"Wir dürfen uns nicht von Feindbildern verführen lassen: Hier die Guten, da die Bösen. Wladimir Putin ist glasklar schuldig, er hat diesen sinnlosen, desaströsen, völkerrechtswidrigen Krieg begonnen, er könnte ihn sofort beenden. Ich wünsche mir, dass er für sein Handeln zur Rechenschaft gezogen wird. Und wir fordern, dass die russische Armee sich zurückzieht. Aber ich mache nicht jeden jungen russischen Soldaten dafür verantwortlich. Mein Vater war 18 als der zweite Weltkrieg begann, wurde sofort eingezogen und blieb Soldat, bis er mit 25 in amerikanische Kriegsgefangenschaft kam. Er war in der Armee der Täter. Aber er war auch Opfer. Und er hat den Krieg bis zum Ende seines Lebens gehasst."
Zitat aus dem im Internet veröffentlichten Redetext der ehemaligen Landesbischöfin Margot Käßmann. Manchmal habe ich den Eindruck, dass diese persönlichen familiären Erfahrungen, von denen Käßmann hier berichtet, zu einer anderen Sicht auf den Krieg in der Ukraine führt, als bei vielen deutlich jüngeren Menschen.
Während Margot Käßmann die Verantwortung Putins in ihrer Rede sehr deutlich benennt, beschuldigt der Schauspieler Rolf Becker vor allem die USA und die Nato, die er für den Angriffskrieg in der Ukraine verantwortlich macht.
"Die vor einem Viertel-Jahrhundert begonnene Einkreisung Russlands ging und geht weiter: mit der NATO-Ausdehnung seit 1991, dem Maidan-Putsch 2014 und der folgenden Auseinandersetzung um die Donbass-Region, dem Versuch die abgespaltene Krim wieder in die Ukraine zurück zu holen, die geplante Verstärkung wie es heißt „militärischer Verteidigungskräfte“ der NATO an den Grenzen Russlands."
Zitat aus seiner im Internet veröffentlichten Rede bei der Ostermarschkundgebeung in Hannover am Samstag, 8.4.23
Interessant ist, dass Rolf Becker ebenso wie der schon weiter oben in einem anderen Beitrag zitierte CDU-Vorsitzende Friedrich Merz die Demarkationslinie vom 23.2.2022 ins Spiel bringt in Verbindung mit einem Waffenstillstand und Friedensverhandlungen:
"Ein Kapitulationsfrieden kommt für Kiew ebenso wenig in Frage wie für Moskau ein völliger Rückzug aus dem Donbass und der Krim, die es als russisches Staatsgebiet betrachtet. Friedenslösungen, die auf Kompromissen und nicht auf Kapitulation beruhen, sind nur unterhalb der Maximalforderungen beider Seiten erreichbar."
Auf Tagesschau.de wird Linken-Co-Chef Martin Schirdewann zitiert. "Martin Schirdewann sagte der Deutschen-Presse Agentur mit Blick auf die Ostermärsche, trotz der kontroversen Diskussion zum Konflikt müsse es eine eindeutige Positionierung der Friedensbewegung insgesamt geben. Das bedeute "internationale Solidarität" mit der völkerrechtswidrig angegriffenen Ukraine und eine "klare Verurteilung des russischen Angriffskrieges". Gleichzeitig kritisierte der Linken-Politiker das "einseitige Fokussieren" der Bundesregierung auf Waffenlieferungen und Ausbildung von ukrainischen Soldaten."
Leider geht diese Positionierung bisweilen unter zwischen den Vorwürfen an die Friedensbewegung, das Geschäft Putins zu erledigen einerseits und andererseits den Vorwürfen von Teilen der Friedensbewegung, die einseitig die Nato für schuldig erklären und von denen manche so weit gehen zu sagen, Putin sei ja geradezu gezwungen gewesen, militärisch gegen die Ukraine vorzugehen.
Zitat von Schirdewan aus: tagesschau.de vom 10.4.2023: Friedensbewegung tief gespalten