Erinnert sich noch jemand an den OSZE-Spaß in Hamburg?
Der G20-Gipfel Anfang Juli ist ja noch mal ein paar Hausnummern größer. Seit Monaten ist die Polizei rund um die Messe zugange, seit Monaten ist man der Doofe, wenn man nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist: Rad- und Gehwege werden von Einsatzfahrzeugen blockiert, um den Verkehr nicht zu behindern.
Soweit, so blöd, aber man kann ja notfalls auf der Fahrbahn vorbeifahren, wenn’s denn eine Fahrbahn gibt. Meine Lieblingspolizisten sitzen derweil hin und wieder hier neben dem Parkhaus an der Messe auf dem Radweg herum:
Vor ein paar Tagen wollte ich dort durch, ließ aber erstmal den radfahrenden Gegenverkehr durch, was zwei herumstehende Beamte als Provokation werteten und zu einer Gefährderansprache an mich herantragen: Ich solle mich nicht so anstellen, es wäre doch genügend Platz. Ja, bestimmt, aber eben nicht genügend Platz, um rambomäßig bei drei entgegenkommenden Radfahrern noch dadurchzuheizen. Dann erinnerte ich mich, dass bei den bayerischen Beamten der Geduldsfaden angeblich etwas kürzer ist, beziehungsweise der Tonfa etwas lockerer sitzt, also fuhr ich lieber davon, man weiß ja nie, schließlich wollte ich ins Bureau und nicht in die Gefangenensammelstelle.
Ich hatte mich heute endlich mal zu einem Foto hinreißen lassen, als sich die Beamten gerade auf der Rückseite ihres Fahrzeuges aufhielten. Dummerweise hatte ich nicht meinen Fluchtweg abgesichert, denn hinter mir näherte sich schon das nächste Einsatzfahrzeug, dessen Beamten das Foto offenbar höchst kritisch bewerteten. Man hielt an, das Beifahrerfenster ging auf, aber ich flüchtete lieber schnell vor der nächsten Ansprache. Bureau statt GeSa lautet in diesen Zeiten das Motto.
Gleich darauf näherten sich noch weitere Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht und Tatütata:
Dann haben wir hier wohl den sichersten Radweg Hamburgs:
Gut, dass der Radverkehr über Monate von parkenden Einsatzfahrzeugen eingeschränkt und stellenweise dank schlecht einsehbarer Sichtbeziehungen gefährdet wird: Geschenkt. Ich glaube nicht, dass man bei der Hamburger Polizei in dieser Hinsicht noch etwas erreichen kann, obwohl es mir echt sauer aufstößt, dass Schulkinder zu Fuß oder mit dem Rad auf irgendwelche Fahrbahnen ausweichen müssen, damit Einsatzfahrzeuge auf dem Rad- und Gehweg einsatztaktisch klug parken können.
Aber die Beamten verhalten sich mittlerweile derart herablassend gegenüber den Hamburger Bürgern, das ist nach dem G20-Gipfel von „Freund und Helfer“ echt nicht mehr viel übrig. An der Sternschanze werden Wasserflaschen und Vorräte auf dem Radweg sortiert, man lenkt vorsichtig durch den radfahrenden Gegenverkehr vorbei? Gleich ’n dummen Spruch kassiert. An der Messe auf dem nicht-benutzungspflichtigen Radweg anhalten, um rückwärts auf dem Radweg einparkende Einsatzfahrzeuge nicht zu behindern? Gleich ’n dummen Spruch kassiert. Mit Bürgernähe hat das hier absolut gar nichts mehr zu tun.
Mal sehen, was in den nächsten Tagen noch so passiert.