Beiträge von Th(oma)s

    Daher kann es nicht um absolute Sicherheit gehen, sondern nur um eine höhere Sicherheit. Also um eine Abwägung, ob die größeren Unfallrisiken auf der Fahrbahn oder auf dem "Radweg" bestehen. Schaut man sich die Unfallstatistik an, wird sehr deutlich, welche Risiken allgemein überwiegen.

    Die rationale Ermessensausübung müsste bereits bei der Frage beendet sein, ob Zweiräder mit Muskelantrieb überhaupt signifikant anders gefährdet werden, als vergleichbare Fahrzeuge mit Motorantrieb.

    Noch Kein Unfallforscher konnte in der Vergleichsuntersuchung zeigen, das ein Radfahrer auf einem fahrbahnbegleitenden Radweg ein geringeres Unfallrisiko hat als auf der Fahrbahn. Sondern die Ergebnisse haben ein deutlich höheres Unfallrisiko in Kreuzungsbereichen gezeigt.

    Die vom Fahrrad ausgehende "Gefahrenlage" besteht allein im Risiko, dass der "richtige" (also KFZ-)Verkehr langsamer als gewollt fahren müssen könnte. Das Herbeikonstruieren einer Unfallgefahr ist lediglich der Überbau, der den zugrunde liegenden Egoismus gesellschaftlich akzeptabel verschleiern soll. Infolgedessen ist jede rationale Analyse dieser rein fiktiven (Unfall-)Gefahrenlage müßig.

    Wie kommst Du darauf, dass für beides die gleichen Anforderungen gelten sollten?

    Das Gericht argumentiert in der PM oben im Wesentlichen über das Fehlen einer Verzögerung im Fahrplan ohne Busspur. Vermutlich meinen sie mit "Gefahrenlage" die "Gefahr von Verzögerungen im Betriebsablauf".

    "Ordnung (vulgo: Leichtigkeit) des Verkehrs" ist kein Selbstzweck. Die aus dem Polizeirecht stammende Floskel "Sicherheit und Ordnung" zielt in beiden Partikeln immer und ausschließlich auf die Abwehr von Gefahren für Leib und Leben der Bevölkerung ab. "Verzögerungen im Betriebsablauf" müssten also erstens eine logisch nachvollziehbare Auswirkung auf die menschliche Gesundheit haben, und zweitens muss diese dann auch noch so dramatisch sein, dass sie ortsspezifisch über das Maß an Hintergrundrauschen, das verkehrsbedingte Verzögerungen im Betriebsablauf auf die menschliche Gesundheit ausüben könnten, "erheblich" hinausgeht.

    Komische Einstellung der Stadt:

    "Der Bund kann Gesetze machen, wie er will. Denn der Bürger hat keinen Anspruch auf die Anwendung. Wenn uns die Gesetze nicht gefallen, ignorieren wir sie einfach."

    Wäre ziemlich schockierend für mich, wenn die Stadt damit Recht bekäme.

    Soo abwegig wäre das auch wieder nicht. Überleg mal, wie Radwegebau und Radwegebenutzungspflichten begründet werden, und ob die StVO überhaupt ein Verhalten erlaubt, das das spezifische Gefährden von Fahrbahnradlern ermöglicht. Da ist das „schockierende“ Nachgeben der Verwaltung gegenüber den StVO-Verletzern sogar Staatsdoktrin.

    Dass in Dänemark und (bald) auch in Österreich das Auto leichter eingezogen werden kann als bei uns, finde ich gut.

    Kennt jemand statistische Daten darüber, wie viele Kraftfahrer in D ohne gültigen Führerschein unterwegs sind?

    Besonders gravierende Auswirkung auf die Unfallstatistik hat die plakative "Rübe ab"-Politik nicht. Grundsätzlich schneidet Deutschland mit seinem scheinbar langmütigen Modell "Punkte plus MPU" nicht schlechter ab, als das europäische Ausland mit seinen Tempolimits und den vergleichsweise drakonischeren Strafen.

    Die Öffentliche Sicherheit wird AFAICS über das Einschreiten gegen Mikro-Delikte eingestellt. "Mord und Totschlag" etc. gehen dann von ganz alleine hinterher.

    Die vier Kurven zeigen im Overlay mit Deutschland den historischen Gang der Verkehrstoten in

    CH, DK

    F, NL


    Du meinst also, das System, das letztlich den Untergang der menschlichen Zivilisation zur Folge haben wird, um des Systems willen aufrecht zu erhalten. Aber "Weiterwursteln" klingt natürlich irgendwie netter.

    :thumbup:

    Die industrielle Zivilisation wird ohnehin untergehen. Je nachdem, wie drastisch die Weltgemeinschaft gegen den Klimawandel einschreitet, entweder durch die Folgen des totalen Zusammenbruchs von Weltwirtschaft und -handel bei Vollbremsung a la "Last Generation", oder aber durch die Folgen des Nichtstuns beim Weiterwursteln a la FDP. Zwischen diesen beiden Extremen kann es leider auch keinen "Goldenen Mittelweg" a la "Grüne Realos" geben, also ein Szenario, in dem die Weltgemeinschaft ökologisch irgendwie so gerade noch die Kurve kriegt, ohne dabei gleichzeitig auch zu riskieren, dass die Weltbevölkerung Brot und Lohn einbüßt und daraufhin der soziale und internationale Frieden aus dem Ruder läuft. Wenns gut läuft, haben wir "nur" die je nach Intensität des Gegensteuerns zu unterschiedlichen Anteilen additiven Folgen von Klimaschutzmaßnahmen und Klimwandel. Wenns ganz doof läuft, potenziert sich beides jedoch noch gegenseitig - Wumms.

    Ich geh jetzt ein Apfelbäumchen pflanzen.

    Die These "Wirtschaftswachstum nur durch 'Verbrauch' von Rohstoffen" teile ich nicht.

    Wer redet denn von Wachstum? Ohne das Fundament der „dreckigen“ Mehrwertschöpfung gibt es noch nichteinmal Stagnation. Die Vorstellung, man könnte ohne das Fundament der Montanindustrie einfach genauso weiterwirtschaften, halt bloß ohne den ganzen Dreck, hat was von Kettenbrief. Der Ansatz funktioniert selbst im Auenland nicht - die haben immerhin einen Gandalf, der mit dem Zauberstab wedelt, sobald es mal bisschen über reine von-der-Hand-in-den-Mund-Landwirtschaft hinausgehen soll.

    In dem Fall sieht m.E. alles so aus, als sei die Autofahrerin halt einfach über die Furt bis zur Fahrbahn vorgefahren ohne zu schauen, ob ein Radler kommt. Dürfte in den meisten derartigen Fällen wohl die eigentliche Unfallursache sein: Gar nicht erst geschaut.

    Sagte ich schon, dass "übersehen" ein Symptom und keine eigenständige *Ursache* ist, und deswegen u.a. auch als Folge von "nicht richtig hingucken, obwohl genau das eigentlich an der Stelle vorgeschrieben gewesen wäre" auftreten kann?

    es ist das Thema (Klima), das nicht in die Köpfe will.

    Bist du sicher, dass das Thema nicht in die Köpfe will? Ich denke, es ist weniger das Leugnen des menschengemachten Klimawandels als die vage Einsicht, dass die menschengemachte Klimarettung unmöglich ist und wir daher zum Weiterwursteln verdammt sind.

    Die geforderte Decarbonisierung bedeutet nämlich nichts anderes, als der Weltwirtschaft vollständig ihres Fundaments zu berauben. Es heißt immer "Hört endlich auf die Wissenschaft", und die Wissenschaft lehrt aber auch, dass es leider kein Perpetuum Mobile gibt. Die nachfolgend aufgezählten Punkte hängen daher unmittelbar oder zumindest indirekt zwingend von einer im bekannten Umfang weiterlaufenden "dreckigen" Wertschöpfung ab. Wenn die Weltgemeinschaft ernst machen würde mit der Welt-Decarbonisierung, wird der Sprit nicht nur in Deutschland 5 oder 10 Euro kosten. Es würde schlicht weder für Geld noch für gute Worte überhaupt noch irgendwas erhältlich sein, bei dessen Erzeugung Kohle/Erdöl/Erdgas verbraucht wird, und das eben auch weltweit. In der Folge würde die Welt, wie wir sie kennen, ziemlich schnell gründlich kollabieren. Soziale und internationale Verwerfungen würden die Folge sein, gegen die 1930 Kindergeburtstag war.

    Kreislaufwirtschaft generiert keine Überschüsse. Wer von euch also wäre wirklich dazu bereit, von heute auf morgen auf

    -Renten/Pensionen

    -staatliche Transferleistungen (ALG, Hartz, Kindergeld etc.)

    -staatliche Zuschüsse für Decarbonisierungsmaßnahmen

    -Gesundheitswesen/Krankenpflege

    -Altenpflege, Kinderbetreuunug

    -Schulen, Unis

    -Behörden und öffentliche Verwaltung, Polizei und Militär

    -Banken, Zinsen, Dividenden

    -von Zinsen und Dividenden bezahlte Leistungen aus Lebensversicherungen

    -mehrwertvernichtende Schreibtischberufe (Sicherheits-/Umweltingenieure, Softwareentwickler :evil: , Sozialarbeiter, Versicherungen aller Art, Forscher, Funktionäre bei Menschenrechts- und Umwelt-NGOs)

    -Kultur, Sport, Unterhaltung

    -Internet

    -bezahlten Urlaub/Tourismus-Infrastruktur

    -Nahrungsmittel aus industrieller Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung

    -Pharmazie

    -Baustoffe (Beton, Ziegelsteine, Dämmstoffe, ...)

    zu verzichten? Und wer von euch traut sich, in der Elphi auf die Bühne zu treten und die Menschen im Publikum dazu zu überreden, dass sie das alles tatenlos hinnehmen werden müssen?

    Die Gesetzeslage sagt doch aber nicht, dass auch in Pressemitteilungen die Benennung von Schuldigen und das (angenommene/festgestellte) Fehlverhalten erfolgen muss.

    Oder doch? :rolleyes:

    Die Polizei sieht sich aufgrund des Auftrags berechtigt und aufgefordert, die Erkenntnisse zum Zwecke der Verkehrserziehung mit der Bevölkerung zu teilen. Mindestens was den Radverkehr anbetrifft, scheint das zu funktionieren. Entgegen anderslautender Propaganda ist Deutschland weltweit führend bei der Radverkehrssicherheit.😈

    Und "ohne auf den Verkehr zu achten" impliziert, dass man selber (als Radfahrer bzw. als Fußgängerin) nicht zum Verkehr dazugehören würde.

    „Verkehr“ ist im Volksmund das, was auf der Fahrbahn stattfindet, und zwar auch ausdrücklich aus der Perspektive von Ottonormal-Fußgänger heraus betrachtet. Wenn diese Floskel für Radfahrer verwendet wird, dann nicht weil man Radverkehr per se nicht als Fahrverkehr betrachtet, sondern weil der Radverkehr wie Fußverkehr Flächen benutzt hat, die außerhalb der Fahrbahn liegen.

    Ob die Autofahrerin ihn übersehen hat, weiß die Zeitung gar nicht. Vielleicht dachte die Fahrerin ja: "Heute hab ich keinen Bock zu glotzen, ich lass es einfach drauf ankommen?" Das erscheint zumindest plausibler als die Annahme, jemand hält vorsichtshalber vor der Furt an, guckt nach links und nach rechts und erkennt - durch eine plötzliche Sehschwäche verursacht - den Radfahrer nicht.

    „Übersehen“ ist ein Symptom, keine Ursache.

    Im übrigen ist dieses Rummäkeln der Fahrradblase an einzelnen Formulierungen in Presseberichten eine Konsequenz aus dem deutschen Verkehrsunfallstatistikgesetz, das die deutsche Polizei dazu verpflichtet, bei der Unfallaufnahme einen Schuldigen zu bennenen und dazu ein konkretes Fehlverhalten für die Statistik festzuhalten. Das gibt es so im Ausland nicht, so dass Hergang und Schuld bei Verkehrsunfällen bestenfalls erst im Einzelfall vor Gericht zur Sprache kommen und dort abschließend geurteilt werden. Die deutsche Polizei hingegen muss vorsichtig mit konkreten schweren Anschuldigungen sein, da die ad hoc-Einschätzung durch Gutachter und nachträgliche Zeugenaussagen später korrigiert werden könnte. Insofern ist „Übersah“ schon eine eindeutige Zuweisung der Verantwortung an den Verursacher bzw eine eindeutige Entlastung des Unfallgegners.

    Der Polizeibericht liest sich weniger spektakulär:

    Zitat

    Gestern Abend wurden Einsatzkräfte wegen einer lebensgefährlich verletzten Person nach Buckow alarmiert. Ersten Erkenntnissen nach soll ein 35-jähriger Autofahrer gegen 19.15 Uhr die Marienfelder Chaussee in Richtung Lichtenrader Damm befahren haben. Kurz vor der Kreuzung wendete er seinen Wagen und fuhr in Richtung Künheimer Weg weiter. Als er einen Widerstand unter seinem Auto wahrnahm, hielt er an und stellte eine 56-jährige Frau unter dem Fahrzeug fest. Sie verstarb noch am Unfallort. Die Umstände des Vorfalls, insbesondere wie die Verunglückte unter den Wagen gelangt war, sind derzeit Gegenstand der Ermittlungen. Derzeit ist nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Geschehen auch um einen Suizid handeln könnte. Die weiteren Ermittlungen führt ein Fachkommissariat für Verkehrsdelikte der Polizeidirektion 4 (Süd).

    Nee, Auto überholt Radfaher, als der Radfahrerin überholt.

    Beim "Radweg" handelt es sich laut Mapillary um einen untermaßigen Radfahrstreifen.

    1) Wegen der durchgezogenen Linie und des engen Luftraums war Überholen vollständig innerhalb des Streifens physikalisch unmöglich.

    2) Der überholende Radfahrer dürfte somit verbotenerweise die durchgezogene Linie überfahren haben.

    3) Dabei hat er dennoch verbotenerweise einen so geringen Seitenabstand zum überholten Fahrrad gelassen, dass er es beim Ausweichen berühren konnte

    4) Der Autofahrer musste nicht damit rechnen, dass ihm der Radfahrer verbotenerweise den Weg abschneiden würde.

    5) Der Autofahrer brauchte auch den beim Überholen durch §5 StVO vorgeschriebenen Abstand von 1,5 m nicht einzuhalten, wenn sich beide Radfahrer beim Auflaufen von hinten zunächst auf dem anderen Straßenteil "Radfahrstreifen" befanden.

    6) Falls er allerdings weit genug entfernt war, während der Radfahrer ausscherte, um dieses Manöver zu bemerken, hätte er gleichwohl den vorgeschriebenen §5-Abstand beim Überholen zum jetzt ja teilweise auf der Fahrbahn befindlichen Radfahrer einhalten müssen.

    7) wahrscheinlich aber erfolgte Passage und Ausscheren des radelnden Überholers simultan, und da es zu keiner Berührung kam, ist es ebenso wahrscheinlich, dass der Autofahrer von der wegen der nötigen Reaktionszeit und dem Zeitbedarf für die Lenkbewegung notwendigerweise erst an die Passage anschließenden Kollision der beiden Radfahrer hinter ihm nichts mitbekommen hat. Um 7:15 ist es Mitte November bei bedecktem Himmel in Osnabrück noch dunkel.

    Aber auch ein Phänomen der gesellschaftlichen Akzeptanz? Wir unterliegen z.B. mit T50 ja keiner unabwendbaren Notwendigkeit. Die VisionZero steht zwar jetzt in der VwV, aber anscheinend gibt es doch sehr viele Menschen, die auf die VisionZero pfeifen, wenn dafür irgendwas am MIV geändert werden müsste.

    Natürlich könnten wir sofort die Energie aus dem MIV rausnehmen, wenn weniger Tote und Verletzte uns das wert wären.

    Wie immer an dieser Stelle der Diskussion der Hinweis darauf, dass vor der Verschärfung der Regeln erstmal die konsequente Durchsetzung der bestehenden Regeln stehen muss. Wir haben ein Vollzugsdefizit, kein Regelungsdefizit.

    Man sollte auch das Potential von T30 als Regelgeschwindigkeit innerorts nicht überschätzen. Im Moment gibt es eine lautstarke T30-Bewegung, die mit dem IMO irreführenden Argument hausieren geht, dass alle anderen (Brüssel, Paris, Spanien, Helsinki, Oslo...) T30 einführen würden, aber bloß Deutschland mal wieder nix auf die Kette kriegt. Das Gegenteil ist der Fall: D ist bei T30 Vorreiter gewesen, und die Strecken, die jetzt im Ausland auf 30 limitiert werden, sind hierzulande schon seit Jahrzehnten Bestandteil von T30-Zonen.

    Was Tote und Schwerverletzte anbetrifft, passiert der Bulk außerorts. Wenn es innerorts heftig kracht, dann häufig in Straßen, die eh schon Bestandteil von T30-Zonen sind bzw. bei Manövern, bei denen entweder ohnehin aus physikalisch-technischen Gründen weit langsamer als 30 gefahren wird (Abbiegen) oder aber die Unfallverursacher sich eben auch schon nicht an die 50er-Limits gehalten haben.