Wie gesagt nützt die Bremse wenig, wenn man tranig drauf sitzt. Und wo es mir gerade einfällt, würde ich spontan vermuten, das ein Motor auch zur Tranigkeit beiträgt.
Was bedeutet bei dir "tranig draufsitzen"? Es ist mir wichtig, das Fahrrad auch dann zu benutzen, wenn ich nicht sonderlich fit bin. Und es ist mir wichtig, dass möglichst viele Menschen, auch die vielen, die nicht besonders fit sind und auch keinerlei sportlichen Ambitionen haben, gerne das Fahrrad benutzen und es oft benutzen.
Bei einigen Menschen hilft die unterstützende Kraft eines Pedelec-Elektromotors, um am Fahrradfahren Gefallen zu finden. Aber es ist zugleich eine Art "Aufrüsten", etwas, das das Fahrradfahren verteuert und verkompliziert. Bisweilen hat man den Eindruck, um richtig dabei zu sein, müsse man heutzutage ein Fahrrad mit Elektromotor fahren. Wie kommt so was? Ich gebe zu, ich bin mehrere Jahre in Hannover ein Fahrrad ohne Gangschaltung gefahren, dann bin ich aber doch auf eine Dreigang-Nabenschaltung umgestiegen.
In einem größeren Fahrradgeschäft hatte ich kürzlich ein Fahrrad mit Zweigang-Automatik-Nabenschaltung Probe gefahren. Ist das ein neuer Trend? Einfaches Fahrrad und trotzdem ein bisschen mehr Komfort als bei einem Single-Speed? Sind solche Zweigangnaben-Schaltungen haltbar? Oder ist es nur ein optisches "Mode-Ding" nach dem Motto: Mein Fahrrad soll aussehen wie eines ohne Gangschaltung, aber im Grunde bin ich ganz froh, dass es doch eine Gangschaltung hat.
Vermutlich ist es so, wie du vermutest, der Motor beim Pedelec trägt auch zur "Tranigkeit" bei. Aber ich sehe die Gefahr, dass die Geschwindigkeit unterschätzt wird, die mit der Motorunterstützung erreicht werden kann und die viele Alltagsradler nicht erreichen auf einem "Bio-Bike".
Wenn man S-Pedelcs außen vor läßt, die in Deutschland aktuell kaum vorhanden sind, macht der Motor das Radln ja nicht wirklich schneller. Fürs Bremsen sind die Pedelecs eher günstiger, der Schwerpunkt ist tiefer.
Das beurteile ich entschieden anders und es entspricht auch meinen Alltagserfahrungen, dass normale Pedelecs das "Radln" schneller machen. Es gab schon immer sportliche Fahrradfahrer*innen, die mit einem Tempo um die 25 km/h fahren, aber das war eine Minderheit. Jetzt gesellen sich zu diesen "sportlichen 25 km/h Fahrer*innen diejenigen dazu, die mit dem, Pedelec schneller fahren als sie mit einem Biobike fahren würden bzw. fahren könnten. Und dadurch wird auch das Bremsen eine andere Sache als bisher.
Dazu kommt, dass die meisten Menschen mit einem Biobike starkes Beschleunigen vermeiden und so die Langsamfahr-Phasen ausgeprägter sind. (Auch deshalb, weil die Anfahrphasen deutlich länger sind). Der zusätzliche E-Motorkraft wirkt sich auch umgekehrt aus, auf das Bremsen. Vermutlich kann man an der Bremsmaterial-Abnutzung sehr gut einen Unterschied erkennen an einer Bremse, die 5.000 km an einem E-Bike eingebaut war im Vergleich zu einer baugleichen Bremse, die 5.000 km an einem Biobike eingebaut war.
Auch das normale Pedelec macht das Fahrradfahren wirklich schneller und entsprechend auch das Bremsen anspruchsvoller.