13. Juli: Alster-Fahrradachsen

  • Frage 9: Zur Parkplatzvernichtung. Es stünden dort ganz viele abgestellte Parkplätze zum Verkauf oder mit Reklame herum. Könne man die maximale Parkzeit nicht auf vier Stunden begrenzen?

    Die Anregung werde man mitnehmen und bei der Polizei erfragen.

    Wow. Geht es dieser Pest endlich an den Kragen?

  • Frage 11: An der schönen Aussicht, gibt es da noch Parkplätze alsterseitig?

    „Nein, deshalb heißt es ja schöne Aussicht.“

    You made my day.

    Da Hamburg mal zu Frankreich gehörte (Département 128 Bouches-de-l'Elbe), gibt es auch eine Straße Bellevue. Die liegt ebenfalls an der Alster. ;-))

  • Frage 12: Zur Krugkoppel. Man könne dort nicht von der Krugkoppel nach links in den Leinpfad einbiegen. Dort müsse eine Aufstellfläche eingebaut werden, da stünden teilweise mehrere Fahrräder hintereinander. Autos würden dann mit Sicherheit über den Radfahrstreifen ausweichen, Gefährdungen wären programmiert.

    Huch? Neulich konnte ich das. Gestrichelte Linie, keine Schilder.
    Ich bin natürlich nicht auf dem Hochbord gefahren.
    Redete man auf der Veranstaltung über den Fall, dass man auf dem Fahrradstreifen rechts fährt und dann nicht nach links kommt?

  • Die vom Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg ins Gespräch gebrachte Öffnung der Sierichstraße in beiden Richtungen den gesamten Tag über lehnte Staatsrat Rieckhof ab. Abgesehen davon, dass die Sierichstraße für den Gegenverkehrsbetrieb zu eng sei, würde so eine Maßnahme lediglich dazu führen, dass Autofahrer in die angrenzenden Wohngebiete ausweichen würden.
    Zudem würde eine Änderung der aktuellen Regelung – morgens ist die Sierichstraße stadteinwärts, abends stadtauswärts zu befahren – den Verkehr behindern und zu zusätzlichen Stockungen führen. Das aber würde die Luft weiter belasten und könne dazu führen, dass die vorgeschriebene Schadstoffhöchstwerte überschritten würden, sagte Rieckhof.

    Es war ja eigentlich klar, wer die Aufhebung der Einbahnstraßenregelung blockiert: Der Verkehrsstaatsrat. Jetzt haben wir es aber schwarz auf weiß. Die Argumente dagegen finde ich aber schwach. Gestern auf der Veranstaltung war anscheinend auch eine klare Mehrheit für die Aufhebung. Sogar die Polizei ist laut Medien dafür. Wenn jetzt auch der Bezirk dafür plädiert, glaube ich, dass dann langsam die Zeit reif ist, die Straße anzufassen. Vielleicht dauert es noch ein paar Jahre, weil irgendwelche Befindlichkeiten innerhalb der Behörde berücksichtigt werden müssen. Aber ich denke, auch in der Behörde verändert sich langsam was.

    Ad 1) Zu eng für den Gegenverkehrsbetrieb: Kann ich mir nicht vorstellen, die Fahrstreifen sind doch genauso breit wie an vielen anderen Stellen in Hamburg auch, oder nicht?!
    Ad 2) Aufhebung führt zu Stau/Autofahrer weichen in Wohngebiete aus/schlechtere Luft: Der Klassiker. Bei der genannten Verkehrsbelastung sollte es problemlos möglich sein, den Verkehr auch auf einer Spur pro Richtung abzuwickeln. Dann wird es auch keine Parker/Halter in zweiter Reihe mehr geben (oder deutlich seltener), denn eine echte durchgängige Zweistreifigkeit gibt es auch heute fast nie. Verkehr in Wohngebieten kann man übrigens wunderbar unattraktiv machen, aber Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung sind dem Verkehrsstaatsrat Rieckhof anscheinend nicht bekannt (wundert mich nicht, wenn man sich viele Hamburger Wohngebiete anschaut).

    Unabhängig davon finde ich die Idee einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer über den Langen Zug sehr gut. Das wäre nicht nur eine sinnvolle Trennung von Auto- und Radverkehr, sondern auch eine deutliche Abkürzung.

    Die Brücke, die die Sierichstraße entlang über den Langen Zug führt, stellt für die Verkehrsplaner eine besondere Herausforderung dar, da sich an dieser Stelle Auto- und Radverkehr, Fußgänger und Jogger wenig Platz teilen müssen. Staatsrat Andreas Rieckhof könnte sich an diesem Ort eine Brücke für Radfahrer, Fußgänger und Jogger vorstellen. Allerdings wäre ein derartiges Projekt mit hohen Kosten verbunden und schwierig umzusetzen. Private Grundstücke seien tabu. Zudem gebe es mehrere Bootsanleger.

    Ich befürchte aber, dass er das selber nicht Ernst meint und nur als Rauchbombe in den Raum geworfen hat, damit die unechte Einbahnstraße Sierichstraße ein bisschen aus der Schusslinie gerät.

    Und zu guter letzt mal wieder ein Leitartikel im Abendblatt (von Oliver Schirg) über Radfahrer mit den üblichen Inhalten:

    • Radfahrer kennen StVO überhaupt nicht (Ich behaupte, die allermeisten wissen, was erlaubt ist und was nicht; genauso wie die Autofahrer, die noch mal eben bei Rot rüberfahren, regelmäßig zu schnell fahren, mit geringem Abstand überholen, um noch mal deutlich zu machen, wem die Straße gehört etc.)
    • Radfahrer begehen leichtfertig Regelverstöße (s. vorigen Punkt, das sind nicht einseitig die Radfahrer. Die Radfahrer begehen nur andere Regelverstöße öfter als Autofahrer. Bei Autofahrern ist das anscheinend aber eher akzeptiert, ich lese jedenfalls nicht dauernd einen Leitartikel darüber, dass zu schnell gefahren wird, dass wir deutlich mehr Kontrollen und höhere Strafen brauchen. Man muss auch immer im Hinterkopf behalten, dass die Infrastruktur in den letzten 50 Jahren recht einseitig auf den Autoverkehr ausgelegt wurde und dass Autofahrer in den tödlichen Fahrzeugen sitzen. Deren Regelverstöße haben also viel größere Folgen als wenn ein Radfahrer mit einem Fußgänger zusammenstößt. Das kann auch arg sein, aber ist fast nie tödlich. Wieso wird das nicht viel breiter im Abendblatt thematisiert?)
    • Kennzeichnungspflicht/Nummernschilder für Radfahrer (Auch ein Klassiker. Hier gilt eigentlich das gleiche wie im vorigen Punkt. Und der Aufwand steht vermutlich in keinem Verhältnis. Ausgerechnet Autofahrer fordern eine bessere Verfolgung von Vergehen, sehen Blitzer aber gleichzeitig als Abzocke an.)
    • Belehrung bzw. Prüfung der Eignung (Was meint er da? Ich habe eine Fahrradprüfung in der Schule abgelegt :) Und ja, den Führerschein habe ich auch, das würde ich aber nicht als Voraussetzung fürs Radfahren ansehen, denn es soll ja auch gerade eine Alternative zum Auto sein.)

    Am besten wird die Meinung des Autors durch diesen Satz zusammengefasst:

    Alle Radler müssen lernen, Verkehrsregeln zu befolgen und sich unterzuordnen

    Wir müssen nur lernen uns unterzuordnen, dann wird alles gut. Ich habe nicht mal Lust, dem Mann direkt eine Antwort zu schreiben, das scheint mir recht aussichtlos.

  • Ich finde es immer wieder spektakulär, mit welcher Dreistigkeit man für dumm verkauft werden soll. Morgens muss jeder, der nach Norden will, und nachmittags/abends jeder, der nach Süden will, »in die angrenzenden Wohngebiete ausweichen«. Damit wäre Schluss, wenn der Straßenzug freigegeben würde. Wo der zu eng dafür sein soll, weiß ich nicht.

    Aber solche Klopfer kann man eigentlich nur raushauen, wenn man sich seiner strategischen Überlegenheit sicher ist, sprich: es gibt keine Widerrede. Weder durch Teilnehmer / Moderatoren / Mitdiskutanten einer Veranstaltung - und offenbar auch nicht durch Journalisten, die eigentlich die Aufgabe hätten, einen Politiker mit so einem gequirlten Unfug nicht durchkommen zu lassen. War das Abendblatt zu doof oder zu sehr in seiner traditionellen obrigkeitsfreundlichen Haltung gefangen, um hier nachzuhaken?

  • Bezüglich des Abendblattes vermute ich eine Mischung aus beidem.

    Der Verkehrsstaatsrat Rieckhof war gestern Abend übrigens nicht anwesend soweit ich weiß, jedenfalls hat er nicht dort gesprochen. Es gab aber vormittags eine Befahrung der Strecke mit dem Verkehrsstaatsrat, Mitarbeitern des BWVI, der LSBG und Journalisten. Darauf beruht der Abendblatt-Artikel nehme ich an.

    Wie funktioniert sowas eigentlich? Rieckhof sagt, das wollen "wir" nicht. Damit beruft er sich auf eine Mehrheit (?), die ich nicht nachvollziehen kann. Das wird von den Medien aufgegriffen, im Glauben, dass der Autofahrer und der Anwohner auch schon ihrer Meinung sein werden. Der Autofahrer und der Anwohner lesen das dann und regen sich auf (kein Wunder, ist ja auch wieder wunderbar tendentiös dargestellt, insbesondere auch MoPo). Ich glaube aber, dass die Situation gar nicht so eindeutig ist und viel mehr Menschen viel vernünftiger/rationaler sind als Verkehrsstaatsrat und Medien glauben.

  • Sogar die Behörde bzw. die LSBG hat sich schon den Sprachgebrauch der CDU zu eigen gemacht und gestern von Parkplatzvernichtung gesprochen. Man könnte vielleicht auch einfach sagen, dass die exzessive Nutzung des öffentlichen Raums durch Privatpersonen auf ein normales Maß eingeschränkt wird und der öffentliche Raum wieder ein Stück weit der Öffentlichkeit zurückgegeben wird.

  • Wieso werden eigentlich Parkplätze immer "vernichtet"? Man könnte doch auch schreiben: "umgewidmet" oder "für andere Zwecke als Autos abzustellen genutzt".

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov