Beiträge von Yeti

    Ja, als Radler kann man wohl nicht gegen optionale Rad wegs klagen

    Es bleibt allenfalls eine Fachaufsichtsbeschwerde, wenn die VB einen offensichtlich zum Radfahren ungeeigneten Gehweg freigegeben hat. Bei der Frage würden wir vermutlich sehr oft zu einer anderen Einschätzung kommen als die Behörde.

    Zumal hier in Stade eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen die Stadt beim Landkreis auch nichts bringt, wie ich festgestellt habe, denn der Landkreis hat selbst genug Dreck am Stecken. Ob die nächste Eskalationsstufe zum Ministerium in Hannover etwas bringen würde, wage ich auch zu bezweifeln. Hat doch das niedersächsische Verkehrsmysterium im vergangenen Jahr selbst versucht, die Stadt Hannover anzuweisen, einen Radfahrstreifen zu entfernen, weil keine besondere Gefahrenlage vorläge. Die kennen die StVO also auch nicht...

    Das ist mit §45 in der aktuellen Form eben nur, wenn sie nachweislich benötigt wird, also (theoretisch ) praktisch nie.

    Das ist die Interpretation des ADFC, aber §45 (9) regelt nicht den Bau von "Radwegen" sondern Beschränkungen des fließenden Verkehrs. Ein Angebotsradweg beschränkt niemanden. Davon können die Kommunen so viel bauen wie sie wollen, sogar in der Tempo 30 Zone.

    Aus Sicht der Kommunen ist mir das "Argument" aber schon oft begegnet: Wenn wir dafür Geld ausgeben, dann soll es auch benutzt werden, also Lolli. Wenn der ADFC Recht hat, wird es aber auch ohne Pflicht von seiner Zielgruppe benutzt. Wenn man diejenigen, die das nicht wollen, trotzdem zu ihrem Glück zwingen will, kann das nur im Interesse des ungestörten Autoverkehrs beabsichtigt sein und damit ist der ADFC Teil des Problems und definitiv nicht die Lösung.

    Doch, hat man die Möglichkeiten, man muss sie nur nutzen wollen. Rein nach § 2 (4) S. 3 muss er nur erkennbar sein als Radweg, da gibt's viele Möglichkeiten, muss nicht das Verkehrsministerergebnis sein, weil nicht in der StVO verankert.

    In der aktuellen VwV-StVO steht seit November 2021 zu §2 Randnummer 38a, wie es geht:

    Zitat

    III. Gemeinsame Geh- und Radwege ohne Benutzungspflicht können durch Aufbringung der Sinnbilder „Fußgänger“ und „Radverkehr“ gekennzeichnet werden

    Ich sehe es aber ansonsten auch so, dass es zulässig ist, einen rechten Sonderweg zu befahren, wenn er erkennbar (auch) eine für den Radverkehr vorgesehene Verkehrsfläche ist. Das ist meines Erachtens außerhalb geschlossener Ortschaften immer der Fall. Linksseitig kann man dann das [Zusatzzeichen 1022-10]aufstellen.

    Innerorts müsste der Weg bestimmte Merkmale aufweisen, z.B. Radwegfurten oder eine im Ort typische Gestaltung für Radwege, um rechtsseitig legales Radfahren zu ermöglichen. Ansonsten ist meiner Meinung nach eine Klarstellung durch [Zeichen 239] erforderlich, wenn der Weg sich baulich nicht von kombinierten Geh- und Radwegen unterscheidet, z.B. auch wenn gerade das [Zeichen 240] entfernt wurde.

    Leider enthält die VwV-StVO keine erforderlichen Voraussetzungen für gemeinsame Geh- und "Radwege" ohne Benutzungspflicht, so dass der Behördenwillkür Tür und Tor geöffnet ist und man kann nicht einmal dagegen klagen, weil es als Angebotsradweg keine Beschränkung für den Radverkehr darstellt. Inwieweit man als Fußgänger dagegen vorgehen kann, bzw. unter welchen Voraussetzungen man damit Erfolg haben könnte, weiß ich nicht.

    Ist der ADFC inzwischen komplett zur Autolobby übergelaufen? Das müssen die doch begreifen, dass es einen Unterschied gibt, zwischen Radweg bauen und diesen dann noch benutzungspflichtig zu machen. Das ganze Konstrukt der Radwegebenutzungspflicht ist doch sowieso überflüssig, da eine Benutzungspflicht nur da angeordnet werden darf, wo 99,99% der Radfahrer den Weg ohnehin freiwillig benutzen. Wenn man Radfahrer zwingen muss, stimmt doch was nicht. Das ist doch so, als würde man fordern, Frauen zum Schutz vor häuslicher Gewalt im Keller einzusperren und nicht merken, dass genau das auch häusliche Gewalt ist.

    Gesetzesänderung für mehr Mobilitätswende? – Puls Magazin (dmt-puls.de)

    Kommt jetzt die nächste Attacke auf §45 (9)? Wenn man die Anordnung von Tempo 30 erleichtern möchte, muss man nicht §45 (9) ändern sondern §3 (3) 1. und 30km/h zur Regelgeschwindigkeit innerorts machen. Die Verkehrsbehörden müssten dann begründen, wenn an einer Straße auch 50km/h erlaubt werden soll.

    Auch sonst enthält der Artikel einige Fehler. Dass die Flüssigkeit des Kfz-Verkehrs über alles gestellt wird, mag zwar immer noch gängige Praxis sein, aber das Gegenteil steht in der Vorschrift.

    Zitat

    Die Flüssigkeit des Verkehrs ist mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu erhalten. Dabei geht die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer der Flüssigkeit des Verkehrs vor. Der Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel ist besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

    Die Einrichtung von Radfahrstreifen erfordert keinen Nachweis einer besonderen Gefahrenlage, denn Radfahrstreifen sind in §45 (9) 3. explizit ausgenommen. Man darf auch Radwege bauen, ohne eine besondere Gefahrenlage nachzuweisen. Die dürfen dann aber nicht benutzungspflichtig sein. Hier wäre vielmehr Aufklärung nötig, dass durch den Bau solcher unnötigen Radwege die besondere Gefahrenlage erst geschaffen wird.

    Für ganz Dänemark gibt es auf der Homepage des Verkehrsministeriums eine Seite zu Rechtsabbiegerunfällen. Da stehen für die letzten Jahre im Schnitt 3-4 Todesopfer p.a. drin. Da DK 14x kleiner ist als D, liegt das -bei quasi gleicher Radfahrleistung wie in D- weit über dem Niveau von Deutschland.

    Ich habe Kopenhagen anders empfunden als den Rest von Dänemark, durch den ich gefahren bin. Insgesamt war ja auf den Strecken, auf denen ich unterwegs war, nicht viel los. Nach Kopenhagen und auch auf dem Rückweg bin ich viel auf der Landesstraße 151 gefahren, die parallel zur Autobahn verläuft, über die der Fernverkehr abgewickelt wird. Auf den Nebenstrecken war sowieso wenig Verkehr. Insofern habe ich da keine Konflikte erlebt, weil es meistens schon an möglichen Konfliktpartnern mangelte.

    In Kopenhagen habe ich Autofahrer als sehr rücksichtsvoll empfunden. Aber da fahren natürlich auch mal Auswärtige, die die Gepflogenheiten nicht kennen. Wenn die auf Kopenhagener Radfahrer treffen, die sich einerseits weitestgehend regelkonform verhalten, das aber auch bei den Autofahrern als selbstverständlich voraussetzen, kann es natürlich brenzlig werden. Mir hat gerade vorgestern ein Bekannter vorgejammert, wie schlimm es für ihn war, mit dem Auto in Kopenhagen zu fahren, weil da überall Radfahrer waren (und vermutlich weil die sich nicht überall devot untergeordnet haben).

    Spannend wäre es, wenn es für Dänemark etwas Vergleichbares wie den Unfallatlas gäbe, wo man Unfallorte sehen kann. Die Kombispuren gibt es ja nicht an jeder Kreuzung.

    Wie gesagt: In Kopenhagen funktioniert das prima. Wenig Gedrängel, keine spürbare Aggression. Und insgesamt deutlich weniger Autos und viel mehr Fahrräder auf den Straßen als z.B. in Hamburg. Ich musste schon eine Weile an einer solchen Stelle stehen bleiben, um überhaupt potenzielle Konfliktsituationen zu sehen. Das hat aber immer funktioniert: Autos sind erst nach rechts auf die Abbiegespur gefahren, wenn eine ausreichend große Lücke zwischen den Radfahrern war und Radfahrer haben sich nicht rechts daran vorbeigedrängelt, sondern sind allenfalls links an den wartenden (stehenden) Autos nach vorne gefahren. Also auch nicht wie bei unseren ARAS rechts an den wartenden Kfz vorbei, sondern links.

    Daher die Frage, ob das nur ein persönlicher und nicht-repräsentativer Eindruck ist, dass das gut funktioniert oder ob es dort tatsächlich wenige Unfälle gibt. Ich habe gelesen, dass solche Kombispuren auch in der nächsten ERA beschrieben sein sollen. Im Prinzip ist es ähnlich wie die Fahrradweichen, nur dass Rechtsabbieger den geradeaus verlaufenden Radfahrstreifen nicht komplett queren, sondern dass alles eine einzige breite Fläche ist. Das hat den Vorteil, dass man als geradeaus fahrender Radfahrer dann auch nicht rechts von abbiegenden Kfz überholt wird.

    Die Sichtbeziehungen sind da jedenfalls einwandfrei, solange Radfahrer nicht von hinten schneller als der stockende Kfz-Verkehr in den Bereich fahren. Aber in der Situation sehen Radfahrer von hinten sehr gut, was vor ihnen passiert. Damit es funktioniert, darf niemand auf sein vermeintliches Vorrecht bestehen, das es auch nach deutschem Recht an einer solchen Stelle nicht gibt. Wer mit dem Kfz auf die Abbiegespur wechselt, darf dabei niemanden gefährden und wer mit dem Fahrrad den Straßenteil wechselt, auch nicht. Es hat also niemand Vorrang, sondern alle müssen aufeinander aufpassen.

    Aus dem Artikel:

    Zitat

    An Kreuzungen etwa verunglücken Radfahrende besonders häufig und schwer, wenn sie von rechtsabbiegenden Fahrzeugen übersehen werden. Helfen würden Kreuzungen nach niederländischem Vorbild, bei denen Radfahrende weitgehend getrennt vom Autoverkehr über die Kreuzung geführt werden und Schutzinseln zusätzliche Sicherheit verschaffen.

    Hat das die ZEIT hineingedichtet oder hat das Brockmann wirklich gesagt? Der war doch bislang sehr skeptisch bezüglich der niederländischen "Sicherheitskreuzung"

    Th(oma)s : Hast du vielleicht Unfallzahlen aus Kopenhagen? Dort geht man an Kreuzungen genau in die andere Richtung und löst oftmals die Separation vorher auf. Der Radweg geht dann 20-30m vor der Kreuzung in eine Kombispur über, die sich rechtsabbiegende Kfz und geradeausfahrende Radfahrer teilen. Konflikte beim Rechtsabbiegen sind da ausgeschlossen, aber mögliche Konflikte bleiben beim Wechsel der Kfz auf die Abbiegespur. Meiner Beobachtung nach hat das sehr gut funktioniert, aber in Kopenhagen ticken die Leute hinter dem Lenkrad auch anders als in Deutschland und das Verhältnis Fahrräder : Autos ist ein ganz anderes als hier.

    Teilweise gibt es auch in Kopenhagen markierte Radfahrstreifen

    Zum Schluss noch einige Bilder vom Mischverkehr, der auch in Kopenhagen in den Nebenstraßen den Regelfall darstellt.

    In dieser Straße scheint man vor kurzem den Radfahrstreifen aufgehoben zu haben oder er wird von den Autofahrern konsequent ignoriert. Jedenfalls war dort so wenig Autoverkehr, dass eine Separation völlig unnötig war. Später war es aber eindeutig, dass das Fahrradpiktogramm den Mischverkehr verdeutlichen sollte.

    In vielen Nebenstraßen gibt es zur Verlangsamung des Kfz-Verkehrs die "Speedbumps" und oft eine Möglichkeit, mit dem Fahrrad daran vorbei zu fahren.

    Im verkehrsberuhigten Bereich darf man 15 km/h fahren

    Jede Menge Abstellplätze für Fahrräder

    Highlights sind sicherlich die Brücken, die ausschließlich für Fußgänger und Radfahrer da sind und durch die direkte Verbindungen geschaffen werden, wo man mit dem Auto einen Umweg fahren muss.

     

    Unabhängig geführte Radwege / Velorouten

    Das Radfahren entlang der Hauptstraßen funktioniert in Kopenhagen gut und schnell. Wie schon eingangs erwähnt trägt dazu sicherlich das entspannte Verkehrsklima einen großen Teil bei, sowie die Tatsache, dass Autofahrer in Kopenhagen immer mit Radfahrern rechnen müssen.

    Es gibt aber auch eigenständige Routen, auf denen Radfahrer und Fußgänger in der Regel auch getrennt geführt werden.

    Kreuzungen: Das ganze System ist sehr intuitiv zu begreifen. Anders als in Deutschland muss man nie überlegen, wie und wo es nach der nächsten Kreuzung weitergeht. Radwegfurten sind in Dänemark blau eingefärbt. Abbiegen nach links funktioniert vom Radweg aus in der Regel indirekt. Wer links abbiegen will, stellt sich zwischen der Radwegfurt des Geradeausverkehrs und dem Zebrastreifen auf, der dort auch an allen Ampelkreuzungen den Weg der Fußgänger markiert.

    Ich musste eigentlich nie überlegen, welche Ampel gilt. Nirgends habe ich kombinierte Fußgänger- und Fahrradsignale gesehen. Ampeln waren so aufgestellt, dass sie unmissverständlich auch für den Radverkehr gelten oder es waren zusätzlich eigene Fahrradampeln vorhanden. Zusätzlich stehen Ampeln auch hinter der Kreuzung, so dass man sich beim indirekten Abbiegen nicht den Kopf verrenken muss, um zu sehen, wann in der neuen Fahrtrichtung grün wird.

    Ob es in Dänemark grundsätzlich erlaubt ist, auf dem Radweg bei rot rechts abzubiegen, kann ich nicht sagen. Es haben aber alle gemacht und alle waren dabei aufmerksam. An einigen Ampeln waren Zusatzzeichen angebracht, dass sie nicht für den Radverkehr gelten. Einmal habe ich auch eine Fahrradampel gesehen, die neben dem allgemeinen Lichtsignal dauergrün gezeigt hat.

    Eine Besonderheit: An vielen Kreuzungen wird der Radweg auf die Rechtsabbiegerspur geführt. Das ist dann eine Kombispur für rechtsabbiegende Kfz und Radfahrer und hat nach meiner Beobachtung einwandfrei funktioniert. Anders als bei den deutschen Fahrradweichen müssen Rechtsabbieger nicht die Geradeausspur des Radverkehrs komplett queren, sondern alle reihen sich auf der selben Spur ein. Oft sind Radfahrer links an den wartenden Kfz vorbei nach vorne gefahren. Auf jeden Fall umgeht man damit den Blödsinn, dass Rechtsabbieger links neben geradeaus fahrenden Radfahrern fahren.

    Es gibt auch auf Radwegen Richtungsfahrstreifen.

    Furten an einer großen Kreuzung

    Radweg auf Rechtsabbiegerspur

    Richtungsfahrstreifen auf dem Radweg

    Jedes Mal bildet sich ein Pulk Radfahrer vor der Kreuzung

    Gimmik: Fußstütze und Haltebügel vor einer Kreuzung

    Zusatzschild, das anzeigt, dass die Ampel nicht für Radfahrer gilt. Zebrastreifen werden in der Regel auch über Radwege hinweg markiert und die Sägezähne verdeutlichen dennoch die Wartepflicht gegenüber querenden Fußgängern und Radfahrern. Das sortiert sich aber gut von alleine.

    In Kreisverkehren sind Radwege kreisrund, entweder durch Bordstein getrennt direkt neben der Kreisfahrbahn oder als Radfahrstreifen oder Schutzstreifen markiert.

    An Nebenstraßen findet man oft keine Vorfahrtbeschilerung, weder [Zeichen 306] oder [Zeichen 301] noch [Zeichen 205] , sondern nur Haifischzähne.

    Kopenhagen ist die einzig wirklich Großstadt Dänemarks und hat etwas mehr Einwohner als Hannover, Nürnberg oder Bremen.

    Es waren spürbar weniger Autos auf den Straßen als zum Beispiel in Hamburg. Ich bin am Donnerstag Mittag angekommen. Da waren in der Innenstadt bereits einige Straßen für den Auftakt der Tour de France gesperrt, weil dort der Start- und Zielbereich aufgebaut wurde und die Fernsehteams Stellung bezogen hatten. Auf den Verkehr in den äußeren Stadtteilen dürfte sich das an dem Tag aber noch nicht ausgewirkt haben. Am Freitag bis Samstag Nachmittag waren wegen der Tour der France viele Straßen in der Innenstadt gesperrt und bei meiner Rückfahrt am Sonntagmorgen war natürlich sowieso wenig auf den Straßen los.

    Insgesamt habe ich als sehr entspannt empfunden, wobei man auf den Radwegen wegen der vielen Radfahrer aufpassen musste. Da habe ich am ersten Tag meine Lektion gelernt, als ich eine Rafahrerin auf dem Radweg überholen wollte und von hinten bereits ein noch schnellerer Radfahrer kam, der mich überholen wollte. Das war aber in einem Bereich, wo es sich wegen der Sperrungen bereits sehr gedrängt hat. Auch sonst war auf den Radwegen viel los, aber nicht so viel, dass man dort im Stau gestanden hätte oder nicht überholen konnte.

    Radwege sind durch eine Bordsteinkante von der Fahrbahn und zur anderen Seite hin vom Gehweg getrennt. Überholen geht also nur auf dem Radweg selbst, ist aber meistens gut möglich. Die Breite der Radwege liegt meist zwischen 2m und 4m. Auf einem 2m breiten Radweg neben parkenden Autos kann man dann aber ein Lastenrad nicht mehr überholen und muss hinterher fahren.

    Hier einige Beispiele:

    Radweg an einer Ausfallstraße, in diesem Fall als Zweirichtungsradweg ohne Leitlinie. Daneben ein schmaler Gehweg. Ab der nächsten Kreuzung gab es wieder auf beiden Straßenseiten je einen Einrichtungsradweg.

    Typische fahrbahnbegleitende Radwege

    An einigen stark frequentierten Stellen sind die Radwege breiter als die Fahrbahn

    Einer der schmaleren Radwege neben Längsparkern

    In Einbahnstraßen gibt es meistens entgegen der Einbahnstraßenrichtung einen getrennten Radweg, in Einbahnstraßenrichtung fährt man im Mischverkehr auf der Fahrbahn.

    Radwege sind fast immer glatt asphaltiert. Hier eine der wenigen Ausnahmen

    Teilweise gibt es auch in Nebenstraßen aus meiner Sicht recht unnötige Radwege, z.T. auch in 30er Zonen

    Was auch auf den Bildern auffällt: Die Gehwege sind oft recht schmal und in deutlich schlechterem Zustand als die Radwege. Man hat das Gefühl, dass Fußgänger dort den selben geringen Stellenwert haben wie in Deutschland Radfahrer.

    Ich bin in der vergangenen Woche mit dem Omnium von Stade nach Kopenhagen und zurück gefahren. In Kopenhagen hatte ich drei Tage Zeit. Hier ein paar Eindrücke von der Fahrt durch Dänemark und aus Kopenhagen.

    Der größte Unterschied sind nach meinem Eindruck die Menschen. Die Dänen gelten als zufriedenes und glückliches Völkchen, Kopenhagen als eine der Städte mit der weltweit höchsten Lebensqualität. Das spiegelt sich auch im Straßenverkehr wider oder hat darin vielleicht auch zum Teil seine Ursache. Ich bin in Dänemark nicht einmal bedrängt oder angehupt worden und ich habe auch sonst kaum jemanden hupen hören. Mir wurde nicht ein einziges Mal die Vorfahrt genommen und Rechtsabbieger haben immer gewartet, bis alle (!) Radfahrer geradeaus durchgefahren sind. Wildfremde Menschen haben mir zugewunken oder gegrüßt, wenn ich durch Ortschaften gefahren bin (in Kopenhagen natürlich nicht mehr).

    An den Nebenstrecken gibt es keine Radverkehrsanlagen und dort fährt man selbstverständlich auf der Fahrbahn. Teilweise ist mir auf 10km kein einziges Auto begegnet.

    Ich bin auf der Hinfahrt aber viel an Hauptstraßen (hier vergleichbar mit Landes- oder Bundesstraßen) gefahren. Dort findet man 4 unterschiedliche Markierungen oder Führungen vor.

    1. Schmale Linie am Fahrbahnrand -> Mischverkehr auf der Fahrbahn. Viele fahren mit dem Fahrrad mehr oder weniger auf der Linie oder wenn Platz ist, auch mal rechts daneben.

    2. Breite Linie am Fahrbahnrand, meist in Kombination mit [Zeichen 237] und Fahrradpiktogrammen -> Benutzungspflichtiger Radfahrstreifen. Die Streifen sind oft recht schmal, aber breit genug, um darauf zu fahren. Überholabstände waren mir immer ausreichend. Nebeneinander kann man dort aber nicht fahren.

    3. Beidseitige Einrichtungsradwege. Die sehen etwa so aus wie Außerorts-Radwege bei uns, sind aber meistens breiter und auf beiden Straßenseiten für die jeweilige Fahrtrichtung vorhanden

    4. Einseitige Zweirichtungsradwege: Die sind immer durch eine Leitlinie in der Mitte als Zweirichtungsweg erkennbar und unter dem [Zeichen 237] mit einem Zusatzschild versehen. Innerorts sind einseitige Zweirichtungswege die absolute Ausnahme.

    Die Radwege sind außerorts fast immer nur mit [Zeichen 237] beschildert und nicht mit [Zeichen 240] , wobei ich davon ausgehe, dass sie von Fußgängern mitbenutzt werden sollen. Separate Gehwege gab es außerorts jedenfalls nicht. Das [Zeichen 240] wurde meistens nur im Bereich von Baustellen eingesetzt, wenn zuvor getrennte Geh- und Radwege für ein kurzes Stück zusammengeführt wurden.

    An weniger stark befahrenen und schmaleren Straßen gab es teilweise auch außerorts Schutzstreifen, sogar mit Bedienungsanleitung für Autofahrer. Die Schutzstreifen funktionieren dort aber genausowenig wie hier und waren genauso unnötig. Im Bereich eines solches Schutzstreifens bin ich das einzige Mal auf der ganzen Tour sehr eng überholt worden. Das hat an der Hauptstraße ohne gesonderte Markierung besser funktioniert, aber dort war die Fahrbahn auch breiter und in der Regel ein Überholen mit ausreichendem Abstand auch trotz Gegenverkehr möglich. An der Straße mit Schutzstreifen hätten Autofahrer zum Überholen ggf. hinter mir warten müssen, wenn Gegenverkehr gekommen wäre.

    Nach Ende des Schutzstreifens dann noch ein freundlicher Hinweis, dass sich Auto- und Radfahrer die Straße teilen

    Eine dänische Besonderheit: Auf Radwegen dürfen auch "Knallert Körsel" fahren, also Mofas und Motorroller, solange es nicht ausdrücklich verboten ist (Knallert forbudt). Die sind da zum Teil sehr schnell (>50km/h) unterwegs und man darf sich auf den separaten Radwegen nicht so alleine fühlen wie hier in Deutschland.

    keine Beschilderung, auch nicht paar Bilder weiter. wo noch der Radweg kreuzt. Gegenrichtung Gegenseite Radfahrverbot weiter ins Festland rein.

    OK, dann ist also der einzige legale Weg, mit dem Fahrrad nach Fehmarn zu fahren, der Seitenstreifen und im Baustellenbereich die Fahrbahn (oder Fahrrad auf dem Fahrradträger am Auto). Auf dem schmalen Weg daneben soll man ja absteigen und schieben und nicht Radfahren. Ob das aber so geil ist, ohne Überholmöglichkeit über die gesamte Fehmarnsundbrücke auf der Fahrbahn zu radeln, sei mal dahingestellt. Mag das jemand ausprobieren und berichten? :)

    Ich war in der letzten Woche mit dem Omnium in Kopenhagen. Dazu an anderer Stelle mehr, aber hier schonmal einige Highlights vom Teil der Strecke auf deutschem Hohheitsgebiet.

    Dieses Bild fasst eigentlich schon alles ganz gut zusammen:

    Was macht die kluge Verkehrsbehörde, wenn ein Weg, der vorher mit [Zeichen 240] beschildert war, nicht einmal für ein [Zeichen 239] [Zusatzzeichen 1022-10] taugt? Der Weg war vorher durchaus in brauchbarem Zustand und leicht abschüssig. Keine Ahnung, wie das im Dunkeln ausgegangen wäre, wenn ich mit Schwung in die Auswaschung gefahren wäre (jaja, ich weiß: "Sichtfahrgebot")

    150m später ging es dann wieder mit [Zeichen 240] weiter.

    Kreative Furtmalerei in Heiligenhafen (war da nur für's Foto drauf)

    Danach ging es über die Fehmarnsundbrücke nach Fehmarn, wo man ja gerüchteweise so toll Radfahren kann

    An dieser Stelle habe ich überlegt, auf der anderen Straßenseite auf dem Seitenstreifen zu fahren, aber dahinter zeichnete sich bereits eine Baustelle ab. Das potenzielle Hupkonzert wollte ich mir dann doch nicht geben, zumal ich auch nicht sicher war, ob der Abschnitt nicht vielleicht eine Kraftfahrstraße ist.

    Auf Fehmarn gab es tatsächlich schöne Nebenstrecken ohne Radweg und an der Straße nach Burg einen glatt asphaltierten, außergewöhnlich breiten Radweg. In Burg selbst aber wieder das übliche Chaos. Hier nur ein Beispiel, wo man zuvor auf der Fahrbahn fährt und dann entdecken soll, dass nach dem Abbiegen auf der linken Seite ein [Zeichen 241-30] auf einen wartet. Ich habe das Schild "leider" erst zuhause beim Anschauen der Fotos entdeckt.

    Auch danach war es mit den "tollen Radwegen" auf Fehmarn nicht so weit her.

    Auf der Rückfahrt gab es die meisten Highlights im Landkreis Rendsburg-Eckernförde. Hier nur zwei Beispiele

    Diese Gehweg-Ruine war in beiden Richtungen mit [Zeichen 240] beschildert und ich habe den Weg auch nur für das Foto kurz betreten.

    An der B77 gab es dann mehrfach solche Abschnitte, wo beim Bau des Radweges der Asphalt ausgegangen sein muss. Und niemand hat offenbar es bisher gemerkt.

    Und jetzt überlege dir, warum der Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck die Kohleförderung hochfahren lässt und nicht einfach sagt "Dein Gasembargo, Wladimir, juckt uns nicht. Ich habe für morgen früh, 22.6.22, sowieso die Einstellung sämtlicher Gasverbrennung angeordnet!"

    Diese Frage beantwortet Prof. Claudia Kemfert hier: Putins volle Kriegskasse: Der Preis der verschleppten Energiewende | Wirtschaft (rga.de)