen Aufteilung?

    Aufteilungsvarianten reduzieren erstmal nur die Anzahl möglicher Straßen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erheblich mindert, dass man gerade dort einen schweren Unfall wird erwarten können. Da schwere Unfälle gottlob bei gleich welcher Führung sehr seltene Ereignisse sind, wird man weder bei einer Zehntelung des Risikos noch bei einer Verzehnfachung signifikante Auswirkungen erwarten: zehnmal Null bleibt Null.

    Ich habe übrigens keine Ahnung, was genau bei den meisten der von mir anhand Google-Bildersuche zusammengestellten Unfällen mit Schutzstreifen in den Niederlanden passiert ist; NL-Polizei und damit auch die Presse halten sich bei der Beschreibung der Unfallhergänge stets taktvoll zurück. Es ist also durchaus nicht unwahrscheinlich, dass zumindest ein Teil der Todesfälle gar nicht auf seitlichen Kontakt beim Nebeneinanderfahren zurückzuführen war. Infolgedessen ist es ebenso dann aber auch nicht unwahrscheinlich, dass eine Querschnittsänderung, die im Wesentlichen auf die Bedingungen beim Nebeneinanderfahren abzielt, auch keine dramatische Änderung des Unfallrisikos herbeiführen kann.

    komisch. anderes Bild im Nutzerprofil als ich bei so einer Antwort üblicherweise erwartet hätte.

    Auch an dem Baum in meinem Symbolbild fahren täglich Dutzende Radfahrer unfallfrei im Zentimeterabstand vorbei, weil sie eben keine +/-1,5m-Pendelamplitude haben. Dass das Konstrukt weder zulässig noch abstrakt sicherer wäre als die Alternative "kein Fahrradfirlefanz" ist davon unberührt.

    Dabei richten sich Radschutzstreifen einzig an den Kraftverkehr. Ich wüsste nicht, was daran gefährlich sein soll, wenn solche "plötzlich" enden.

    Schutzstreifen richten sich durchaus auch an Radfahrer, da die unterbrochene Linie sinngemäß bedeutet "Seitenwechsel in beiden Richtungen nur erlaubt, wenn du den Vorrang von Verkehr beachtest, der schon jenseits der Linie ist oder gleich kommen wird". Da diese Vorschrift existiert, ist übrigens in Straßen mit Streifen auch die 1,5m-Regel sachlich obsolet (Disclaimer: ja, ich weiß, dass die Fahrradszene abstruse Gravitationskräfte beim Nebeneinanderfahren am Werk wähnt, die einerseits so stark sind, dass sie den ansonsten anerkannten günstigen Effekt von Leit- und Trennlinien auf die Verkehrssicherheit zwar verhindern, jedoch andererseits wiederum so schwach sind, dass sie von einer Reihe flacher Steine oder Plastikplömpel vollständig entschärft werden können :evil:).

    Wenn man sich die Bilanzgewinne der deutschen Autobauer der letzten Jahre anschaut, wird einem schwindelig. Allein beim VW-Konzern eine Steigerung um 13% von 2022 auf 2023, und 2022 war schon ein Rekordjahr. Ich warte ja vergebens drauf, dass irgendein Journalist mal die Frage stellt, wo eigentlich die Substanz für das Krisengejammer ist. Was die Rotstift-Orgie tatsächlich mit den Bilanzzahlen zu tun hat, und was davon lediglich vom aktuell miesen Aktienkurs getrieben ist, offenbar dazu gedacht, die Anleger bei Laune zu halten?

    Die Gewinne von VW stammen aus den ausländischen Fabriken (Seat, Skoda, VW Türkei, und ja, auch VW China...). Angenommen Skoda würde solche Verluste einfahren wie VW Deutschland derzeit, während VW Deutschland in Wolfsburg, Kassel etc hochprofitabel produziert - würde man dann auch erwarten, dass Skoda zu Lasten der Konzernbilanz niemanden entlassen darf?

    :thumbup: Vereinfacht ausgedrückt: Es ist meistens ein Überforderungsphänomen.

    Es ist vor allem ein statistisches, und kein persönliches Problem. Die Unfallverursacher verhalten sich nicht anders als Nichtverursacher, was man zB daran erkennt, dass Unfallverursacher im Mittel über 40 Jahre als sind und daher schon Jahrzehnte Fahrpraxis besitzen, ohne vorher einen Abbiegeunfall verursacht zu haben. Ob es zum Unfall kommt, hängt letztlich allein vom zufälligen Zusammentreffen mehrerer ungünstiger Umstände ab (der Abbieger muss pennen, das Opfer muss im „richtigen“ Augenblick vor Ort sein, das Opfer muss seinerseits nicht/zu spät auf die Situation reagieren). Umgekehrt ist Unfallfreiheit auch kein persönlicher Verdienst, sondern einfach nur der statistisch zu erwartende Normalfall, weil eben idR nicht alle ungünstigen Umstände gleichzeitig eintreffen.

    Exakt das ist es! Die Lkw-Fahrer haben nämlich alle keine Gehirn. Daran liegt es!

    Jetzt wissen wir endlich, wo man ansetzten muss.

    Wahrnehmungspsychologische Defizite haben nichts mit Dummheit zu tun. Der Tote Winkel im Kopf beruht auf einer biologisch sinnvollen Filterung und Aufmerksamkeitssteuerung. Das System Auge-Sehbahn-Cortex ist keine simple Videokamera mit Monitor. Weil angeboren, kann man an dem Defizit durch Erziehung auch nichts ändern. Der Ausweg liegt im Verzicht auf Führung von Fahrverkehr in der ausgeblendeten Zone.

    Du kennst das Video mit den Basketballern und dem Affen?

    Spoiler: Der Faktor "Veränderung der Verfahrensabläufe" steht da ganz oben auf der Prioritätenliste. Die Todesfalle "Radweg läuft verdeckt hinter Vegetation, und an der Ecke/Einmündung/Einfahrt knallt's" würde da vordringlich zu beseitigen sein.

    Rechtsabbiegerunfälle haben nichts mit Sichthindernessen zu tun. Der Tote Winkel befindet sich zwischen den Ohren des Abbiegers.

    Ich bin gerade relativ sprachlos. Vermutlich könnte man auch einfach 2 Radfahrer auf einer Straße absichtlich überfahren und schon kommt eine Radwegebenutzungspflicht hin, weil es schließlich zwei "Unfälle" im Mischverkehr gab. Wo ist da eigentlich die Grenze? Aus dem fahrenden Auto erschossen werden? Auch noch Unfall? bah.

    Die wichtigste Frage lautet immer: "Was haben die Unfälle, wegen denen jetzt hier Fahrbahnverbote erlassen werden, eigentlich mit dem Umstand zu tun, dass einer der Beteiligten ein Fahrzeug mit Pedalkurbelantrieb benutzte?". Und die Antwort lautet bisher noch jedes mal: "Nichts, das alles hätte genau so gut auch jederzeit mit einem Mofa an gleicher Stelle passieren können.".