Rot markierte Fahrradfurt über Vorfahrtstraße mit Bahnübergang

  • In Eckernförde wird der touristische Kraftverkehr aus Süden kommend über die Preußerstraße als Einbahnstraße zu den strandnahen Parkplätzen geleitet. Da ist also im Sommer viel los und im Winter nicht ganz so viel, auch wenn dann statt Strand ein Wellenbad lockt. Für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer hat man sich auch etwas lustiges einfallen lassen, denn der Spaß soll ja nicht zu kurz kommen:

    Man kann schon mal verschiedene Dinge feststellen:

    1. Ein benutzungspflichtiger Zweirichtungsradweg im Bildhintergrund, beziehungsweise der gemeinsame Fuß- und Radweg im Vordergrund in einer Tempo-30-Zone ist schon mal schwierig. Den will man hier aufgrund der Verkehrsstärke und der Einbahnstraße vermutlich haben.
    2. Ein Fußgängerüberweg ist nach 2.1 Abs. 3 R-FGÜ in der Regel entbehrlich innerhalb einer Tempo-30-Zone.
    3. Gemeinsame Fuß- und Radweg verträgt sich nicht mit einem Fußgängerüberweg, sagt 2.1 Abs. 2 R-FGÜ.
    4. Ein einzelnes Zeichen 350 am rechten Fahrbahnrand ist eigentlich etwas wenig, dafür dass wir uns hier in einer Vorfahrtstraße befinden.
    5. Eine Vorfahrtstraße in einer Tempo-30-Zone funktioniert eigentlich gar nicht.
    6. Fußgänger haben hier kraft ihres Fußgängerüberweges „Vorfahrt“, Radfahrer aber nicht — obwohl für Radfahrer nicht nur eine Fahrradfurt markiert wurde, sondern nicht einmal mit roter Farbe gegeizt wurde.
    7. Zwischen der geschlossenen Schranke und dem Fahrbahnrand sind etwa anderthalb Meter Platz. Das reicht für ein paar Fußgänger zum Warten, wird aber schon schwieriger, wenn man mit dem Rad vor der Schranke wartet — dann hängt nämlich der Bürzel noch auf der Fahrbahn. Macht ja aber nichts, in dem Fall kann man ja absteigen und bevorrechtigt wieder zurück auf die andere Straßenseite gehen, um dort zu warten.
    8. Für wen ist eigentlich die schnuckelige Haltlinie am Bahnübergang? Für Radfahrer, die erst über die Fahrbahn rollen und dann vor der geschlossenen Schranke mit dem Hinterrad auf der Fahrbahn warten? Oder für Radfahrer aus der Gegenrichtung, die dann trotz der rot leuchtenden Fahrradfurt artig warten, während sie wiederum mit dem Rad im Schließbereich der Schranke stehen?

    Es kann hier, je nach Jahreszeit und Pandemieproblemen auf dem Geh- und Radweg durchaus voller werden, ich erinnere mich auch noch an Ausflüge an den Strand, bei denen wir mit bestimmt zehn oder mehr Radfahrern mitten auf dem Bahnübergang gewartet haben, um diese Straße hier queren zu können. Vermutlich war die Idee hinter dieser ganzen Konstruktion, einen solchen Stau auf der Bahnübergangsinsel zu vermeiden, was dann in dieser roten Fahrradfurt resultierte.

    Nun störe ich mich ganz erheblich an dieser roten Furt, die eine Vorfahrt suggeriert, die ich eigentlich gar nicht habe.

    Allein: Wie könnte man es besser machen? Klar, Lichtzeichenanlage hinstellen, die dann vor Schließung des Bahnüberganges den Fuß- und Radverkehr abfließen lässt. Oder den ganzen Quark mit dem benutzungspflichtigen Radweg und der damit einhergehenden S-Kurve über den Bahnübergang bleiben lassen — allerdings dürfte das gegen die touristischen Sonntagsradler wenig helfen, die kurbeln dann eben auf dem Gehweg rum. Und Fußgängern, die ihren Gehweg trotzdem behalten würden, müssten ja auch noch irgendwie rüber.

  • Der ganze Hammer an der Geschichte aber ist, dass ich vor 36 Jahren in genau der Jugendherberge oberhalb der Straße für mehr als eine Woche gewohnt habe. Damals gab es die rote Furt noch nicht, das weiß ich ganz genau. Auch die 30-Zone ist seitdem neu. Und wir sind damals auch Rad gefahren in Eckernförde. Wie es aber damals mit Blauschildern aussah, weiß ich leider nicht mehr. Mensch, wie die Zeit vergeht...

    Was mir aber auffällt, ist die Haltelinie für Radfahrer. Die nimmt die gesamte Breite der Furt ein. Somit ist Radverkehr dort wohl nur in Richtung Strand erlaubt.

  • Eher vom Strand weg. Das ist doch ganz klar die Haltlinie für die Bahnübergangs-Ampel.

    Wo steht denn dort ein [Zeichen 306], ich hätte jetzt gedacht, da war damals komplett rvl.:/

    Rote Farbe ist immer Mist. Damit wird immer nur versucht, Murks zu kaschieren. :cursing:

  • Wo steht denn dort ein [Zeichen 306] , ich hätte jetzt gedacht, da war damals komplett rvl. :/

    Vielleicht habe ich mich mit der Vorfahrtstraße tatsächlich vertan — ich dachte, während meines Fahrschulunterrichtes 2008 wäre hier eine ebenerdige Kreuzung vorhanden. Es bleibt aber die Frage, ob diese Aufpflasterung genügt, um anschließend auf einer „neuen Straße“ unterwegs zu sein, in der dann erstmal rechts vor links gilt.

    Aber dadurch würde letztlich nur der Fußgängerüberweg zur Hälfte legitimiert, in einer Tempo-30-Zone wäre er dennoch abkömmlich. An den Vorfahrtsverhältnissen für Radfahrer ändert das ja nichts.

  • Es bleibt aber die Frage, ob diese Aufpflasterung genügt, um anschließend auf einer „neuen Straße“ unterwegs zu sein, in der dann erstmal rechts vor links gilt.

    Für mein Empfinden ist das eine eigenständige Straße, in die man abbiegt. Wahrscheinlich ist deshalb auch die Furt rot, weil es grob ja der der B76 folgende Geh- und Radweg ist. Diese irre weiten Verschwenkungen hat der Kreis ja überall an der Straße gebaut damals...

    Ähhh, das haut mich jetzt um.

    Willkommen im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Wer da mal gewohnt hat, wundert sich nicht mehr über sowas. Aber wahrscheinlich hat das eh die Bahn da hingemalt.

  • Die Haltelinie ist vermutlich wirklich die Haltelinie VOR der Schranke und keine VOR der Fahrbahn, aber verwirrend ... Die halbe Linie müsste weg, dann weiß man auch, für wen die gilt, sofern man nicht längs halbiert *flöt* ;)


    Für mein Empfinden ist das eine eigenständige Straße, in die man abbiegt. Wahrscheinlich ist deshalb auch die Furt rot, weil es grob ja der der B76 folgende Geh- und Radweg ist.

    Eben. Auf dem Standpunkt könnte man in der Tat stehen, denn der Autofahrer verlässt willentlich die Straße = biegt ab, der Radler folgt dem Radweg, will also geradeaus und nicht abbiegen und in § 9 steht "abbiegen WILL" nicht "tut", wie es viele gerne hätten, um Radfahrern an Verschwenkungen mit kleinen 205 zu beglücken, nur weil sie real paarmal die Fahrtrichtung ändern, aber das eigentlich nicht wollen täten ...

    Also könnte man hier tatsächlich sagen, die Radler haben das Vorrang und die Furt gehört dahin ..

    Laut VwV-StVO muss ja bei zu weiten Verschwenkungen die Lage klargestellt werden, was in der Regel in kleine 205 mündet. Löblich, dass sie es dort mal andersrum klarstellen wollten, weniger löblich, dass man dabei auf ein großes 205 für die Autos verzichtet hat, wie schon weiter oben klargestellt.

    T30Z könnte man in der Tat wirklich verlegen, dafür aber weiter vorne schon ein T30 ohne Z wegen der Querung, dann wäre das perfekt ...

    Aus BÜ-Sicht ist es, wenn da sommers viel los ist, auch löblich, dass man den Verkehr, der den BÜ nutzt, bevorrechtigt, damit es zu keiner Staubildung kommt, wenn die Schranken runtergehen und noch Massen an Autos in diese kleine Straße einfahren und dann nichtbevorrechtigten Verkehr auf den BÜ festnageln zum Behufe des Plattmachens durch den Zug ...


    dann wäre das perfekt ...

    Nahezu. Warum steht auf dem 3. Bild das Zebraschild eigentlich erst NACH dem Zebra?

    Autos können in die Richtung zwar nicht fahren, aber vor welchem Zebra warnt das Zebraschild die Radler ...?

    Wahrscheinlich gibt's die nur doppelseitig? ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Malte (30. April 2020 um 09:54) aus folgendem Grund: 2 Beiträge von Mueck mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Der ganze Hammer an der Geschichte aber ist, dass ich vor 36 Jahren in genau der Jugendherberge oberhalb der Straße für mehr als eine Woche gewohnt habe. Damals gab es die rote Furt noch nicht, das weiß ich ganz genau. Auch die 30-Zone ist seitdem neu. Und wir sind damals auch Rad gefahren in Eckernförde. Wie es aber damals mit Blauschildern aussah, weiß ich leider nicht mehr. Mensch, wie die Zeit vergeht...

    Und wie klein die Welt ist — wo hast du dich denn noch so hier im Norden herumgetrieben? Vielleicht finden wir noch ein paar lustige Stellen.

  • Und wie klein die Welt ist — wo hast du dich denn noch so hier im Norden herumgetrieben? Vielleicht finden wir noch ein paar lustige Stellen.

    Ich habe die ersten 30 Jahre meines Lebens in Reinbek und in Hamburg-Bergedorf verbracht. Da aber nun bald der Meeresspiegel steigen soll, habe ich meinen Kindern die Entscheidung abgenommen...