Wenn du ein Auto zu Verfügung hast und auch vom Ausgangspunkt wieder zurückreist: nimm das Auto. Ein Auto irgendwo zu parkieren für 2-3 Wochen ist deutlich weniger stressig als mit einem verpackten Fahrrad + Gepäck im Zug zu reisen.
Hier ein "kleiner" Erfahrungsbericht, warum ich das Empfehle:
Ich bin letztes Jahr mit meinem in einem 130cmx90cm grossen Karton verpackten Fahrrad von der Schweiz nach Lagos zum Startpunkt des European Divide Trail gereist. Ich habe zwar einen Radtasche von Evoc, aber zurücksenden ist nicht so leicht und die 700.- teure Radtasche einfach dort zu lassen fand ich auch nicht so prickelnd. So ein riesen Karton ist sehr unhandlich, vor allem wenn man noch das ganz Gepäck auch noch drin hat. Nur schon einen Karton mit diesen Abmessungen zu finden ist alles andere einfach, weil die meisten Fahrradkartons mittlerweile deutlich länger 130cm sind. Gepasst hat schlussendlich einer von einem 24" Nolco Fahrrad. Damit ich wenigstens einigermassen Flink unterwegs war, habe ich mir noch ein kleines Rollbrett gebastelt und dieses mit Klebeband und Spanngurt fixiert.
Dann schon die erste Hürde in der Schweiz: Der Doppelstock IC 2000 nach Genf fällt aus, also rein in den ICN, welcher wirklich für nichts Platz hat. Glücklicherweise musste der Zug nicht wenden wegen Bauarbeiten, so konnte ich den Karton nach Absprache mit den Zugbegleitern am Zugsende deponieren.
Der TER von Genf nach Lyon war dann auch gut gebucht, glücklicherweise habe ich mir die 1. Klasse gegönnt und es hatte auch genügend Platz für meinen Karton. Der TGV von Lyon nach Avignon TGV hatte dann 2h Verspätung. Im Duplex TGV fand ich aber unten keinen Platz und hatte dann den Karton irgendwie schräg positioniert und stand allen im Weg. Zum Glück war es nur für eine kurze Zeit, der Zugbegleiter hatte nach seinen Gesichtsausdruck jedenfalls keine Freude daran. Verstanden habe ich ihn nicht (Ach ja, wegen der 2h Verspätung gab es noch 50% zurück, einforderbar direkt per App. Genf - Avignon TGV 1. Klasse für 38.50€ )
In Avignon habe ich nahest möglichen Hotel übernachtet und am nächsten Tag den TGV von RENFE-SNCF nach Madrid genommen. Natürlich auch kein Platz für den riesen Karton, habe ich den Karton in den Wagenübergang gestellt und mal gewartet, ob es Probleme gibt.
Der Zugchef war natürlich nicht begeistert, aber ich durfte den Karton bis Barcelona dort stehen lassen. Danach muss er aber weg, weil die dort dann Essen zubereiten müssen. In Barcelona stand der Zug aber sowieso länger und ich durfte dann den Karton in das abgeschlossene Gepäckabteil im Triebkopf stellen. Nur war das halt am anderen Ende des Zuges und der Zugchef half mir zwar, hatte es kurz vor seinem Feierabend offenbar besonders eilig und ist beinahe gerannt. Der Karton hatte bei diesem Umstieg am meisten gelitten. Denn meine Konstruktion mit Rollbrett war dann doch nicht soo gut und das Rollbrett hat sich dauernd quergestellt und der Karton ist auch öfters gekippt. Dann der Umstieg in Madrid Puerto de Atocha. Der Bahnhof ähnelt einem Flughafen sehr. Kilometer lange Wege, mehrere Ebenen mit Zugängen und natürlich wird das Gepäck geröntgt. Der Karton passte tatsächlich ohne Probleme aufs Band. Und glücklicherweise gab es im Karton auch nichts, was sie sich ansehen wollten. Nur im Rucksack sah wohl das Faltschloss verdächtig aus. Dann mit der Baureihe 120 weiter nach Huelva und der Karton hatte sogar einigermassen Platz, endlich mal keinen Stress
In Huelva nochmals übernachtet in Bahnhofsnähe und dann am nächsten Tag auf den Flixbus nach Faro, da dort ja leider keine Züge fahren. War leider nicht so gut beschrieben und keine Ahnung wo der Bus fährt. Irgendwie sind Bahnhöfe doch besser als irgendwelche Bushöfe ohne Anzeigetafeln. Der Karton war dann schnell im Bus verstaut und die Busfahrt war zwar unbequem aber sonst Problemlos. In Faro dann vor Ort das Ticket für den Algavre Regionalzug nach Lagos gekauft. Der Zug war sehr voll, aber am Zugsanfang gibt es auch eine Art Gepäcksabteil, also noch ein letztes Mal den Karton da hinaufgehievt. In Lagos dann noch ein paar hundert Meter bis zum Hotel und ca. 10 Meter vor dem Hotel haben sich dann die Rollen meines Rollbretts verabschiedet.
Der Karton hat aber tatsächlich gehalten bis zum Schluss und es ist auch alles heilgeblieben bis auf eine Konservendose. Aber Zimperlich darf man nicht sein, schon im ersten Zug hat ein Zugbegleiter unsanft einen Koffer darauf "abgelegt". Und definitiv darauf achten, dass man den Karton auch aufstellen kann, z.B. im Hotellift.
Würde ich es nochmals machen? Vermutlich schon. Aber ich würde definitiv keine Lebensmittel mehr mitnehmen als Gepäck und auch sonst dafür sorgen, dass der Karton so leicht wie möglich ist. Der Karton hatte wohl gute 40kg Zudem war es trotz 1. Klasse immer noch deutlich günstiger als eine Einweg Automiete und immer noch entspannter, als selbst fahren zu müssen.
Kosten:
Spartageskarte Schweiz 2. Klasse für 49.- CHF
Genf - Avignon 1. Klasse für 77€ (wegen Verspätung 38.50€)
Avignon - Madrid Preferente 176€
Madrid - Huelva Confort 55.65 €
Huelva - Faro Flixbus 9.- CHF + 9.- CHF für Gepäck
Faro - Lagos 2. Klasse 7.50€
+ 2 Hotelnächte
Die 1. Klasse hatte ich mir eigentlich vor allem deshalb geleistet, da ich mir weniger Probleme erhofft habe. Hat schlussendlich auch ganz ok geklappt.