eine ganze Stadt mit mehr als 25.000 Einwohnern ist zur 30-km/h-Zone erklärt worden

  • Das betrifft allerdings nur klassifizierte Straßen, nicht solche, auf denen einfach viel Durchgangsverkehr ist.

    Im Grunde genommen gibt es grundsätzlich zwei Wege im Sinne von Maßnahmen hin zu einer echten Verkehrswende, damit umzugehen:

    Die jeweiligen Träger (Bund, Land, Kreis) der klassifizierten Straßen müssten von sich aus das Tempolimit von 30 km/h (oder niedriger) vorantreiben oder auch außerorts ein geringeres Tempolimit einführen, ich halte für außerrorts max. Tempo 60 (auf Autobahnen max. 80 km/h) für erstrebenswert.

    Die Kommunen selbst haben einen gewissen Spielraum, ihre eigenen Straßen können sie auf Tempo 30 und niedriger begrenzen.

    Problematisch ist, dass manche Kommunen im Grunde ganz froh sind, wenn eine Straße, die durch ihr Gemeindegebiet führt, nicht von ihnen selbst finanziert werden muss. Aber auch für klassifizierte Straßen gibt es Möglichkeiten.

    Sie haben zwei Möglichkeiten für eine Temporeduzierung: Erstens die Ausweisung von Tempo 30-Zonen im Nebenstraßennetz (Seitenstraßen, Wohnstraßen etc.). Zweitens eine streckenbezogene Temporeduzierung auf Hauptverkehrsstraßen (...) in „sensiblen Bereichen mit besonders schützenswerten Verkehrsteilnehmern“. https://www.vcd.org/fileadmin/user…ier_09_2018.pdf

    Also radfahrende und zu Fuß gehende Verkehrsteilnehmer, raus auf die Straße! Macht eure Straßen zu solchen mit sensiblen Bereichen für besonders schützenswerte Verkehrsteilnehmer!

  • 1. Es wird eh kaum kontrolliert.

    Mag sein; im Falle eines Unfalls macht man es dir dann aber doch zum Vorwurf. Wenn du eine abschüssige Strecke mit 50 runterfährst und vor dir ein Vollidiot aus der Parklücke rauszieht. Dann heißt es "erhebliche Mitschuld"... Zumal doch zügig fahren wollende und könnende Radfahrer schon immer damit leben müssen, auf dem Radweg als "Raser" beschimpft zu werden, während man mit der gleichen Geschwindigkeit auf der Fahrbahn angeblich "den Verkehr" aufhalte... :rolleyes:

    Zudem solltest du dich für eine Regelgeschwindigkeit von 30 km/h innerorts einsetzen.

    Nein, genausowenig wie ich mich für 60 außerorts aussprechen würde. :evil: Ich halte 50 km/h (auf Hauptverkehrsstraßen) für in Ordnung. Und nicht nur deshalb, weil ich selber 15 Jahre lang Auto gefahren bin und es vielleicht irgendwann mal wieder müsste... Gegen eine Ausweitung von 30er-Zonen in Wohngebieten habe ich natürlich keine Einwände.

    Vielleicht könnte man die StVO ja auch noch so optimieren, dass nicht nur die zHg nur für Kfz gilt, sondern auch die angeordneten Geschwindigkeitsbegrenzungen...? :saint:

    simon - klar, die hatte ich damit gemeint. Aber wie weiter oben in diesem Thread schonmal angesprochen gibt es auch StVB'en, die rechtswidrig auch Kreisstraßen mit durchgehend [Zeichen 301] in 30er-Zonen packen...

    Die jeweiligen Träger (Bund, Land, Kreis) der klassifizierten Straßen müssten von sich aus das Tempolimit von 30 km/h (oder niedriger) vorantreiben

    Das ist nicht deren Aufgabe, liegt nicht in deren Kompetenz - und warum zum Geier sollten die sowas wollen...!?

    Problematisch ist, dass manche Kommunen im Grunde ganz froh sind, wenn eine Straße, die durch ihr Gemeindegebiet führt, nicht von ihnen selbst finanziert werden muss.

    Ich habe in den letzten Jahren eher den gegenteiligen Eindruck: In Rheinland-Pfalz werden (im Rahmen der neoliberalen Kostenspar- und Subsidiaritäts-Ideologie) permanent klassifizierte Straßen vor allem in klassischen Ortsdurchfahrten heruntergestuft oder teils (außerorts) auch eingezogen und vernichtet. Zum Beispiel eine aktuelle Planung. Oft läuft das in Form eines mehr als fragwürdigen Kuhhandels mit den lokalen Politnasen ab, die sich die Baulast für ein paar Euro fuffzisch und eine zeitnahe Sanierung aufnötigen lassen. Die Zeche zahlen die Gemeinden dann halt eben in der Zukunft. Und Radfahrer, die bspw. aus dem Queichtal auf keiner klassifizierten Straße mehr raus in die Rheinebene kommen.

  • Ich persönlich würde ja Tempo 80 außerorts und Tempo 30 innerorts begrüßen – mit der jeweiligen Chance, die Geschwindigkeit dann anzuheben, wenn Bedarf besteht und der Radverkehr nicht dadurch gefährdet wird. Meiner Erfahrung nach versucht unsere Stadtverwaltung selbst dort, wo eine Geschwindigkeitsbegrenzung absolut sinnvoll ist, sich mit jedem denkbaren Trick herauszuwinden, um nicht zum Ergebnis zu kommen, dass eine qualifizierte Gefahrenlage besteht. Im umgekehrten Fall müsste die Stadt die Anhebung begründen, und das kann sie nur dann rechtssicher machen, wenn die Straße wirklich sicher ist (kein Holperbelag, und auch keine 16000-30000 Kfz/Tag bei T50 und kein benutzungspflichtiger Radwegeranz, der nicht den Anforderungen entspricht).

  • Nein, genausowenig wie ich mich für 60 außerorts aussprechen würde. :evil: Ich halte 50 km/h (auf Hauptverkehrsstraßen) für in Ordnung. Und nicht nur deshalb, weil ich selber 15 Jahre lang Auto gefahren bin und es vielleicht irgendwann mal wieder müsste... Gegen eine Ausweitung von 30er-Zonen in Wohngebieten habe ich natürlich keine Einwände.

    Vielleicht könnte man die StVO ja auch noch so optimieren, dass nicht nur die zHg nur für Kfz gilt, sondern auch die angeordneten Geschwindigkeitsbegrenzungen...? :saint:

    Dazu braucht es eine Definition, was überhaupt eine Hauptverkehrsstraße ist.

    Da wird es wohl unterschiedliche Meinungen geben. :)

    Nichtsdestotrotz halte ich als Regelgeschwindigkeit 30 für sinnvoll. Schon allein deshalb, weil dann die Behörden Tempo 50 begründen müssten und nicht mehr umgekehrt.

  • Ich persönlich würde ja Tempo 80 außerorts und Tempo 30 innerorts begrüßen – mit der jeweiligen Chance, die Geschwindigkeit dann anzuheben, wenn Bedarf besteht und der Radverkehr nicht dadurch gefährdet wird. Meiner Erfahrung nach versucht unsere Stadtverwaltung selbst dort, wo eine Geschwindigkeitsbegrenzung absolut sinnvoll ist, sich mit jedem denkbaren Trick herauszuwinden, um nicht zum Ergebnis zu kommen, dass eine qualifizierte Gefahrenlage besteht. Im umgekehrten Fall müsste die Stadt die Anhebung begründen, und das kann sie nur dann rechtssicher machen, wenn die Straße wirklich sicher ist (kein Holperbelag, und auch keine 16000-30000 Kfz/Tag bei T50 und kein benutzungspflichtiger Radwegeranz, der nicht den Anforderungen entspricht).

    Eine Reduktion der max. zul. Höchstgeschwindigkeit auf Landtraßen auf 60 km/h ist ein hervorragendes Signal, dass verdeutlicht, dass die Verkehrsbehörden, den Klimaschutz und die Förderung des ÖPNV tatsächlich ernst nehmen.
    Linien-Omnibusse, in vielen vor allem ländlichen gegenden die einzige Form einen ÖPNV zu erhalten oder aufzubauen, der als Mobilitätsalternative zum MIV angeboten werden kann, diese Linine-Omnibusse dürfen außerorts max. Tempo 60 fahren, wenn darin nichtalle Fahrgäste einen Sitzplatz einnehmen können und deshalb einige stehen müssen.

    Ich weiß das hört sich jetzt erst mal völlig weltfremd an, denn volle Linien-Omnibusse im ländlichen Raum, das kennen die meisten nur in Form von mit Schülern vollgestopften Linienbussen (sofern für den Schülertransport keine eigener Schulbusverkehr eingerichtet wurde). Und leider geht es den meisten komplett am A... vorbei, wie Kinder zur Schule fahren. ("Die haben ja Zeit", "die können ruhig mal ein bisschen früher aufstehen", "die sollen sich mal nicht so sbnstellen" usw.)

    Aber wenn man sich dann noch diese teils uralten "Krachkisten" der Sub-, Sub-Unternehmen ansieht, mit denen Schulkinder durch die Gegend gekarrt werden, eine Vollklimaanlage zum Beispiel ist da die absolute Ausnahme, da braucht sich niemand wundern, wenn diese Kinder, dann wenn sie das nötige Alter erreicht haben, umgehend auf ein eigenes motorisiertes Fahrzeug umsteigen.

    Und eine Verkehrswende, die diesen Namen verdient, muss natürlich auch im ländlichen Raum greifen und dort muss der ÖPNV den Autoverkehr als priorisiertes Mobilitätssystem ablösen. Und da der Linien-Omnibus mit stehenden Fahrgästen nur 60 km/h fahren kann, ist das die Obergrenze für das Tempo auf Landstraßen!

    Da kommen natürlich auch noch so Sachen dazu, dass der Omnibus auf der Fahrbahn an einem Buskap hält, und nicht in einer Halötebucht. Und dass der Autoverkehr hinter dem Bus warten muss, und nicht an ihm vorbeifahren darf, weil dass die aussteigenden Fahrgäste gefährdet und noch vieles mehr, von dem heute schon vieles umsetzbar ist, aber leider noch biel zu selten geschieht.

  • Normale Stadtbusse rappeln auch dann bei 60km/h furchtbar, wenn sie neu sind. Wir haben da in München so eine Strecke, wo der Bus kurz auf die AB auffährt. Die Alternative wären auf längeren Strecken Reisebusse, aber dann gibt es wieder Gejammer von Seiten der Rentner.

    Darüber hinaus bringt Tempo 60 auch dann nichts, wenn jeder Bus durch den Ort eine Schleife fährt (normal in der Variante Abzweigung, Kirche, Schule, Friedhof) und dort noch einmal an jeder Haltestelle ein- und aussteigen lässt. In diesem Fall ist man auch bei Tempo 60 mit dem Auto schneller, sofern man nicht auch den kompletten Kraftverkehr eine Schleife durch jedes Dorf entlang der Strecke fahren lässt. Alles was übrig bleibt, ist dass der Kfz-Verkehr an einer absolut unproblematischen Stelle um ein paar Sekunden ausgebremst wird, ohne erkennbaren Nutzen.

    Ob der Bus alt oder neu oder klimatisiert ist, ist jedenfalls mir als Kunde vollkommen egal. Lieber ein heißer Bus, als so ein fahrendes Eisfach, bei dem man sich später einer Erkältung holt. Der Nahverkehr (für den ich als Schüler eine Freikarte hatte, weil die Schule 6km weg war) ist einer der Gründe, warum ich auf das Rad umgestiegen bin. Ich bin seit geraumer Zeit kein Schüler mehr, und ärgere mich, dass unsere Stadt andauernd kostspielige Investitionen tätigt (zB ein U-Bahn-Ausbau an einer Stelle, an der auch eine Tram baulich möglich wäre; die Prüfung einer Seilbahn an einer Stelle, an der eine Tram möglich ist; sackteure E-Busse (damit man vielleicht doch keine Dieselfahrzeuge aussperrt), bei deren Kauf nicht mit Trolleybussen verglichen wurde), die dann vom Kunden bezahlt werden, der ja gerade den Nahverkehr nutzen will, weil er nicht mit dem Dieselfahrzeug in die Stadt will. Mir reicht auch ein uralter, nicht klimatisierter Klapperbus, solange das Ticket einen angemessenen Preis hat (=<0,1€/km). Als ich mir mal den Arm auf einem der tollen Münchner Radwege gebrochen habe, bin ich zu dem ernüchternden Ergebnis gekommen, dass die Fahrt zur Physiotherapie pro Kilometer im ÖPNV mehr kosten würde als in einem Porsche Cayenne (dafür aber ohne Ledersitze, sondern eher wie eine vollgekotzte Parkbank). Habe mich dann entschieden, die Strecke einfach ohne Ticket zurückzulegen.

  • Alles was übrig bleibt, ist dass der Kfz-Verkehr an einer absolut unproblematischen Stelle um ein paar Sekunden ausgebremst wird, ohne erkennbaren Nutzen.

    Eine Omnibus-Haltestelle ist keineswegs eine "absolut unproblematische Stelle". Und es geht dabei auch nicht darum, den MIV auszubremsen, sondern darum, dem sogenannten "fließenden Verkehr" (=Synonym für Vorfahrt für Autos) an einer sensiblen Stelle nicht vor die Sicherheit von Omnibusfahrgästen zu stellen!

    Das folgende Beispiel aus Penig zeigt, dass die fehlende Bereitschaft der Verkehrsbehörden, Omnibushaltestellen sicher auszubauen, tödliche Folgen hat. Leider ist dieses Beispiel aus Penig nicht das einzige, wenn du nach vergleichbaren Unfällen googelst, wirst du feststellen, dass diese schlimmen Unfälle an Bushaltestellen immer wieder passieren, obwohl man heute schon selbst ohne eine Gesetzesverschärfung Omnibushaltestellen so ausbauen könnte, dass die Busse nicht legal überholt werden können.

    Hier ein Ausschnitt über den Unfall in Penig von der Internetseite von HitRadio RTL Sachsen:

    "Und auch ein tödlicher Unfall aus Penig kommt bald vor Gericht: hier hatte ein Autofahrer ein 11-jähriges Mädchen umgefahren, das hinter einem Bus die Straße überquert hatte. Das Mädchen verstarb an den durch die Kollision zugefügten schweren Kopfverletzungen noch am selben Tag im Krankenhaus."

    https://www.hitradio-rtl.de/beitrag/anklag…faellen-594218/

    Im Übrigen finde ich deine Argumentation reichlich zynisch: Du schreibst ja sinngemäß, da der Bus sowieso in jedem Ort seine Runden dreht, kommt es ohnehin nicht mehr darauf an, dass er beim Halten auch noch in eine Bushaltestellen-Bucht fährt, um den "fließenden Autoverkehr" nicht zu behindern. Geht's noch:?:
    Das mit den teils nervigen Runden durch die Ortschaften ist natürlich richtig beobachtet, aber das muss nicht so bleiben, denn es ist meist das Ergebnis eines Schrumpfungsprozesses. Kenne ich aus meiner Herkunftsgemeinde. Da fuhren früher mehrere Busse. Das eine waren quasi Expresslinien, das andere "Einsammler". Irgendwann wurden die Expresslinien gestrichen, weil immer weniger Menschen den Bus benutzten. Das führte natürlich zwangsläufig dazu, dass noch einmal zusätzlich viele Fahrgäste sich anders orientierten, weil sie nur noch auf die "Einsammler" zugreifen konnten und sich so die Fahrt verlängerte.

    Und du kannst als aufmerksamer Omnibusfahrgast häufig beobachten, dass der Bus beim Abfahren von der Haltestelle regelmäßig von vorbeifahrenden Autos behindert wird, obwohl die wartepflichtig sind, sobald der Omnibus den Blinker gesetzt hat, um abzufahren.

  • https://www.hitradio-rtl.de/beitrag/anklag…faellen-594218/

    Im Übrigen finde ich deine Argumentation reichlich zynisch: Du schreibst ja sinngemäß, da der Bus sowieso in jedem Ort seine Runden dreht, kommt es ohnehin nicht mehr darauf an, dass er beim Halten auch noch in eine Bushaltestellen-Bucht fährt, um den "fließenden Autoverkehr" nicht zu behindern. Geht's noch:?:

    Das wollte ich ganz sicher nicht behaupten, auch nicht sinngemäß. Ich kann aber mitteilen, dass es hier auch ähnliche Stellen ohne (oftmals unnötige) Bucht gibt, an denen durch Asoziale ÖPNV-Nutzer getötet wurden. Und dort wurde zusätzlich noch Tempo 30 angeordnet. Wenn der Bus den Warnblinker anschaltet darf man ohnehin nur noch mit Schrittgeschwindigkeit daran vorbeifahren, dazu braucht es weder ein Schild noch sonstwie Investitionen. Das Problem ist hier, wie beim Radwegebeparken, die mangelnde Kontrolle durch die Behörden – das gilt übrigens auch dafür, dass diverse Autler zu blöd sind, um den losfahrenden Bus rauszulassen.

    Im Raum um München sind die Dörfer oft so klein, dass ich mir dort schwer vorstellen kann, dass es dort in der Vergangenheit einzelne Zubringerbuslinien gab (das lohnt sich bei vier Stationen auch nicht wirklich, ein eigenes Fahrzeug dafür abzustellen).

  • Entschuldige, simon, dass ich da ein bisschen forsch nachgehakt habe. Toll finde ich, dass du auch bereits auf das Warnblinklicht-Haltestellenthema aufmerksam geworden bist. Nach meinen bisherigen Erkundungen wird das Halten mit Warnblinklicht sehr unterschiedlich geregelt in den verschiedenen Landkreisen.

    Im Harz sprach ich mal mit einem Busfahrer, der sich sehr darüber beklagte, dass in dem einen Landkreis durch den seine Linie führt, nur geblinkt werden darf, wo das Haltestellenschild entsprechend markiert ist.

    Ein weiterer Landkreis, durch den ihn seine Linie führt, sieht Warnblinklicht an allen Haltestellen vor.

    Und ein dritter Landkreis (im Harz sind die Landkreise bisweilen sehr klein) durch den ihn ebenfalls seine Omnibus-Linie führt, hat für die Busfahrer Listen gemacht, auf denen für jede Haltestelle steht, ob dort das Warnblinklicht angeschaltet werden darf oder nicht.

    Da sagte ich ihm, er könne doch an jeder Haltestelle blinken, dann sei er immer auf der sicheren Seite. Darauf der Busfahrer: "Nein, denn die eine Verkehrsbehörde sähe das zwar so, dass immer blinken das sicherste sei, die andere Verkehrsbehörde eines anderen Kreises sähe das anders. Die befürchtet, dass die Regelung am mit Warnblinklicht haltenden Bus nur in Schrittgeschwindigkeit vorbeifahren zu oft von den Autofahrern missachtet wird, wenn sie an jeder Bushaltestelle das beachten müssten. Und die dritte Verkehrsbehörde, will ganz einfach nicht den Autofahrern zu viel Abbremsvorgänge zumuten."

    Wie ist es denn bei euch geregelt?

    Ich finde es gibt außer flächendeckend Tempo 30 wie in Bègles in Frankreich auch noch andere Möglichkeiten die absolute Priorisierung des Autoverkehrs zu beschneiden. Einfach so flächendeckend Tempo 30 einzuführen ist deutschen Kommunen der Gesetzeslage zufolge anscheinend nicht gestattet. Aber jede Stadt, jeder Landkreis könnte die Warnblinklichthaltestellenregelung für alle Haltestellen durchsetzen.

    In Hannover ist es leider auch nur so geregelt, dass nur an entsprechend markierten Hakltestellen der Bus mit eingeschaltetem Warnblinklicht hält. (Meistens in der Nähe von Schulen.) Die Verkehrsbehörden und die Polizei argumentieren, sie seien überfordert, wenn sie das grundsätzlich für alle Haltestellen durchsetzen sollten. In meinen Augen nur eine Ausrede.

    Hier ein Foto aus Hannover. Der weiße Punkt auf dem Haltestellen-Schild signalisiert dem Omnibusfahrer, dass er hier das Warnblinklicht einschalten muss.


    Leider gibt es in Hannover viel zu wenige Haltestellenschilder mit diesem weißen Punkt. Dabei könnte eine flächendeckende Einführung, verbunden mit einer klaren und intensiven Aufklärungskampagne und den notwendigen Kontrollen sehr wohl einen Beitrag leisten, dass die jahrelange Priorisierung des Autoverkehrs ein Irrweg war und dass ÖPNV-Fahrgäste einen besonderen Schutz verdienen. Und das tollste daran: Das kostet alles keinen Pfennig niemanden. Es kostet kein Steuergeld, im Gegenteil, dadurch dass die Haltestellenschilder nicht mehr unterschiedlich markiert sein müssen, würde sogar etwas gespart. Und es wird niemandem das Autofahren verboten oder durch Benzinpreissteigerungen verteuert. Und trotzdem ist es ein klares Zeichen dafür, dass der ÖPNV die Priorität hat und nicht das Auto, verbunden mit mehr Sicherheit für ÖPNV-Fahrgäste!

  • In Bayern wird auch nur bei markierten Haltestellen warngeblinkt. Die werden ausgewählt, sind in der Regel solche mit vielen Schülern oder in der Nähe von Altenheimen. Bei uns werden im Ort meistens Mittelinseln an Haltestellen gebaut.

    Aber egel ob Radler oder Autos, wenns nicht gerade ein Fahrschule ist, würde ich sagen dass weniger als 5% der Verkehrsteilnehmer den Warnblinker wahrnehmen und eine Reaktion zeigen.

    Problem beim Warnblinker ist wiederum, dass der überholende nicht sehen kann, wann aus dem Warnblinker ein links blinken wird, weil der Bus abfahren will.

  • Dass mit viel zu hoher Geschwindigkeit an wartenden Omnibussen vorbeigefahren wird, ist Alltag. An Omnibussen mit Warnblinklicht dürfte eigentlich nur mit Schrittgeschwindigkeit vorbeigefahren werden, stets bremsbereit und im Falle dass ein Fußgänger die Straße quert, hat der Vorrang!

    Leider wird dieses gefährliche Autofahrerverhalten nicht nur geduldet, sondern auch noch das Opfer verhöhnt, nach dem Motto, der hätte das doch wissen müssen, dass Autofahrer mit hohen Geschwindigkeiten an haltenden Omnibussen vorbeifahren.

    Nein, das hätte er (oder sie ) nicht wissen müssen, ja nicht einmal wissen können, bzw. im konkreten Fall beachten können, weil es sich zum Beispiel um ein Kind handelt.

    Dabei gäbe es abgesehen von der Möglichkeit stärker aufzuklären und häufiger zu kontrollieren auch noch die Möglichkeit, Autos so auszustatten, dass sie automatisch das Richtige tun. Dieses Bild habe ich am Bauzaun des neuen Conti-Verwaltungsgebäudes in Hannover fotografiert. Conti stellt nicht nur Reifen her, die sind auch beim automatisierten Fahren ganz vorne mit dabei.


    Wenn ich das richtig interpretiere, dann kommuniziert der Bus mit dem Auto. Ich lege den mal was in den "Mund", über was die sich da so austauschen könnten:

  • https://www.youtube.com/watch?v=n44L-SOI1I8

    Kinder müssen lernen, nicht hinter Fahrzeugen hervorzuspringen. Die Vorschrift nicht an blinkenden Bussen vorbeizufahren ist schon richtig, ist aber nur ein Bestandteil der Sicherheit. Im Video oben scheint es mir so, als hätte der Bus bereits aufgehört den Warnblinker einzusetzen als der schlimme Teil beginnt.

    Zitat

    [...], sondern auch noch das Opfer verhöhnt, nach dem Motto... [...]

    Verhöhnen ist das eine (Beispiele sehen wir ja immer wieder in den Pressemeldungen) - dennoch muss jeder Verkehrsteilnehmer dazu beitragen, Gefahren zu reduzieren. Auch Buspassagiere. Wenn man nicht sieht, darf man nicht einfach über die Straße rennen.

  • Ich kennen die Vorschriften in Norwegen nicht und weiß auch nicht wie vorsichtig dort Autofahrer fahren. Bei dem vorgestellten Video hat der Truckfahrer nach meiner Einschätzung kein sehr hohes Tempo gefahren, vermutlich unter 50 km/h. Der reine Bremsweg ist nach der Faustformel für den Bremsweg einer Gefahrenbremsung bei Tempo 50 (Tachoanzeiger ohne Null zum Quadrat):2 5x5:2=12,5m. Den Reaktionsweg lasse ich mal weg, denn es ist offensichtlich ein erfahrener Fahrer, der top aufgepasst hat und vermutlich damit rechnete, dass so was passiert.
    Ja man sollte als Fahrgast immer den Omnibus abfahren lassen, bevor man dazu ansetzt die Straße zu überqueren. Und ja es gibt immer wieder Situationen, in denen das nicht so gemacht wird. Besonders stark wirkt der Gruppeneffekt. Das kann man auch in dem Video sehen. Die anderen Kinder sind dem ersten gefolgt und haben vermutlich gar nicht über irgendwelche Gefahren nachgedacht, sondern nur einfach daran, als Gruppe zusammenzubleiben.

    Und deshalb ist es gerade beim Aussteigen aus dem Bus so, dass jederzeit mit dem gerechnet werden muss, was auf dem Foto zu sehen ist. Deshalb halte ich es für richtig, dass an einem an der Haltestelle wartenden Omnibus grundsätzlich der Warnblinker angeschaltet werden muss. Und dass bedeutet, das die Fahrzeuge, die an dem haltenden Bus vorbeifahren, das nur im Schritttempo tun dürfen, jederzeit bremsbereit sein müssen und ggf. Fußgänger den Vorrang gewähren müssen.

    Und das gilt auch für Fahrzeuge des Gegenverkehrs, die an dem Bus vorbeifahren. Um an dieser Stelle noch mal auf das Video zurückzukommen: Ich glaube nicht, dass der Fahrer des LKW's, der da gerade noch mal das Schlimmste verhindert hat, auf Schrittgeschwindigkeit reduziert hatte. Hätte er das, dann hätte es auch keine Rolle gespielt, dass der Bus bereits das Warnblinklicht wieder ausgeschaltet hat, weil er losfahren wollte, denn so schnell hätte der LKW gar nicht wieder beschleunigen können.

    Der Normalfall A sollte sein: Die Kinder warten bis der Bus angefahren ist und kreuzen dann erst die Fahrbahn. Dazu sollte ihnen ein Fußgängerüberweg zur Verfügung stehen oder ein ampelgesteuerter Überweg.

    Der Normalfall sollte aber auch sein, dass der Autoverkehr nur in Schrittgeschwindigkeit an dem Bus vorbeifährt (auch im Gegenverkehr)! Und hält und Fahrgäste vorbei lässt, auch wenn die nicht dem Normalfall A entsprechen. Das ist dann Normalfall B.

  • Vor allem hat der Fahrer des LKW nicht auf den Anblick des Kindes reagiert, sondern auf die Hupe des Kameramanns, die der schon gedrückt hat bevor das Kind hinter dem Bus hervorkam. Hätte er nicht gehupt, wäre es zum Unfall gekommen.

  • So ein typisches Beispiel für "Verkehrserziehung" im Interesse der Autofahrerschaft ist dieser Video der Hamburger Hochbahn:

    https://www.youtube.com/watch?v=KWtwbrxsbq8

    Zunächst wird darin erkärt, warum Fahrgäste nicht zu dicht an der Omnibus-Haltestellenkante stehen sollen. Der Bus hat vorne einen Überhang und der streift über den Haltestellenbord hinweg und kann dabei einen Fahrgast treffen, der zu dicht an der Haltestellenkante steht.

    Das ist richtig aber eben auch nur die halbe Wahrheit. Denn diese Gefahr, dass der Bus mit seinem vorderen Überhang über den Haltestellenbord streift, resultiert ja aus der Anlage der Haltestelle. Eine Haltestelle, die als Bucht angelegt ist, füphjrt dazu dass der Bus die Haltestelle schräg anfahren muss. Eine als Kap gestaltete Haltestelle ermöglicht ein paralleles Heranfahren.

    Trotzdem sollte auch an einem Kap niemand zu dicht am Haltestellenrand stehen, denn der rechte Außenspiegel ist in der Regel so angebracht, dass er Fahrgäste am Kopf treffen kann. Ob es dazu Alternativen gibt (höhere Befestigung, Rückfahrtkameras) weiß ich nicht.

    Und - leider gerade hochaktuell - wer ganz vorne steht, der kann leicht auf die Fahrbahn stürzen, wenn er von hinten geschubst wird. Das passiert im Alltag auch mal ganz ohne böse Absicht, da rangeln sich welche in der dritten Reihe, einer stürzt in Richtung wartender Kinder und löst dadurch einen Dominoeffekt aus.

    Und natürlich wird in dem Film nicht vergessen, darauf hinzuweisen, das der Bus erst abgefahren sein sollte, bevor sich die Fahrgäste daran machen, die Straße zu überqueren. Zusätzlicher Schutz durch Warnblinklicht-Haltestelle, Hinweise auf gute Querungs-Möglichkeiten? Fehlanzeige. Naja, ist ja auch "nur" ein Film für Kinder. Das Schlimme ist, so was gucken auch Erwachsene und viele von denen glauben dann, zu dem Thema sei alles gesagt. Und sie schließen daraus, wenn's an der Haltestelle eng wird, dann haben die Fahrgäste nicht aufgepasst und sich falsch verhalten.

    Und was erfährt der Autofahrer zu der Thematik, wenn er diesen ADAC-Video sieht: https://www.youtube.com/watch?v=01vCcsMrXHg

    Hält der Bus nicht mit Warnblinklicht, dann darf ich vorsichtig an ihm vorbeifahren. Was vorsichtig bedeutet, wird nicht erläutert. Ist zum Beispiel 50 km/h bereits vorsichtig, auf einer Landstraße, wenn dort ansonsten Tempo 100 gilt?

    Hinweis: Bei Tempo 50 ist der Bremsweg für eine Bremsung 5x3+5x5=40 m, bei einer Gefahrenbremsung 5x3+5x5:2=27,5 m. Zum Vergleich: Ein Solo-Omnibus ist in der Regel 12 m lang, Ein Gelenkbus 18 m.

    Hält der Bus mit Warnblinklicht, dann darf er bei der Anfahrt der Haltestelle nicht überholt werden. Erst wenn der Bus steht darf an dem Bus mit Schrittgeschwindigkeit vorbei gefahren werden. Was der Betrachter des ADAC-Videos nicht erfährt: Quert ein Fußgänger vor oder hinter dem Bus die Fahrbahn, dann ist der Autofahrer wartepflichtig. Er muss anhalten und den Fußgänger passieren lassen. Auch dann, wenn der Fußgänger von der Straßenseite aus die Straße quert, an der der Bus gerade nicht hält, um den Bus zu erreichen.

    Immer wieder deutlich auf diese bestehenden Regelungen aufmerksam zu machen und sehr viel mehr Haltestellen zu Warnblinklichthaltestellen zu machen, wäre ein Zeichen dafür, dass die Priorisierung des Autoverkehrs unerwünscht ist und stellt einen sinnvollen Beitrag zu einer Verkehrswende dar.

    Bei dem was dieser Fahrschullehrer in seinem Video sagt, gefällt mir nicht, dass man den Eindruck gewinnen kann, dass das, was er sagt, nur für die Fahrprüfung wichtig sei. (Und man es dann, wenn man den "Lappen" hat, getrost wieder alles vergessen kann.) Aber schaut mal selbst, vielleicht bin ich da auch etwas voreingenommen? https://www.youtube.com/watch?v=C3Z17LfJSsA