Radtouren in Zeiten von Corona

  • Inzidenzen hin, Inzidenzen her...

    Meine Partnerin und ich haben jetzt über 12 Monate bzw. 6 Monate im homeoffice verbracht, Videotelefonie auch bei privaten Kontakten eingeführt, wir sind beide mit einer ersten Impfung versorgt. Und haben Urlaub. :rolleyes:

    Meine Eltern sind auch mit einer ersten Impfung versorgt und wohnen dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Ok, ganz so schlimm ist es nicht, aber gänzlich anders sieht die Realität da auch nicht aus. :S

    Sprachfuchsigkeit deluxe: Sachsen-Anhalt und Thüringen haben ein gemeinsames Tagesticket im Nahverkehr, das auch direkt jeweils mit dem ausbrechenden Verkehr bis zum ersten Bahnhof hinter der Landesgrenze gilt. Wir kommen also für 32,- im Nahverkehr von Jena bis ins nordwestliche Brandenburg zu meinen Eltern.

    Und die Mitnahme von Fahrrädern: ist kostenfrei.

    Wir sind also am Dienstag nach Himmelfahrt von Jena aus nach Norden aufgebrochen. Um kurz nach 9 Uhr (jaaa, Wochentags erst nach 9 Uhr einsteigen) mit dem RE nach Weimar gefahren. Von dort auf mehr oder weniger direktem Wege zur Spiegelarche gefahren. Weimar ist aber auch echt Hölle, was Radverkehrsführung und Regelkonformität betrifft. Und Fahrbahnoberflächen... ||

    egal, auf den Kreisstraßen war alles total entspannt. Keine Idioten, kein enges Überholmanöver. Ja, der ein oder andere Fahrer hätte gerne noch 50cm weiter rüberfahren können - aber blöd oder eng war es eben nicht.

    Nördlich der Spiegelarche sind wir auf den Finnebahnradweg eingebogen.

    Rastplatz mit Unterstand (hinter mir)

    Straßenüberführung bei Rothenberga

    und direkt dahinter wird die Bahntrasse ihrerseits überführt

    schon eindrucksvoll.

    leider recht kurzer Bahntrassenradweg, der einige "argh!"-Stellen bereit hält.

    Querung der L1057: (via bahntrassenradwege.de)

    plötzliches Ende: (via bahntrassenradwege.de) -> hier verläuft die Grenze zw. Thüringen und Sachsen-Anhalt X/

    wir sind weiter in Richtung Norden auf Landstraßen gefahren.

    Auch dort: nix los.

    Schöne Abfahrt auf der L1217 nach Wiehe

    Irgendwann sind wir in Eisleben angekommen. Lutherstadt und so.

    Tipp: nicht hinfahren. niemals. Nicht mit dem Fahrrad, nicht mit dem Auto, nicht mit dem Bus, nicht mit dem Zug. Die Stadt schreit dir ins Gesicht: "verpiss dich!".

    Es ist für mich unbegreiflich, wie man eine vermutlich irgendwann mal halbwegs nette Stadt so verhunzen kann. Autoverkehr bis zum Abwinken durch die engsten Gassen. Irre Verkehrsführungen, schmalste oder keine Gehwege - aaaaber Autoverkehr. Am besten noch die Treppen hoch.

    Radfahrer haben wir da auch keine gesehen. wundert nicht. Da stehen wirklich sehr, sehr schöne Häuser aus der Zeit zwischen 1800 und 1930. Wirklich gut restauriert/instandgesetzt. Tolle Fassaden. Leider oft nur als Solitär und nicht als komplettes Ensemble... aber egal, denn das reisst es nicht raus. :/

    Ich kann jetzt sagen: joa, Eisleben, war ich mal. Will ich nie wieder hin. :|

    Wir sind dann noch bis Klostermansfeld gefahren, um dort auf die direkte Bahnstrecke Richtung Magdeburg zu kommen.

    Schmalspurbahn am Bahnhof Klostermansfeld:

    das ist die Museumsbahn der Mansfelder Bergwerksbahn

    Schön gemacht.

    15min nach unserer Ankunft am Bahnhof dort setzte der Regen ein. Gutes Timing. 8)

    total trostlos. und ehrlich gesagt auch die gesamte Gegend. :|

    Und der Eindruck lag nicht nur am Wetter. Puh.

    Aber egal, der Zug nach Magdeburg kommt und es geht weiter nach Norden.

    Rund um Pfingsten haben wir dann ein paar Touren im nördlichen Brandenburg bzw. Sachsen-Anhalt gefahren.

    Elbe bei Cumlosen, THW-Standort

    gut windig! 8)

    leichtes Hochwasser, Elbwiesen teilweise überschwemmt.

    Der Regenschauer kündigt sich an - wir stellen uns an einem überdachten Rastplatz unter, bei dem zum Glück auch 2 Seitenwände mit Holzpaneelen Schutz gegen den Wind bieten.

    10min später sieht's schon nicht mehr so schlimm aus

    und das "Schloss" Gadow profitiert fast ein wenig von dem interessanten Wechselspiel aus Wolken und Sonne

    Dann waren wir noch zum Arendsee unterwegs. Bisschen Bundesstraße. Da zeigte sich ein wenig das alte Bild: einige Idioten. Zwar keinen dabei gehabt, der direkt mit 100km/h und 30cm Abstand überholte, aber mit 50km/h und 1m ist bei starkem Wind auch irgendwie uncool. Doch fairerweise muss ich sagen: die deutliche(!) Mehrheit hat Abstand gehalten und nur überholt, wenn kein Gegenverkehr kam. Das dann auch mit ausreichend Abstand.

    Andererseits: wir waren an einem gesetzlichen Feiertag unterwegs, an dem keine LKW fuhren. hm. ?(

    restaurierte Bockwindmühle in Wanzer

    die Straßen sind eeeeeeeeeigentlich gemacht. Aber hier hörte es dann doch auf.

    Warum die B-Pflicht da hängen muss: keine Ahnung. Wir haben uns natüüüüüürlich dran gehalten.

    "gute Radwege brauchen keine Benutzungspflicht" ... joa, oder du machst die Fahrbahn nur schlecht genug ;)

    In Arendsee selber, der kleinen Stadt am großen See war es unglaublich voll.

    Kurios: auf der Uferstraße fuhren viele Rad Fahrende, auch sehr langsame... und kein KFZ-Führer probierte da irgendein deppertes Manöver. Und das, obwohl die meisten Zweiradakrobaten schon wieder ultrarechts am Fahrbahnrand turnten...

    Hinter dem Ortsausgang war dann der Tageshöhepunkt: Schnurgerade Landstraße, Gegenverkehr und bis dahin das übliche Bild: man blieb hinter uns, überholte, wenn frei war. Jetzt bemerkte ich aber, wie sich 3 Motorradfahrer von weit hinten näherten. Und viel Gegenverkehr kommt.

    Wahl: normal weiterfahren, eng überholt werden ooooder ich zieh auf die Mitte meiner Spur und mach LaneControl.

    Hab mich für letzteres entschieden. Wildes gequieke (war wohl Hüpchen) von hinten und man zieht auf dem Fahrstreifen der Gegenrichtung, knapp auf dem Mittelstreifen an mir vorbei. Vollpfosten. :cursing:

    einige Kilometer weiter:

    Tjanun. 3,5km Kopfsteinpflaster geradeaus, oder hier links und dann ein paar Kilometerchen auf der Bundesstraße? :/

    ach komm, wir fahren hier links, was soll schon schiefgehen?

    alle schlechten Horrorfilme beginnen so, oder?

    nach ca. 2km kam dann das:

    :D

    zum Glück nur ca. 800m.

    Danach nochmal 500m wassergebundene Oberfläche. ^^

    oh man. Aber dafür war der Asphalt auf der Bundesstraße umso schöner.

    Bundesstraße mit wenig los. "achtung freilaufende kinder" und im Hintergrund biegt gerade die Pferdekutsche auf einen Waldweg ein.

    Joa. Verkehr war gering, Überholabstände wurden eingehalten. chic!

    Blick auf Aland/Biese:

    Pfingstdienstag dann mit REs zurück nach Thüringen. Immer noch eindrucksvolles Wetter:

    Bei Magdeburg dann K&S-Ergebnisse:

    und nett zu wissen:

    Werkzeug gibts bei DB Regio Süd beim Zugbegleiter. guck einer an. :S

  • Schöner Bericht!

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • So, neuer Job, neue Optionen. ^^

    Ich fahre Sonntags mit dem RE von Jena nach Erlangen und die preisgünstigste Variante ist das Franken-Thüringen-Ticket für 22,-

    Für 8,- mehr kann eine zweite Person mitfahren. :/

    Man könnte also Sonntag früh ein Ticket für 2 Personen kaufen, in Richtung Thüringer Wald fahren, dort dann rumdüsen und abends weiter mit dem Zug in Richtung Erlangen. Ah, mist, dann bräuchte meine Partnerin noch ein Ticket zurück nach Jena, denn mit dem Franken-Thüringen-Ticket fahr ich schließlich weiter. :/

    Ok, Sparvariante:

    Wir fahren morgens in Richtung Thüringer Wald, düsen dort mit dem Rad herum, fahren dann gemeinsam auf dem Ticket nach Jena zurück und von dort fahr ich abends nach Erlangen. 8)

    Eeeeetwas hinderlich: der RE, in dem das Ticket gilt, fährt nur im 2h-Takt. :|

    Hin und her gerechnet, Route angepasst, hm-hm-hm...

    10:00 Ankunft in Kaulsdorf, 13:55 Abfahrt in Kaulsdorf nach Jena.

    Einmal am Hohenwarte-Talsperren-See entlang, dann noch hoch zum Speichersee des Pumpspeicherwerkes

    Gemäß Openrouteservice wären das ca. 73km Strecke mit 1400hm. Einige hundert Meter hoppel-hoppel-hoppel.... Kopfsteinpflaster, Rest Asphalt.

    :/

    73km, Pausen, Essen, Gucken, Kopfsteinpflaster, 1400hm, von denen erfahrungsgemäß am Ende nur ca. 2/3 real aufm GPS erscheinen - alles in 3h 50min...

    das muss machbar sein. :)

    Track erstellt, aufs Navi geladen, Sonntag früh los. Bisschen "frisch" im Tal.

    Hohenwartestaumauer: irgendwie nett, aber doch eher unspektakulär.

    Hohenwarte-Straße am See: eher schmal und alle 20m ein Wohnmobil oder zumindest PKW. Ausflügler. Urlaub. :rolleyes:

    Wenig los, alles gesittet.

    Vorteil: Laut Beschilderung ist die Uferstraße momentan Sackgasse, weil oben in Reitzengeschwenda die Dorfdurchfahrt neu gemacht wird. Wie voll es dort ohne die Beschilderung wäre: keine Ahnung.

    Wir fressen jedenfalls ordentlich Höhenmeter bis zu diesem Ort.

    Dahinter: die erste geile Abfahrt.

    Auto vor uns hält irgendwann an, um uns vorbei zu lassen. :S

    Ja, gut.. 300m, bevor es wieder bergauf geht. Aber immerhin. Dort halten wir direkt an, weil die lustigen Serpentinen von uns wieder nur eher langsam erklommen werden und echt schmal waren.

    An dieser Stelle quert die stillgelegte "Thüringer Oberlandbahn". Von dort könnte man per pedes oder MTB zur Ziemestalbrücke gelangen, einem Ende des 19.Jhd erbauten Viadukt auf der Strecke. Aber wegen Zeit und so: das passte einfach nicht.

    Dafür stand der Speichersee auf dem Plan.

    Westliche Mauer

    Blick nach Nordwest zum Stausee

    nach oben zum Speichersee:

    und noch ein Panorama


    Tjo. Etliche Meter Kopfsteinpflaster, Futterpause, Aussichtspause und natürlich die Höhenmeter, ein kräftiger Wind aus nordöstlicher Richtung - und schon zeigt das GPS als Ankunftszeit: 14:12. X/

    Mist.

    Alternative A:

    den Zug 2h später nehmen

    Alternative B:

    den direkten Weg von Steinsdorf (Kopfsteinsdorf!!!!) nach Leuchtenberg nehmen. Nachteil hier: 300Hm runter auf Kopfsteinpflaster. <X

    Alternative C:

    Gas geben. Wir hatten immerhin noch rechnerische 330Hm bergab.

    Wir haben Variante C genommen.

    Blöd nur, dass es eben nicht nur bergab ging, sondern durchaus auch mal eben 40Hm hoch. und hier noch 15Hm, dort noch 30Hm.

    uff. Aber hey, trotz allem ging die errechnete Zeit langsam aber stetig gen 14:05.

    Bis wir dann den allerletzten fiesen Anstieg hinter uns hatte und uns mit mehr als 60kmh die Abfahrt vornahmen.

    :love:

    zack, unten an den Bundesstraße angekommen, noch 5km zu fahren. errechnete Ankunftszeit: 13:52.

    Argh. könnte knapp werden. Abfahrt 13:55.

    Noch 80Hm bergab verbleibend...

    Unterlenker, Windschatten, Fahrstreifenmitte und auf dem Tacho stehen 40km/h :)

    Letzte Ortsdurchfahrt: errechnete Ankunftszeit: 13:45.

    Puh. fast noch locker geschafft. In der Aufzeichnung stehen dann 74km, 1080Hm und ein Schnitt in Bewegung von 23kmh.

    FFP-Maske raus und schon gehen die Schranken vom BÜ runter. Der Zug komm... oh, wait, wieso ist das ein grün-weißer Zug? :/

    Das ist die Erfurt-Bahn. :| what the f..?

    Tja, stellt sich raus: Abfahrt unseres Zuges ist planmäßig 14:00 Uhr. :S

    Bei all den Varianten, wo wir wieder einsteigen könnten, hab ich mir wohl die Abfahrtszeit des vorherigen Haltes gemerkt.

    aber lieber so, als anders herum. :rolleyes:

    :D

    nette Runde, wenig los, geniale Abfahrt.

    Die Runde würde ich übrigens nur wie gefahren im Uhrzeigersinn empfehlen.

    Denn die von uns bergauf gefahrenen Abschnitte waren fast durchgängig sehr kurvig oder sehr schmal oder hatten schlechten Asphalt. Wären wir die Runde anders herum gefahren, wäre es wohl enger geworden hinten raus.

  • Ich war am Samstag mit viel Rückenwind am Deich nach Hoopte gefahren (gefühlt >30km/h im Schnitt), mit der Fähre rüber und Marschbahndamm/Moorfleeter+Kaltehofer Hauptdeich/Entenwerder/Oberhafenconnection zurück bei viel Gegenwind. Wenn der Zeitstempel auf der Fahrkarte stimmt, hab ich 2 Stunden vom Zollenspieker bis nach Entenwerder gebraucht. Mag ich ja kaum glauben. Insgesamt waren's knapp über 60km.

    Entenwerder wird gerade ein neuer Radweg für die Veloroute 9 gebaut. Soweit gefällt er mir schonmal, ist aber noch nicht ganz fertig.

      

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Beitrag von Alf (15. Juni 2021 um 13:08)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: Zitat fehlerhaft (15. Juni 2021 um 13:09).
  • Entenwerder wird gerade ein neuer Radweg für die Veloroute 9 gebaut.

    Aha, wieder einmal aus vielen kleinen Beton-Pflastersteinen zusammengesetzt. Wohlmöglich noch mit Fase. Das hat in Hamburg Tradition. Ich kenne keinen derartigen Radweg, der sich in den Jahren nicht in Buckelpisten verwandelt hätte. Die Planer fahren einfach kein Rad. Und bei älteren so angelegten Radwegen schüttelt einem die Fase noch ordentlich durch, gerade bei hohem Reifendruck. Einfach schrecklich!