Beiträge von Ullie

    Das (Auto-)Imperium schlägt zurück. Diesmal in Form der dem (Auto-)Imperium treu ergebenen Polizeitruppen-Betreuer:

    "Berlin (dpa) - Mögliche Diesel-Fahrverbote in deutschen Städten sind aus Sicht der Polizeigewerkschaften wegen fehlender Kontrolle nicht durchzusetzen.

    «Wir müssen uns angesichts der Personaldecke auf Kernaufgaben beschränken», sagte der Vizechef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Arnold Plickert, der «Welt am Sonntag». «Wer glaubt, dass wir solche Verbote dauerhaft durchsetzen können, der irrt.» Denkbar seien bestenfalls Stichproben. Dabei mache es keinen Unterschied, ob Fahrverbote mit oder ohne Einführung einer neuen blauen Plakette erfolgten." Die Welt vom 17.2.2018 https://www.welt.de/newsticker/dpa…trollieren.html

    Wie schön für das (Auto-)Imperium, dass es sich auf seine Leute verlassen kann. Von der Polizei verlassen fühlen sich indes schon jetzt viele Fußgeher und Radfahrer. Zugeparkte Rad- und Fußwege zeugen alltäglich davon.

    Was wohl los wäre, wenn die GdP den Spruch raushauen würde, wir können das Delikt Ladendiebstahl nicht mehr verfolgen, da wir ohnehin schon am Limit arbeiten? Aber im Fall der Dieselstinker wird den Bürgern ja "nur" die Luft zum Atmen geklaut. Dabei würde doch kostenloser ÖPNV zu einer enormen Entlastung bei der Polizei führen, denn dann bräuchte sie sich nicht mehr um Schwarzfahrer kümmern.

    Der Artikel gefällt mir. Danke für den Hinweis Fahrbahnradler. Besonders das Bild mit dem RIESEN-SUV! Der Spiegel täte allerdings gut daran sich mal kräftig an die eigene Nase zu fassen und kritisch seine eigene Vergangenheit als der große Förderer des Autowahns auszuleuchten: Hier eine Leseprobe:

    "Um die Außenbezirke der Niedersachsenstadt schließt sich ein Ring von autobahnähnlichen, kreuzungsfreien Schnellstraßen, über die der Fern- und Durchgangsverkehr ohne Geschwindigkeitsbegrenzung surrt. Die City umfaßt ein zweiter, engerer Ring aus gleichfalls doppelbahnigen Schnellstraßen von 50 Metern Gesamtbreite, an deren Gelenken mächtige Verkehrskreisel wie Turbinenräder die Automobile in jede gewünschte Richtung wegschaufeln. Und im Westen und Süden der Stadt sind Baukolonnen mit Planierraupen und Betonierungsmaschinen schon an der Arbeit, die ersten aufgeständerten Hochstraßen Deutschlands zu errichten und mithin den Verkehr erstmals in die "zweite Ebene" zu verlegen.

    Wenn sie fertig sind, können die Autofahrer aus der Richtung Ruhrgebiet - was kaum in einer anderen deutschen Stadt möglich ist - unbehindert durch Kreuzungen oder Ampeln mit unbeschränkter Geschwindigkeit bis zum Stadtkern preschen; über einen Verkehrskreisel werden sie dann auf den doppelbahnigen Innenstadtring geschleust, auf dem sie ihr Ziel in der City ansteuern." aus: Das Wunder von Hannover, Spiegel, 3.6.59 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42625552.html

    Das alles ist durchaus nicht ironisch gemeint, was da im Spiegel von 1959 über Hannovers Start in das Auto-Zeitalter zu lesen ist, wie man aus heutiger Sicht vielleicht meinen könnte. Die meinen das furchtbar ernst. Die Hervorhebungen sind allerdings von mir eingefügt. Der Innenstadtring, das muss an dieser Stelle vielleicht noch ergänzt werden ist übrigens nicht nur "doppelbahnig", sondern überwiegend Stellen dreibahnig. Und jeder in Hannover, der anregt, diese Dreibahnigkeit auf zwei Bahnen zurückzubauen, der muss sich übles Geschimpfe der Autolobby anhören.

    Und das ist nicht der einzige Artikel des Spiegels zum Autowahn. Erst Ende der 60er Jahre schreibt der Spiegel hin und wieder auch mal kritisch über die Folgen der Massenmototrisierung. Im historischen Spiegel-Archiv findet man jede Menge Dokumente des Autowahnsinns, von dem ganz offensichtlich die Spiegelredakteure der damligen Jahre befallen sind. http://www.spiegel.de/spiegel/print/index-2017.html

    Leider hat damit der Spiegel mit dazu beigetragen eine komplette Generation zu "versauen", ihnen den Autovirus eingeimpft, so dass ein klares Denken nicht mehr möglich war. Und viele haben das Auto-Virus anscheinend von ihren Eltern und Großeltern vermacht bekommen. Die 68er haben sich aufgebäumt gegen die Verstrickungen ihrer Elterngenerationen in die Nazi-Verbrechen. Den Autowahn haben sie jedoch geteilt. Siehe hier: http://www.kaeferblog.com/wp-content/upl…1-samba-bus.jpg Bild auf kaeferblo.com

    @Th(om)as

    Der Fußweg befindet sich rechts der Baumreihe. Habe leider kein besseres Bild von der Stelle, aber auf diesem kannst du ihn ein bisschen sehen:

    radverkehrsforum.de/attachment/7014/

    Ich wollte das eigentlich schon längst abgeschickt haben, aber inzwischen hat sich ja die Sache über die googlestreetview-Bilder noch viel feiner aufgeklärt, als es mit diesem einen Foto möglich gewesen wäre. Ich schicke es trotzdem noch mal los.

    Und schon gibt es die ersten Studien zu dem Thema:

    https://www.heise.de/newsticker/mel…hn-3972379.html

    Es ist ja oft noch viel krasser, was alles schon bekannt ist, aber entweder keinen interessiert, wie "Explosiv" das formuliert, oder aber bewusst ignoriert wird, oder gar dazu benutzt wird, dem Autoverkehr seine Domninanz zu sichern:

    "Die Straßenbahn der Zukunft
    Deutschlands Straßenbahnstädte leiden an den starren Stadtbahnrichtlinien, die stets einen eigenen Gleiskörper und eine beschleunigte Fahrt fordern, egal, ob das städtebaulich paßt und verkehrlich sinnvoll ist oder nicht. Aufgrund solcher Maximalforderungen sind viele kommunale Straßenbahnprojekte gescheitert oder unnötig teuer geworden. Vielfach wurden so überflüssige Tunnelprojekte provoziert, die den Netzfortschritt massiv behindert haben."

    http://www.heinermonheim.de/projekte/projekte.html

    In Hannover beispielsweise wurde im Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion über den kostenlosen ÖPNV, der von der Bundesregierung mit dem Brief aus dem Verkehrsministerium angestoßen wurde, von Seiten der Stadtbahn-Tunnelbefürworter angeführt, dass die mangelnde Kapazitäten des ÖPNV, an denen ein solches Vorhaben wie kostenloser ÖPNV zwangsläufig scheitern müsse, nur dadurch hervorgerufen worden sei, dass die Stadt ihre einst sehr ergeizigen U-Bahn-Pläne aus den 60er-Jahren nicht im notwendigen Umfange zur Ausführung gebracht habe.

    Was natürlich kompletter Unfug ist, weil diese U-Bahn-Pläne ja vor allem dazu dienten, den ÖPNV mit einer äußerst kostenintensiven Methode vor der seit Beginn der 60er-Jahre massiv ansteigenden Massenmotorisierung zu schützen. Die Straßenbahn sollte nicht im allgegenwärtigen Autoverkehrsstau stecken bleiben. Deshalb sollte sie in den Tunnel unter die Erde ausweichen. Und um auf den verbliebenen oberirdischen Abschnitten eine zügiges Vorankommen zu gewährleisten, sollte die Straßenbahn (im Zuge dieser Umstellungen dann Stadtbahn genannt) möglichst überall ein eigenes Gleisbett erhalten.

    Was sich natürlich vielerorts nur dann durchsetzen ließe, wenn der Autoverkehr massiv zurückgedrängt würde.

    Das wiederum scheitert in der Regel am politischen Widerstand der Autolobby. Und so wird in Hannover stets heftig gestritten, wenn es um den Straßenbahnausbau geht und dabei Autoverkehrswege beschnitten werden. Zum Beispiel an dieser Stelle, wo an dem Platz vor der Stadthalle Hannover und dem HCC (=Hannover Congress Zentrum) ein Hochbahnsteig errichtet wird, der den barrierefreien Einstieg in die Stadtbahn ermöglicht.

    Weil dazu eine der beiden Autofahrbahnen zurückgebaut werden muss haben die Parteien im Stadtrat, die sich üblicherweise dem Autoverkehr in besonderer Weise verpflichtet fühlen, Einspruch erhoben gegen die Pläne der Regionsverwaltung, die für den ÖPNV und damit auch die Ausführung des Hochbahnsteigs zuständig ist. Information zum Foto: Beide Fahrspuren auf dem Foto stehen für den Autoverkehr in derselben Richtung (Richtung Zoo) zur Verfügung. Der Gegenverkehr verläuft auf der gegenüberliegenden Platzseite. Na zumindest hat keiner den Radweg in Frage gestellt, der auf dem Foto ebenfalls zu sehen ist.

    Ergänzung: Link zum entsprechenden Artikel in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 3.1.18: "Straße vor dem HCC soll einspurig werden"

    http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…e-Spur-verengen

    Erst mal ist festzustellen, dass das Äußern des Gedankens an einen kostenlosen ÖPNV zuallererst eine Nebelkerze ist, um auf EU-Ebene noch etwas Zeit zu schinden. Das sieht man allein daran, dass die dabei angedachten Kommunen vor der Veröffentlichung des Gedankens nicht darüber informiert wurden, geschweige denn sich dazu äußern konnten, die Versuchskarnickel zu spielen.

    Das Gute ist, jetzt ist der Geist aus der Flasche und die Zauberlehrlinge werden zusehen müssen, ob sie das Thema im Sande verlaufen lassen können wie geplant oder ob doch Aktionen folgen müssen.

    Na immerhin fühlte sich heute das Verkehrsministerium genötigt zurückzuschießen:

    "Dieselnachrüstung mit Steuergeldern?

    Besitzer von Dieselautos sollen womöglich mit Steuergeldern dazu bewegt werden, den Stickoxid-Ausstoß ihrer Fahrzeuge zu senken. Dies schlägt Medienberichten zufolge eine Expertengruppe der Bundesregierung vor."

    Quelle: http://www.dw.com/de/dieselnachr…dern/a-42609256

    Das mit dem "Geist aus der Flasche" sehe ich genau so. Und ich bin mir sicher, dass dieser Vorschlag aus der Ecke Verkehrsministerium nicht ganz zufällig ein paar Tage nach dem Vorschlag mit dem kostenlosen ÖPNV, der ja aus Richtung Umweltministerium kam, präsentiert wurde.

    Und ich habe den Eindruck, der Vorschlag mit dem kostenlosen ÖPNV erzeugte ein deutlich positiveres Echo aus der Bevölkerung, als der Vorschlag mit der Dieselnachrüstung aus Steuergeldern.

    3674 Damit autonome Fahrzeuge im öffentlichen Raum rechts sicher getestet und

    3675 eingesetzt werden können, werden wir Experimentierklauseln bzw.

    3676 Ausnahmeregelungen schaffen. Bis zum Ende der Legislaturperiode werden wir die

    3677 rechtlichen Voraussetzungen für vollautonome Fahrzeuge (Stufe 5) auf geeigneten

    3678 Infrastrukturen schaffen.

    aus dem Koalitionsvertrag: https://www.spd.de/fileadmin/Doku…ertrag_2018.pdf

    Was sind geeignete Infrastrukturen für vollautonome (oder auch teilautonome) Fahrzeuge? Ist im Sinne des Bordcomputers ein Fahrradschutzstreifen möglicherweise identisch mit einem Radfahrstreifen? Oder zumindest weitgehend identisch? Das könnte ich mir gut vorstellen. Und dann ist es vielleicht doch ganz gut, wenn Schutzstreifen markiert werden auf solchen Straßen, die für Radfahrstreifen zu schmal sind.

    Wenn kein Platz für einen ordentlichen Radfahrstreifen ist, bringt ein Schutzstreifen agO keinen Gewinn für den Radverkehr. Im Gegenteil, da ein guter Anteil der MIVler der Meinung ist, wenn sie nur auf ihrer Seite der Strichlinie blieben, ginge das mit dem Überholabstand immer in Ordnung, und die Geschwindigkeiten erheblich höher liegen werden als igO, auch, wenn man T60 anordnen würde, wären Schutzstreifen agO mehr gefährdend als schützend.

    Noch nicht mal ein Plazebo, denn Plazebos haben wenigstens keine negativen Nebenwirkungen. Schmale Schutzstreifen agO schon.

    Wenn der Schutzstreifen so, wie ich es für richtig halte, rot gekennzeichnet ist, dann entfaltet er auf jeden Fall eine optische Wirkung, die die Straße schmaler erscheinen lässt. Das würde in jedem Fall dazu beitragen, dass das Tempolimit (ich halte außerorts 60 für richtig) eingehalten wird.

    Spannend wäre es auch, die Frage zu klären, wie sich eine Fahrradschutzstreifenmarkierung auf die heute vielfach inAutos verbauten Fahrerassistenzsysteme auswirkt. Es gibt ja solche Assisitenzsysteme, die per Kamera die Seitenstreifenbegrenzung erfassen und entsprechend den Fahrer warnen, wenn er einen festgelegten Mindestabstand unterschreitet. Wie arbeitet ein solches System wohl bei Schutzstreifen-Markierungen? Wird dann der Schutzstreifen zum Seitenstreifen im Bord-Computer oder ignoriert er ihn komplett?

    Fahrrad = "etc."

    Auch beim Thema "Mobilität & Umwelt sucht man das Wort "Fahrrad" vergeblich. Mobilität = "Automobilwirtschaft"

    Ooooops, aber hier (wenn das mal nicht der große Wurf wird):

    Um noch mal ganz ironiefrei auf das eigentliche Thema zurückzukommen: Auf der SPD-Internetseite fand ich diesen Link zum Koalitionsvertrag.

    https://www.spd.de/fileadmin/Doku…ertrag_2018.pdf

    Da die SPD-Mitglieder darüber abstimmen wollen, nehme ich mal an, dass das die quasi amtliche Fassung ist.

    Yeti recherchierte ja bereits die Stelle mit den Schutzstreifen außerorts:

    Zitat aus dem Koalitionsvertrag:

    3654 Wir sehen uns der „Vision Zero“, also der mittelfristigen Senkung der Anzahl der
    3655 Verkehrstoten auf null, verpflichtet. Deshalb wollen wir nach Auslaufen des

    3656 „Verkehrssicherheitsprogramms 2011“ ein Anschlussprogramm auflegen. Die

    3657 Umsetzung von verkehrssicherheitserhöhenden Projekten, wie z. B. „Schutzstreifen

    3658 für Radfahrer außerorts“, wollen wir unterstützen.

    In yetis Beitrag waren da noch andere Zeilennummern, aber das war ja auch noch der Entwurf.

    Ich weiß ja nicht wieviel SPD-Mitglieder hier mitlesen. Aber vielleicht freuen die sich ja, wenn sie auf diesem Weg etwas Entscheidungshilfe bekommen, indem wir den Faden wieder aufgreifen und uns als Radfahrende zu solchen Punkten im Koalitionsvertrag äußern.

    Ich finde das zum Beispiel ganz gut mit den Schutzstreifen außerorts, allerdings nur dann, wenn diese Streifen ausreichend breit sind rechts davon keine Autos parken und die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 60 festgelegt ist. Und die Schutzstreifen sollten nicht nur durch die dafür vorgesehenen weißen Linien kenntlich gemacht werden, sondern auch durch rotes Einfärben der Streifen. Davon steht dann leider nichts drin, aber das heißt ja nicht, dass es damit ausgeschlossen wird. Also: Zustimmen! (Oder seh ich das zu naiv?)

    Tempo 60 halte ich übrigens deshalb für wichtig, weil Linienbusse mit stehenden Fahrgästen max. 60 km/Std. fahren können. Da muss kein Auto schneller fahren dürfen. Schließlich will man die Autofahrer ja dafür gewinnen auf Busse umzusteigen. Und wie soll das funktionieren wenn der Busfahrer verkünden muss: Liebe Leute, da es heute mal wieder nicht ausreichend Sitzplätze für die vielen Fahrgäste gab, können wir leider nur 60 fahren. Jetzt bleibt aber bitte alle schön drin im Bus und kehrt nicht zu eurem Auto zurück! Auch wenn ihr damit vielleicht schneller an euer Ziel zu kommt und wir heute etwas dem Fahrplan hinterherhinken werden.

    Und Tempo 60 max. außerorts ist wichtig, weil ein noch schnelleres Vorbeifahren an Radfahrenden sehr unangenehm und darüberhinaus gefährlich ist, besonders für die Radfahrenden.

    Und das ist jetzt ganz und gar nicht ironisch gemeint!

    Für weitere Argumentationshilfen schlage ich den bereits weiter oben angegebenen Link zum Koalitionsvertrag auf der SPD-Internetseite vor:

    https://www.spd.de/fileadmin/Doku…ertrag_2018.pdf

    Um die parteipolitische Neutralität zu wahren, habe ich auch mal bei der CDU nachgesehen. Hier der Link zum Koalitionsvertrag, den ich auf der CDU-Internetseite gefunden habe:

    https://www.cdu.de/system/tdf/med…2018.pdf?file=1

    Kurioserweise sind dort anscheinend die Zeilennummern anders.

    Was bei der SPD in Zeile 3654 steht, das steht bei der CDU in Zeile 3652. Usw.

    Eigentlich ein bisschen peinlich, dass die nicht mal die selben Zeilennummern hinkriegen. Wie soll dann der Rest an Zusammenarbeit gelingen, wenn es nicht mal bei den Zeilennummern klappt? Da bei der SPD alle Miltglieder abstimmen wollen, bei der CDU aber nur der Parteitag, plädiere ich nochmal für weitere Textauszüge ausschließlich den SPD-Link zu nutzen:

    :!:https://www.spd.de/fileadmin/Doku…ertrag_2018.pdf :!:

    Aus Interesse: Funktioniert das auch in der Praxis?

    Diese Vorfahrt für den Radverkehr, der aus einer für den Radverkehr freigegebenen Fußgängerzone in die Fahrradstraße reinführt, funktioniert auch in der Praxis ganz hervorragend. Wobei dazu gesagt werden muss, dass es sich um eine Fahrradverbindung handelt, die schon immer also auch schon vor ihrer Einrichtung sehr stark von Radfahrenden genutzt wurde. Es ist kein Zufall, dass hier die erste Fahrradstraße Hannovers eingerichtet worden ist. Sie ist Teil einer Radweg-Verbindung, zwischen dem von Studenten zahlreich bevölkerten Linden über eine Fußweg/Radwegbrücke und durch den Georgengarten bis zur Nordstadt, dem Uni-Viertel von Hannover.

    Diese beide Baken leben wohl nicht mehr lang, die eine steht ohnehin schon ganz krumm da. Sie schützen ein Bürgersteigabsenkung, Teil einer Fußwegverbindung vom Ausgang der Post (Treppe) zur nahegelegenen Ampelkreuzung. Ich habe es schon häufiger erlebt, dass die Baken erneuert werden mussten. Vielleicht gelingt mir hier eine kleine Chronologie. Das Foto hier ist von Anfang Februar 2018.

    Außerdem ist es eine Riesensauerei gegenüber denjenigen Menschen, die regelmäßig abgasarm den ÖPNV benutzen. An Tagen, an denen diejenigen, die mit dem Auto fahren mal wieder so viel rumstinken, dass es wirklich nicht mehr geht, sollen sie kostenfrei den Bus benutzen dürfen, um denjenigen den Platz streitig zu machen, die diese Abgasprobleme vermeiden helfen.

    Aber - um mal nicht nur zu meckern - mir ist grade noch was eingefallen:
    In Hannover läuft ja dieser "Moja-Test". Und das ist ja nun was, das dem kostenfreien ÖPNV sehr nahe kommt oder sogar noch überflügelt. Leider liegen da meines Wissens noch keine Testergebnisse vor. Zumindest keine, von denen ich mitbekommen hätte, dass sie irgendwo veröffentlicht worden wären.

    Siehe HAZ vom 4.10.2017: "Modernes Sammeltaxi startet in Hannover" http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…tet-in-Hannover

    Da müsste man doch eigentlich Rückschlüsse dahingehend ziehen können, ob ein solches Angebot tatsächlich überhaupt in der Lage ist, Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen. Oder ob es einfach nur Leute dazu bringt, Fußwege oder Fahrradfahrten zu vermeiden. Da bin ich wirklich neugierig auf die Ergebnisse.

    Unabhängig davon bin ich mir sicher, dass ein Angebot, das Autofahrer dazu bewegt, den ÖPNV zu nutzen nur dann was bringt, wenn damit verknüpft ist, MIV-Infrastruktur zurückzubauen. Andernfalls werden von den Leerstellen andere angezogen, diese mit ihren Autos zu füllen.

    Nie im Leben möchte die Union kostenlosen ÖPNV durchsetzen (ich selber auch nicht).


    Den kostenlosen ÖPNV sehe ich ja auch skeptisch, vor allem deshalb, weil dann noch mehr herumgefahren wird. Und es macht keinen Sinn, den ÖPNV zu vergünstigen, das spiegelt die Realität nicht wieder. Es werden ja Fahrzeuge, Personal, Energie usw. benötigt um den ÖPNV zu organisieren. Das muss auch in Form von Fahrpreisen deutlich werden. Was sind deine Bedenken in Bezug auf einen kostenlosen ÖPNV?

    Die aktuelle Aufregung wird sich in ein paar Tagen legen und dann verschwindet das Thema wieder.

    Da wurde natürlich auch ein Stück weit was hochgepuscht, aber es gab auch guten Grund dafür. Auch wenn es nur einer Liste entstammt, die "entstanden ist aus purer Verzweiflung", wie du formulierst. Es wurde von namhaften Regierungsvertretern unterschrieben.

    In diesem Tagesschau-Beitrag kann man hören, wie jetzt Altmeyer versucht die Sache kleinzureden. Aber sie ist nun mal draußen und es kam von der Spitze. Und vielleicht hat die Initiatoren mehr dabei angetrieben als nur "die pure Verzweiflung".

    http://media.tagesschau.de/audio/2018/021…4-1656-1701.mp3

    An der Stelle 0:45 Min. wird übrigens die Forderung nach kostenlosem ÖPNV reduziert auf kostenlosen ÖPNV an Tagen, an denen die Abgasgrenzwerte überschritten werden. Und an der Stelle 1:40 wird deine Einschätzung wiederholt, dass das Brief an Brüssel vor allem mit Angst zu tun hat.

    Den Beitrag hab' ich auf dieser Seite von tagesschau.de gefunden: https://www.tagesschau.de/inland/oeffent…tenlos-101.html

    Trotzdem bin ich mir sicher, dass die von der Bundesregierung angestoßene Diskussion zum kostenlosen ÖPNV ein wichtziges Zeichen darstellt, weil sie nämlich von Regierungsseite aus angestoßen wurde.

    Zwischen „die Bundesregierung denke zusammen mit den Ländern und Kommunen über einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr nach.“ und „einführen möchte“ besteht ein signifikanter Unterschied. Laut Politico steht in der „Selbstverpflichtung aller drei alten und womöglich neuen Koalitionsparteien“:

    … und das ist nur eine der möglichen Maßnahmen. => Abwarten und Tee trinken.

    Da hast du natürlich Recht damit, dass hier keine fertige Ankündigung mit Vollzugsdaten in den Raum gestellt wurde mit dem Brief. Aber der schlägt trotzdem ganz schön hohe mediale Welten und es wird darauf geschaut, wer was dazu sagt. Und je nach dem, wie's weiter verläuft könnte es eine Sache sein, an der auch die neue Groko, wenn sie denn zustande kommt, zu knabbern haben wird. Die könnte jedenfalls nicht einfach drüber hinweggehen, dass der Vorschlag von der (Alt-)Regierungsseite in den Raum gestellt wurde. Und ich bin schon mal gespannt, wann die ersten Aufrufe kommen, dass doch die Regierungschefin zu den Aktivitäten ihrer Noch-Regierung mal etwas sagen möge.

    Auch wenn es ein paar Leute vom Fahrrad in die Bahnen/Busse treibt, die Anzahl der Autofahrer die ihre Karre stehen lassen wird mit sicherheit wesentlich größer sein.

    Laut FAZ-online sieht der VCD das allerdings anders: "Der VCD verweist außerdem auf ein Phänomen, das Ökonomen „unerwünschten Verlagerungseffekt“ nennen: Überproportional viele Menschen, die normalerweise eigentlich Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, würden auf den ÖPNV umsteigen. Autofahrer hingegen ließen sich weniger gut zum Wechsel motivieren." "Kostenloser Nahverkehr für alle?" in FAZ vom 13.2.18 http://www.faz.net/aktuell/wirtsc…5446630-p2.html

    Hier https://www.uni-kassel.de/fb14bau/filead…NRVP_VB1211.pdf gibt es eine Untersuchung zu den Kosten des Fuß-, Rad-, Kfz- und Öffentlichen Nahverkehrs in Kassel, Kiel und Bremen. Demnach bezuschusste die Stadt Bremen den Kfz-Verkehr in den Jahren 2009-2011 im Durchschnitt mit 85 Mio EUR jährlich, den ÖPNV mit 63 Mio EUR und den Radverkehr mit 5,1 Mio EUR pro Jahr.

    Habe den Bericht bislang nur überflogen. Es ist ja schon mal toll, dass es so was gibt. Aber das eigentliche Problem besteht doch darin, dass der KFZ-Verkehr in den Städten nur deshalb auf den wenigen vorhandenen Flächen funktioniert, weil es genug Menschen gibt, die den deutlich platzsparenderen ÖPNV benutzen oder auch das Rad, das zwar mehr Verkehrsfläche benötigt als der ÖPNV aber immer noch deutlich weniger als der MIV.

    In der aktuell angestoßenen Debatte gehen viele davon aus, dass eine höhere Subventionierung des ÖPNV mit dem Zweck der Reduktion der ÖPNV-Fahrpreise ein Umsteigen von Autos auf Bussen und Bahnen begünstigt.

    Aber: Diese Subventionierung findet doch ohnehin schon statt. Und sie bewirkt auch bereits, dass Menschen Busse und Bahnen statt des Autos benutzen, denn es gäbe vermutlich weniger ÖPNV-Kunden, wenn die den vollen (nicht subventionierten Preis) bezahlen müssten. Und von denen wären dann viele mit dem Auto unterwegs und würden damit dafür sorgen, dass der MIV noch mehr zum Stillstand käme, als er ohnehin schon in Staus und "stop und go" vor sich hin dümpelt.

    Deshalb sind diese angeblichen Subventionierungen des ÖPNV eigentlich eine Subventionierung des MIV. Dadurch dass Menschen mit "Niedrigpreisangeboten" in den ÖPNV gelockt werden, was nur möglich ist, weil der subventioniert wird, wird die Straße frei (zumindest ein bisschen) um den vorhandenen Autoverkehr abzuwickeln. ÖPNV-Subvenbtionen sind also eigentlich KFZ-Subventionen zusätzlich zu den gigantischen direkten Subventionen des ÖPNV von denen in der Studie berichtet wird.


    Eine Reduktion des MIV durch gezielte Förderung des Radverkehrs wäre demnach für die Kommunen die preiswerteste Lösung.

    Mobilität sollte gar nicht subventioniert werden, nur so kann eine nachhaltige Verbesserung der Verkehrsverhältnisse erreicht werden und letztlich auch eine Mobilität, die mehr Möglichkeiten an Zugang zu Kultur, Bildung, Arbeit, ärztliche Versorgung usw. ermöglicht. Nämlich eine Mobilität, die sich daraus ergibt, dass die Menschen in dicht besiedelten kleinen und großen Städten wohnen, wo nur in Ausnahmefällen eine Besorgung nicht zu Fuß gemacht werden kann. Der MIV wird durch die Förderung des Radverkehrs genau so wenig reduziert wie durch die Förderung des ÖPNV durch Billig- bis Umsonstangebote für die Nutzer. So lange jedoch solche Regeln gelten, wie die dass z. B. für den Bau von Wohnungen Stellplätze nachgewiesen werden müssen, ist es schwierig in dieser Sache echte Fortschritte zu erzielen.

    Habe gerade im Radio die Nachricht gehört, dass die Bundesregierung den kostenfreien ÖPNV einführen möchte. Auch Spiegel online berichtet darüber: "Kostenloser öffentlicher Nahverkehr könnte in Deutschland Realität werden, denn die Bundesregierung muss ihre Maßnahmen für saubere Luft in den Städten deutlich ausweiten. Sonst droht eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Das soll unter anderem mit kostenlosem öffentlichen Nahverkehr verhindert werden." http://www.spiegel.de/auto/aktuell/s…-a-1193251.html

    Was mir natürlich enorm gegen den Strich geht ist die Begründung, die hier angeführt wird, und die einmal mehr zeigt, wie wahnsinnig autofixiert in Deutschland argumentiert wird. Da wird ja nicht etwa erwogen, dass kostenloser ÖPNV zu mehr sozialer Gerechtigkeit beiträgt, weil auch Menschen mit geringem Einkommen leichter mobil sein können. Oder dass es verkehrstechnisch vernünftig und wünschenswert ist, auf ÖPNV und Radverkehr basierende Mobilität an erste Stelle zu setzen. Oder dass kostenfreier ÖPNV dem Umweltschutz dient. Das alles spielt keine Rolle bei der Ankündigung oder bestenfalls eine ganz und gar untergeordnete Nebenrolle. Im Mittelpunkt aller Betrachtung jedoch steht, dass Fahrverbote für PKW verhindert werden. Nur im äußersten Notfall wird das in Betracht gezogen, wobei klar ist, dass es nicht einfach sein wird, diesen "Notfall" festzustellen. Und auch wenn dieser Notfall tatsächlich einmal festgestellt werden sollte, sollen jedenfalls flächendeckende Fahrverbote verhindert werden. In dem entsprechenden Brief der Bundesregierung an die EU-Kommission unterschrieben von den Ministern Barbara Hendricks, Christian Schmidt und Peter Altmaier, heißt es:

    “Wenn nötig, werden wir unsere Städte dabei unterstützen, wirksame Verkehrsbeschränkungen in ausgewiesenen Straßen einzuführen.” Quelle: POLITICO vom 13.2.18 https://www.politico.eu/newsletter/mor…-eigener-sache/

    Dem möchte ich ein Zitat entgegensetzen, das vom Verkehrsdezernenten der Region Hannover, Ulf Birger Franz, stammt und mit dem er Forderungen der Stadt Hannover nach Fahrpreissenkungen im ÖPNV kontert. Dazu muss man wissen, die Region Hannover (das ist die Stadt Hannover und 20 Städte und Gemeinden im Umland) und nicht jede einzelne Kommune unmittelbar selbst, ist für die Organisation und Finanzierung des ÖPNV zuständig.

    „Ich habe nie verstanden, was daran gut fürs Klima sein soll, wenn man die Preise senkt“, sagt Franz in der HAZ vom 8.1.2018 http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…r-1-Euro-am-Tag

    Und bezogen auf den Radverkehr stimmt es mich nachdenklich, dass es in dem bereits weiter oben zitierten Spiegel-Artikel heißt:

    "Zwar sinkt die Anzahl der Autos auf den Straßen, während die Auslastung von Bussen und Bahnen steigt. Es steigen jedoch auch Fahrradfahrer, die bereits umweltfreundlich unterwegs sind, auf öffentliche Verkehrsmittel um. (Hervorhebung von mir) Durch die vielen Umsteiger wird eine deutlich höhere Kapazität zu den Stoßzeiten nötig und es kommen zusätzliche Ausgaben auf die Städte zu. So konnte auch die Stadt Tallinn nach dem Anstieg der Fahrgastzahlen die Kapazitäten aus finanziellen Gründen zunächst nicht erhöhen."

    Konkret bezogen auf Hannover: Zurzeit darf zumindest außerhalb der Hauptverkehrszeiten das Rad kostenlos mitgenommen werden in Bussen und Straßenbahnen. In S-Bahnen auch in den Hauptverkehrszeiten, aber dann gegen Bezahlung. Wovon ich gelegentlich auch Gebrauch mache. Aber geht das noch, wenn Busse und Bahnen noch voller werden? Vor allem aber befürchte ich, dass weniger Radfahrer auch bedeuten wird, dass der Ausbau der Radfahrerinfrastruktur damit gebremst wird.

    Ich bezweifle übrigens auch, dass die Anzahl der Autofahrer gesenkt wird durch kostenfreien ÖPNV. Vielleicht anfänglich ein bisschen, langfristig werden die Leerstellen, die sich da möglicherweise auftun, alle wieder zugefahren.

    Schaue ich mir noch mal die Plakate der letzten Kommunalwahl in Niedersachsen an, dann stelle ich fest, dass ausgerechnet die Piraten wohl am ehesten Regierungs-konform agiert haben:


    Die Pfarrlandstraße ist Hannovers älteste Fahrradstraße. "Entlang des Platzes führt Hannovers erste Fahrradstraße von der Limmerstraße die Pfarrlandstraße entlang über die Dornröschchenbrücke durch den Georgengarten bis in die Nordstadt." Online-Seite Linden entdecken von Juni 2013 https://www.linden-entdecken.de/4372/pfarrlandplatz/

    Dort wo es aus der für den Radverkehr freigegebene Fußgängerzone heraus und in die Fahrradstraße hineingeht, hat der Radverkehr Vorfahrt. Es dürfte jedoch wohl kaum ein Fahrrad gewesen sein, das den entsprechenden Verkehrszeichenträger krumm gefahren hat: