Dann wäre es vielleicht angebracht, mal zu schauen, ob sich das positiv (oder negativ) in den Statistiken niederschlägt hinsichtlich der Häufigkeit, mit der das Fahrrad in Niedersachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern benutzt wird.
Nö, man müsste eher mal nachschauen, wo auf der Fahrbahn fahrende Radfahrer am häufigsten angeupt, engüberholt, geschnitten und von der Straße abgedrängt werden. Da dürften HH, S-H und NDS ganz weit vorne liegen. Beim Bebläuungsgrad liegen die nachweislich (irgendwo im Nationalen Radverkehrsplan mal eine Statistik gesehen) sehr weit vorne.
Fazit: Viele Radwege = hoher Anteil der Fahrradnutzung!
Und wo viele Störche leben, ist bekanntlich auch die Geburtenrate höher...!?
Aber: was war zuerst? Die Henne oder das Ei? In der Südwestpfalz gibt es in der Tat nur relativ wenige "Radwege" (Dank mir verschwanden in den letzten Wochen übrigens gleich mindestens 12 mit beschilderte Gehwege). Ich wage eher die gegenteilige Behauptung: Radwege werden in vielen Fällen dort gebaut, wo bereits zu viele(!) Radfahrer "den Verkehr" aufhalten. Natürlich baut man Radwege auch da, wo traditionell viele Touristen rumfahren (wie z. B. im südlichen Pfälzerwald) - auch wenn die Verkehrsstärke von teils deutlich unter 2500 Kfz am Tag eigentlich keine rechtfertigt. Mit Glück sind die Wege aber nicht straßenbegleitend. Und natürlich ziehen diese Wege dann auch Radfahrer an - allerdings eher Freizeitradler. Weil für die sonstigen Wege trotzdem ein Auto benötigt wird. Im saarländischen Bliestal gibt es auf der Trasse der ehemaligen Bahn einen 1-A-Bahntrassenweg. Nach meinen Beobachtungen wird er überhaupt nicht von klassischen "Alltagsradlern" benutzt. Es gab sogar Bahnfreunde, die darüber gejammert haben, wie sie denn ohne Bahn ins 10 oder 15 km entfernte Homburg kommen sollten. Fahrrad - auf einer 1-A, sogar weitestgehend exklusiven "Infrastruktur"? Undenkbar! Und warum? Weil das alles in erster Linie eine Kopfsache ist - und auf Gewohnheit basiert. In Kopenhagen fahren die Leute auch nicht wie blöde Rad, weil es diese "Radwege" gibt, die fahren Rad, weil sie es kulturell so gewohnt sind. So, wie man andernorts von kleinauf dran gewöhnt wird, eben alle Wege in einem Auto zurückzulegen... Ich hab diesen "Teufelskreis" auch erst im späten Teenageralter durchbrochen. Und selbst danach gab es noch viele Notwendigkeiten, ein Auto zu besitzen. Weder das Fachabi in der Nachbarstadt (wir hatten in unserer dreiköpfigen Fahrgemeinschaft auch noch eine ohne Auto mitgenommen), noch das Studium (2- bis 4-köpfige Fahrgemeinschaft) wären ohne Auto möglich gewesen.
Hedwig-Holzbein und Niedersachsen (als auch das Paradies der Wegelchen-Fans namens Niederlande) sind im Grunde bretteben. Die Pfalz (und der überwiegende Rest der BRD) nicht. Das immer wieder von anderen gebrachte Hauptargument, warum man hier das Rad nicht nehmen könne, sind die Höhenunterschiede. Das ist zwar blödsinnig und nur eine Ausrede, aber der Hauptgrund dafür, warum man hier insbesondere an den Steigungsstrecken überhaupt keine "Radwege" findet. Von besonders wahnsinnigen Ausnahmen mal abgesehen.
Für Landtsraßen muss als generelles Tempolimit Tempo 60 gelten, und es muss eine breite abgesetzte Radspur auf der Fahrbahn geben, die für den Radverkehr reserviert ist.
Schon wieder dieser Stuss. Du willst du Straßen grade außerorts künstlich verschmälern (angeblich wegen der "Sicherheit"). Wie sollen auf diese schmalen Straßen dann noch breite, abgesetzte "Radspuren" passen? Ist dir klar, dass der Straßenbau grade in Mittelgebirgsregionen hauptsächlich der Topographie abhängt? Und dass es dafür eben in den meisten Fällen gar keinen Platz für gibt?
Aber wenn man auf Landstraßen, an denen es keine Radwege gibt, Tempo 100 erlaubt, dann muss sich keiner wundern, dass dort keiner mit dem Rad langfahren will.
Vielleicht liegt das ja auch daran, dass man diese Paranoia unbedingt am Leben erhalten muss, indem man ständig behauptet, wie lebensgefährlich dieses Tempo 100 doch sei? Die Leute wollen doch "den Verkehr" nicht aufhalten. Zumal ja selbst hier im Forum voller Nerds alles über 5 - 10 km oder Radverkehr auf dem Land zwischen zwei oder mehreren Orten generell undenkbar erscheint; siehe die Nicht-Reaktionen auf mein B-10-Thema...
So lange das nicht umgesetzt ist, muss leider alles so weiter laufen wie bisher und die Autofahrer werden dringend gebeten, sich nicht dazu hinreißen zu lassen, das Tempolimit von 100 auf Landstraßen ständig auszureizen, insbesondere dann nicht, wenn mit Radverkehr zu rechnen ist.
Ich sage es auch hier einmal mehr: Tempo 100 ist überhaupt kein Problem - das darfst du mir als Extrem-Viel-Landstraßenradler gerne mal glauben. Weil man als Autofahrer auf schmalen, ansteigenden und verwinkelten Straßen eh keine 100 fahren kann, selbst wenn man es wollte. Zumal auf vielen Straßen außerorts nicht selten eh schon Tempo 70 angeordnet ist. Aber dir geht es ja bekanntlich eh nur um pauschale Gängelei des Pkw-Verkehrs...