In dem Hessenschau-Bericht wird nichts darüber gesagt, dass die Steigung der Flughafenstraße im Bereich mit der Bauminsel 3,2% beträgt. (Mit googlemaps den Höhenunterschied erfasst und entsprechend in Prozent Gefälle umgerechnet.) Auf dem Foto kann man es nur ahnen, dass es bergan geht.
Auf keinen Fall ist es so, dass man mit dem Fahrrad auf diese Bauminsel mit hoher Geschwindigkeit zurast und dann überraschend ausweichen muss. Leider wird genau der Eindruck geweckt. Auf einer Steigungsstrecke mit 3,2% Steigung rast man nicht mit dem Fahrrad, sondern muss sich ganz schön anstrengen.
In einem besser recherchierten Artikel kommt der ADFC zu Wort:
"Auch die Kasseler Radexperten vom Deutschen Fahrradclub (ADFC) äußern ihre Unzufriedenheit. In einem Statement betonen sie die Unverhältnismäßigkeit der geplanten Maßnahmen: "Eine neue Straße so zu planen, dass Radfahrende bergauf anhalten müssen, wenn Gegenverkehr ist, weil Bäume gepflanzt wurden – das ist ein Unding!""
Chip vom 7.4.25 https://www.chip.de/news/Neuer-Fah…_185902067.html
Aber auch diese Aussage trifft es nur teilweise, befürchte ich. Denn wenn dort tatsächlich Gegenverkehr kommt, dann ist da immer noch genug Platz für den Begegnungsverkehr zwischen Auto und Fahrrad. Und ein Fahrradfahrer, der darauf vertraut, dass der Autofahrer im vorrangberechtigten Gegenverkehr langsam an der Engstelle vorbeifährt, der könnte vermutlich gefahrlos genau im Bereich der Engstelle gefahrlos dem entgegenkommenden Auto begegnen, wenn das langsam fahren würde und eng am rechten Fahrbahnrand fahren würde.
Es würde mich allerdings nicht wundern, wenn selbst in den Fällen, in denen sich dort Autos begegnen, der bergab fahrende Autofahrer einfach auf den Bürgersteig ausweichen würde, sodass beide ungebremst ihre Fahrt fortsetzen könnten. Dass sich bislang anscheinend noch keine Fußgänger darüber beschwert haben, liegt vermutlich daran, dass deren Lobby-Verband noch schlechter aufgestellt ist, als der ADFC.
Und natürlich hat der ADFC recht: Das geht so gar nicht. Aber die Bäume stehen nun schon, ob man sie problemlos noch umsetzen kann ist ungewiss. Und wenn ja, wohin? Warum nicht einfach einen schmalen Weg rechts der Bäume anlegen, auf dem der Fahrradverkehr ohne Verschwenk weiter geradeaus bergan fahren kann? Wenn da ein paar Radfahr-Begeisterte bei Nacht und Nebel eine provisorische Rampe einbauten, würde die vermutlich genutzt werden. Derweil kann sich die Verwaltung was überlegen, ob so was rechtssicher und fachmännisch zu bewerkstelligen ist und friedlich dabei zusehen, wie diese Vorbeifahrspur genutzt wird.
Es so zu lassen würde jedenfalls bedeuten, dass man Autofahrern signalisiert, es sei ja gar nicht so schlimm, auf dem Schutzstreifen zu halten oder zu parken. Genau das ist aber erst vor wenigen Jahren noch einmal deutlich strenger sanktioniert worden.
Etwas anderes ist es, wenn ein Schutzstreifen von einer Bushaltestelle unterbrochen wird. Der Bus hält ohnehin nur sehr kurze Zeit und der Radverkehr, der sich nicht traut außen an dem Bus vorbeizufahren, kann so lange warten, bis der Bus weiter fährt. Prinzip: ÖPNV hat Vorrang vor dem Nahverkehr!