Alles anzeigenDieser NDR-Beitrag ist mal wieder einer von der Sorte »Arbeiten denn da nur Dilettanten?«
Also beim NDR.
Denn:
- Der NDR weist nicht darauf hin, dass die lieben Kleinen U 10 auf
radeln dürfen.
- Der NDR stellt nicht die Frage, warum die Poller in sage und schreibe 60 cm Abstand von der Bordsteinkante montiert wurden - das ist doch eine Einladung zum aufschulternden Parken! Und es verschmälert den Gehweg.
- Und ich sehe jetzt nicht sooooo viele Autos, die das Fahrbahnradeln für Ü 9 so gefährlich machen würden, wie es da manche beschreien. Zahlen wollte der NDR wohl nicht liefern?
Wenn das ein Schulreferat wäre, würde ich als Lehrer drunterschreiben »Thema nur oberflächlich gestreift, nicht durchdrungen, stattdessen auf billige Effekthascherei gesetzt, Note 5«.
Es geht hier doch nicht darum, dass nur Kinder den Angebotsfahrradweg weiter nutzen möchten.
Der Beitrag zeigt doch deutlich, dass auch Erwachsene gerne weiter den Angebotsfahrradweg benutzen möchten.
Der NDR-Bericht beschreibt die Poller-Maßnahme so: "Die Stadt meint es ja nur gut. Na ja kein Radweg mehr, dafür aber auch kein wild fahren und kein wild parken." (Minute 1:22)
Der Sprecher der Stadt dagegen sagt, dass die Poller die Autofahrer am halbseitigen Hochbordparken hindern sollen. Von den Anwohnern wird das nicht gesagt, oder der NDR hat hier nicht genug nachgefragt, ob der Angebotsradweg häufiger durch Falschparker blockiert wurde. (Minute 1:33)
In Minute 0:16 wird berichtet, dass die Straße in ein Naherholungsgebiet führt, dass die Autofahrer sehr schnell erreichen wollen. Ein Hinweis darauf, dass in der Straße zu schnell gefahren wird.
Leider kein Hinweis darauf, ob das zutrifft, ob der Stadt das bewusst ist und was die Stadt dagegen unternimmt.
In Minute 1:25 sieht man ein Tempo 30-Piktogramm auf der Fahrbahn. Das heißt, dort gilt Tempo 30. In Minute 1:39 ist ein Schild "Achtung
Radverkehr" an einem Laternenmast zu sehen.
In der StVO, §40 heißt es: "
§ 40 Gefahrzeichen
(1) Gefahrzeichen mahnen zu erhöhter Aufmerksamkeit, insbesondere zur Verringerung der Geschwindigkeit im Hinblick auf eine Gefahrsituation (§ 3 Absatz 1).
Wird in einer Tempo 30 Zone ein Gefahrschild aufgestellt, dann bedeutet das, Fahrzeuge müssen noch langsamer als mit Tempo 30 fahren, denn die Geschwindigkeit muss ja verringert werden. Und das Schild würde nicht dort stehen, wenn Tempo 30 bereits langsam genug ist.
In dem Film wird das Schild Achtung Radverkehr
zwar eingeblendet, aber die Bedeutung nicht erläutert. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass in der Straße eher Tempo 30 plus x gefahren wird, als Tempo 30 - x.
Fazit: Wenn eine Stadtverwaltung einen Angebotsradweg zurückzubauen will, um zum Beispiel den Fußweg zu verbreitern und den Radverkehr die Fahrbahnnutzung als sicherere Fahrroute "schmackhaft" zu machen, dann darf sie das nicht so versuchen wie in dem Beispiel aus Osnabrück gezeigt.
Sinnvoller ist es meines Erachtens, den Zeitpunkt abzupassen, wenn der Gehweg ohnehin neu gepflastert werden muss. Oder gegebenenfalls diese Pflaster-Arbeiten vorziehen. Dann muss rechtzeitig den Bewohnern in der und den angrenzenden Straßen darüber berichtet werden, was auf sie zukommt.
Das klingt aufwendig, aber es ist eine Arbeit, die einmal gemacht, zum Beispiel in Form eines Flyers, immer wieder eingesetzt werden kann.
Trotzdem wird es natürlich Proteste geben, weil nicht alle alles mitbekommen haben oder sich nicht sehr intensiv damit befasst haben, oder weil sie nicht hinreichend davon überzeugt sind, dass das Fahrbahnradeln sicherer ist.
Deshalb ist es wichtig, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Zum Beispiel das Einrichten einer Fahrradstraße verbunden mit einem Parkverbot. Oder die Ausschilderung mit "Achtung Radverkehr" (immerhin ist das ja bereits geschehen), verbunden mit öffentlichkeitswirksamen Polizeieinsätzen, bei denen darauf geachtet wird, dass mit deutlich unter 30 km/h gefahren wird.
So sicher das Fahrbahnradeln im Vergleich zur Benutzung eines Angebotsradweges auch sein mag, es entstehen aber auch neue Gefahren daraus. Zum Beispiel ist es ungünstig beim Fahrbahnradeln auf einer Fahrbahn auf der immer mal wieder ein PKW am Fahrbahnrand steht, eine Slalomlinie zu fahren, so dass jedesmal wenn der Fahrradfahrer wieder an einem parkenden Auto vorbeifährt er sich durch Schulterblick davon überzeugen muss, dass sich von hinten kein schneller fahrendes Fahrzeug nähert. (Siehe auch ADFC, Siehe auch ADFC-Gefahrenstellen: "Parklücken - Parklücken verleiten dazu, in ihnen abzutauchen, um anderen Verkehrsteilnehmer*innen Platz zu machen. (...)" https://www.adfc.de/artikel/gefahrenstellen
Das machen viel falsch und darüber muss aufgeklärt werden und die Wegnahme eines Angebotsradweges ist eine gute Möglichkeit dazu.
Es können auch je nach den örtlichen Verhältnissen Maßnahmen ergriffen werden, um die Verkehrsmenge zu reduzieren. In dem vom NDR vorgestellten Beispiel wird ja darauf hingewiesen, dass viele Autofahrer die Straße nutzen, um darauf in das angrenzende Naherholungsgebiet zu fahren. Was für ein Unfug! Wer Naherholung sucht, der sollte gleich mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad starten und sich gar nicht erst den Stress antun, mit dem Auto irgendwohin zu fahren.
Was aber gar nicht geht und dann zwangsläufig zu Widersprüchen führt, die es dann auch mal flott ins Fernsehen schaffen, das ist die Vorgehensweise der Osnabrücker Verkehrsverwaltung. Ein vergleichbarer Vorgang aus Hannover hatte es auch ins Fernsehen geschafft:
Wurde übrigens auch in dem NDR-Beitrag deutlich. In dem Interview sagte der Sprecher der Stadt ja sinngemäß: "Ich weiß gar nicht, warum sich die Fahrradfahrer beschweren, eigentlich müssten sich doch die Autofahrer beschweren, denen nehmen wir noch die Möglichkeit des Hochbordparkens weg."