Monopole im Verkehrswesen

  • Hier steht einiges dazu:

    Der ÖPNV wird fast überall kritisiert. Er ist für viele Menschen keine echte Alternative zum Auto. Das muss deutlich verbessert werden.

    Ich finde es erstaunlich, wie schnell sich beim Fernverkehr etwas geändert hat. Die Gesetzänderung ist nichtmal zwei Jahre alt.

    Die meisten Kommunen kochen mit dem ÖPNV ihr eigenes Süppchen, sind in der Regel sehr Richtung Zentrum ihres eigenen Städtchens orientiert.

    Was ist eigentlich der Vorteil vom Monopol? Die KVB Köln tötet pro km fast genausoviele Menschen wie Autos. Die Schadstoffe sind nur minimal geringer. Der Preis ist zwar hoch, aber es werden trotzdem ordentlich Verluste eingefahren. Hat man Angst, dass ohne Monopol alles _noch_ schlechter wird?

  • Durch Aufhebung des Berufsverbots für die Fernbusse, wurde eine Alternative für die Bahn geschaffen. Wenn ich von Hamburg nach München will, kann ich mich nun zwischen Bahn und Bus entscheiden. Natürlich hat das positive Auswirkungen.

    Würde das Monopol der Bahn für den Schienenfernverkehr gebrochen, müssten die positiven Auswirkungen aber die negativen Auswirkungen überwiegen, die dadurch entstehen, daß wir für viele Infrastrukturformen schlicht keine Alternative schaffen können. Für ein zweites Schienennetz ist kein Geld da, die Berechnung des bundesweiten Fahrplans der Bahn ist schon heute – wo nur die Interessen eines Anbieters direkt betroffen sind – eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Wer hier nicht aufpasst, schafft bei einer Liberalisierung mehr Probleme als er löst. Ich glaube, ohne Trennung von Netz und Betrieb, wird man hier nie eine gute Lösung hinbekommen*,
    dafür sehe ich aber keinen politischen Willen.

    Die Bahnprivatisierung in England gilt wohl nicht als durchschlagender Erfolg. Eigentlich wurden bisher nur Post und Telekommunikation besser durch Privatisierung und Monopolbrechung; das allerdings von einer Position aus, wo wenig Spielraum nach unten war.

    Gerade aber bei der Post sieht man auch, daß die Konkurrenzanbieter sich die Sahnestückchen raussuchen, während man von der Post verlangt, daß sie Briefe von überall nach überall hin zustellt. Das ist ja auch (noch) kein fairer Markt geworden.

    * Das wäre für das Internet auch eine gute Idee.


    Kurzfassung: Wenn ich mit der Bahn von Hamburg nach Bremen fahre, kann ich mich nicht zwischen deutscher Bahn und Metronom entscheiden, denn sie stehen nicht in direkter Konkurrenz. Da bring der „Markt” weniger als wenn ein Fernbus fährt, der eine echte Alternative darstellt.

  • Übrigens gibt es keine echte "Liberalisierung" im Verkehrsmarkt: Die Fernbusse brauchen keine Autobahnmaut zahlen, die Züge müssen aber eine Streckenbenutzungsgebühr zahlen. Flugzeuge bracuhen keine Kerosinsteuer entrichten, die DB und andere Bahnen müssen Ernergiesteuern entrichten.

    Zudem ruiniert der sog. Wettbewerb die Arbeitsbedingungen des Personals. Bei den Busbetreibern soll ja mittlerweile arg an den zulässigen Lenkzeiten manipuliert werden, damit wir alle schön billig von Hamburg nach München kommen. Hauptsache billig, denn Geiz ist bekanntlich geil.

  • Zitat

    Zudem ruiniert der sog. Wettbewerb die Arbeitsbedingungen des Personals. Bei den Busbetreibern soll ja mittlerweile arg an den zulässigen Lenkzeiten manipuliert werden, damit wir alle schön billig von Hamburg nach München kommen. Hauptsache billig, denn Geiz ist bekanntlich geil.

    Teilweise ist es aber auch Aufgabe der Beschäftigten hier über Gewerkschaften Druck auf Arbeitgeber und Politik auszuüben, damit das ausbleibt. Die GdL macht es vor.

  • Man muss sich einfach mal frei machen von der Theorie, dass Verkehr (das ist auch öffentliche Daseinsfürsorge) generell Gewinn machen muss. Die künstliche Trennung von Fernverkehr und Nahverkehr bei der Bahn ist ein gutes Beispiel dafür - im Fernverkehr wird alles, was unwirtschaftlich ist, gestrichen, mit fatalen Folgen für die Netzwirkung. Ein Zug von Altenbeken über Paderborn nach Hamm ist zwar für das Netz wichtig, bringt aber weniger Geld als Hamburg-Frankfurt im ICE.

    Die Folge: Es wird Nahverkehr bestellt. Dadurch haben wir im Nahverkehrsberech de facto Planwirtschaft, das ganze funktioniert aber in der Praxis gut (moderne Fahrzeuge, strenge Standards, in der Regel attraktive Taktfahrpläne). Im Fernverkehr dagegen uraltes Material, Ausdünnung und hohe Preise.

    Zu Bundesbahnzeiten will ich aber nicht zurück.

  • Zitat

    Man muss sich einfach mal frei machen von der Theorie, dass Verkehr (das ist auch öffentliche Daseinsfürsorge) generell Gewinn machen muss.

    Es sollte sich aber auch nicht die Ausgaben- und Kostenmoral der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten breitmachen.

  • Teilweise ist es aber auch Aufgabe der Beschäftigten hier über Gewerkschaften Druck auf Arbeitgeber und Politik auszuüben, damit das ausbleibt. Die GdL macht es vor.

    Offenbar aber sind die Busfahrer ausgegliedert bei verschiedenen Kleinstunternehmen, die im Auftrag von Meinbus, Deinbus, Unserbus, Euerbus usw. fahren. Da ist es wohl eher schwierig sich zu organisieren als bei einem Großunternehmen wie der DB oder selbst anderen Bahnen. Gleiches gilt auch für Lkw-Fahrer. Lkw-Lenker gehen ja wohl nicht illegale Beschäftigungsbedingungen ein, weil sie keine Lust auf Gewerkschaft oder Betriebsrat haben oder etwa ungebildet sind und noch nie etwas von Gewerkschaft oder Betriebsrat gehört haben.

  • Zitat

    Offenbar aber sind die Busfahrer ausgegliedert bei verschiedenen Kleinstunternehmen, die im Auftrag von Meinbus, Deinbus, Unserbus, Euerbus usw. fahren.

    Gleiches gilt auch für Lkw-Fahrer. Lkw-Lenker gehen ja wohl nicht illegale Beschäftigungsbedingungen ein, weil sie keine Lust auf Gewerkschaft oder Betriebsrat haben oder etwa ungebildet sind und noch nie etwas von Gewerkschaft oder Betriebsrat gehört haben.


    Sind Gewerkschaften nicht grundsätzlich überbetrieblich? Natürlich fällt es einem nicht in den Schoß, machen müssen sie es aber trotzdem. Im Übrigen habe ich nie behauptet, daß sie es aus oben genannten Gründen nicht machen.

  • Sind Gewerkschaften nicht grundsätzlich überbetrieblich? Natürlich fällt es einem nicht in den Schoß, machen müssen sie es aber trotzdem. Im Übrigen habe ich nie behauptet, daß sie es aus oben genannten Gründen nicht machen.

    Richtig. Aber als Mitarbeiter in einem Kleinstbetrieb sich gewerkschaftlich zu organisieren ist eher unüblich. Zum einen wird seitens der Arbeitgeber alles dafür getan, Mitarbeiterorganisationen zu verhindern. Zum anderen: Wer in so einem Betrieb sich wegen Missstände gewerkschaftlich vertreten lässt kann gleich den Arbeitgeber wechseln.

  • Zitat

    Richtig. Aber als Mitarbeiter in einem Kleinstbetrieb sich gewerkschaftlich zu organisieren ist eher unüblich. Zum einen wird seitens der Arbeitgeber alles dafür getan, Mitarbeiterorganisationen zu verhindern. Zum anderen: Wer in so einem Betrieb sich wegen Missstände gewerkschaftlich vertreten lässt kann gleich den Arbeitgeber wechseln.

    Scheint mir ein Problem zu sein, daß sich nur dadurch abstellen läßt, daß man sich möglichst flächendeckent in Gewerkschaften organisiert. Der „Wettbewerb” ist daran jedenfalls nicht schuld. Hier sind Verkehrsbetriebe auch nicht sonderlich innovativ, ich glaube im Gastrobereich sieht die Lage noch schlimmer aus. Da würde man aber auch keine Monopolisierung (nur noch McBundesDonalds?) befürworten, weil sonst die Löhne zu stark gedrückt würden.

  • Jein - dafür fuhren auch kaum Züge, frei nach dem Motto "Wir haben alles versucht, aber es wollen immer noch Leute mit der Bahn fahren"... ;)

    Wie bitte? Kaum Züge? Zu Bundesbahnzeiten wurde der IC eingeführt: "jede Stunde, jede Klasse", dazu gab es D-Züge kreuz und quer, und Nachtzüge gab es haufenweise. Wir können gerne mal das Kursbuch von Sommer 1982 (liegt bei mir als Souvenir aus Studentenzeiten - Monatsnetzkarte für die ganze BRD umgerechnet 86 Euro – im Regal) mit dem heutigen Angebot vergleichen.

    Da wir hier in einem Radfahrerforum sind, würde ich beim Vergleich noch eine klitzekleine Sache einbringen: in wie vielen Zügen konnte man damals bzw. kann man heute das Fahrrad mitnehmen?

  • unsere Stadt ist kleinbürgerorientiert. dies hängt, nehme ich an, mit der textilen Vergangenheit! in der Textilindustrie waren die Einkommensverhältnisse bescheiden... deshalb gibt es keine deutliche Mehrheiten. zuletzt hatten wir einen SPD-Bügermeister, der mit der RWE, dem Großkapital flirtete. unser öPNV ist eine gemeinschaftliches Unternehmen der Stadt mit RWE, oder, ist es die RWE, die in der Stadt mit Hilfe der Sozialisten und Grünen die Oberhand bekommen hat!

    nur ist es so, dass unsere Kinder im öffentlichen Dienst mit extremen Dienstzeiten arbeiten, und wir merken, dass

    - weder die Flächendeckung

    - noch die Fahrplanzeitdeckung

    sogar für Arbeitnehmer vieler Berufe, sogar von denjenigen, die immer im öffentlichen Dienst waren, gegeben ist

    - in der Dunkelheit die Radwege und sogar die Bürgersteige gefährlich sind, d.h. Du kannst dem Kraftverkehr nicht entweichen:

    Es gibt keinen Bus und wird nie einen geben, obwohl hierzulande mit der vergreisenden Bevölkerung insbesondere Pflegeberufe einen noch nie erreichten Stand haben, und der anstehende Zuwachs noch erheblich größer ist!

    also, wenn Du zu Weihnachten eine "sperrige" Oma oder einen "unbequemen" Opa hast, bring sie bitte zu Deinem grünen oder sozialistischen Abgeordneten, sie sollen sich endlich konkret mit den Schwierigkeiten der Bevölkerung befassen, und nicht im Hintergrund wie unser vormaliger Bürgermeister mit den Konzernen nur an dem Weihnachtsbaum denken!