Im Großen und Ganzen stimme ich dir in allen Punkten zu, Yeti. Allerdings sehe ich den Teil kritisch, in dem es um deine Kritik am ADFC geht. Überhaupt möchte ich deinem letzten Absatz so nicht zustimmen.
In Hannover steht beispielsweise diese Straße zum Umbau an: Die Geibelstraße (hier Ecke Stephansplatz)

Nach dem was ich bisher darüber in Erfahrung bringen konnte, ist die Verkehrsverwaltung nicht bereit, dort das Tempo auf 30 km /h zu reduzieren. (Erschließungsstraße und starke Ausladstung der Straße durch den Autoverkehr, argumentiert die Verwaltung.)
Dass dort quer geparkt wird und sich Radfahrer den aufgrundessen extrem schmalen verbleibenden Bordstein für einen schmalen Gehweg und sehr schmalen benutzungspflichtigen Radweg teilen müssen, finde ich unmöglich.
Immerhin hatte die Verwaltung Signale gesendet, eine Reduktion der Autostellplätze anzustreben. (Wenn das was werden soll, dann müsste dafür statt Querparken Längsparken angeordnet werden.
Dazu kommt der vorhandene Baumbestand. Die Fahrbahn lässt sich nicht beliebig verbreitern.
Ideal fände ich: Fahrradstraße, Auto-Durchgangsverkehr auf ein Minimum reduzieren, breite Gehwege.
Fakt ist, es wird ein Umbau stattfinden und die Option "Fahrradstraße" ist nicht realistisch (und das ist zurückhaltend formuliert).
Es wird dort (leider!) weiter viel Autoverkehr stattfinden. Die Fahrbahn wird wegen der Bäume schmal bleiben.
Längsparken statt Querparken anzuordnen kann gelingen, wenn als zusätzliches Argument zu (die Anzahl der Parkplätze ist zu reduzieren, was für viele kein Argument sondern ein rotes Tuch ist) hinzukommt: Der Radweg muss verbreitert werden, ohne dass der Gehweg schmaler wird!
Vermutlich ist es wichtig, dass sich der ADFC an dieser Stelle vehement für diese Lösung(Hochbordradweg) stark macht. Wenn dann einer dazwischenfunkt und sagt, der Radverkehr wäre aber auf der Straße viel sicherer und besser aufgehoben, dann wäre das meines Erachtens sehr kontraproduktiv.
Hier ein google-Street-view-Link von der Stelle auf dem Link ist auch das Foto aufgenommen worden: https://www.google.de/maps/@52.36036…!7i13312!8i6656
Übrigens: Du bedauerst ja, dass es die Radwegebenutzungspflicht gibt. Und ich sehe das genau so.
Es gibt allerdings auch eine Option mit dem Fahrrad ganz legal die Fahrradbenutzungspflicht zu umgehen. Du musst dir dazu allerdings ein S-Pedelec zulegen.
Siehe diesen Bericht:
https://www.bike-bild.de/fahrrad/ebike/…kes-370715.html
Oder diesen Bericht:
https://www.pd-f.de/2018/04/05/s-p…zeug-wird_12377
pressedienst-fahrrad,
S‑Pedelecs: Wenn das Fahrrad zum Kraftfahrzeug wird
Darin heißt es:
„Die Erfahrungen in der Schweiz zeigen ein anderes und unproblematisches Bild“, sagt Anja Knaus von Flyer. „Der Marktanteil der S‑Pedelecs ist hier 25 mal so hoch wie in Deutschland!“ Der Grund: Die schnellen E‑Räder dürfen in der Schweiz den Radweg benutzen. Fachjournalist Marius Graber aus Luzern bewertet die Erfahrungen als durchweg gut: „Konflikte, die es gibt, ordne ich eher der gestiegenen Dichte auf den Radwegen zu. Je mehr Velofahrer es gibt, desto mehr Rücksichtslose gibt es. Und die fallen auf.“ Auch Graber verdeutlicht: So viel schneller als andere Radfahrer sind solche mit S‑Pedelecs nicht. „Daher verträgt sich das gar nicht so schlecht . Wenn die Radwege gut gebaut sind, erst recht nicht.“
Offensichtlich ist es für viele S-Pedelec-Fahrer extrem unangenehm, auf der Fahrbahn zu fahren, deshalb möchten sie gerne, dass so wie in der Schweiz auch in Deutschland das S-Pedelec fahren auf den Radwegen erlaubt wird.
Es wäre sehr ambitioniert, wenn der ADFC in dieser Situation herginge und grundsätzlich solchen Überlegungen eine Abfuhr erteilt.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was der ADFC dazu sagt, dass die S-Pedelec-Fahrer auf die Radwege wollen. Und ehrlich gesagt, ich weiß es selber nicht einmal so richtig. Grundsätzlich natürlich schon: Der Autoverkehr auf den Fahrbahnen muss deutlich weniger und deutlich langsamer werden.
NACHTRAG: Habe grad noch mal hier https://www.pd-f.de/2018/04/05/s-p…zeug-wird_12377 (den Link hatte ich weiter oben schon angegeben) nachgelesen:
"Der Bundesgeschäftsführer des ADFC, Burkhard Stork, sieht eine deutliche Stärke von S‑Pedelecs darin, Kfz-Fahrten von Pendlern aufs Rad zu bringen. „Der ADFC tritt allerdings entschieden gegen S‑Pedelecs auf Radwegen innerorts ein, vor allem mit Blick auf den Schutz schwächerer und unsicherer Radfahrer, wie etwa Kindern und Senioren.""
Innerorts nicht sagt der ADFC, das deutet so ein bisschen an, dass außerorts vielleicht doch auf Radwegen mit dem S-Pedelec gefahren werden können soll dürfen. (NACHTRAG)
Und wenn es um die Frage geht: Querparken weiter zulassen und dafür auf Radweg (egal ob Hochbord oder Radfahrstreifen, geschützt oder ungeschützt) verzichten. Dann bin ich ganz energisch für breite Bürgersteige entweder mit Hochbordradweg oder mit Freigabe für Radverkehr, oder auch mit benutzungspflichtigem Radweg. Am liebsten Radfahrstreifen.
Aber auf keinen Fall bin ich bereit, an der schlechten Situation für den Radverkehr fest zu halten, damit die Autos in der Geibelstraße weiter quer parken können!