Mobilität, Lebensqualität und Mobilitätswandel

  • Damit wäre dann die Parkplatzsubvention der Autos erstmal abgeschafft.


    Aber nur zum Teil. Der nächste Schritt wäre dann, überall angemessene Parkgebühren zu verlangen, wo jemand sein Auto abstellt, zumindest in Städten. Fläche ist in Städten sehr kostbar. Parkende Autos verschandeln das Stadtbild und führen dazu, dass ganze Stadtteile aussehen, wie unorganisierte Großparkplätze.

    Grundsätzlich bin ich zwar für Deinen Vorschlag, es wäre aber eine weitere drastische Bevorzugung der Wohlhabenden. In meiner Wohngegend kostet ein Tiefgaragen-Stellplatz schon jetzt ca. 20-25 T Euro bei Kauf und ca. 60 bis 120 Euro bei Miete. Käme die Zulassungsregelung, würden die Preise explodieren. Wer Geld hat, darf dann ein Auto zulassen. Gerecht wäre das nicht.

    Letztlich gehören private Pkw (nach meiner unmaßgeblichen Meinung) langfristig abgeschafft.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Das is mir zu radikal. Ich will keinem sein Auto wegnehmen. Es käme auch niemand auf die Idee, dass man vom Timmendorfer Strand nach Husum mit dem Fahrrad oder mit der Bahn fahren muss.

    In Innenstädten ist das was anderes. M.E. ist das eigentlich ein Fall von Marktwirtschaft: Man muss Anreize setzen, damit sich das effizienteste Verkehrsmittel durchsetzt. Wenn ich 2h den Parkplatz suchen muss, ist das schonmal nicht das bequemste Verkehrsmittel.

  • Es käme auch niemand auf die Idee, dass man vom Timmendorfer Strand nach Husum mit dem Fahrrad oder mit der Bahn fahren muss.


    Es käme auch niemand auf die Idee, dass alle Anderen diesem Jemand die Fahrt bezahlen soll - oder?

    Wie viele Menschen "müssen" denn wie oft vom Timmendorfer Strand nach Husum?
    Wer sich schon heute kein Auto leisten kann, muss diese Strecke auch mit einem anderen Verkehrsmittel als dem Auto zurücklegen. Jeder privater Pkw wird in Deutschland mit rund 2000,- Euro volkswirtschaftlich subventioniert! Warum sollen Nicht-Autobesitzer länger für die Autos der anderen bezahlen? Und es geht längst nicht nur ums Geld. Ich empfehle das Buch "Alptraum Auto" zur Lektüre. Die Blechschleudern haben das ganze Land verwüstet - und es geht noch immer weiter. Wir müssen dringend auf alternative Verkehrsmittel setzen, damit dieser Irrsinn endlich ein Ende hat.

    Nur mal so am Rande:

    - Ein Auto steht 23 Stunden am Tag (meist auf öffentlicher Fläche) herum.
    - Es wird pro Jahr mit durchschnittlich 2000,- Euto subventioniert.
    - Es verursachte bisher weltweit etwa 55 Mio. Todesopfer und ein Vielfaches davon an Verletzten.
    - noch immer sterben jährlich 3000 Menschen im Straßen- (Auto-)verkehr.
    - Lärm macht nachweislich krank - auch Lärm durch Autos.
    - In Städten sind Geh- und Radwege durch parkende Autos vielfach unbenutzbar.
    - Feinstaub aus Abgasen schadet extrem unserer Gesundheit.
    - Andere Verkehrsteilnehmer werden durch die (verkehrs-)politische Bevorzugung massiv diskriminiert (Ampelschaltungen, Verkehrsfläche usw.)
    - Es wird eine (zwei) Tonne Blech bewegt und mit Energie versorgt, um eine 80 Kg-Person von A nach B zu transportieren.

    Ist es wirklich so wichtg, dass jemand unbedingt ein Auto zur Verfügung hat, wenn er mal vom vom Timmendorfer Strand nach Husum "muss"?

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    Peter Ustinov

  • Ja. Mobilität ist auch lebensqualität. Was Du propagierst ist völlig unrealistisch und außerdem mit Verzicht behaftet. Es soll in einem freien Land schon jeder selbst entscheiden dürfen, wann und wo er hinreist, und dazu muss man ihm auch die Möglichkeit bieten.

    Du musst mir wirklich nicht zustimmen, aber ich empfinde so etwas als "Müsli-Verzichtsideologie". Fahrradfahren in Städten, statt Auto zu fahren, ist dagegen kein Verzicht, sondern ein Gewinn.

    Es muss darum gehen, Mobilität umweltfreundlicher und verträglicher zu machen, so dass sie einen Gewinn darstellt, nicht Verzicht zu predigen. Oder ein bisschen Platter gesagt: Mir persönlich sind die Polkappen zwar nicht egal, aber ich fahre nicht Fahrrad, damit diese nicht schmelzen, sondern ich fahre Rad, weil es a) gesund ist, b) schneller ist - keine Parkplatzsorgen, c) Spaß macht, d) DEUTLICH günstiger ist.

    Verzicht ist Scheiße.

  • Ja. Mobilität ist auch lebensqualität. Was Du propagierst ist völlig unrealistisch und außerdem mit Verzicht behaftet.

    Es soll in einem freien Land schon jeder selbst entscheiden dürfen, wann und wo er hinreist, und dazu muss man ihm auch die Möglichkeit bieten.


    Er hat die Möglichkeit! Auch ohne Auto.

    Zitat

    Du musst mir wirklich nicht zustimmen, aber ich empfinde so etwas als "Müsli-Verzichtsideologie". Fahrradfahren in Städten, statt Auto zu fahren, ist dagegen kein Verzicht, sondern ein Gewinn.


    Dem ersten Satz stimme ich tatsächlich nicht zu, dem zweiten schon.

    Zitat

    Verzicht ist Scheiße.


    Da habe ich ja wohl einen empfindlichen Nerv getroffen... ;)

    "Verzicht" ist oftmals nur bei oberflächlicher Betrachtung ein solcher. Ein Kollege von mir hat seine zwei Autos von heute auf morgen abgeschafft. Er erledigt seit dem fast alle Wege konsequent zu Fuß. Andere per Rad. Heute ist er toppfit und organisiert Wandertouren. Mein Auto steht auch nur noch rum. Ich benutze es nur noch ganz selten, weil es nun mal da ist. Einen Nachfolger wird es nicht geben. Werde dann an einem Carsharing-Pool teilnehmen. Will dann doch mal vom Timmendorfer Strand nach Husum, miete ich so lange ein Auto.

    Findest Du es denn in Ordnung, dass jeder private Pkw in Deutschland mit 2000,- Euro subventioniert wird?

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    Peter Ustinov

  • Ja. Mobilität ist auch lebensqualität.

    Richtig.

    Was Du propagierst ist völlig unrealistisch und außerdem mit Verzicht behaftet.

    Wie so häufig liegt es am eigenen Blickwinkel, ob und was man als Verzicht empfindet. Ich habe zwar irgendwann mal einen Führerschein gemacht, jedoch nie ein Auto besessen. Früher lag es tatsächlich an meinen finanziellen Verhältnissen, dass ich kein Auto hatte. Jetzt kann ich mir zwar ein Auto leisten, habe mich aber trotzdem dagegen entschieden (und mir stattdessen ein neues Fahrrad gegönnt). Ich hatte weder in der Vergangenheit, noch habe ich jetzt das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen.

    [...] Fahrradfahren in Städten, statt Auto zu fahren, ist dagegen kein Verzicht, sondern ein Gewinn. [...]

    Ich persönlich betrachte das Fahrradfahren nicht als Gewinn, sondern vielmehr als Privileg, dass ich meine Mobilität unabhängig von einem Auto gestalten kann. Sollte die Nutzung des Fahrrads mal nicht machbar sein, dann nutze ich den ÖPNV. Dementsprechend wäre es für mich auch selbstverständlich, für eine Fahrt von Husum nach Timmendorfer Strand den Zug zu nutzen.

    Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. - Albert Einstein

  • Wie gesagt, man muss ja nicht immer einer Meinung sein. Ich lehne das Auto jedenfalls generell nicht ab, aber ich bin immer froh, wenn ich Rad fahren kann. Übrigens nehme ich mittlerweile mein Fahrrad sogar schon zu Geschäftsterminen im Zug mit, es geht also viel, wenn man das will.

  • Ich bestreite auch nicht, dass ein Auto in bestimmten Fällen optimal und (fast) "alternativlos" ist. Da aber Autos 23 Stunden am Tag herumstehen und Fläche beanspruchen, sehe ich in Sharing-Modellen die Zukunft. Ein Auto, dass von Vielen benutzt wird und häufig fährt ist weitaus sinnvoller als wenn jeder ein Auto hat und diese vorwiegend herumstehen. Mal ganz abgesehen von den gesparten Kosten... ;)

    Wenn jeder Autobesitzer in Deutschland mit 2000 Euro pro Jahr bezuschusst wird, sollten Nicht-Autobesitzer jedes Jahr 2000 Euro für ein Fahrrad bekommen. Dafür bekommt man schon ganz brauchbare Modelle ^^
    Und Nicht-Fahrradfahrer 2000 Euro für Klamotten und Schuhe...

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    Peter Ustinov

  • Es geht voran!!! :) Dass die Schilder inhaltlich vermutlich dem allgemeinen Verständnis von "Straße" angepasst wurden, ist da fast Nebensache. Richtig wäre, "Radfahrer dürfen die Fahrbahn benutzen". Auf die Straße durften sie schon immer.

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  • Ich bin ehrlich gesagt ziemlich skeptisch, was diese Statistiken anbelangt, was Autos kosten und nützen. Da gibt es so viele Faktoren, dass man wahrscheinlich unmöglich eine seriöse Rechnung aufstellen kann.

    Auf der Kostenseite:
    1. Verkehrsunfallkosten (bisschen zynisch gerechnet, ein 18jähriger Verkehrstoter ist unglaublich teuer, denn er wurde 18 Jahre lang ausgebildet)
    2. Umweltschäden (Lärm, Klimawandel, Umweltschäden bei der Erdölgewinnung, Feinstaub, Abgase)
    3. Flächenverbrauch
    4. Ungesunder Lebenswandel

    Auf der Habenseite aber auch sehr viel:
    1. Volkswirtschaftliche Effekte der Mobilität. (Urlaub machen, Einkaufen, Vernetzung einer modernen Gesellschaft usw).
    2. Automobilindustrie (sehr viele Arbeitsplätze)
    3. Erweiterter individueller Horizont (während ich mit dem Rad neue Seiten der Stadt kennenlerne, die ich per Auto nie erreiche, komme ich mit dem Auto auch an neue Ecken, zu denen ich sonst vll. nie hinfahren würde.
    4. Steuereinnahmen durch die verschiedenen Steuern.

    Es wäre wohl viel zu kurz gedacht, wenn man nur die Steuereinnahmen mit den Kosten, vor allem den externen Kosten, verrechnet. Die volkswirtschaftlichen Effekte seriös zu berechnen, das ist wahrscheinlich schwer bis unmöglich.

    M.E. geht es ganz ohne Auto nicht. Wohl aber brauchen wir, gerade an Orten mit wenig Platz (Innenstädten) eine deutlich höhere Gewichtung von Lebensqualität.

    Carsharing ist sicherlich die Zukunft. Ob das ein vollständiger Ersatz für das eigene Auto ist, ist eine ganz andere Frage. In Hamburg vielleicht, aber auf dem Land sieht es da schon anders aus.

  • Zitat

    Wie gesagt, man muss ja nicht immer einer Meinung sein. Ich lehne das Auto jedenfalls generell nicht ab, aber ich bin immer froh, wenn ich Rad fahren kann. Übrigens nehme ich mittlerweile mein Fahrrad sogar schon zu Geschäftsterminen im Zug mit, es geht also viel, wenn man das will.

    Ich auch nicht, auch will ich niemandem das Auto wegnehmen. Der Staat sollte aber auch keine Fehlanreize setzen. In der Stadt ist Platz knapp. Diesen knappen Platz unentgeltlich für Autos zu reservieren ist aber eine ziemlich große Subvention des MIV.

    Zitat

    Grundsätzlich bin ich zwar für Deinen Vorschlag, es wäre aber eine weitere drastische Bevorzugung der Wohlhabenden. In meiner Wohngegend kostet ein Tiefgaragen-Stellplatz schon jetzt ca. 20-25 T Euro bei Kauf und ca. 60 bis 120 Euro bei Miete. Käme die Zulassungsregelung, würden die Preise explodieren. Wer Geld hat, darf dann ein Auto zulassen. Gerecht wäre das nicht.


    Das ist keine Bevorzugung der Wohlhabenden, oder gibt es gratis Liegeplätze im Hamburger Hafen, damit sich jeder eine Yacht leisten kann? Das nur Leute mit Geld sich teure (luxuriöse) Dinge leisten können ist grundsätzlich in unserer Gesellschaft (und in meinen Augen auch gut so, auch wenn ich nicht dazu gehöre). Wer unbedingt ein Auto haben will, kann ja weiter rausziehen, da sind die Stellplätze dann billiger.

    Bei meinen Eltern z.B. auf dem platten Land ist man ziemlich auf ein Auto angewiesen, ein guter ÖPNV lässt sich bei vier Häusern pro Dorf kaum realisieren. Dort hat aber auch jeder per se den Stellplatz für sein Auto vor der Türe.

    (Dieses gegenseitige Aufrechnen halte ich übrigens auch für Kaffeesatzleserei.)

  • Neulich habe ich im ADAC Magazin einen Leserbrief gelesen, der sich ungefähr folgendermaßen zusammenfassen lässt: "In Köln gibt es zu wenige Parkplätze, da muss man ja im Halteverbot / auf dem Gehweg / auf dem Radweg / im Weg parken." Der ADAC selber hatte vor kurzem mal als Titelthema des Konflikts zwischen Radfahrern und Autofahrern angenommen. Heraus kamen Sätze wie: "Wer kennt das nicht: Da hat man einen dringenden Termin und findet keinen Parkplatz. Da stellt man sein Auto schon mal schnell auf dem Radweg ab." Usw. Usw. Usw.

    Ich denke, wir brauchen nicht unbedingt neue Gesetze, sondern eine andere Mentalität / bzw. einen anderen Umgang mit der Toleranz von Regelverstößen. Es ist ja schon verboten auf dem Radweg zu parken, es wird nur in den seltensten Fällen geahndet. Ist schon verboten, zu schnell zu fahren, ohne Schulterblick abzubiegen, es wird nur nicht geahndet.

    Aus Autofahrersicht sind die Radfahrer im Falle des Regelverstoßes die Kampfradler, während eine Geschwindigkeitskontrolle nach eigenem Fehlverhalten "Abzocke" ist. Warum ist es ein "Kavaliersdelikt" in der Stadt 80 zu fahren? Warum toleriert die Mehrheit - bis auf ein paar aggressive Kampfradler - Parker auf Rad- und Fußwegen? Das Parken auf Behindertenparkplätzen ist ja zu recht weithin akzeptiertes Tabu.

    Im Falle des Leserbriefschreibers ist der Parkraum ja schon verknappt. Der Leserbriefschreiber zieht daraus nur die falschen Schlüsse: Statt in ein Parkhaus zu fahren und für die Stellfläche zu zahlen, sieht sich der Leserbriefschreiber um sein natürliches Recht auf einen kostenfreien Parkplatz betrogen und handelt aus seiner Sicht aus Notwehr - interessanterweise eine ähnliche Argumentation, wie sie Steuerhinterzieher benutzen. Würde man den Parkraum weiter verknappen, das Autofahren verteuern etc, würde das in meinen Augen zu keinem Mentalitätswechsel führen.

  • Ich bin ehrlich gesagt ziemlich skeptisch, was diese Statistiken anbelangt, was Autos kosten und nützen. Da gibt es so viele Faktoren, dass man wahrscheinlich unmöglich eine seriöse Rechnung aufstellen kann.

    Es ist Dein gutes Recht, die "Seriösität" der Rechnung anzuzweifeln. Ich gehe aber davon aus, dass die TU Dresden - schon um sich vor den Lobbyistenangriffen zu schützen - sämtliche relevante Punkte in die Studie einbezogen hat. Übrigens kam vor etwa 15 (?) jahren das Umwelt- und Prognoseinstitut Heidelberg (UPI) zu sehr ähnlichen Zahlen. Ehrlich gesagt vertraue ich solchen Studien mehr, als jemandem, der ohne konkrete gegenteilige Zahlen zu benennen, diese anzweifelt - zumal mein "Bauchgefühl" sich durchaus vorstellen kann, dass die realen Kosten für ein Auto niemals alles, was damit zusammenhängt, decken können.

    Zitat

    Auf der Habenseite aber auch sehr viel:
    1. Volkswirtschaftliche Effekte der Mobilität. (Urlaub machen, Einkaufen, Vernetzung einer modernen Gesellschaft usw).
    2. Automobilindustrie (sehr viele Arbeitsplätze)
    3. Erweiterter individueller Horizont (während ich mit dem Rad neue Seiten der Stadt kennenlerne, die ich per Auto nie erreiche, komme ich mit dem Auto auch an neue Ecken, zu denen ich sonst vll. nie hinfahren würde.
    4. Steuereinnahmen durch die verschiedenen Steuern.

    Niemand hat etwas gegen Mobilität! Hinterfragt man aber nur mal, ob es nicht auch Mobilität (außerhalb der Stadt) geben kann, die anders funktioniert, als eine 60-100 Kg-Person mit mal mehr, mal weniger, mal ohne Gepäck, mithilfe eines 1-2 Tonnen Blechpanzers, der von einem extrem umweltschädlichen, in aller Regel viel zu großen Motor mit sehr niedrigem Wirkungsgrad angetrieben wird, von A nach B zu transportieren, sollte man ins Grübeln kommen...

    Zitat

    Es wäre wohl viel zu kurz gedacht, wenn man nur die Steuereinnahmen mit den Kosten, vor allem den externen Kosten, verrechnet. Die volkswirtschaftlichen Effekte seriös zu berechnen, das ist wahrscheinlich schwer bis unmöglich.

    Sagt wer? Was genau ist an der Studie falsch?

    Zitat

    M.E. geht es ganz ohne Auto nicht. Wohl aber brauchen wir, gerade an Orten mit wenig Platz (Innenstädten) eine deutlich höhere Gewichtung von Lebensqualität.

    Genau meine Meinung! :)

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Mit Verboten kann man in einer Gesellschaft, die (glücklicherweise!) der individuellen Freiheit einen hohen Stellenwert einräumt, nicht viel erreichen. Aber eine Stadt kann Anreize und finanzielle Lenkungsmöglichkeiten für die Mobilität schaffen. Ich persönlich halte einen Anteil autofreier Haushalte von > 50% und einen Modal Split- Anteil des Umweltverbundes von 75%+x in Großstädten für wünschenswert und machbar.

    Maßnahmen gibt es einige wie:

    - Anwohnerparken marktgerecht bepreisen. 50€ für zwei Jahre parken halte ich angesichts des Platzverbrauchs von ca. 14qm pro Pkw und Quadratmeterpreisen von Mietwohnungen von mehr als 10€ für lächerlich. Dasselbe gilt für Parkgebühren in innenstadtnahen Zonen. Natürlich müssen erst Widerstände von Einzelhändlern und Anwohnern überwunden werden.

    - Abschaffung der anachronistischen Stellplatzsatzung. Investoren werden gezwungen, pro Gewerbefläche oder Wohneinheit eine gewisse Zahl von Pkw-Stellplätzen zu schaffen. Manche Neubauten haben heute mehr Tiefgaragenstellplätze als Wohnungen - wie soll da ein Anreiz zum autofreien Leben geschaffen werden?

    - Ausweisung autofreier Wohngebiete, in denen für Bewohner keine Stellplätze, aber Carsharing und gute ÖPNV-Anbindung vorhanden sind.

    - Rückbau von Fahrspuren und Parkplätzen zugunsten breiter Gehwege, Radstreifen und ÖPNV-Eigentrassen.

    Die entscheidene Rolle kommt aber einem gut ausgebauten, auch Tangentialverbindungen bedienenden schienengebundenem ÖPNV zu, denn er ist für die meisten Pendler die einzige akzeptable Alternative zum Auto. Das Fahrrad scheidet für viele aus da es 1) als Kurzstreckenverkehrsmittel gilt* (erinnere mich neulich gelesen zu haben dass die Fahrradnutzung ab Entfernungen von 7km schlagartig abfällt), 2) witterungsabhängig ist* und 3) eine gewisse körperliche Grundkondition erfordert.

    *) mir ist klar, hier im Forum nutzen sicher einige das Fahrrad bei jedem Wetter und für zweistellige Pendeldistanzen. Gemessen am durchschnittlichen Pendler ist das aber eine kleine, nicht repräsentative Minderheit.

  • RainerH: Überwiegend Zustimmung! Aber eine Frage habe ich noch: Wie sollten Städte mit illegalem, oftmals behinderndem Parken umgehen? Ich behaupte, dass der Autoverkehr in Hamburg augenblicklich kollabieren würde, wenn die Polizei alle Falschparker täglich zur Kasse bitten würde, bzw. illegales Parken durch Absperrelemente unmöglich gemacht würde. In Eppendorf z.B. weigert sich die Polizei seit Jahren gegen illegales, behinderndes Parken in den Wohngebieten einzuschreiten. Lösungsvorschlag?

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    Peter Ustinov

  • es wäre aber eine weitere drastische Bevorzugung der Wohlhabenden. In meiner Wohngegend kostet ein Tiefgaragen-Stellplatz schon jetzt ca. 20-25 T Euro bei Kauf und ca. 60 bis 120 Euro bei Miete. Käme die Zulassungsregelung, würden die Preise explodieren. Wer Geld hat, darf dann ein Auto zulassen. Gerecht wäre das nicht.

    Irgendeinen Vorteil muss es doch haben, reich zu sein, sonst würde doch niemand reich sein wollen ;)

    Von mir aus gerne in Städten eine City-Maut einführen und Parkplätze im öffentlichen Raum bewirtschaften, wo sonst zuviel Nachfrage bestünde. Wenn jemand tatsächlich einen PKW braucht und sich Maut+Parken nicht leisten kann, soll er sich halt von den Gebühren befreien lassen können.
    Wer reich ist, zahlt und hat damit kein Problem zu haben. Wer nicht reich ist und trotzdem den eigenen PKW will, dessen Blödheit darf auch gerne besteuert werden.
    Stattdessen sollte man den ÖPNV günstiger oder gar kostenlos machen und paar mehr U-Bahn-Tunnel bohren. Wenn wir knapp 800.000 KFZ in Hamburg haben und jeder mit 2000 €/Jahr bezuschusst wird dann sollte das doch für 10km Tunnel (inkl. Stationen) pro Jahr reichen? :)

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Wie sollten Städte mit illegalem, oftmals behinderndem Parken umgehen? Ich behaupte, dass der Autoverkehr in Hamburg augenblicklich kollabieren würde, wenn die Polizei alle Falschparker täglich zur Kasse bitten würde, bzw. illegales Parken durch Absperrelemente unmöglich gemacht würde. In Eppendorf z.B. weigert sich die Polizei seit Jahren gegen illegales, behinderndes Parken in den Wohngebieten einzuschreiten. Lösungsvorschlag?

    Ganz einfache Lösung: Jeden Falschparker täglich zur Kasse bitten. Dann kollabiert halt der Verkehr. Irgendwann lernen die Leute draus und parken richtig. Oder, wenn sie keinen Parkplatz finden oder zu lange im Stau stehen, nehmen manche vielleicht doch die Bahn.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Das Parken auf Behindertenparkplätzen ist ja zu recht weithin akzeptiertes Tabu.

    Das werden zwar alle 'verständigen' Menschen zugeben, aber zugeparkt sind sie trotzdem dauernd. Ich kenne einige Rollifahrer und deren diesbezügliches Dauerjammern. Das ist wohl antiproportional-analog zum Helm tragen: Alle 'verständigen' Verkehrsteilnehmer gestehen ihm eine Schutzfunktion zu, aber quasi niemand trägt einen. ;)

    --
    [Zeichen 244] sike tu li ilo tawa li pona! [Zeichen 244]

  • Zitat

    Ganz einfache Lösung: Jeden Falschparker täglich zur Kasse bitten.


    Ja, die Lösung wäre ebenso logisch wie ideal.

    Aber die Polizei (Politik) weigert sich, gegen die Falschparker vorzugehen!!!  :cursing:

    Radfahrern und Fußgängern wird also nochmals erhebliche Fläche genommen, weil die Behörden den parkenden Autos einen höheren Stellenwert einräumen! Was soll man dagegen tun? Jemand 'ne Idee?

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