Radweg für die neue Rader Hochbrücke?

  • Etwa zweieinhalb Kilometer von meiner Heimat entfernt steht die Rader Hochbrücke im Herzen Schleswig-Holsteins, wo sich auf wenig Raum eine Menge Verkehrswege kreuzen: Die Bundesautobahnen 7 und 210 und die Bundesstraßen 202, 203 und 77 mit dem Nord-Ostsee-Kanal und den Eisenbahnstrecken von Flensburg nach Rendsburg und von dort nach Kiel und Neumünster.

    Die Rader Hochbrücke war im Sommer 2013 bundesweit in den Medien, weil erhebliche Schäden am Bauwerk festgestellt wurden. Das war für den Kraftverkehr insofern ein Desaster, als dass plötzlich Lastkraftwagen nicht mehr über die Brücke fahren durften — und zur Durchsetzung dieses Verkehrsverbotes an allen Zufahrten rund um die Uhr Polizeikräfte standen, um das Verbot durchzusetzen.

    Seit Jahren ist auch schon von einem Neubau der Brücke die Rede, aber weil in letzter Zeit, nun ja, so viele Mittel für den Straßenbau nach Bayern flossen, kam auf der anderen Seite der Bundesrepublik nicht so mega viel an. Mittlerweile wird der Baubeginn für 2023 abgeschätzt, gegen 2030 soll der Neubau fertig sein.

    Was fehlt?

    Na klar, zwei Gleise für die Eisenbahn. Es war durchaus mal die Rede davon, Auto- und Eisenbahn mit einem gemeinsamen Bauwerk über den Nord-Ostsee-Kanal zu führen, sei es nun eine Brücke oder durch einen für die Eisenbahn aufgrund der geringeren Höhendifferenz bequemeren Tunnel, aber nun hat sich die Frage angesichts des engen Zeitrahmens ohnehin erledigt. Die Eisenbahn muss nun weiter über die deutlich betagtere Rendsburger Eisenbahnbrücke rollen.

    Und was fehlt noch?

    Der Rad- und Fußverkehr. Okay, das ist natürlich erst einmal eine absolut lächerliche Idee, haha, Radfahren entlang einer Autobahnbrücke? Andererseits: Warum denn nicht? Die Hamburger Elbbrücke der Bundesautobahn 1 hat auch einen Rad- und Fußweg an der Seite, die Rheinbrücken der A 1, A 4, A 40, A 42, A 44, A 46 und so weiter sowieso, die der dort kreuzenden Bundesstraßen ebenfalls.

    Nun wird die Rader Hochbrücke nicht in bummeligen zwanzig Metern Höhe den Nord-Ostsee-Kanal queren, weil jener von Hochseeschiffen mit bis zu 48 Metern Höhe befahren werden darf, insofern ist da tatsächlich mit einer ganz tüchtigen Steigung zu rechnen, die den Radling auf der einen Seite ins Schwitzen bringt, auf der anderen Seite die Bremsen glühen lässt. Und wenn’s dann mal windig ist, und das ist es in Schleswig-Holstein bekanntlich immer, wird man oben ordentlich durchgeschüttelt.

    Dennoch finde ich die Idee eines Radweges entlang der Rader Hochbrücke mittlerweile recht charmant. Aus Büdelsdorf gibt es für mich eigentlich nur zwei Möglichkeiten, ohne Auto den Kanal zu queren: Die Fähre Nobiskrug mit absurd engen Aufstellflächen für Fußgänger und Radfahrer, die insbesondere zu Schulzeiten oder an warmen Sommerwochenenden überfüllt sind, oder der Rendsburger Kanaltunnel, bei dem ich mich zu den erwähnten Schulzeiten und warmen Sommerwochenenden mit dem Rad in eine lange Schlange vor den Aufzug stellen darf, sofern ich es mir nicht zutraue, mein Rad über Europas längste Fahrtreppe nach unten zu juckeln. In der Nähe des Tunnels gibt’s noch die Rendsburger Schwebefähre, die vor einigen Jahren ein Frachtschiff rammte, seitdem neu gebaut wurde und bald wieder fahren wird. Und weit ab davon gibt’s noch diverse Kanalfähren, etwa in Sehestedt oder Nübbel. Bis dahin muss ich aber erstmal radeln.

    Und insofern denke ich mir: Ein Fuß- und Radweg entlang der Rader Hochbrücke wäre wirklich eine coole Idee. Das wird die Verkehrswende sicherlich nicht sonderlich voranbringen, aber so manchen Weg deutlich verkürzen. Sinnvoller mag eine ebenfalls im Gespräch gewesene Brücke in diesem Bereich zwischen Rendsburg und Büdelsdorf gewesen sein, aber auch dort wäre mit einer erheblichen Steigung zu überbrücken.

    Nun ja. Torben hat freundlicherweise diese Petition geschrieben und ich bin gespannt, ob das Thema noch ein bisschen länger präsent sein wird: https://www.change.org/p/landesregierung-schleswig-holstein-radweg-auf-ersatzneubau-der-rader-autobahnhochbrücke-a7-über-den-nord-ostsee-kanal

  • Die Rader Hochbrücke liegt ja schon etwas abseits. Da würde es nur wenig Rad/Fuß-Verkehr geben. Für die Bahn liegt das auch eher ungünstig.

    Warum baut man nicht einen neuen Tunnel für Eisenbahn + Rad/Fuß dort, wo die Schleife über den Kanal geht?

    Soll aber nicht heißen, dass ich dagegen wäre, auf Autobahnbrücken auch eine Spur für Rad/Fuß einzurichten. Kann man ja auch immer für Wartungsarbeiten nutzen oder bei Rettungseinsätzen.

    Bin auch mal gespannt, ob die Norderelbbrücke so kommt wie im Entwurf. 12 (ja. Zwölf.) KFZ-Spuren und eine für Rad/Fuß. Derzeit sind's 6 KFZ-Spuren:

    Siegerentwurf für die neue Norderelbbrücke
    Siegerentwurf für die neue Norderelbbrücke, siehe https://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/12144736/2019-02-08-bwvi-norderelbbruecke/
    fragdenstaat.de

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Naja ein Radweg an der Norderelbbrücke ist überfällig, an der Rader Hochbrücke eher nicht sooo dringend.

    Gerade als Radfahrer ohne Anrieb muss man da sicher schon ziemlich hochknechten. Entweder noch eine Schwebefähre (könnte man heute ja sicher auch so mit Radar ausstatten, dass diese nur losfährt, wenn keine Schiffe in der Anfahrt sind) oder Fahrstühle an der Hochbrücke. Dann würde man sich die langen Rampen sparen und das für die Meisten attraktiver machen.

  • Warum baut man nicht einen neuen Tunnel für Eisenbahn + Rad/Fuß dort, wo die Schleife über den Kanal geht?

    Tjoa. Wenn ich ein bisschen in die Verschwörungskiste schiele, dann ging es wohl darum, dass ein Tunnel in dem Gebiet zu teuer wäre, weil dort ungleich mehr Erde bewegt werden müsste und das Gebiet nunmal schon recht dicht bebaut ist — und wenn man ohnehin die Autobahnbrücke sanieren möchte, dann wäre die Autobahn natürlich ein bisschen wichtiger und darum hätte man die Kanalquerung lieber dorthin verlegt.

    Für den Eisenbahnverkehr hätte das natürlich weitreichende Auswirkungen. Der Güterverkehr, der ja jetzt schon in der Kritik steht, weil er seit der Eröffnung der Großen Belt-Brücke beinahe komplett durch Rendsburg rollt, würde weiträumig um die Stadt herumgeführt (und wäre nach Eröffnung der festen Fehmarnbelt-Querung sowieso verschwunden), aber der Personenverkehr müsste dann eben entweder umständlich und zeitaufwändig in den dann entstandenen Rendsburger Kopfbahnhof eingefädelt werden oder man baut den Bahnhof hinten nach Borgstedtfelde und dann müssen die Fahrgäste halt mit dem Linienbus oder mit dem Auto zwanzig Minuten zum Bahnhof fahren, was natürlich auch maximal unattraktiv wird, wenn ich mit dem Auto nur weitere zwanzig Minuten nach Kiel oder Schleswig oder Neumünster brauche.

    Dafür hätte das Amazon-Lager bei Borgstedtfelde dann einen direkten Anschluss an eine Hauptbahn. Nicht, dass das Amazon nutzen würde, aber naja.

  • Ein getrennter Rad- und Fußweg unter der Hochbrücke, schön breit mit Haltebuchten hätte durchaus touristisches Potential.
    Vermute ich mal.
    Im Grunde könnte man für, im Verhältnis, wenig Geld eine echte Attraktion schaffen.