Sollten Autofahrer*innen die Handbremse anziehen, während Fußgänger*innen den Zebrastreifen passieren?

  • Wenn beim Halten an einem Zebrastreifen Fußgänger*innen passieren, dann empfiehlt es sich, die Handbremse zu ziehen. Bei einem Auffahrunfall des folgenden Fahrzeuges hat das eigene Fahrzeug so einen sicheren Stand.

    Bei nicht angezogener Handbremse kann es passieren, dass das eigene Auto einen Ruck nach vorne macht, wenn von hinten jemand auffährt, nämlich dann, wenn in dem Moment die Fußbremse nicht betätigt wird oder der Fuß von der Bremse rutscht.

    Das Betätigen der Fußbremse hat den Vorteil, dass für nachfolgende Verkehrsteilnehmende die Bremsleuchten zu sehen sind.

    Bei einem Auffahrunfall kann es jedoch passieren, dass der Fuß von der Bremse rutscht. Dann ist es gut, wenn zusätzlich die Handbremse benutzt wurde.

    Ist es also richtig, beim Anhalten an einem Zebrastreifen, der gerade vom Fußverkehr benutzt wird, nicht nur die Fußbremse zu treten, sondern auch die Handbremse anzuziehen? Schließlich trägt das zur Sicherheit des Fußverkehrs bei? Oder ist das übertriebene Vorsicht?

  • Ich denke, dass solche Unfälle eher während des Bremsvorgangs oder unmittelbar danach erfolgen – so dass das leuchtende Bremslicht entscheidend ist. Länger steht man an einem Zebrastreifen eher selten (das ist ja – für beide Seiten – gerade der Vorteil zur Fußgängerampel) und dass dann nach längerer Zeit einer hinten drauf knallt, dürfte doch arg die Ausnahme sein.

  • Oder ist das übertriebene Vorsicht?

    Ich habe bei Zebras nur meine Geschwindigkeit zu reduzieren, ggfs. auf Null. Für Fahrfehler anderer bin ich nicht verantwortlich und damit muss ich in der Regel nicht rechnen. Anders könnte es allenfalls evtl. sein, wenn ich ihn hinter mir Gasgeben höre und noch rechtzeitig andere Bremsen erreichen kann.

  • Die Fußbremse reicht völlig aus und ist auch stärker (wirkt immer auf alle 4 Räder) als die Handbremse. Und dann müsste dies an jeder Ampel wo Fußgänger queren ja auch gemacht werden.

    Die Handbremse oder auch Feststellbremse ist nur dafür ausgelegt ein Fahrzeug gegen wegrollen zu sichern, wenn es geparkt ist. Bei meinem Auto ist es z.B. gar nicht möglich die Handbremse manuell anzuziehen.

    Das Abrutschen bei einem Unfall ist auch bei modernen Autos kein Problem, bei meinem z.B. nehme ich nur den Fuß vom Strompedal, das Auto zieht die Fußbremse automatisch an, bis ich wieder aufs Strompedal drücke. Wenn es richtig knall greift das Notfallsystem Multikollisionsbremse ein und bremst mit voller Kraft ab.

    Dazu kommt noch die Physik. Selbst wenn man mit aller Kraft das Bremspedal durch drückt, wird dies ein nach vorne geschoben werden nicht verhindern können. Wollte man dies verhindern gäbe es nur eine Lösung: Den Rückwärtsgang drin zu haben und rechtzeitig rückwärts zu beschleunigen, bis man genau soviel Bewegungsenergie (Masse * Geschwindkeit zum Quadrat) wie der Auffahrende erreicht hat . In diesem Fall würden dort wo sich die Fahrzeuge treffen tatsächlich beide auf der Stelle stehen bleiben und alle Energie in Form von Kaltverformung abgebaut.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Die Handbremse oder auch Feststellbremse ist nur dafür ausgelegt ein Fahrzeug gegen wegrollen zu sichern, wenn es geparkt ist. Bei meinem Auto ist es z.B. gar nicht möglich die Handbremse manuell anzuziehen.

    Das Abrutschen bei einem Unfall ist auch bei modernen Autos kein Problem, bei meinem z.B. nehme ich nur den Fuß vom Strompedal, das Auto zieht die Fußbremse automatisch an, bis ich wieder aufs Strompedal drücke. Wenn es richtig knall greift das Notfallsystem Multikollisionsbremse ein und bremst mit voller Kraft ab.

    Das hört sich jetzt doch schon sehr so an, als mache es im Prinzip Sinn, die Handbremse anzuziehen, wenn man mit dem Auto bei einem Zebrastreifen hält, um Fußgänger*innen passieren zu lassen. Allerdings: Auch wenn das Prinzip richtig ist, bei einem alten Auto macht es trotzdem nur sehr begrenzt Sinn, weil die Wirkung der Handbremse höchstens dafür reicht, ein langsam auffahrendes Folgefahrzeug so stark abzubremsen, dass der eigene Wagen nicht einen allzu großen Hopser nach vorne macht und dabei die Fußgänger*innen verletzt. Ein schweres und schnelles Fahrzeug würde bei einem Auffahrunfall dagegen das vordere Fahrzeug auch bei angezogener Handbremse wegdrücken.

    Auf jeden Fall hat entsprechend KleverRadfahrers Schilderung ein modernes Elektrofahrzeug dieses Prinzip, Bremse anziehen beim Halten, bereits fest eingebaut.

    Ist das bei Autos mit "traditionellen" Automatikgetrieben eigentlich auch so, dass die beim Halten so eine Art eingebaute Standsicherung haben, wie sie KleverRadfahrer bei einem modernen Elektroauto beschrieben hat?

    Im Sinne der Fußgängersicherheit scheint mir das von KleverRadfahrer beschriebene Prinzip eines modernen E-Fahrzeuges (alle vier Räder werden beim Halten automatisch blockiert) gegenüber einem klassischen Verbrenner (Handbremse wirkt nur schwach und nur auf zwei von vier Rädern) jedenfalls von Vorteil zu sein.

    Vielen Dank für die Rückmeldungen! :thumbup:

  • Ist das bei Autos mit "traditionellen" Automatikgetrieben eigentlich auch so, dass die beim Halten so eine Art eingebaute Standsicherung haben, wie sie KleverRadfahrer bei einem modernen Elektroauto beschrieben hat?

    bei der klassischen Automatik wird das Auto kriechen, also langsam mit Schrittgeschwindigkeit rollen (gerade Ebene). Bergab würde es schneller, bergauf stehen bleiben oder (wenn keine Sperre dagegen wirkt) zurück rollen. Es ist in etwa vergleichbar mit einem Schaltgebiete, wo man im ersten Gang bei Standgas die Kupplung schleifen lässt. Nur das bei einer klassischen Automatik ein Ölwandler arbeitet, der dabei nicht so verschleißt wie es eine schleifende Kupplung tun würde.

    Bei der klassischen Automatik muss man in diesem Fall die Bremse betätigen und halten, damit mal nicht los rollt.

    Beim E-Auto kann man es i.d.R. einstellen sich klassisch zu verhalten (einfacher Umstieg) oder so, dass ein Auto erst rekuperiert und dann am Ende automatisch stehen bleibt (mit den Bremsen). Das nennt man auch "One Pedal Driving" und ist nach kurzer Eingewöhnung sehr angenehm (kein Pedalwechsel mehr nötig, außer bei einer starken Bremsung) und sicher der Favorit der meisten Leute am Steuer.

    Nochmal: eine Handbremse ist nicht dafür ausgelegt ein Auto zu stoppen, sondern nur dafür, dass es am Hang nicht los rollt. Die Fußbremse ist deutlich leistungsfähiger und bei Schaltwagen gehen nur so die Bremslichter an. Der Sicherheitsgewinn dadurch ist sicher interessant, macht es ein stehendes Fahrzeug doch deutlich einfacher/schneller/früher als stehend zu erkennen. Wenn Leute nun wirklich die Handbremse nehmen steigt die Gefahr, dass die Fußbremse im Gegenzug nicht genutzt wird, was kontraproduktiv ist.

    Das beste ist, die Fußbremse zu nehmen, da so bei jedem Auto die Bremslichter an sind, und die Bremswirkung am stärksten ist.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)