In Niedersachsen ist die FDP gerade krachend gescheitert am Einzug in den Landtag.
Trotzdem (oder obwohl?) sie im Wahlkampf-Endspurt ganz massiv auf die Weiternutzung der Atomkraft setzte.
Vielleicht spielte es eine Rolle, dass die Niedersachsen froh sind, nicht der "Atomklo" Deutschlands geworden zu sein. Da mögen sich viele nicht anfreunden mit dem von der FDP angekündigten Revival der "friedlichen Kernkraftnutzung".
Warum aber setzt die liberale Partei beim Wahlkampf in Niedersachsen so besessen auf das Thema Weiterbetrieb der Atomkraftwerke in Deutschland bis zum Sankt Nimmerleinstag? Denn genau darum geht es den Liberalen. Mit einem sogenannten Streckbetrieb will sich die FDP nicht abfinden, stattdessen sollen neue Brennstäbe beschafft werden. So will die FDP einen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke auf viele Jahre hinaus zu erzwingen.
Eine Vermutung drängt sich auf: "Was haben Atomwaffen mit der zivilen Nutzung der Atomkraft zu tun? Sehr viel. Denn Atomkraftwerke, Forschungsreaktoren, Anreicherungs und Wiederaufarbeitungsanlagen haben entscheidend dazu beigetragen, dass heute sehr viele Staaten technisch in der Lage sind, binnen kurzer Zeit Atomwaffen zu entwickeln ...!"
Die FDP hat in der Frage ob und welche und wie viele und wie schwere Waffen an die Ukraine geliefert werden sollen immer versucht noch einen oben drauf gepackt, um damit den grünen Koalitionspartner in dieser Frage noch einmal deutlich zu übertrumpfen. Ohne dass der FDP das bislang so recht gelungen wäre. Schließlich reiben gerade auch innerhalb der grünen Partei sich viele verwundert die Augen über den unerwarteten Gesinnungswandel eines Anton Hofreiters zum euphorischen Panzer-Spezialisten. Und der von der grünen Bundesaußenministerin verfolgte Kurs, keine Gelegenheit auszulassen, um zu Waffenlieferungen für die Ukraine aufzurufen, geht so weit, dass der Beifall dafür, der von außen kommt, noch lauter ist als der aus ihrer eigenen Partei.
Der Gesinnungswandel bei den Grünen, bei der Frage von Waffenlieferungen drängt die Liberalen dazu, in dieser Frage die Deutungshoheit zurückzugewinnen. Noch ist es freilich nicht so weit, dass sich die FDP offen für eine atomare Bewaffnung der Bundesrepublik Deutschland ausspricht. Ein solches Bekenntnis ist von den Liberalen bislang nicht zu vernehmen. Und es wäre wohl auch nicht mehrheitsfähig in Deutschland. (Noch nicht? Bis zur nächsten Zeitenwende?)
Für diesen Fall will die FDP vorbereitet sein. Bis auf Weiteres freilich argumentiert die FDP nach außen, die angeblich drohenden Black-Outs müssten verhindert werden. Die Strompreise müssten stabil bleiben und Energiesicherheit hergestellt werden, wie es angeblich nur mit laufenden Atomkraftwerken möglich sei.
Vielleicht ist meine These zu schwarzmalerisch? Und hoffentlich wird der Tag nicht kommen, an dem die atomare Bewaffnung der Bundesrepublik aus eigenen Mitteln auf der Tagesordnung steht. Trotzdem befürchte ich, dass genau das die FDP derzeit dazu treibt, so verbissen die "friedliche Nutzung der Atomkraft" zu propagieren. Denn da ist die FDP sich sicher: Der grüne Koalitionspartner wird nicht versuchen auch noch mit dem Thema atomare Aufrüstung die FDP zu übertrumpfen.