Die Politik ruft auf zum "Diesel-Gipfel" und Dobrindt appelliert ganz und gar untypisch für seinen Schmusekurs mit der Autoindustrie an die "verdammte Verantwortung" der Hersteller:
"Dobrindt sieht "verdammte Verantwortung"
Stand: 30.07.2017 11:01 Uhr
Wenige Tage vor dem Diesel-Gipfel hat Bundesverkehrsminister Dobrindt die Auto-Industrie aufgerufen, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Bundesumweltministerin Hendricks kündigte ein unbequemes Treffen an.
In der Dieselkrise der deutschen Autoindustrie hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) an die "verdammte Verantwortung" der Hersteller appelliert, "das Vertrauen wiederherzustellen und die begangenen Fehler zu beheben". Die Branche habe sich angesichts des Abgasskandals, millionenfacher Rückrufe und der jüngsten Berichte über ein mutmaßliches Kartell "in richtig schweres Fahrwasser" gebracht, sagte er der "Bild am Sonntag". Mittlerweile droht nach Einschätzung des Ministers auch ein Imageschadenschaden für deutsche Autos generell."
Aber worin besteht denn nun diese "verdammte Verantwortung" der Automobilindustrie, die uns mit dreckigen Diesel die Luft zum Atmen nimmt?
Alle Diesel PKW, die noch nicht mit einem SCR-Katalysator ausgestattet sind, müssten damit nachgerüstet werden. Die SCR-Technik basiert auf der Abgasreinigung mit Ammoniak, zu deutsch Harnstoff (Ad-blue).
Und diejenigen Fahrzeuge, die bereits damit ausgestattet sind, müssten so modifiziert werden, dass genug Harnstoff für eine wirksame Abgasreinigung dem Motor zugeführt wird und der Autofahrer regelmäßig ausreichend Ad-blue nachtanken kann. Also größere Ad-blue Tanks und eineTankstelleninfrastruktur, die es nicht nur LKW-Fahrern sondern auch PKW-Fahrern ermöglicht, das Harnstoff-Wassergemisch (=Ad-blue) an der Zapfsäule zu tanken.
Und - nein! Es reicht nicht aus, hin und wieder mal in den Ad-blue-Tank zu pissen!
An der Stelle sei noch mal erinnert:
Ammoniak hörte sich für die Autowerbestrategen zu sehr nach Misthaufen an.
Harnstoff dagegen zu sehr nach "Pisse".
Deshalb erfanden die Werbestrategen den Begriff Ad-blue.
Für Diesel-Fahrzeuge die noch nicht mit der SCR-Technik ausgestattet sind, muss es ein komplettes Einfahrverbot in die Städte geben. Und es muss echte Tests geben, die sicher stellen, dass die Add-blue-Zufuhr nicht reduziert werden darf, um auf Kosten der Umwelt den Verbrauch zu schonen. Echte Test heißt unter realen Bedingungen und zusätzlich intensive Tests nach dem Zufallsprinzip mit einer Ausweitung der Tests bei auffälligen Fahrzeugtypen. Und das Auto muss stehen bleiben, wenn der Ad-Blue-Tank leer ist. Diese Technik ist allerdings meines Wissens bereits verbaut. In welchem Umfang dabei getrickst wurde, weiß ich allerdings nicht.
Ganz anders, als die Werbe-und Verkaufsstrategen der Autoproduzenten das vermuten, gehe ich davon aus, dass sich die Fahrer von Diesel-PKW nicht sonderlich schwer tun werden damit, regelmäßig (bei ca. jeder fünften bis zehnten Tankfüllung) außer Dieselkraftstoff auch Harnstoff nachzutanken. Die allermeißten kriegen's ja auch geregelt, gelegentlich Scheibenwischwasser nachzufüllen.
Wenn Baden-Würtembergs Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) Recht behalten soll, dass auch der Diesel-PKW noch eine Zukunft hat, dann nur unter den oben genannten Mindestvoraussetzungen.
Kommt bei dem "Diesel-Gipfel" weniger bei raus, dann heißt das, dass man uns in den Städten weiter systematisch vergiften wird mit NOx.
Blue-motion ist eines der "Zauberwörter", mit dem VW seinen gesundheitsgefährdenden Betrug inszenierte:
Die Verkehrsprobleme in den mit Autos vollgestopften Städten wird der Diesel-Gipfel freilich nicht lösen. Nicht lösen können. Es ist ja auch gar nicht das Thema der Veranstaltung. Es soll einmal mehr verschleiert werden, dass Autoverkehr und Mobilität für alle Menschen in den Städten nicht miteinander in Einklang zu bringen sind.