Conditio sine qua non

  • Malte, es gibt einfach Leute, bei denen ist Hopfen und Malz verloren. Das sieht man in den USA bei den Trumpistas, hierzulande bei den AfD-lern und und und. Özdemir hat bei mir zuhause um die Ecke (in Erlenbach) den protestierenden Landwirten höflich, aber deutlich gesagt, dass weder er persönlich noch die Grünen für die Agrarpolitik der letzten drei, vier Jahrzehnte verantwortlich sind. Und? Kommt da ein "stimmt, wir hätten lieber über die CDU schimpfen sollen" als Reaktion?

    Dieses "wenn zwei das gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe" ist doch gang und gäbe und wird einem bis in die Regierungsspitze vorgelebt.

  • Dieses "wenn zwei das gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe" ist doch gang und gäbe und wird einem bis in die Regierungsspitze vorgelebt.

    "Wenn es einem Leibeigenen im Mittelalter gelang vom Hof des Grundherrn in eine Stadt zu flüchten und dort ein Jahr lang zu überleben, dann galt er als frei. Daher rührt der Spruch „Stadtluft mach frei!“"

    https://albrecht-duerer-gymnasium.de/?p=319#:~:text…t%20mach%20frei!

    Damit ist der Zwist doch erst mal vorprogrammiert. Regieren, freie Entscheidungen treffen, bestimmen, wo es lang geht, das tun die Städter. Und die sind stolz drauf, dass sie "frei" sind. Im Mittelalter war das frei von einem Grundherren, dessen Leibeigene die Bauern waren. Und heute?

    Die Leibeigenschaft ist abgeschafft, aber gebunden sind die Bauern doch, nämlich an Grund und Boden, den es zu bewirtschaften gilt. Und an die Kühe im Stall, die jeden morgen gemolken sein wollen. In mehreren Interviews mit Landwirten, die in den letzten Tagen gesendet wurden, wurde das überdeutlich herausgestellt. Da war dann oft von einer "Rund um die Uhr" Berufstätigkeit (24/7) die Rede.

    Freilich wurde von den interviewten Bauern immer gleich betont, man wolle das so, es sei zwar auch eine Last, aber die trage man gerne. Und dann wird oft hinterhergeschoben: "Wenn bloß nicht diese blöde Bürokratie immer weiter zunähme. (Zwischen den Zeilen: Die sich von den Leuten in den Städten ausgedacht wird, die von der Landarbeit keine Ahnung haben.)"

    Da werden viele Städter "weich", bedauern die Bauern und finden es okay, wenn sie mal ein paar Tage die Straßen blockieren.

    So beschimpfte "Klimakleber" dagegen genießen einen viel schlechteren Ruf. Dass es ihnen ums Klima geht, nimmt ihnen fast keiner ab. Denn mit dem, was sie fordern, könne man ohnehin nichts ändern am Klimawandel. Und überhaupt: Viele bezweifeln ganz grundsätzlich, dass so was wie ein Klimawandel stattfände, oder halten es für ausgeschlossen, dass man z. B. durch eine Verringerung der Kohlendioxidemissionen oder einer Verkehrswende daran etwas ändern könne. Und arbeiten tun die ja auch nicht, diese "Klimakleber", sonst hätten sie ja keine Zeit für solche Aktionen. Auch so ein Vorurteil, dass gegenüber den demonstrierenden Bauern weniger verbreitet ist.

    Was ein*e Stadtbewohner*in über das Leben auf dem Lande weiß, das hat sie*er im Kindergarten gelernt. Hier einige Zitate:

    "Im Märzen der Bauer
    Die Rößlein einspannt (...)

    Er ackert, er egget
    Er pflüget und sät
    Und regt seine Hände
    Gar früh und noch spät (...)

    Auch pflegt er die Bäume
    Mit edlerem Reis
    Und spart weder Arbeit
    Noch Mühe noch Fleiß (...)"

    Und dass diese riesigen Trecker da irgendwie überhaupt nicht zu passen? Geschenkt. Der Bauer muss ja doch bald wieder zurück zu seinem Vieh und den Boden bestellen, und die Straßen freigeben.

  • Der Stau entstand aufgrund der Blockade während der so genannten Bauernproteste. Und so schlimm es ist, dass hier ein Mensch gestorben ist: Es interessiert sich offensichtlich kaum jemand dafür. Es gibt kein Aufschrei konservativer Politiker, es gibt keine empörten Meldungen in den einschlägigen Nachrichtenangeboten. So bleibt bei mir das Gefühl zurück: Tote sind nur dann von Interesse, wenn man sie politisch nutzen kann.

    Vielleicht tut es not, die nächste Demonstration für Maßnahmen zur Klima-Rettung mit Fahrrädern durchzuführen, die von außen mit Pappen verkleidet sind, die sie wie große Traktoren aussehen lassen. Dann noch das nötige "Nebelhorn" eingebaut, das es ja sicher auch mit großer Lautstärke im kleinen Format gibt, sodass es auf einem Fahrrad mitgeführt werden kann, und die Verkleidung ist perfekt. Komme gerade drauf, weil ich durch das geschlossene Fenster schon wieder diese unmöglich lauten Traktorhupen gehört habe.

    Siehe auch hier:

    https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.letzte-…f34f772ed5.html ein Auszug:

    "„Straffrei fürs Klima nur mit Traktoren?“ und „Ich bin ein Traktor!“ haben sich Aktivisten der Gruppe Letzte Generation auf ihre selbst gebastelten, symbolischen Fahrgestelle geschrieben, mit denen sie am Mittwoch im Berufsverkehr demonstrierten. Langsam gingen sie mit den Konstrukten aus Holzlatten und Pappe von der Heilbronner Straße in Richtung Hauptbahnhof. Festgeklebt hatte sich dieses Mal niemand. Stattdessen nahmen die Demonstrierenden mit gemalten Bildern von Traktoren auf der Straße Platz. Die Aktivistin Helea Möbus erklärte, warum die Letzte Generation auf die Bauernproteste Bezug nahm: „Die Bauernproteste sind der Beweis dafür, dass Straßenblockaden und Proteste mit massiven Verkehrsbeeinträchtigungen wirksam sind! Offensichtlich sogar ohne dabei kriminalisiert zu werden“, sagte sie."

  • "Wenn es einem Leibeigenen im Mittelalter gelang vom Hof des Grundherrn in eine Stadt zu flüchten und dort ein Jahr lang zu überleben, dann galt er als frei. Daher rührt der Spruch „Stadtluft mach frei!“"

    https://albrecht-duerer-gymnasium.de/?p=319#:~:text…t%20mach%20frei!


    Tut mir leid, da juckt es den Geschichtslehrer in den Fingern. Die Angabe dort stimmt nur fast.

    Tatsächlich galt die Regel "Jahr und Tag", also nach einem Jahr und einem Tag war diese feudale Bindung gelöst. Allerdings sind aus einigen Städten Ausnahmen überliefert, bei denen der Leibeigene mittels Hinzuziehen einer bestimmten Anzahl von Zeugen des Grundherrn wieder in dessen Dienst treten musste.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)