Radverkehrspolitischer Stammtisch III

  • Schön war's. Vielen Dank an alle , die gekommen waren. Eine kleine "Manöverkritik" habe ich: Wir sollten uns, wenn wir mal wieder eine überregionale Runde machen, eine Lokalität suchen, bei der am einen Ende des Tisches die Chance besteht, zu verstehen, was am anderen Ende des Tisches gesprochen wird. Mir ging es jedenfalls so, daß ich nicht alles thematisiert habe, was mir so im Kopf forenspezifisch und "fahrradpolitisch" herumgeistert, einfach weil man es aufgrund des Lärmpegels nicht in Ruhe miteinander hätte ausdiskutieren können.

    Als meinen vorletzten Punkt eine kleine Anekdote von meinem Heimweg: Da ich gestern schon 60 Kilometer in den Beinen hatte, gestattete ich mir die Übernahme eines Teils meiner "Heimfahrt" zu meinem Hotel in Norderstedt durch die U 1. Von dort fuhr ich den Rest der Strecke mit dem Rad auf der Tangstedter Landstraße (übrigens eine klare Empfehlung als Alternativstrecke zur Langenhorner Chaussee, da die vorhandenen grottigen Radwege inzwischen weitgehend frei von Benutzungspflichten sind). Etwa ab Höhe der Straße "Hohe Liedt" hatte ich einen Streifenwagen neben mir. Die Fahrerin: "Würden Sie bitte den Radweg benutzen? Das ist sicherer." Wieder einmal mangelte es mir an Schlagfertigkeit. Sehr ärgerlich! Anstatt einfach "Nein und nein." zu anworten, ließ ich nur "Der ist aber nicht benutzungspflichtig" verlauten. "Ab Norderstedt besteht aber eine Benutzungspflicht." "Na dann werde ich dort darauf fahren" sagte ich noch und setzte meine Fahrt fort. Wie ich schon mehrfach hier erwähnte, radele ich langsam. Zudem ging es bergauf und gegen den Wind, mehr als 11 km/h mutete ich meinem noch angeschlagenen Knie nicht zu. Bis kurz nach dem Ortausgang Hamburg Höhe Böttgerstraße in Norderstedt hatte ich nun Geleitschutz quasi am Arsch (sorry), die Leiterin des Minirudels hoffte vermutlich, mich auf den Radweg nötigen zu können. Vielleicht hatte sie aber tatsächlich auch gute Absichten und wollte mich vor dem gefährlichen nächtlichen Verkehr schützen. Nachdem aber auch in Norderstedt der Lolli ausblieb, durfte ich die restlichen 400m zum Hotel selbständig zurücklegen.

    Der letzte Punkt werden nachher ein paar Photos vom Kreisel Ochsenzoll sein, den ich mir heute vormittag noch gegeben habe. Die kommen nachher.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Wir sollten uns, wenn wir mal wieder eine überregionale Runde machen, eine Lokalität suchen, bei der am einen Ende des Tisches die Chance besteht, zu verstehen, was am anderen Ende des Tisches gesprochen wird.


    Jo, das ging mir ebenso. Der Nachbartisch hatte dB-Werte nahe der Schmerzgrenze... :/

    Nachdem aber auch in Norderstedt der Lolli ausblieb, durfte ich die restlichen 400m zum Hotel selbständig zurücklegen.


    Peinlich für die Silberblauen... :thumbup:

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Wie versprochen nun noch ein paar aktuelle Bilder vom Norderstedter Kreisel, den ich mir - einer Empfehlung folgend 8) - noch gegeben habe. Mein kleiner Rundgang beginnt in der Seegeberger Chaussee. Um die Großenverhältnisse besser kenntlich zu machen, ist mein Fahrrad auf diesem gemeinsamen Fußradweg abgestellt:
    NorderstedtSeegebergerChaussee.JPG

    Fährt man weiter in Blickrichtung und folgt dem Kurvenverlauf, landet man an diesem Prachstück von Fußgängerüberweg. Hier im Forum ist ja bekannt, daß den wenigsten bekannt ist, daß Fahrradfahrer zwar drüberfahren dürfen, aber dabei keinen Vorrang haben. Die zahlreichen Konfliktmöglichkeiten, die sich aus eben jener Unkenntnis in Kombination mit solcher Gestaltung des Fußgängerüberweges nach einer Kurve aus einem Kreisverkehr heraus ergeben, machen die erste Leiche an dieser Stelle nur zu einer Frage der Zeit. Hier also beginnt die Schleswig-Holstein-Straße:
    NorderstedtOchsenzollSchleswigHolsteinStrI.JPG

    Weiter geht es auf der obigen Mittelinsel zwischen den beiden Fahrspuren der Schleswig-Holstein-Straße. Wie man sieht, sieht man nix. Jedenfalls nix vom anbrausenden Verkehr aus Schleswig-Holstein:
    NorderstedtOchsenzollSchleswigHolsteinStrII.JPG

    Wer das überlebt hat - eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür gibt es immerhin -, beachte bitte noch den querenden Radverkehr aus Schleswig-Holstein, denn der wiederum hat Vorrang vor Fußgängern und Radfahrern vom Überweg!
    NorderstedtOchsenzollSchleswigHolsteinStrIII.JPG

    Jetzt wird es interessant. Nicht spannend, den Teil haben wir hinter uns, sondern nur interessant. Auf dem obigen Bild sieht man ja den blauen Lolli im Hintergrund. Der ist eine wichtige Markierung für alle, die mit dem Rad eigentlich in die - der Schleswig-Holstein-Straße gegenüberliegende - Langenhorner Chaussee wollen. Denn wer dazu Norderstedt nicht zuvor durchqueren will, muß in die exakte Gegenrichtung seines Zieles laufen und natürlich sein Fahrrad schieben. Letzteres deshalb, weil das erst dort hinten an eben diesem Lolli ein Zweirichtungsfußradweg wird. Tut man dies, und ich tat es, gibt es beim Lolli eine Möglichkeit zur 170°-Kehre nach links. Das schaut dann so aus:
    NorderstedtOchsenzollSchleswigHolsteinStrIV.JPG

    Und dann so:
    NorderstedtOchsenzollTunnelI.JPG

    Damit das mal klar ist, weil das ja klar ist: Das alles dient nur meiner/Eurer/Ihrer Sicherheit!1elf!
    NorderstedtOchsenzollTunnelII.JPG

    Der Mann denkt mit, keine Frage. Bitte halten Sie Ihre Personenkennzifferschilder frei von Verunreinigungen.

    Zurück zum Tunnel in seiner ganzen Herrlichkeit. Rechts Treppe Nr.1, links (nicht zu erkennen) Fahrstuhl Nr.1
    NorderstedtOchsenzollTunnelIII.JPG

    Ich wollte ja in die Langenhorner Chaussee, folglich muß ich entweder zu Treppe Nr.2:NorderstedtOchsenzollTunnelIV.JPG

    oder Fahrstuhl Nr.2:
    NorderstedtOchsenzollTunnelV.JPG

    Der funktioniert immerhin. Es paßt sogar ein Fahrrad hinein. Tandems bitte senkrecht einstellen:
    NorderstedtOchsenzollTunnelVI.JPG

    NorderstedtOchsenzollTunnelVII.JPG

    NorderstedtOchsenzollTunnelVIII.JPG

    Ich bin gleich am Ziel! Jetzt brauche ich doch nur noch diesen wunderprächtigen Radweg benutzen:
    NorderstedtOchsenzollLagenhornerI.JPG

    Und schon kann es losgehen, wenn der Radweg da gerade frei ist von Hunden, Spannleinen, Fußgängern:
    NorderstedtOchsenzollLagenhornerII.JPG

    Na dann: Gute Fahrt! Leider nur die nächsten 200m, dann beginnt der weitaus längere Hamburger Teil der Langenhorner Chaussee mit benutzungspflichtigen Radwegen, die jeder Beschreibung spotten, aber das wäre dann nochmal eine andere Geschichte:
    NorderstedtOchsenzollLagenhornerIII.JPG

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)

  • aber dort könnte man es als "verkehrsbehindernd" auslegen ;)


    Das ist richtig. Ein innehaltender Fußgänger wäre das dann ebenso. Das ist eben alles absurd dort. Ihren Vorschlag, dagegen zu klagen, unterstütze ich also nachdrücklich. Aber stemmen kann ich das nicht, allenfalls etwas zuschießen.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Da das Rad so breit wie der Fußweg ist, gilt selbstverständlich:

    Zitat

    (2) Fußgänger, die Fahrzeuge oder sperrige Gegenstände mitführen, müssen die Fahrbahn benutzen, wenn sie auf dem Gehweg oder auf dem Seitenstreifen die anderen Fußgänger erheblich behindern würden. Benutzen Fußgänger, die Fahrzeuge mitführen, die Fahrbahn, so müssen sie am rechten Fahrbahnrand gehen; vor dem Abbiegen nach links dürfen sie sich nicht links einordnen.

    Prise Salz und so.


  • Zwar düfen Fahrräder auf Gehwegen abgestellt werden, aber dort könnte man es als "verkehrsbehindernd" auslegen ;)

    Da das Rad so breit wie der Fußweg ist, gilt selbstverständlich:


    Prise Salz und so.

    An der Stelle an der das Fahrrad steht gilt [Zeichen 240]. Die gesamte Nebenfläche ist gemeinsamer Rad- und Gehweg (sonst wäre auch das Umleitungsschild zu entfernen). Irgendwelche farbigen Steinchen haben da nichts zu bedeuten. Ob (und wem) man aufgrund der Blindenleitlinie einen Strick drehen könnte weiß ich nicht, aber ich nehme an dass Peter sich vorher umgeschaut hat und kein Mensch mit Blindenstock unterwegs war.

  • Zitat

    An der Stelle an der das Fahrrad steht gilt [Zeichen 240]. Die gesamte Nebenfläche ist gemeinsamer Rad- und Gehweg (sonst wäre auch das Umleitungsschild zu entfernen). Irgendwelche farbigen Steinchen haben da nichts zu bedeuten. Ob (und wem) man aufgrund der Blindenleitlinie einen Strick drehen könnte weiß ich nicht, aber ich nehme an dass Peter sich vorher umgeschaut hat und kein Mensch mit Blindenstock unterwegs war.

    Und vor dem Schild?

  • aber ich nehme an dass Peter sich vorher umgeschaut hat und kein Mensch mit Blindenstock unterwegs war.


    Unterwegs war nur der Gevatter, den man auf dem zweiten Bild sieht, der war aber noch weit weg. Schließlich war es Sonntagvormittag. Außerdem habe ich strenggenommen nur gehalten (unter 3 Minuten), etwas entladen, Photo gemacht, wieder beladen und bin weiter. Es ist müßig, das zu vertiefen, es dient(e) der Veranschaulichung.

    Und vor dem Schild?


    Getrennter Rad- und Fußweg.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • das mit der Lautstärke im Schachcafé ... Naja, ich gebe zu, dass ich die letzten Male jeweils Nachmittags dort war. Es ging gesitteter und ruhiger zu. :/

    Sollte ein nächster Stammtisch in der "warmen" Jahreszeit stattfinden, lässt sich bestimmt ein Lokal mit geräumiger Außengastro auftreiben.
    Factory Hasselbrook hat so einen netten Außengastro-Bereich mit Biergarten-Atmosphäre :rolleyes:

  • Schön war's. Vielen Dank an alle , die gekommen waren. Eine kleine "Manöverkritik" habe ich: Wir sollten uns, wenn wir mal wieder eine überregionale Runde machen, eine Lokalität suchen, bei der am einen Ende des Tisches die Chance besteht, zu verstehen, was am anderen Ende des Tisches gesprochen wird. Mir ging es jedenfalls so, daß ich nicht alles thematisiert habe, was mir so im Kopf forenspezifisch und "fahrradpolitisch" herumgeistert, einfach weil man es aufgrund des Lärmpegels nicht in Ruhe miteinander hätte ausdiskutieren können.

    Als meinen vorletzten Punkt eine kleine Anekdote von meinem Heimweg: Da ich gestern schon 60 Kilometer in den Beinen hatte, gestattete ich mir die Übernahme eines Teils meiner "Heimfahrt" zu meinem Hotel in Norderstedt durch die U 1. Von dort fuhr ich den Rest der Strecke mit dem Rad auf der Tangstedter Landstraße (übrigens eine klare Empfehlung als Alternativstrecke zur Langenhorner Chaussee, da die vorhandenen grottigen Radwege inzwischen weitgehend frei von Benutzungspflichten sind). Etwa ab Höhe der Straße "Hohe Liedt" hatte ich einen Streifenwagen neben mir. Die Fahrerin: "Würden Sie bitte den Radweg benutzen? Das ist sicherer." Wieder einmal mangelte es mir an Schlagfertigkeit. Sehr ärgerlich! Anstatt einfach "Nein und nein." zu anworten, ließ ich nur "Der ist aber nicht benutzungspflichtig" verlauten. "Ab Norderstedt besteht aber eine Benutzungspflicht." "Na dann werde ich dort darauf fahren" sagte ich noch und setzte meine Fahrt fort. Wie ich schon mehrfach hier erwähnte, radele ich langsam. Zudem ging es bergauf und gegen den Wind, mehr als 11 km/h mutete ich meinem noch angeschlagenen Knie nicht zu. Bis kurz nach dem Ortausgang Hamburg Höhe Böttgerstraße in Norderstedt hatte ich nun Geleitschutz quasi am Arsch (sorry), die Leiterin des Minirudels hoffte vermutlich, mich auf den Radweg nötigen zu können. Vielleicht hatte sie aber tatsächlich auch gute Absichten und wollte mich vor dem gefährlichen nächtlichen Verkehr schützen.
    Der letzte Punkt werden nachher ein paar Photos vom Kreisel Ochsenzoll sein, den ich mir heute vormittag noch gegeben habe. Die kommen nachher.

    Das sind Bedienstete des PK 34 im Wördenmoorweg. Die fahren jeden Tag mehrfach auf ihrem Weg zur Außenstelle Neubergerweg an einer langen Kolonne von Radwegparkern vorbei. Ich habe noch nie erlebt, dass auch nur einer von denen aufgeschrieben, geschweige denn abgeschleppt worden wäre.


    Auf der hier rechts zu sehenden Seite darf man auf der Fahrbahn parken. Es ist verboten (wird aber aus Angst um den linken Spiegel gerne gemacht), mit einem Satz Reifen auf das Hochbord zu fahren. Die meisten, die das machen, achten darauf, dass sie wenigstens nicht über den (nicht benutzungspflichtigen) Radweg ragen, aber manche stehen mit den Reifen auf dem Radweg. Beide Sorten von Hochbordparkern sorgen dafür, dass der gesamte Radweg in der Dooring-Zone liegt.

    Und auf der anderen Seite der Außenstelle gibt es diese Szenerie:


    Die Autos stehen nicht nur mit dem A.... auf dem Radweg, sondern sie sind über Gehweg und Radweg dort auch vorwärts hingefahren. Darauf habe ich mal einen der Bünabes angesprochen, den ich zufällig 50 Meter davon entfernt mit dem Rad überholte. »Ja, wir wissen es, aber ...«

    Schade, dass ich bei der Begegnung auf der Tangstedter Landstraße (Revierjargon: TaLa) nicht dabei war! ;)