Vermutlich gibt es in jeder Stadt Straßen, wo es weniger entspannt ist, auf der Fahrbahn zu fahren und wo es häufiger dazu kommt, dass man bedrängt oder gemaßregelt wird, während es hunderte andere Straßen gibt, wo es auch für zart besaitete Radfahrer überhaupt kein Problem gibt.
Die Kritik kann ich einerseits teilen, andererseits habe ich aber auch Verständnis dafür, dass auf die eigentlich notwendige Differenzierung verzichtet wird.
Bei diesen beiden Fragen, die direkt untereinander stehen, wird meines Erachtens auch zu wenig differenziert:
Radfahrstreifen werden von Fahrradfahrern sehr unterschiedlich beurteilt. Die einen finden sie gut, die anderen lehnen sie ab und fordern stattdessen Hochbordradwege, wo sie vermeintlich "geschützt" von einer Reihe parkender Autos entlangfahren können.
Wer von vornherein Radfahrstreifen ablehnt, ist mitunter so voreingenommen, dass er das nicht würdigt, wenn die "sicher" angelegt sind. Und der ist möglicherweise selbst dann nicht glücklich, wenn es "geschützte" Radfahrstreifen sind.
Und wer Hochbordradwege schlimm findet, der findet sie vielleicht auch dann schlimm, wenn an Kreuzungen durch ein Verschwenken zur Fahrbahn hin gewährleistet ist, dass Fahrradfahrer*innen von abbiegenden PKWs rechtzeitig erkannt werden.
Zum Beispiel hier am Jahnplatz in Hannover: https://www.google.com/maps/@52.39432…SoASAFQAw%3D%3D noch besser wäre es freilich die Litfaßsäule abzubauen.
Oder hier n der Grahnstraße: https://www.google.com/maps/@52.39783…SoASAFQAw%3D%3D
Es ist ja doch manchmal ein heftiger "Glaubenskrieg", der um die Frage tobt, ob Radfahrstreifen auf der Fahrbahn oder Hochbordradwege sicherer sind, oder als sicherer empfunden werden.
Was mir ganz fehlt in der Umfrage, ist die folgende Frage:
Ich finde es gut, dass in meiner Stadt in vielen Straßen Wahlfreiheit herrscht, ob ich einen Angebots-Hochbord-Fahrradweg befahre oder auf der Fahrbahn fahre.
Als Kontra-Punkt könnte die Aussage stehen:
Die Radverkehrsinfrastruktur ist in meiner Stadt sehr verwirrend, weil ich als Fahrradfahrer*in in vielen Straßen nicht eindeutig weiß, ob ich auf der Fahrbahn oder auf dem Hochbord-Angebotsradweg fahren soll.
Allerdings würde eine solche Abfrage vielerorts schon daran scheitern, dass die Befragten, das zu wenig kennen oder gar nicht richtig wahrnehmen.
Und natürlich gibt es auch die Straßen, auf denen man entspannt auf der Fahrbahn mit den Autos zügig und sicher fahren kann. Fehlende Differenzierung: Zu jeder Tagesszeit? Auch in der Rush-hour? Tempolimit bei wieviel km?