Breite (zu breite?) Fahrbahn, Mittellinie, Radweg vorhanden, Autos parken neben der Fahrbahn -> soweit eigentlich nichts, was gegen 50 spricht.
Grundsätzlich halte ich es für möglich, dass auf allen Straßen innerorts Tempo 30 max. angeordnet wird. Zum Beispiel Mainz hat das so gemacht mit der Begründung Umweltschutz.
In Stuttgart gilt auf vielen Hauptverkehrsstraßen (Foto Charlottenstraße) Tempo 40, ebenfalls wegen Umweltschutz.
Das Problem:
Ohne rigide Verkehrskontrollen werden solche Tempolimits oft übertreten.
Dann wird gerne argumentiert, man müsse doch auch durch eine entsprechende Umgestaltung des Straßenraums deutlich machen, dass Tempo-30 gilt. Sonst dürfe man sich nicht wundern, wenn Tempo 50 gefahren wird.
Das halte ich für absurd.
Im Fall der Straße Klotzingmoor könnte man m. E. sofort Tempo 30 anordnen, ohne irgendwelche Umbauten vorzunehmen.
Im Vergleich zu den zahlreichen vier und sechsspurigen Fahrbahnen in Hamburg ist alleine die Tatsache, dass die Straße Klotzingmoor nur einspurig je Richtung ist, Grund genug Tempo 30 anzuordnen. Außerdem dient sie augenscheinlich als Straße, auf die viele kleinere Wohnstraße münden, vor allem dazu, diesen Autoverkehr aus den Wohngebieten herauszuleiten (hineinzuleiten).
Aber du hast natürlich recht mit deinem Einwand, dass solche Fragen immer in einem Konglomerat von wenn-dann Beziehungen verstrickt sind. Klar kann die Mittelstreifen-Strichlinie entfernt werden. Die ist vermutlich einem Konstrukt geschuldet, in dem die Straße Klotzingmoor als Hauptverkehrsstraße gilt, auf der grundsätzlich immer Mittelstreifen-Markierungen aufgebracht sein müssen.
Oder nimm diesen Zebrastreifen auf der Straße Klotzingmoor:
Sehr wahrscheinlich gilt auch in Hamburg eine Regelung, die vorsieht, dass auf Tempo-30-Straßen keine Zebrastreifen sein dürfen. Jede Wette, dass es viele Fans dieses Zebrastreifens gibt! Auch oder gerade unter den Fußgängern. Und die fänden es blöd, wenn der wegkäme, weil Tempo 30 auf der Straße Klotzingmoor gelten soll.
Ein Grundübel bei der Beurteilung der Frage, welche maximalen Höchstgeschwindigkeiten gelten sollen, ist meines Erachtens: Es wird so getan, als sei man es dem Autofahrer schuldig, Straßen so zu gestalten, dass der Autofahrer das "Gefühl" hat, er dürfe nicht schneller als Tempo 30 fahren. Dem halte ich entgegen: Wozu haben Autos einen Tachometer? Wozu haben Navis die Funktion, auf das Überschreiten der geltenden Höchstgeschwindigkeiten hinzuweisen? Wozu haben moderne Fahrzeuge einen Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten (ISA), der so eingestellt werden kann, dass das Fahrzeug nicht schneller beschleunigt als die angeordneten Tempolimits es vorgeben? Nicht zuletzt: Wozu gibt es Tempolimit-Überwachungsanlagen, die man noch deutlich dichter aufstellen könnte?
Aber selbst wenn Tempo 30 auf der Straße Klotzingmoor gilt. Ich habe die Straße nur am Wochenende gesehen. Wenn dort zu Hauptverkehrszeiten es zu Autoschlangen kommt, dann rechtfertigt auch das einen eigenen Fahrradweg, auf dem man am Auto-Stau mit dem Fahrrad vorbeifahren kann.
Wenn eine Verkehrsverwaltung aber die Sache so anpackt, dass sie den Menschen erklärt, wenn wir Tempo 30 auf dieser oder jener Straße statt Tempo 50 anordnen, dann werden wir die noch vorhandenen Fahrradwege und vorhandenen Fußgängerüberwege komplett entfernen, dann ist das ein Freifahrtschein für Nicht-tätig-werden. Dann wird auch der noch vorhandene Hochbordfahrradweg den parkenden Autos und wuchernden Büschen überlassen. Ist ja "nur ein Angebotsradweg". Und rechten Populisten werden das ausnutzen: Die sagen dann, die Stadt lasse die Fahrradwege verlottern.