Aus dem Leben Frankfurter Radfahrer

  • Warum nimmt der ADFC der Stadtverwaltung die Arbeit ab?

    Die Erfassung der Poller und Sperren erfüllt noch einen weiteren Zweck, nämlich die Aufdeckung fragwürdiger Verkehrsführungen, wie z. B. an der Ecke Wilhelm-Fay-Straße/Leonhard-Heißwolf-Straße
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    mit noch fragwürdigerer Absenkung
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    Ein weiteres Beispiel für schlechte Verkehrsführung gibt es einige Meter weiter an der Ecke Wilhelm-Fay-Straße/Adolph-Prior-Straße
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    Die genannten Straßen befinden sich übrigens im Gewerbegebiet Sossenheim.

    Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. - Albert Einstein

  • Lieber Autler,

    vorgestern haben sich schicksalshaft unsere Wege gekreuzt: Ich war vorschriftsmäßig auf einem benutzungspflichtigen Radweg unterwegs und noch etwa sechs Meter von einer roten Ampel entfernt, als eine Autlerin mit ihrer Blechdose über den Geh- und Radweg fuhr, weil sie ebenfalls vor der Ampel auf grünes Licht warten wollte.
    Dumm nur, dass bereits eine andere Blechdose vor der Haltelinie stand, so dass die Autlerin mitten auf dem Geh- und Radweg stehen bleiben musste und diesen, nämlich meinen, Verkehrsweg blockierte. Dumm fand ich auch, dass das Ganze etwa zwei Meter vor meiner Nase passierte und mich die Autlerin bei ihrem Tun sehr wohl gesehen und bemerkt hat.
    Diese Ignoranz von Autlern gegenüber den Rechten andere Verkehrsteilnehmer macht mich immer wieder wütend und so habe ich auch dieses Mal über das unverschämte Verhalten dieser Autlerin mir gegenüber geschimpft. Dabei passierte es, dass mein Fahrrad wenige Zentimeter nach vorn rollte und die Stoßstange der blockierenden Blechdose leicht berührte.

    Das hat Dich dann auf den Plan gerufen, denn Du hast keine Sekunde gezögert aus Deiner Blechdose zu steigen, auf mich zuzukommen und mir zu erklären, dass ich gerade eine Sachbeschädigung begangen habe, die Du zur Anzeige bringen könntest. Nach Deinem Verständnis von Recht und Ordnung in der Bundesrepublik Deutschland wäre es auch bereits eine Körperverletzung, wenn man eine andere Person leicht mit dem Finger anstupst. Zum Blockadeverhalten der Autlerin meintest Du, dass ich als Radfahrer nur ein untergeordneter Verkehrsteilnehmer sei und somit einen von einer Blechdose blockierten Radweg zu akzeptieren habe.
    Ich habe nun gute zwei Tage lang die StVO und andere Gesetzestexte gewälzt und mehrfach das Google-Orakel befragt, aber ich habe nirgends eine Stelle gefunden, die Deine Aussage zu unter- und übergeordneten Verkehrsteilnehmern belegt. Bekanntlich sieht man sich ja immer zwei Mal im Leben. Vielleicht lässt Du mich beim nächsten Aufeinandertreffen einfach mal an Deinem allumfassenden und fundierten Fachwissen zum Verkehrsrecht teilhaben?
    Denn Du hast noch mit einer weiteren Aussage geglänzt. So hast Du gesagt, das Ausbremsen von Radfahrern wäre in Ordnung, weil ja auch die Blechdosen im Stau stehen würden. Vielleicht hast Du es ja aufgrund Deines engagierten Eintretens für von Radfahrern belästigte Autler nicht bemerkt, aber Du hast nicht in einem Stau gestanden, sondern vor einer roten Ampel gewartet - genau so, wie ich es auch getan hätte, wenn mein Verkehrsweg durch eine angeblich übergeordnete Autlerin in ihrer Blechdose blockiert worden wäre. Oder darf ich Deine Aussage als versteckten Neid verstehen, nämlich dass ich als Radfahrer einen Stau umfahren kann, während Du in Deiner stinkenden Bleckkiste hocken und auf die Weiterfahrt warten musst?
    Dann hast Du mir noch das Umsteigen auf eine Blechdose empfohlen, damit ich die Sorgen und Nöte eines Autlers verstehen würde. Tja, wie wäre es denn, wenn Du einfach mal auf ein Fahrrad umsteigst, damit Du den täglichen Ärger eines Radfahrers im Straßerverkehr verstehst? In diesem Fall hätte ich nämlich auch die Hoffnung, dass Du die angebliche Agressivität der Frankfurter
    Radfahrer verstehen und nachvollziehen könntest, die Du im Verlauf unseres Gesprächs so bitterlich beklagt hast. Ich war fast schon versucht, Dir ein Taschentuch zum Trocknen Deiner Krokodilstränen zu reichen. Aber da ist mir dann die Ampel zuvorgekommen, die endlich auf grün sprang, so dass mein Verkehrsweg endlich geräumt wurde und ich, noch völlig geblendet von Deinem Sachverstand, wieder meines Weges ziehen konnte.

    In der Hoffnung, dass ich im Falle eines zweiten Aufeinandertreffens wieder von Deinem unglaublichen Fachwissen profitieren kann, verbleibe ich mit den besten Wünschen,

    Deine Frankfurterin

    Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. - Albert Einstein

  • Ich war ja letzte Woche für ein paar Tage in Frankfurt und habe ja nicht schlecht gestaunt. Da quetschen sich drei, vier oder fünf Fahrstreifen in enge Straßenschluchten, im Feierabendverkehr geht an den Kreuzungen überhaupt nichts mehr, weil der jeweilige Querverkehr im Wege steht, und ausnahmslos alle Radfahrer düsen ordnungswidrig auf den Gehwegen herum. Ist das immer so?

    Und wenn es mal eine Infrastruktur für Radfahrer gibt, dann kommen alle paar hundert Meter Verkehrsregelungen, die ich nicht verstehe. Da soll man dann irgendwie auf der anderen Straßenseite weiterfahren, hat aber keine Möglichkeit, die Straßenseite zu wechseln und so weiter und so fort. Das ist ja ungelogen der reinste Horror.

  • Die große Autofahrerselbstblockade kann man wochentäglich immer sehen, sowohl morgens als auch abends. Noch extremer kann dieses Schauspiel werden, wenn eine der großen Messen stattfindet.

    Hier gibt es zwar - nach meinem Empfinden - verhältnismäßig viele Geister- und Gehwegradler. Dass sich aber ausnahmslos alle Radfahrer so verkehrswidrig verhalten, würde ich nicht unterschreiben.

    Aber wo sind dir denn nicht verständlichen Verkehrsregelungen aufgefallen und wo solltest du die Straßenseite wechseln, ohne dass es die Möglichkeit dazu gab? Das würde ich mir gern selbst mal ansehen

    Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. - Albert Einstein

  • Hier gibt es zwar - nach meinem Empfinden - verhältnismäßig viele Geister- und Gehwegradler. Dass sich aber ausnahmslos alle Radfahrer so verkehrswidrig verhalten, würde ich nicht unterschreiben.


    In diesen Häuserschluchten oder an sonstigen stark befahrenen Straßen ohne Radweg habe ich tatsächlich keinen einzigen Radfahrer wahrgenommen, der auf der Fahrbahn gefahren wäre. Gerade im Feierabendverkehr liegt das aber auch sicherlich daran, dass viele Radfahrer keine Lust haben, sich im Stau anzustellen, und diejenigen, die sich nicht für die Gehwegradelei begeistern können, fahren dann eben eine andere Strecke entlang.

    Aber wo sind dir denn nicht verständlichen Verkehrsregelungen aufgefallen und wo solltest du die Straßenseite wechseln, ohne dass es die Möglichkeit dazu gab? Das würde ich mir gern selbst mal ansehen


    Jetzt auf die Schnelle fällt mir beispielsweise diese Stelle ein, ich glaube, Streetview und Satellit sind dort nicht mehr aktuell, aber wenn man von Osten kommt und nach Süden über die Brücke fahren will, muss man sich erstmal einen Überblick verschaffen, wie sich die Verwaltung das wohl gedacht hat. (Die schöne Aussicht war ja sowieso geil: Da parkte ein SUV so frech auf dem Gehweg, dass ich meinen Rucksack abnehmen musste, damit ich mich seitwärts an der Hauswand vorbeischieben konnte.)

    Oder sowas hier: Meines Erachtens eine ungewöhnliche Lösung, um den Radverkehr das Geradeausfahren zu ermöglichen, kapiert man das auch als Ortsunkundiger?

  • Die zweite Stelle ist wirklich komisch, weil die Linksabbieger- neben der Geradeausspur liegt, die aber eigentlich eine Rechtsabbiegerspur ist. Und eigentlich Linksabbiegen geradeaus fahren :D .

  • Gerade im Feierabendverkehr liegt das aber auch sicherlich daran, dass viele Radfahrer keine Lust haben, sich im Stau anzustellen, und diejenigen, die sich nicht für die Gehwegradelei begeistern können, fahren dann eben eine andere Strecke entlang.

    Einige Radfahrer haben auch keine Lust, sich im dichten Feierabendverkehr anhupen und abdrängen zu lassen. Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich erlebe es öfters, dass Autofahrer kurz vorm Durchdrehen sind, wenn sie selbst der Stau sind und ein Radfahrer an ihnen ungehindert an ihnen vorbei fährt. Deswegen fahrer ich im Berufsverkehr entweder alternative Strecken oder aber Strecken mit Radinfrastruktur - hoffend, dass diese nicht durch Falschparker oder Drängler belegt ist.

    Jetzt auf die Schnelle fällt mir beispielsweise diese Stelle ein,

    OK, diese Strecke fahre ich selten und wenn, dann meist unten am Main entlang. Die Schöne Aussicht empfinde ich nämlich als typische Anhub- und Drängelstrecke, aber ich werde mir die Situation für linksabbiegende Radfahrer bei Gelegenheit mal selbst ansehen.

    Oder sowas hier: Meines Erachtens eine ungewöhnliche Lösung, um den Radverkehr das Geradeausfahren zu ermöglichen, kapiert man das auch als Ortsunkundiger?

    Natürlich ist es auf dem ersten Blick ungewöhnlich, wenn man sich rechts einordnen soll, um links abzubiegen, und auf der linken Spur für die Geradeausfahrt bleiben soll. Aber ich persönlich sehe nicht, dass das z. B. einen Ortsunkundigen in Verwirrung stürzen kann. Die Spuren sind ja durch Pfeile gekennzeichnet und so unübersichtlich ist die Stelle auch nicht, dass man den Sinn dieser Verkehrsführung nicht sofort versteht.
    Was mich an dieser Stelle viel mehr stört ist diese umständliche Fahrerei und Warterei an der Ampel, wenn ich weiter geradeaus entlang der Mainzer Landstraße fahren will: Wenn ich auf der Linksabbiegerspur ankomme, ist die Ampel für Radfahrer immer rot. Erst dürfen die Autos nach rechts in die Friedrich-Ebert-Anlage Richtung Messe abbiegen. Dann bekommt der Radfahrer grün, darf die Straße queren und sich an der nächsten Haltelinie aufstellen. Dann bekommen die Autos aus Richtung Messe grün, dann sind die Straßenbahnen dran und dann endlich geht es für den Radfahrer geradeaus weiter. Das nervt!

    Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. - Albert Einstein

  • Natürlich ist es auf dem ersten Blick ungewöhnlich, wenn man sich rechts einordnen soll, um links abzubiegen, und auf der linken Spur für die Geradeausfahrt bleiben soll. Aber ich persönlich sehe nicht, dass das z. B. einen Ortsunkundigen in Verwirrung stürzen kann. Die Spuren sind ja durch Pfeile gekennzeichnet und so unübersichtlich ist die Stelle auch nicht, dass man den Sinn dieser Verkehrsführung nicht sofort versteht.

    Als Radverkehrspolitik-Malte hätte ich mich an dieser Stelle wegen des Vorwegweisers gewundert, wie ich wohl geradeaus fahren kann.

    Kurz vor der Kreuzung hätte ich mich dann hier auch noch kurz gewundert: Ich will geradeaus, aber geradeaus ist hier rechts. Und links? Fahre ich dann auf der falschen Straßenseite zum Bahnhof oder wie oder was? Ach nee, danach steht man dort.

    Ja, auf den zweiten Blick leuchtet es mir ein, aber auf den ersten Blick blicke ich da eben nicht sofort durch, wenn man beispielsweise die Hamburger Radverkehrsinfrastruktur gewohnt ist. Und das sehe ich eben auch als Problem an: In der einen Stadt wird man an eine bestimmte Art von Infrastruktur gewöhnt, in einer anderen Stadt läuft das wiederum ganz anders. In Hamburg wären die ganzen Gehwege in den Häuserschluchten bis vor ein paar Jahren mit Sicherheit mit Zeichen 240 verziert worden, heutzutage stünde dann dort [Zeichen 239] mit [Zusatzzeichen 1022-10] . Ich glaube, das kapiert ein normaler Mensch mit nicht so ganz viel Fahrrad-Erfahrung gar nicht so richtig.