Beiträge von Ullie

    Hast du eigentlich gelesen, was ich geschrieben habe, Ullie ?

    Hab ich. Ich hab' mich halt maßlos geärgert über deine Aussage: "Dafür gibt es auch nachvollziehbare Gründe, weil das Auto tatsächlich in mehr Fällen alternativlos ist als in der Stadt." Da hilft es auch nicht, dass du im nächsten Satz relativierst mit: "Aber es ist deswegen noch lange nicht komplett alternativlos."

    Ganz häufig, wenn Verkehrsdiskussionen geführt werden, kommt dieses Gejammere "Aber wie soll ich denn ... meinen Kasten Mineralwasser ... das Kind zur Kita ... die Oma zum Doktor ... usw. usw." Und immer mit so einerr Vorwurfshaltung verbunden. Und da ist mir halt der Kragen geplatzt als ich den Eindruck hatte, Yeti ist jetzt auch vom "Autovirus infiziert".=O

    Wer will den Leuten das Autofahren abgewöhnen? Das ist so eine Aussage wie: "Es ist vollkommen illusorisch, den Leuten das Rauchen abzugewöhnen."

    Das hat man beim Rauchen so gelöst, dass es im öffentlichen Raum kein Rauchen mehr gibt. Und für die wenigen öffentlichen Sonderräume (Raucherkneipen) gibt es Eingangsbeschränkungen (kein Einlass für Minderjährige) und weitere Beschränkungen (stark eingegrenztes Speiseangebot).

    Das kann beim Autofahren ebenfalls sehr schnell mit vergleichbaren Auflagen umgesetzt werden.

    Es werden zwar immer mehr Menschen, die die Notwendigkeit für einen Paradigmenwechsel sehen, aber bislang ist es vor allem wichtig daran zu arbeiten, dass es nochmehr werden.

    Gleichzeitig muss das Konzept der unbegrenzten Raserei, dass immer noch in vielen Köpfen herumspukt, vertrieben werden.

    Dazu gehören auch solche aberwitzige Forderungen, wie sie einmal formuliert wurden: "1966 sagte Leber, „kein Deutscher soll mehr als 20 Kilometer von einer Autobahnauffahrt entfernt leben“." Wikipedia Artikel über den ehemaligen SPD-Verkehrsminister Georg Leber https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Leber

    Aberwitzig ist diese Forderung nicht etwa deshalb, weil sie nicht umsetzbar wäre (Ich fürchte wir sind schon sehr dicht dran) oder zu teuer etc. etc., sondern deshalb weil das eine immense Ressourcen-Verschwendung bedeutet und keine globale Perspektive bietet. Aber es gibt noch genug Menschen, die den nahen Autobahnanschluss als eine selbstverständliche Staatsleistung halten und jeden, der das kritisch sieht als unverbesserlichen Visionär abtut, wie es einst der Ex-SPD-Kanzler Schmidt getan hat.

    Vielleicht gehen diese Leute heute nicht mehr so weit, den nächsten Autobahnanschluss in maximal 20 km Entfernung einzufordern. (Brauchen sie ja auch vielfach gar nicht mehr einfordern.;))

    Umso mehr lieben diese Leute es, Menschen, die alternative Verkehrskonzepte entwerfen, vorzuwerfen, sie wollten die Menschen "umerziehen". Oder das angeblich "natürliche Freiheitsrecht zu Rasen" einschränken.

    Das Bild von hugo790 mit dem Aufheben der zHG 70 km/h zeigt sehr deutlich eine spartanisch ausgestattete Bushaltestelle im Hintergrund.

    Immerhin hat sie mehr als nur das Haltestellenschild. Am selben Mast hängt auch noch ein Fahrplan.

    Wer es wagt dort auszusteigen, der muss sich in Acht nehmen, dass er nicht gleich den abschüssigen Grünstreifen runterpurzelt.

    Auch auf der gegenüberliegenden Seite ist keinerlei befestigte Aufstellfläche vorhanden.

    Wer bei feuchtem Wetter nicht im nassen Gras stehen möchte, der steht am Rand einer schmalen Fahrbahn, auf der Tempo 100 km/h (=Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen) erlaubt ist.:/

    Das ist natürlich auch eine effiziente Methode, den ÖPNV unattraktiv zu machen.

    Und Radfahrer sind einem dort auch nicht im Weg :)

    Ich glaube, dass die Auto-Fixiertheit auf dem Land noch viel größer ist als in den Städten. Dafür gibt es auch nachvollziehbare Gründe, weil das Auto tatsächlich in mehr Fällen alternativlos ist als in der Stadt. Aber es ist deswegen noch lange nicht komplett alternativlos.

    Das Auto ist ist nicht alternativlos!

    Selbstverständlich ist es möglich für die Menschen ohne Auto zu leben. (Haben sie übrigens schon seit Jahrtausenden getan. Und solche Ereignisse, wie zum Beispiel der Dreißigjährige Krieg, der rund ein Drittel der Menschen in vielen europäischen Ländern das Leben gekostet hat, ist ja nicht durch den Mangel an Autos verursacht worden.)

    Und tatsächlich leben auch heute im "Autoland Deutschland" auch auf dem Land Menschen ohne Auto!

    Die Aussage, das Auto sei "alternativlos", ist letztlich auch ein fieses Stück Ausgrenzung dieser Menschen und ihrer möglichen Ansprüche an eine autofreie Verkehrsinfrastruktur.

    Beispiel: "Ich wünsche mir einen dichteren Takt bei der Omnibusanbindung!"

    Oder auch einfach nur: Ich wünsche mir auch eine Omnibusanbindung an Samstagen. (Man beachte auch die blau markierte Ferienregelung!)

    Siehe dieser Fahrplan aus dem Landkreis Schaumburg. Für viele Ortschaften auf dem Fahrplan ist der angegebenen Bus 2121 die einzige ÖPNV-Anbindung:

    Soll die Antwort von Poilitik und Verwaltung lauten: "Das Auto ist alternativlos!"

    Ich vermute, so hast du es nicht gemeint - aber die Gefahr ist latent vorhanden, dass man in Anbetracht unzureichender Angebote für autofreie Mobilität darauf verfällt, das Auto als "alternativlos" zu bezeichnen.

    Man machte es den Autolobbyisten zu einfach, wenn man Ihnen die Behauptung durchgehen ließe, das Auto sei "alternativlos".

    Das Gegenteil ist richtig:

    Nur eine autofreie Gesellschaft ist eine zukunftsfähige Gesellschaft.

    Übrigens: Zeigen nicht gerade die Corona-Beschränkungen, dass es sich auch mit deutlich weniger Autoverkehr und Flugverkehr und deutlich weniger sonstigem Reiseverkehr gut leben lässt? Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass ich den abgedruckten Fahrplan wegen seiner wenigen Verbindungen loben will. ;)

    Hallo Nbgradler,

    bin gerade noch mal ein bisschen virtuell auf der B4R in die entgegengesetzte Richtung gefahren, die Sie verlinkt hatten.

    https://www.google.de/maps/@49.45560…!7i13312!8i6656

    Und dann wieder zurück. Dabei habe ich mich dann an dieser Stelle gefragt, ob ich als Fahrradfahrer*in gezwungen bin, der Radweg-Markierung zu folgen, oder ob ich mich auch auf dem selben Fahrstreifen einordnen dürfte, auf dem gerade der Tieflader-Transporter mit dem LKW drauf fährt?

    https://www.google.de/maps/@49.45280…!7i13312!8i6656

    Außerdem habe ich mich gefragt, was dort auf der B4R für ein Tempolimit gilt. Ist das alles Innerorts-Verkehr? Und werden die dann entsprechend geltenden 50 km/h eingehalten? Ich habe auf google-street-view keine Schilder entdecken können. Übrigens auch keine blauen Radwegeschilder. (Bin ich virtuell zu schnell gefahren?)

    Um Ronja Räubertochters Trolle zu zitieren: Wisuuu den bluus?

    Außer ich will ein Geschäft an der Hauptverkehrsstraße erreichen (vergleichsweise unwahrscheinlich: Chemikaliengroßhandel, Versicherung, Wohngebäude) bin ich doch als Radler entlang des Flusses oder in einer Nebenstraße immer besser aufgehoben. Da ist es ruhiger, es gibt keinen Kfz-Durchgangsverkehr. Das ist doch genau das, was ich will. Wiso wollen Sie um jeden Preis überall Radverkehrsanlagen?

    Vielen Dank für die Erläuterungen zu den Fotos. Ich hatte mich schon gewundert, warum die absolut zu den Bodenmarkierungen passende Beschilderung wegfallen sollte. Aber klar. Die soll nicht wegfallen, sondern steht kurz davor in Betrieb genommen zu werden. Das ist wirklich eine vorteilhafte Veloroute.

    Wichtig ist aber auch, dass der Autoverkehr, der dort ja noch weiter erlaubt ist, nicht zum Durchrasen verleitet wird, denn der Autoverkehr genießt ja an diesen Kreuzungen genau so Vorrang wie der Radverkehr.

    Und ich lehne solche Velorouten auch nicht rundheraus ab. Im Gegenteil, gerade dann, wenn es mit einer attraktiven Veloroute gelingt, ein gutes Angebot zu schaffen spricht da nichts gegen.

    Aber es ist wichtig, mögliche negative Begleiterscheinungen im Auge zu behalten!

    Eine mögliche negative Begleiterscheinung könnte z. B. so aussehen:

    Die Davenstedter Straße ist eine recht stark befahrene Einfallstraße in die Stadt Hannover. Eigentlich sollte sie mit einer gut befahrbahrenen Radverkehrsanlage ausgestattet sein. (Ohne da jetzt ins Detail zu gehen, der vorhandene, aber derzeit zugeparkte, auf dem Foto erkennbare Hochbordradweg ist noch nicht das "Gelbe vom Ei".)

    Der im Foto gezeigte Abschnitt ist Teil der geplanten Veloroute 10.

    Und ich bin froh, dass das voraussichtlich ein Teil der Veloroute 10 wird.

    Denn würde man versuchen, die Veloroute 10 so anzulegen, dass sie nicht an dieser Straße entlangführt, dann wäre das quasi eine Einladung an die Verkehrsplaner, die hier gefundene "temporäre Parkplatzbeschaffungsmaßnahme" zu einer Dauereinrichtung zu machen.

    Fahrradfahrer*innen-Proteste würden mit Verweis auf die parallel verlaufende Velo-Route abgeschmettert werden.

    So hoffe ich sehr darauf, dass in Zukunft die Verwaltung nicht auf die Idee kommen wird, auf der dann als Veloroute ausgewiesenen Strecke eben mal Parkraum zu requirieren, den sie meint während der Baustellenzeit einer nahegelegenen Baustelle, bei der einige Parkplätze in der Zeit durch die Baustelle belegt sind, dem Autoverkehr anbieten zu müssen.

    Ein anderes Problem ist die schon von Ihnen erwähnte Erreichbarkeit von Geschäften an Hauptverkehrsstraßen. Es geht ja nicht nur darum, dass ich als möglicher Kunde eines Geschäftes an einer Hauptverkehrsstraße, dieses mit dem Fahrrad gut erreichen können muss.

    Auch die Leute, die dort arbeiten, wollen gut mit dem Fahrrad dorthin kommen. Oder sollten zumindest gut dorthin kommen können, wenn der Radverkehrsanteil gesteigert werden soll. Wenn es quasi einen Nebeneingang auf der Rückseite des Gebäudes gibt, der direkt an der Veloroute gelegen ist, mag das ja kein Problem sein. Aber das dürfte nur in Ausnahmefällen der Fall sein.

    Außerdem gibt es bei vielen Geschäften und Betrieben traditionell das Bestreben, gut an das (Auto-)Straßennetz angeschlossen zu sein. Der Betrieb soll gut mit dem Auto erreichbar sein. Dass der Betrieb gut mit dem Fahrrad erreichbar sein soll, steht dagegen i.d.R. weniger hoch im Kurs.

    Auch daran wird man so schnell nichts ändern können, nicht zuletzt wegen der gewachsenen Strukturen. Die müssen dann aber so ertüchtigt werden, dass die vorhandene Infrastruktur für den Radverkehr erschlossen wird. Ein handtuchschmaler Hochbordradweg kann das nicht leisten. Auf den von ihnen verlinkten Bildern ist es ja auch nicht weit her mit der Radverkehrsinfrastruktur.

    Ich halte es allerdings für falsch, das alles als ein für den Radverkehr "verlorenes Terrain" widerstandslos preiszugeben.

    Sie hatten ja diese Straßensituation als Link angegeben:

    https://www.google.de/maps/@49.45560…!7i13312!8i6656

    Ich bin da gerade mal ein bisschen virtuell drauf hin und her gefahren.

    Viele werden sich sagen: Hoffnungsloser Fall für den Radverkehr. Ich dagegen sage: Auch hier ist es möglich und nötig dem Radverkehr eine echte Chance zu geben. Aber dafür muss einiges getan werden!

    Ich nenne mal drei Punkte, die derzeit in vielen Ohren noch wie ferne Zukunftsmusik klingen mögen:

    1. Deutlich ruhigerer Fahrzeugverkehr durch Geschwindigkeitsbegrenzungen (automatisch gesteuert durch technische Elemente für autonomes Fahren!) und den Betrieb von E-Fahrzeugen.

    2. Deutlich weniger Kraftfahrzeugverkehr durch Umstieg auf elektrisch betriebenen ÖPNV und damit ermöglichte starke Reduktion der Kraftfahrzeuge und der KFZ-Fahrspuren.

    3. Deutlich dichtere Besiedlung auch in direkter Nachbarschaft von (dann sehr viel ruhigeren) Hauptverkehrsstraßen, die eine Mobilität der kurzen Wege begünstigt.

    Ob man dann noch Velorouten braucht, die parallel zu heute für den Radverkehr sehr wenig attraktiven Hauptverkehrsstraßen verlaufen? Schaden tun sie vermutlich auch dann nicht.

    Das Problem scheint mir außerhalb der großen Städte vor allem zu sein, dass man ohne Auto auf dem Dorf echt aufgeschmissen ist.

    Moderne Fahrzeuge sind in der Lage, vorgegebene Geschwindigkeitslimits einzuhalten, automatisiert! Selbst wenn der Fahrer schneller fahren möchte und entsprechend auf's Gaspedal drückt, fährt das Fahrzeug nicht schneller als erlaubt.

    Wenn du sagst, auf dem Dorf sei man echt "aufgeschmissen", ohne Auto, dann ist das eine Sache.

    Wenn du darüber hinaus gehst und sagst, auf dem Dorf sei man aufgeschmissen, wenn man dort mit einem Auto nicht mit 120, 130 und noch mehr km/h über die Landstraßen "brettern" kann, dann gefiele mir das gar nicht. :(

    Und wie kriegt man einen "Nachwuchs-Vettel" dazu, so ein Auto zu fahren, dass automatisch verhindert, dass damit die Höchstgeschwindigkeit überschritten wird? Indem man ihn vor die Alternative stellt, andernfalls gar kein Auto fahren zu dürfen!:saint:

    Ist ein Portal entstanden fürs Stadtradln, das wirds bei euch sicher auch geben und ein Landkreis/Stadt kann auch Verkehrmeldungen freischalten für einen Zeitraum.

    Das hatte ich befürchtet, als ich von der radar-Karte gelesen hatte.

    Ich kann mich erinnern, dass die Stadt Hannover mal dabei war.

    Vor ein paar Jahren. :(

    Aktuell leider nicht mehr.

    Was mich damals schon schade fand: Die Mängelkarte ist nur temporär frei geschaltet, während des Stadtradelns.

    Bei der Veloroute 10, deren Straßen ich recht gut kenne, ist mir aufgefallen, dass stadteinwärts auf der Badenstedter Straße hinter der Schnellwegbrücke die Route links abzweigt und dann bei der Wittekindstraße wieder rechts.

    Ich halte es für sinnvoller, die orange eingezeichnete Engstelle zwischen Schnellwegbrücke und Nieschlagstraße dadurch zu entschärfen, dass der Park-"Verkehr" dort herausgenommen wird, so dass man als Radfahrer ungefährdet dort lang fahren kann.

    Und zwar auf der rot eingezeichneten Alternativroute, ohne Umwege und ohne Engstellen.

    Auf jeden Fall leidet das Veloroutenkonzept darunter, wenn wegen Engstellen, verursacht durch parkende Autos, Fahrradfahrer Umwege in Kauf nehmen sollen.

    Nun ist Nürnberg arm ... (...)

    Vernünftig markiert.

    [image='12420','tiny'][/image]

    Dass Nürnberg arm ist, das kann ich nicht so recht glauben.

    Damit will ich jetzt nichts darüber sagen, ob es von Vorteil oder von Nachteil ist im Sinne der Radverkehrsförderung, wenn eine Kommune "arm" ist.

    Laut einer Statistik auf Wikipedia liegt Nürnberg jedenfalls auf Platz 9 von 110 deutschen Städten in einer Liste der deutschen Städte nach Bruttoinlandsprodukt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…oinlandsprodukt

    Dass soll kein Vorwurf sein Nbgradler, ich stelle übrigens bei der Gelegenheit gerade fest, dass sich in dieser Liste die Region Hannover auf Platz 7 befindet.

    Was ich aus der Beschreibung nicht so ganz verstanden habe, ist dieses Bild, das ich hier zitiert habe.

    Warum ist das Schild Vorfahrt an der nächsten Kreuzung durchgestrichen und warum ist das Schild Fahrradstraße durchgestrichen?

    Die breite rote Bodenmarkierung sieht doch so aus, dass es genau das, was diese Schilder aussagen, unterstützt. oder übernimmt die rote Boden-Markierung die Aufgabe der Schilder, so dass diese überflüssig werden?

    Und was ist mit den parallel verlaufenden Hauptverkehrsstraßen? Wie ist es dort um den Radverkehr bestellt? Aus der Diskussion in Hannover weiß ich, dass Radverkehrsverbindungen abseits der Hauptverkehrsstraßen oft dazu angelegt werden, um zu verhindern, dass die Hauptverkehrsstraßen auch für den Radverkehr als Hauptverkehrsstraßen attraktiv sind. Das halte ich im Sinne der Radverkehrsförderung für kontraproduktiv.

    Allerdings wäre es auch Quatsch, auf attraktive und schnelle Radverkehrswege abseits der Hauptverkehrsstraßen nur aus "Prinzipienreiterei" zu verzichten und sie unbeachtet zu lassen bei einem Radverkehrskonzept.

    Hallo, sorry für die späte Antwort.

    Mir gehts in diesem Thread eigentlich darum, dass die Beschilderung genau genommen kein Gnadenakt für Radfahrer ist, sondern ein Eingriff in ein verbrieftes Recht. Eigentlich darf dir niemand verbieten mit dem Rad auf der Straße zu fahren, wenn er nicht massive Gründe dafür hat.

    Und wenn in Hannover solche Eingriffe rückgängig gemacht wurden, stellt sich m.M. die Frage, mit welcher Begründung sie eigentlich ursprünglich gemacht wurden? Und wie siehts da aus, wo diese Rückgängigmachung nicht stattfindet?

    Das Ganze hat ja nicht 1721 stattgefunden, sondern Benutzungspflichten sind seit 1998 wie Pilze aus dem Boden geschossen. Und führen zu dem Kuriosum, dass wir heute Strafe zahlen müssen, wenn wir auf einem Gehweg fahren und zwanzig Meter weiter Strafe zahlen, wenn wir NICHT auf dem Gehweg fahren.

    Im Prinzip bin ich da ganz bei dir. Aber es lauert eben auch die Gefahr, dass dieser Gedankengang von dem "verbrieften Recht auf der Fahrbahn zu fahren" vielen Menschen wie eine "Kohlhaasiade" vorkommt, für die sie nur wenig Verständnis entwickeln. Wo doch in ihren Augen alles so wunderbar schön geregelt ist für den Fahrradverkehr. (Das glauben viele wirklich, dass das so sei).

    Ein guter Augenöffner ist ein Hochbordradweg der alle rund 40 m eine Absenkung hat, weil alle 40 m eine Grundstückseinfahrt ist, bei der der Bordstein und Hochbordradweg am Rand des Bürgersteigs jeweils abgesenkt wurde. Wenn du da mit wem langfährst, der es sonst vielleicht für eine "übertriebene Forderung" halten würde, als Radfahrer auf der Fahrbahn fahren zu dürfen, dann wird ihn das ins Grübeln bringen, wenn du ihn auf das ständige Berg- und Talfahren ansprichst. dann überlegen sich viele ob vielleicht doch was dran ist mit der vielfach gesellschaftlich legitimierten ungerechten Dominanz des Autos.

    Dass seit 1998 Benutzungspflichten wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, das kann ich aus Hannover nicht bestätigen. Wenn du Interesse hast, dann sende ich gerne noch weitere Beispiele mit Bildern, die im Vergleich zu den google-street-view-Aufnahmen von 2008 einen Abbau von Benutzungspflichten belegen.

    Erinnert mich in zwei Jahren noch mal. Nürnberg ist gerade dabei ein relativ fantastisches Netz von Fahrradstraßen anzulegen. Die Bilder habe ich schon, die Kartenausschnitte und der Text kommt irgendwann demnächst.

    Da bin ich neugierig, denn in Hannover wurde dieser Tage das Veloroutennetz vorgestellt. Ziel ist es, in den nächsten 10 Jahren den Radverkehrsanteil von 20% auf 25% zu steigern.

    Siehe dieser NDR-Filmbeitrag vom 10.6.2020 https://www.ndr.de/nachrichten/ni…orouten104.html

    bei Minute 00:16

    Ich bin da immer vorsichtig mit solchen Zielformulierungen, denn insbesondere eine Steigerung des Radverkehrs kann auf der anderen Seite ein Absenken der ÖPNV-Nutzung bedeuten. Und zumindest was den Verkehrsflächenbedarf angeht ist der ÖPNV sogar dem Radverkehr überlegen.

    Und leider wird bei dieser Zielformulierung nicht deutlich gesagt, dass im Gegenzug der Autoanteil reduziert werden soll. Es wird dabei aber immer so getan, als sei das eine automatische Begleiterscheinung. Ich fürchte, das trifft nicht zu oder nur sehr geringfügig.

    Um es mal zugespitzt zu formulieren: Auf den Hauptverkehrsstraßen tobt der Autoverkehr und auf Nebenstrecken tobt der Radverkehr. Zumindest stört der nicht so sehr wie der Autoverkehr. Aber schöner wäre natürlich, dass die Hauptverkehrsstrecken nicht dem Autoverkehr vorbehalten werden, sondern vor allem vom ÖPNV und dem Radverkehr benutzt würden, und der Autoverkehr tatsächlich drastisch reduziert wird.

    Gibt es denn in Nürnberg auch eine "Zielvorgabe"? Und wird dort auch konkret etwas zur Absenkung des Autoverkehrs gesagt?

    Kartenmaterial hast du ja schon in Aussicht gestellt.

    Ich habe hier einen Link zu einer pdf-Datei mit einer Karte auf der die 12 Velorouten eingezeichnet sind, die in Hannover in den nächsten 10 Jahren verwirklicht werden sollen:

    https://presse.hannover-stadt.de/AttachmentDown…48E9ABDA76B2102

    An anderer Stelle im Forum, auf der Hannover-Seite, habe ich darüber schon etwas geschrieben:

    Siehe hier:

    Veloroutennetz Hannover - Zwölf Velorouten in zehn Jahren

    Hier ein Bild von einem Abschnitt der Veloroute 10 an der Davenstedter Straße.

    Die weniger forschen Fahrradfahrer*innen haben einen Hochbord-Angebotsradweg, die anderen, "die sich was trauen", können und dürfen die Fahrbahn benutzen.

    Aber warum wird nicht einfach der Streifen mit Stellplätzen aufgehoben und zu einem breiten geschützten Radweg für alle umgewandelt?

    zumal das Fahrradfahren auf der Fahrbahn hier tatsächlich herausfordernd ist. Auf der einen Seite die Straßenbahnschienen (nur wenige trauen sich zwischen dem Gleispaar zu fahren, was eigentlich das sicherste ist) auf der anderen Seite die Dooring-Zone. Die hast du natürlich auch auf dem Angebots-Hochbordradweg, nämlich auf der Beifahrerseite.

    Zur Zeit als das Bild aufgenommen wurde, war der Angebotsradweg als Fußweg ausgeschildert. Nach meiner Beobachtung waren die beiden Radfahrer*innen auf dem Bild aber nur zwei der wenigen, die das Befahrverbot des Hochbordradweges beachteten. Ob sie es mit Freude getan haben, konnte ich nicht herausfinden.

    Ein Radfahrstreifen wie auf dem folgenden Bild und dafür die Parkplätze weg, das würde doch sicher die allermeisten Radfahrer*innen sehr erfreuen, vermutlich auch mkossmann und Yeti?

    Und der Angebots-Hochbordradweg, der könnte dann auch weggepflastert werden. > Mehr Platz für Fußverkehr! Das Schild [Zeichen 239] hängt da ja schon!

    Also für mich ist es kein Stress, wenn ich von einem KFZ vorschriftsmäßig mit außreichend Abstand überholt werde.

    Also für mich ist es kein Stress, wenn ich mit meinem Fahrrad in einem gemütlichen Tempo (bis ca. 20 km/h) auf einem ausreichend breiten Fahrradstreifen oder Hochbordradweg (die können auch gut gemacht sein) am besten so breit, dass man zu zweit bequem nebeneinander fahren kann, am Autostau vorbeifahren kann.

    https://presse.hannover-stadt.de/AttachmentDownload.cfm?pmid=14482&aid=15709&csm=7310547B6B40F5A88F6D1AF6C48E9ABDA76B2102

    Dieser Link führt zum geplanten Veloroutennetz Hannover, das dieser Tage öffentlichkeitswirksam vorgestellt wurde. [Habe im Mai 23 diesen neuen Link zur einer ADFC-Seite eingebaut, weil der alte Link nicht mehr aktuell war.]

    https://hannover-stadt.adfc.de/fileadmin/Gliederungen/Pedale/hannover-stadt/Velorouten/2023-01-19-Veloroutennetze.png

    Den oben kopierten Link habe ich auf einer Seite von hannover.de gefunden.

    In dem Text dazu heißt es: "Für Velorouten gelten Standards. Mit einheitlicher Kennzeichnung – etwa durch Markierung oder Beschilderung – sind sie durchgängig erkennbar. Im Einrichtungsverkehr sind sie 2,50 Meter breit, im Zweirichtungsverkehr haben sie eine Mindestbreite von drei Metern."

    Es geht bei den Velorouten nicht um die Radschnellwege: "Parallel zu den Velorouten arbeitet die Stadt Hannover gemeinsam mit der Region und Umlandkommunen an Radschnellwegen. Das sind Verbindungen zwischen Städten. Vor allem Pendler*innen sollen sie nutzen."

    Zu dem Radschnellweg von Lehrte nach Hannover hatte ich an anderer Stelle auch schon etwas geschrieben. Dieser mündet im Stadtgebiet dann in die Veloroute Nummer 5.

    Eine der spannendsten Stellen im Veloroutennetz ist auf der Veloroute 10: Aus Richtung Badenstedt/Davenstedt kommend geht es durch diese Durchwegung durchs Ihmezentrum, deren Einfahrt heute so aussieht:

    Von der anderen Seite sieht die Einfahrt in die Durchwegung so aus:

    Und so soll die Durchwegung für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen in wenigen Jahren aussehen:

    Siehe auch das Thema "Licht am Ende des Tunnels?"

    Licht am Ende des Tunnels?

    Ob die Radfahrerfalle bereits aufgelöst wurde weiß ich nicht. Melde so was stets mit Foto an die Beschwerdestelle: https://e-government.hannover-stadt.de/impulsweb.nsf

    Oft mit Bild.

    In einer anderen Sache gab's 'ne Benachrichtigung, das was unternommen wurde:

    Und aus der Gegenrichtung, was ich sehr interessant finde, weil da jemand die [Zusatzzeichen 1012-32] Schilder in beide Richtungen aufgehängt hat, obwohl es nur ein Einrichtungsradweg ist.

    Das Tiefbauamt dazu:

    "... wir haben inzwischen die Baufirma angewiesen, die Verkehrszeichen zu entfernen. Seit längerem ist es in Hannover üblich, dass solche Verkehrszeichen nur noch in absoluten Ausnahmefällen verwendet werden dürfen, nämlich dann, wenn es absolut nicht anders geht.

    Bedauerlicherweise gibt es immer wieder Einzelfälle, bei denen die Baufirmen eigenmächtig handeln. Wir werden weiterhin darauf einwirken, dass sich so etwas nicht wiederholt.

    Viele Grüße ...

    Tiefbauamt

    Wenn da so wenig Verkehr ist, dass sich nur selten Kfz entgegenkommen, braucht man keinen Schutzstreifen und schon gar nicht in der Dooring-Zone. Und wenn da so viel Verkehr ist, dass sich ständig Autos entgegenkommen, dann wird dort das Befahren des Schutzstreifens der Regelfall sein.

    Im Prinzip ist das ein gutes Beispiel dafür, dass das Unfug ist :)

    Radfahrer im Mischverkehr auf die Fahrbahn, bei höheren Verkehrsstärken in Kombination mit Tempo 30, und gut ist's. Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn können verdeutlichen, dass das so gewollt ist.

    Das sehe ich anders. Tempo 30 wurde für den Kötnerholzweg gefordert mit Schutzstreifen.

    Dann begann ein übles Spiel: Wenn dort Tempo 30 ist, dann braucht es dort keine Schutzstreifen.

    Tatsächlich stand Tempo 30 nie ernsthaft zur Debatte, da der Durchgangsstraßenstatus das verhindert.

    Und ich kann nur davor warnen allzu grundsätzlich und pauschal so was zu beurteilen.

    Immerhin gab es früher mal Hochbordradwege auf dem Kötnerholzweg, die bei vielen Leuten, auch bei vielen Fahrradfahrer*innen immer noch ganz hoch in Kurs stehen, auch dann, wenn sie, wie auf dem Kötnerholzweg, sehr sehr schmal waren.

    Einfach die Straße erneuern und dabei die Hochbordradwege ersatzlos entfernen, wäre im Sinne der Radverkehrsförderung komplett kontraproduktiv gewesen.

    Und dann ist da noch das Tempo: Mit scheint, dir fällt es nicht schwer, mit dem Rad im fließenden Autoverkehr zwischen den Fahrzeugen bei Tempo 30 mühelos "mitzuschwimmen". Dazu dürfte jedoch nur eine Minderheit der Radfahrenden in der Lage sein. Ich gestehe, ich gehöre da auch nicht zu. Wenn das aber mit dem Mitschwimmen nicht klappt, dann grenzt du diese Radfahrer*innen aus. Denn dann wirst du ständig von Autos überholt. Das ist jedesmal Stress und führt bei vielen dazu, dass sie noch weiter rechts fahren als sie das auf einer Straße mit Schutzstreifen tun. Willst du das? Vermutlich genau so wenig wie, dass Radfahrer*innen solche Straßen komplett vermeiden.

    Und noch ein Frage zum Kötnerholzweg: Vor der Erneuerung hatte die Straße eine Breite von 9m. Da parkten allerdings auch die Autos am Straßenrand und der Radweg war Hochbord. Jetzt hat die Fahrbahn wiederum eine Breite von 9m. Davon entfallen allerdings zweimal 1,50 m (Schutzstreifen) + zweimal 0,50 m (Abstandsstreifen) auf die Radverkehrsanlage.

    Hättest du es für besser gehalten, wenn die Fahrbahn wie vorher 9m breit gewesen ist, aber auf der rechts und links Autos parkten, jetzt wieder 9m breit ist, aber an der keine Autos mehr parken, weil für die ja beidseitig Parkstreifen angelegt wurden?

    Hier noch mal der Link zur hannover.de-Seite wo der Vorzustand beschrieben ist:

    https://www.hannover.de/content/downlo…me_1511_Web.pdf

    Wieviel man von dieser Baugeschichte auf die Situation in Fürstenfeldbruck übertragen kann, weiß ich auch nicht, aber es soll ein Anstoß sein, in alle Richtungen zu denken.

    Aber 50cm zwischen Schutzstreifen und Parkständen reicht niemals aus um die Dooring Gefahr z verhindern. Von daher eher kein so tolles Beispiel.

    Da stimme ich dir zu, aber wenn du an der Strichlinie entlangfährst, die zur Straßenmitte hin liegt, dann hast du 2 m Abstand zu den Fahrzeug-Türen der parkenden Autos. (Wenn diese korrekt parken.)

    Eine geöffnete Autotür ragt doch vermutlich 1m bis 1,30m heraus?

    Ansonsten muss ich dir natürlich Recht geben, die dooring-Gefahr wird durch diese Schutzstreifen-Ausführung nicht vollständig gebannt. Wenn du den in der Mitte befährst, dann sind es gerade mal 1,25m bis zu den parkenden Autos.

    Aber: Früher fuhren die meisten Radfahrer*innen auf dem schmalen Hochbordradweg auf dem Bürgersteig, da bestand ebenfalls Dooring-Gefahr. Und selbst auf einer Straße ohne Schutzstreifen, fahren viele Radfahrer*innen in der Dooring-Zone.

    Das Hauptproblem aber ist: Wäre dort kein Schutzstreifen markiert worden, dann würden dort heute deutlich weniger Radfahrer lang fahren. Vielleicht würde Yetis Vorschlag funktionieren mit den "Sparrow"-Markierungen. Die kenne ich aus Hannover-Stadt aber nur in einer Form auf dem Engelbosteler Damm in Grün. Nach Aussage eines städtischen Angestellten, sei das auch die einzig zulässige Form:

    Und auch hier scheint mit das grüne Fahrradpiktogramm zu dicht am Auto markiert worden zu sein.

    Im Prinzip stimme ich dir zu. Aber der Gegensatz "Entweder "gute" Radverkehrsinfrastruktur oder gar keine." kann oft nicht angewendet werden, wenn die Autolobby erfolgreich verhindert, Platz zu machen.

    Und ich bin sicher, dass diese Macht der Autolobby nicht gebrochen wird, wenn die Alternative gar keine Radverkehrsinfrastruktur bedeutet, dass Radfahrer auf mehrspurigen Ausfallstraßen mit Tempo 50, (gefahren 60) in eine der Autospur mitfahren dürfen, denn die wenigsten würden das machen und viele würden darüber jammern, dass man ihnen den Radweg weggenommen hat. Und sie würden sich andere Wege suchen oder gar nicht mehr Rad fahren.

    Und wirst du derjenige sein, der zu diesen Leuten hingeht und sagt: Jetzt hört doch auf zu jammern, schließt eich lieber zusammen, um die machte der Autolobby zu brechen und kämpft dafür, dass statt des handtuchschmalen Hochbordradweges, den man euch genommen hat, jetzt ein Fahrspur-breiter Radfahrstreifen dort hergestellt wird, wo früher mal die Autos parkten. bzw. wo früher mal eine Fahrspur auf der Fahrbahn war.

    Beispiel Fössestraße stadteinwärts, Realität:

    Das hier ist keine geeignete Zwischenlösung, denn dann sind die Radfahrer*innen weg:

    Wunsch: