Fahrradstraße Gertigstraße
Verbesserte Radverkehr-Infrastruktur oder Mogelpackung?
"Neue Fahrradstraße in Winterhude: Die Gertigstraße wird vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer entsprechend umgebaut.
(...)
Durch eine Zusatzbeschilderung bleibt die Gertigstraße auch mit dem Auto befahrbar."
Hamburg 1 vom 14.2.22
Worin wird der Umbau denn bestehen?
Zur Zeit gibt es sehr schmale Angebotsradwege in der Gertigstraße und auch die Gehwegfläche ist schmal, so dass sich Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen, die nicht die Fahrbahn benutzen (was in der Gertigstraße für Fahrradfahrer*innen erlaubt ist), an vielen Stellen gegenseitig behindern.
Auf der Gertigstraße gilt Tempo 50.
Dieses Dokument zeigt, welche Varianten für eine Neugestaltung der Gertigstraße diskutiert und verworfen wurden:
https://lsbg.hamburg.de/contentblob/11904792/72c4f1801ab6eb5672b6c32bb02be0c2/data/veloroute-13-planung-gertigstrasse-oeffentliche-veranstaltung-november-2018-querschnitt-verworfene-varianten.pdf
Dieses Dokument zeigt den geplanten Umbau: Die Umbaumaßnahmen führen zu einer Straße, die als Tempo 30 Zone oder als Fahrradstraße ausgewiesen werden kann. Ehrlich gesagt sind mir die Unterschiede nicht so recht deutlich geworden. Am augenfälligsten ist die Fahrbahnmarkierung für die Fahrradstraße, die bei der Tempo-Variante fehlt.
https://lsbg.hamburg.de/contentblob/11904790/4b19b5102bf469d0b7850f85b505dd5d/data/veloroute-13-planung-gertigstrasse-oeffentliche-veranstaltung-november-2018-querschnitt-tempo-30-und-fahrradstrasse.pdf
Auf der Internetseite des lsbg (=Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer) heißt es:
"Die Gertigstraße soll in Zukunft den für eine Veloroute erforderlichen Standard erfüllen und dabei auch die Situation für den Fußverkehr verbessern. Dafür hat sich nach Abschluss der öffentlichen Beteiligung und im Abwägungsprozess der Planung die Einrichtung einer Fahrradstraße als geeignet herausgestellt."
lsbg hamburg: "Umsetzung der Veloroute 13 im Abschnitt Gertigstraße"
Eine Chance in der erklärten Absicht eine Fahrradstraße einzurichten, sehe ich darin, dass der ruhende Verkehr stärker dahingehend reguliert werden kann, dass die Fahrbahn auch tatsächlich über die ganze Breite genutzt werden kann, ohne dass Lieferverkehr einen Teil der Fahrbahn beim Halten blockiert. Durch die Ausschilderung als Fahrradstraße gibt es möglicherweise eine stärkere Begründung dafür, für den Lieferverkehr eigene Stellplätze auszuweisen, die effektiv kontrolliert werden, so dass die Lieferverkehr-Stellplätze nicht zum Parken missbraucht werden und der Lieferverkehr dann auf der Fahrbahn hält. So ist es jetzt leider häufiger der Fall.
Hier zum Beispiel hält ein Lieferwagen auf der Fahrbahn:
Hier ist ein weiteres Beispiel, bei dem man auch sieht, das bereits heute schon Lieferfahrzeug-Stellplätze ausgeschildert sind. Die werden aber von Dauerparken blockiert, so dass der Lieferverkehr auf der Fahrbahn hält:
Aus den verlinkten Beschreibungen geht leider nicht hervor, wie der Autoverkehr in der Gertigstraße reduziert werden soll, oder ob erwartet wird, dass der Autoverkehr möglicherweise von selbst weniger wird, wenn dort Tempo 30 statt Tempo 50 gilt und wenn dort Fahrradstraßen-Schilder
stehen.
Wenn's ganz blöd läuft, dann findet dort so viel Autoverkehr wie jetzt statt, oder der Autoverkehr nimmt sogar noch zu. Und wenn es dann zu Autostaus auf der neuen Fahrradstraße kommt, dann haben Fahrradfahrer*innen nicht einmal mehr die Möglichkeit auf einem Angebotsfahrradweg am Autostau vorbei zu fahren.