Fünfzigste Verordnung zur Änderung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften

  • viel mehr ist nicht passiert.


    Was wäre denn "viel"? Hier wird an der Elektroauto-gerechten Stadt gearbeitet:

    Privilegierung des E-MIV im Straßenverkehr: Spezielle Parkplätze, mehr Zufahrtsrechte, Busspur-Nutzung...
    ...zu Lasten von ÖPNV, Fuß- und Rad-Verkehr <X
    Ach ja: auch der 300kW-Renner mit Benzin- "Range Extender" ist förderfähig.


    Gruß
    Christoph


    "I've noticed that the majority of traffic 'safety' campaigns seem to focus on everything except the bull in the china shop - the automobile." copenhagenize.com

  • Privilegierung des E-MIV im Straßenverkehr: Spezielle Parkplätze, mehr Zufahrtsrechte, Busspur-Nutzung...

    Ich kann mir einen blöden Kommentar zu der Thematik nicht verkneifen: Ob jetzt auch Busfahrer und andere Kraftfahrer eingreifen, wenn sie ein solches Kraftfahrzeug auf einem Bussonderfahrstreifen bemerken und aus Unkenntnis glauben, es gehöre dort nicht hin? Und was die Freigabe der Bussonderfahrstreifen generell angeht, wird das doch bestimmt auch wieder so ein Desaster, weil die Lichtsignale nicht entsprechend nachgerüstet werden und so weiter und so fort.

  • Verzeiht mir mein leichtes OT-Geschwafel.

    Aber genau der von Malte angesprochene Punkt Bussonderstreifen regt mich schon seit Zeiten tierisch auf. Denn niemand schert sich - zumindest in Berlin - drum, wenn massenweise PKW-Lenker meinen, das als Abkürzung nutzen zu dürfen. Bei einem Fahrradfahrer immer schon brüllen und gefährden, aber bei solch einem asozialen Verhalten schön die Schnauze halten den Mund nicht aufbekommen.

    Zumal ein Bußgeld von 15 Euro ohnehin lächerlich ist, bei Behinderung zwar 35 Euro, aber wann wird die schon mal nachgewiesen. Es gibt ja so gut wie keine Kontrollen mehr und die Streifenpolizisten interessiert das auch nicht. Selbst wenn mal eine Kontrolle sein sollte: Mit Handy am Steuer und überhöhter Geschwindigkeit bleibt es ja trotzdem bei dem mickrigen Bußgeld.

    Da lobe ich mir die britische Herangehensweise:

  • Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, werden Busspuren für E-Autos freigegeben, mutieren diese binnen weniger Wochen zu normalen Fahrspuren, die jeder KFZ-Lenker nach Gutdünken verwendet. Das Verbot für Fahrzeuge mit Verbrennungsantrieb interessiert dann niemanden mehr, jedenfalls solange, wie keine Sanktionen drohen, die diese Bezeichnung auch verdienen. Und da sind ja unsere Bundes- und Landesminister vor.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • mutieren diese binnen weniger Wochen zu normalen Fahrspuren, die jeder KFZ-Lenker nach Gutdünken verwendet. ... jedenfalls solange, wie keine Sanktionen drohen, die diese Bezeichnung auch verdienen.

    Genau diesen Effekt kann man ja leider bereits bei Radspuren und dem Thema parken beobachten. :( Oder auch bei Gehwegen und dem Thema parken, seitdem es dieses dämliche Zeichen 315 gibt. Das wird auch überall gemacht, weil die Sanktionen ein Witz sind.

    Aber es ist nur von Freigabe und nicht von Benutzungspflicht die Rede. E-Autos sollen wohl wirklich gefördert werden.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Bekomme ich das eigentlich einfach nur nicht mit oder gibt es zu diesem Thema überhaupt keine Berichterstattung in den Medien?

    Ist ja nun nicht so, dass dieses Thema bezüglich der Elektromobilität vollkommen uninteressant wäre. Aber offenbar müssten wenigstens noch die Bußgelder erhöht werden, damit eine solche Änderungsverordnung Aufmerksamkeit bekommt. Da frage ich mich ja dann tatsächlich, ob die paramilitärisch organisierte Bürgerwehr so ähnlich wie bei Fahrbahnradlern eingreift, wenn ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug auf dem freigegebenen Bussonderfahrstreifen unterwegs ist.

  • Es gibt da draußen viele Kraftfahrer, die es körperlich nicht ertragen können, wenn auf der BAB im Stau Autofahrer auf dem Standstreifen bis zur nächsten Ausfahrt/Rastplatz vorbeifahren. Da habe ich schon die interessantesten Maßnahmen erlebt. Von Nötigung über Sachbeschädigung bis zur Körperverletzung wird da alles mögliche aufgefahren. Schließlich begeht der ja auch eine ganz schlimme OWi!
    Ähnlich stelle ich mir das dann auch bei Busstreifen vor. Jemanden in Ruhe lassen, der einen persönlichen Vorteil erlangt? Wo kämen wir denn da hin! Das wäre ja noch schöner!

    Jetzt verstehe ich auch die Hamburger Busbeschleunigung! Der Senat plant demnächst Elektroautos zu fahren... ;)

  • Es gibt da draußen viele Kraftfahrer, die es körperlich nicht ertragen können, wenn auf der BAB im Stau Autofahrer auf dem Standstreifen bis zur nächsten Ausfahrt/Rastplatz vorbeifahren. Da habe ich schon die interessantesten Maßnahmen erlebt. Von Nötigung über Sachbeschädigung bis zur Körperverletzung wird da alles mögliche aufgefahren. Schließlich begeht der ja auch eine ganz schlimme OWi!

    Wobei das ja auch eine Unart ist, die ich auch nicht leiden kann. Das hat ja meistens auch direkte Auswirkungen auf den Verkehrsfluss, da bin ich manchmal auch ganz dankbar, wenn sich jemand dazu erbarmt, den Seitenstreifen zu blockieren, damit die Wagen vom rechten Fahrstreifen überhaupt noch mal von der Autobahn runterfahren können.

  • Was ich da im Detail interessant finde sind die Zusatzzeichen 25.1 und 27.1. Dort steht nur elektrisch betriebene Fahrzeuge (und nicht Kraftfahrzeuge). Also müssten darunter ja auch Pedelecs und E-Bikes fallen?

    Grundsätzlich ist mir auch völlig unverständlich, wieso elektrisch angetriebene Autos überhaupt gefördert werden sollten. Offenbar ist es ziel, dass bald alle Leute umweltfreundlicher im Stau stehen (dabei sind E-Autos die ja keinen Leerlauf haben echt effizient). Der hohe Flächenverbrauch, der zu Staus und Parkplatznot führt ist beim E-Auto genau so groß wie beim klassischen Verbrenner. Das Hauptproblem des PKW ist und bleibt der Platzbedarf. Dabei ist die Antriebstechnik völlig egal.

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  • Was ich da im Detail interessant finde sind die Zusatzzeichen 25.1 und 27.1. Dort steht nur elektrisch betriebene Fahrzeuge (und nicht Kraftfahrzeuge). Also müssten darunter ja auch Pedelecs und E-Bikes fallen?

    Interessante Sache — ich glaube aber nicht, dass das funktioniert, weil nun „elektrisch betriebene Fahrzeuge“ quasi eine eigene Klasse bilden zu Fahrzeugen und Kraftfahrzeugen.

    Im neuen § 39 Abs. 10 S. 2 StVO steht ja:

    [stvo]Elektrisch betriebene Fahrzeuge sind die nach § 9a Absatz 2und 4, jeweils auch in Verbindung mit Absatz 5, der Fahrzeug-Zulassungsverordnung gekennzeichneten Fahrzeuge.[/stvo]

    § 9a FZV definiert nun die Kennzeichnung „elektrisch betriebener Fahrzeuge“, daran wird es bei einem Fahrrad bereits scheitern, weil auch für S-Pedelecs solche Kennzeichen nunmal nicht vorgesehen sind.

    § 2 EmoG weiß dazu auch noch etwas, dort ist auch wieder von Kraftfahrzeugen die Rede.

    … wobei natürlich auch wieder die Frage ist, ob dieses Durcheinander so beabsichtigt ist.

  • Für viele ist Lärm das Hauptproblem. Als ich noch an einer Hauptstraße wohnte, war das ein riesen Einschnitt in die Wohn- und Lebensqualität.

    Auch dieses Problem wird durch E-Fahrzeuge nicht gelöst. Bei Nebenstraßen hört man die Motoren, aber bei Hauptstraßen sind es oft Abrollgeräusche die dominieren. Auch derzeitige Verbrennungsmotoren können sehr leise sein, wenn es denn gewollt ist. Das es derzeit immer wieder laute Motoren gibt liegt nicht an den Möglichkeiten der Technik, sondern daran, dass die Fahrer dieser Fahrzeuge es so haben wollen.

    Dazu kommt dann aber noch ein Problem bei E-Autos. Wenn man die nicht mehr hören kann, wird es für Fußgänger gefährlich. In Bereichen mit nicht so hohem Tempo (30 oder weniger) wären diese Autos dann wirklich leise. Wie leicht Fußgänger dann einen Fehler machen der zu Gefahren führt, wenn Fahrzeuge nicht zu hören sind, dass Problem dürfte jeder Radfahrer kennen.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Wenn man die nicht mehr hören kann, wird es für Fußgänger gefährlich.

    Ich würde eher sagen, wer sich nicht umdreht, lebt gefährlich. Gerade heute fuhr ich auf einem (benutzungspflichtigen) Radweg mit ca. Tempo 23, als eine ältere Dame vom Gehweg völlig unvermittelt nach links einen Müllbehälter ansteuerte. Konnte knapp ausweichen. Wäre ich schon dichter dran gewesen... ;(

    So etwas habe ich übrigens noch nie auf einer Fahrbahn erlebt!

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • übrigens noch nie auf einer Fahrbahn erlebt!

    Ich leider ständig. Mit dem Rad sowieso. Hauptsächlich Schutzstreifen werden vor dem Schauen nach Verkehr überschritten. In Fahradstraßen wird ausschließlich der KFZ-Verkehr beachtet. Und in einer sehr engen Einkaufsstraße meiner Kindheit (bis heute Tempo 50) wurden des öfteren Leute an- und überfahren, die nur mal schnell zum Bäcker wollten oder zum Bus. Einmal durfte ich quasi live miterleben.
    Immer häufiger erlebe ich auch Fußgänger, die beim Betreten der Fahrbahn die gestreckte Hand ausstrecken, um den Verkehr für sich auszubremsen.

  • Was ich da im Detail interessant finde sind die Zusatzzeichen 25.1 und 27.1.

    Mir fällt gerade auf, dass man in Hamburg bei Radfahrstreifen ja gerne auf das [Zeichen 237] verzichtet und ich bislang auch nur eine Handvoll Bussonderfahrstreifen mit einem [Zeichen 245] gesehen habe. Meistens muss die Aufschrift „BUS“ auf dem Bussonderfahrstreifen genügen. Wo sollte man dort denn eine solche Freigabe überhaupt anbringen? Dazu müsste man ja erstmal überall die entsprechenden blauen Schilder aufstellen.