Lobby-Arbeit bei Anhörungen oder Diskussionen

  • Ich habe es letzte Woche leider krankheitsbedingt nicht zu der Sache mit der Walddörferstraße geschafft, aber das soll ja wohl mal wieder argumentationstechnisch die reine Geilheit gewesen sein.

    Aber es wird eben gerade bei solchen Veranstaltungen sehr deutlich, dass die Hamburger Radlinge zwar durchaus interessiert diese Diskussionen und den gesamten Prozess drumherum beobachten, aber bis auf wenige Ausnahmen in der passiven Rolle verharren. Da wird tagelang bei facebook gefragt, ob jemand zu dieser Veranstaltung hingeht, aber niemand hat das so richtig im Blick.

    Und dann ist letzten Monat offenbar folgendes passiert: Die Pläne wurden vorgestellt und von perfekt organisierten Vertretern der Anwohner und Gewerbetreibenden in der Luft zerrissen. Die hatten gleich ihre Anwälte mitgebracht und haben mal richtig Dampf gemacht.

    Warum organisieren sich die Hamburger Radfahrer denn nicht ähnlich gut? Es kann doch nicht sein, dass bei einer solchen Veranstaltung eine Handvoll Radfahrer etwa fünfzig Kraftfahrern gegenübersitzt und im Endeffekt ein Teil der Radlinge wohl auch nur dort ist, um sich über das ewiggestrige Weltbild der Gewerbetreibenden zu amüsieren.

    Da kann man doch viel mehr draus machen! Wie geil wäre es allein schon, wenn die Gewerbetreibenden keinen Sitzplatz mehr bekommen hätten, weil leider schon fünfzig Radfahrer früher dort waren, weil die nämlich nicht lange einen Parkplatz suchen mussten? Und dann dürften unter diesen fünfzig Radfahrern auch gerne zehn sein, die sich etwas besser vorbereitet haben und ebenfalls mal ein paar Argumente einstreuen könnten, anstatt einfach dem Wutgebrüll der Autofahrer die Medienaufmerksamkeit zu überlassen?

    Damals am Klosterstern war es ja ähnlich: Die Kirche war voll von den ganzen Anwohnern und Gewerbetreibenden, die Angst um jeden einzelnen Parkplatz hatten, aber für die Interessen der Radfahrer fanden sich nur sieben Vertreter, die größtenteils artig mit gefalteten Händen im Schoß dort saßen und erstaunt zur Kenntnis nahmen, die die Gewerbetreibenden mit dem Mikrofon in der Hand schreiend durch den Saal liefen, um ihrer Verzweiflung Ausdruck zu verleihen. Wieso kommen solche Leute mit Trillerpfeifen dort rein, warum nehmen wir denn nicht mal ein paar Fahrradklingeln mit, um auch mal auf die andere Seite aufmerksam zu machen?

  • Und sich auf das gleiche asoziale Niveau herablassen?

    Es geht mir da gar nicht so direkt um das Niveau.

    Aber ich habe den Eindruck, dass die so genannten Wutbürger mit ihrem Verhalten zwei wesentliche Dinge erreichen: Sie werden wahrgenommen und werden trotz ihres Verhaltens in der Presse als Gewinner erwähnt. Dass einer solchen Veranstaltung auch einige Befürworter beiwohnten, fällt dann glatt unter den Tisch — mit Glück wird dann ein gewisser „Radfahrer aus Lokstedt“ erwähnt, der total für das Fahrbahnradeln warb, was aber alle irgendwie doof fanden.

    Daraus lerne ich: Der brave Weg bringt es nicht. Man muss sich ja nicht gleich schreiend auf dem Boden wälzen aus Angst, aber momentan sitzen die Befürworter in solchen Situationen immer brav auf dem Hosenboden oder bringen keinen Einsatz, weil man sich nicht vorbereitet hat oder Angst hat, in der Presse stünde anschließend etwas von renitenten Radfahrern.