Harburg: Neuländer Straße / Hannoversche Straße

  • Mal wieder eine Kreuzung. Dieses Mal geht es um die Kreuzung zwischen Hannoverscher Straße und Neuländer Straße in Harburg, genauer gesagt um die Querungsfurt im Hintergrund parallel zur Bahnstrasse:

    Dort gibt es bei Google Streetview noch eine kleine Baby-Ampel für den Radverkehr, um unterschiedliche Räumzeiten für Radfahrer und Fußgänger zu ermöglichen. Erstmal eine prima Idee, aber in Hamburg immer sofort problematisch, weil abbiegende Kraftfahrer dann nur die rote Fußgängerampel sehen und im Glauben abbiegen, es könne jetzt ja niemand mehr kommen, obwohl die Fahrradampel noch grünes Licht zeigt. Drum hat man jetzt noch einen zusätzlichen Signalgeber auf die Mittelinsel gepflanzt, der tatsächlich nicht für den Radverkehr, sondern für abbiegende Kraftfahrer gedacht ist.

    Das Problem ist nur: Aus der Gegenrichtung sieht der linksabbiegende Kraftverkehr nur die gemeinsamen Signalgeber für Radfahrer und Fußgänger, die in der Regel rotes Licht zeigen. Denn während die Fahrradampel in Blickrichtung des obigen Fotos automatisch schaltet, bekommen Fußgänger und Radfahrer in der Gegenrichtung nach meiner Beobachtung nur nach Anforderung mit dem Bettelknopf grünes Licht.

    Das ist natürlich wieder total super: Als linksabbiegender Kraftfahrer weiß ich, dass ich nicht auf Radfahrer und Fußgänger achten muss, weil die Ampel eh immer rotes Licht zeigt. Als rechtsabbiegender Kraftfahrer sehe ich wahrscheinlich nur den roten Signalgeber für Fußgänger, kann aber gar nicht erkennen, ob die Fahrradampel noch grünes Licht zeigt, die beiden kleinen Signalgeber sind bei Sonneneinstrahlung nämlich echt schwer zu erkennen. Dass es dort noch dieses gelbe Blinklicht gibt — geschenkt. Oder achtet irgendjemand auf sowas?

    Der Normalfall ist also das hier:

    Am Dienstagabend sind @Patrick und ich dort von einem linksabbiegenden Motorradfahrer zurechtgewiesen (und angepöbelt) worden, am Mittwoch bin ich dort zwei Mal entlanggefahren und hatte ebenfalls Mühe, meine Vorfahrt wahrzunehmen. Anderen Radfahrern ergeht es dort nach meiner kurzen Beobachtung nicht sehr viel besser, ein älterer Radfahrer stieg gar bei grüner Fahrradampel ab und bettelte sich anschließend einen Umlauf später über die Fußgängerampel. Der wird wohl auch seine Erfahrungen gemacht haben.

    Nun möchte ich mich eigentlich gerne bei der zuständigen Behörde beschweren, allerdings kenne ich bereits die Antwort: Alles entspricht den Vorschriften, wie immer, wie schon so oft. Es gibt schließlich keine Vorschrift, dass man aus der Gegenrichtung erkennen können muss, ob Radfahrer grünes Licht haben.

    Ich habe eigentlich nur zwei Ideen:

    • Man gewährt auch dem Radverkehr in Gegenrichtung über einen separaten Signalgeber grünes Licht und baut am besten ebenfalls einen zweiten Signalgeber als Hinweis für abbiegende Kraftfahrer dort auf.
    • Man lässt die separate Signalisierung bleiben, so dass sich Radfahrer in beiden Richtungen über die Kreuzung betteln müssen. Das ist zwar eigentlich nicht angemessen, einer Veloroute wie hier schon gar nicht, aber im Prinzip ja keine Änderung zum jetzigen Zustand, denn „einfach so“ kann man die Kreuzung ja ohnehin nicht queren.

    Sonstige Maßnahmen, etwa eine zusätzliche Beschilderung mit [Zeichen 138-10] , halte ich nicht für zielführend. Der Kraftverkehr sieht die roten Signalgeber und wird daraufhin einfach abbiegen, ganz unabhängig von der Beschilderung. Insofern hat man da ja schon die üblichen Maßnahmen mit dem Einfärben der Furt und dem zweiten Signalgeber unternommen. Ansonsten wäre eigentlich die letzte Möglichkeit, das Abbiegen in die Neuländer Straße zu unterbinden — aber das ist wohl bei dem Verkehrsaufkommen alles andere als zielführend.

  • die kombi-Streuscheiben Signalgeber für den linksseitigen Rad- und Fußverkehr sind mit entsprechend "tiefen" Sonnenblenden auszustatten und maximal weit zu verdrehen, so dass der abbiegende Verkehr diese nicht einsehen kann.
    Das gelbe Blinklicht ist zusätzlich anzubringen.

  • Ich halte auch das gelbe Blinklicht für ausreichend.

    Den abbiegenden Verkehr braucht es gar nicht zu interessieren, ob der geradeaus Verkehr grün hat oder nicht. Es wird gefälligst niemand über den Haufen gefahren. Echauffiertes Schnaufen und wild mit den Füßen gestikulieren fällt aus. Es gibt ja auch den Fall, dass Kinder, ältere Menschen, Gehbehinderte eine Straße langsamer überqueren als die Räumzeiten es erlauben. Die werden trotzdem - verdammt noch mal - nicht umgefahren.

    Und rein Baulich sehr einfach: wenn Fußgänger oder Radler grün, dann Blinklicht an.

    Diese Kreuzung ist zwar furchtbar, aber da steht so ein Blinkedings: (rechts im Bild, für die Rechtsabbieger gedacht).

  • Das gelbe Blinklicht ist ja schon da, sogar in doppelter Ausführung für jede Fahrtrichtung. Den Vorschriften mag die ganze Kreuzung ja entsprechen. Aber: Auf das Ding achtet doch niemand. Das kenne ich ja oben von der Kreuzung zwischen der Kieler Straße und der Autobahnauffahrt zur A 7: Man biegt ab, merkt, oh, ein Radfahrer, schaut schnell nach links auf den Signalgeber, der dann schon wieder rotes Licht zeigt und fährt weiter. Hier ist das meines Erachtens genauso: Wer hier links abbiegt, sieht ohnehin immer den roten Signalgeber für Radfahrer und Fußgänger und wird sich daran gewöhnen, dass jeglicher nerviger Verkehr eh rotes Licht hat.

    Ich glaube, wenn man die Signalgeber in der Gegenrichtung auch einfach mal grün leuchten lassen könnte, könnte man dieser Gewohnheit entgegenwirken — doch dann muss man wahrscheinlich gleich die ganze Kreuzung umprogrammieren.

  • Immer diese Suche nach technischen Lösungen, obwohl das eigentliche Problem der Mensch ist...
    Einfach mal ’ne Woche lang konsequent alle belangen, die sich dort nicht an die Verkehrsregeln halten. Und natürlich in schöner Regelmäßigkeit wiederholen, bis es in den Köpfen angekommen ist. (Das wird zwar dauern, aber die Erfahrungen aus NL zeigen doch, dass es geht.)

    Man wird doch noch träumen dürfen ;)

  • Natürlich würde ich mir so eine Lösung wie von @foobar vorgeschlagen wünschen, kann mir aber nicht vorstellen, dass das kommt. Dann lieber die Abschattung der Signalanlagen, um den Menschen vor sich selbst zu schützen.
    Bei uns in München gibt es eine Stelle, wo der Radweg direkt neben der Straße geführt ist und die selbe Ampel für KFZ und Radfahrer gilt. Man mag nicht glauben wie häufig rechtsabbiegende Autofahrer nach dem Überfahren der Haltelinie von plötzlicher Demenz getroffen werden und empört Radfahrende anhupen, nur weil die Fußgängerampel bereits rot zeigt.

  • Hier wird aber wirklich ein Problem breitgetreten, das technisch kaum noch besser zu lösen ist.
    Zu den beobachteten Konflikten kommt es doch nur, weil Verkehrsteilnehmer ihr Verhalten nach Lichtzeichen richten, die ihnen überhaupt keine Anweisung geben. Dem kommt man nicht bei, indem man immer mehr oder andere Lichtzeichen aufstellt.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Wenn die Exekutive auch nach ausdrücklicher Aufforderung keinen Handlungsbedarf erkennt: entweder die Sache eskalieren im Kontakt mit der jeweils höheren Instanz oder z.B. verzweifelt mit dem Kopf gegen die Wand schlagen?

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Wenn die Exekutive auch nach ausdrücklicher Aufforderung keinen Handlungsbedarf erkennt: entweder die Sache eskalieren im Kontakt mit der jeweils höheren Instanz oder z.B. verzweifelt mit dem Kopf gegen die Wand schlagen?

    ja - aber das Problem ist einfach: der Tag hat nur 24h.

    so ziemlich jeder aktive Schreiberling hier im Forum hat ein Gespür dafür, was angeordnet werden kann, was nicht. Was scheiße umgesetzt wurde und was gut umgesetzt wurde. Und jeder hier kennt das Problem: du fährst einfach nur mal 30km durch die Stadt und könntest alle 2000m eigentlich die Polizei anrufen, den Wegewart, die Herren vom LSBG oder die von der Verkehrsdirektion.

    Und wenn du wieder zu Hause bist, legste erstmal die Füße hoch und freust dich, dass du es lebend und unversehrt bis auf die Couch geschafft hast. Im besten Falle überlegst du noch, welche der ganzen Mängelstellen von unterwegs du wem ankreidest und per E-Mail um Nachbesserung bittest. Im schlechtesten Falle haste einfach keinen Bock mehr auf die Scheiße und lässt es ganz bleiben...

    ||

  • So ist es.
    Und mit den Wochen, Monaten und Jahren steigt die Gelassenheit, es auch selbst mal nicht immer so genau zu nehmen mit den offensichtlich völlig verkorksten Regelungen. Dann wird eben die verplante Bettelampel ignoriert und über Rot geradelt. Dann wird die unmögliche benutzungspflichtige Baustellen-Buckelpiste rechts liegen gelassen. Dann bist Du endlich auch Kampfradler. :evil:

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Wenn der "Kampf" mit den Behörden zu müßig ist, kann man ja immer noch auf die Öffentlichkeitsschiene setzen:
    Einfach mal ein paar Stunden lang immer wieder über die Kreuzung fahren. Das sollte für ausreichend Konfliktsituationen und damit gute (Bewegt-) Bilder reichen. Danach kann man das Material wunderbar verwenden, um neben der Behörde, Politikern, der Presse und wem auch immer, die Unzulänglichkeiten der Infrastruktur und der Kraftfahrzeuglenker vorzuführen. (Und das an einer Kreuzung, die dem ersten Anschein nach gar nicht mal so mies gestaltet ist.)

    Wobei man natürlich mit einem "Highlight"-Video (vgl. @timovics aus München, yt) wesentlich mehr Aufmerksamkeit erzeugen könnte. Mit einer konzertierten Aktion sollte sich doch aus dem tagtäglich von euch zusammengetragenen Material so einiges machen lassen. Das streut man dann einfach mal breit an alle, die es angehen oder interessieren könnte. Irgendwas wird schon hängen bleiben.
    Ok, ein wenig Professionalität könnte sicher nicht schaden. Aber Mensch, ihr lebt in Hamburg. Da wird doch irgendwer einen guten Filmeditor und vielleicht auch noch einen PR-Profi kennen... Es muss ja nicht gleich der hanseatische Heinrich Stößenreuther gesucht werden ;)

    (Ich bin so froh, nicht in HH leben zu müssen und hier aus meinem "Elfenbeinturm" tolle Ideen absondern zu dürfen ;) )

  • Doch.
    Natürlich gibt es das. Die Frage ist ja nicht, ob man einen Teil seiner Freizeit für die Metaebene des Radfahrens opfert, sondern eher wie. Man kann sich hier im Forum oder andernorts austauschen, an CMs und Sternfahrten teilnehmen, im ADFC engagieren, Anzeigen schreiben, mit Behörden und Politikern diskutieren etc. Man könnte aber auch mal so eine Aktion durchziehen.
    Effizienter und vermutlich sinnvoller ist es aber natürlich, das sowieso schon vorhandene Material einer entsprechenden Verwertung zuzuführen :)

  • Nein, ein Leben jenseits des Radfahrens gibt es auch ohne Anhang.
    Aber die freie Verfügbarkeit über die eigene Zeit (aus eigenem Entschluss mal eben ein paar Stunden mit dem Rad immer wieder über dieselbe Kreuzung) halte ich für ein Kriterium, dass da keine anderen Verpflichtungen bestehen.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Aus dem Entschluss, mal eine Stunde über immer dieselbe Kreuzung zu fahren, kann in Hamburg auch schnell die Lösung des Problems "ein Leben neben dem Fahrradfahren" werden. Bzw. eine Lösung für das Problem "Leben" an sich... ||

  • @Spkr
    Ursprünglich stand da "Einen Tag Urlaub nehmen und ...". Ich wollte aber keinen abschrecken ;)
    Meiner Erfahrung nach ist es selten eine Frage des Zeithabens, sondern eher des Zeitnehmens oder anders ausgedrückt der Prioritäten. Fast jeder könnte sich die Zeit für solche Aktionen nehmen bzw. freischaufeln, wenn er es denn unbedingt wollte. Das ginge natürlich zu Lasten anderer Freizeitaktivitäten und dafür ist dann fast immer der Leidensdruck nicht groß genug.
    Daher ja der zweite Absatz des Beitrags oben, mit dem weitaus realistischeren Ansatz. Dessen Umsetzung dürfte auch einiges an Zeit kosten, ließe sich aber immerhin auf mehrere Schultern verteilen