Meiner Meinung nach trägt die oftmals einseitige Berichterstattung, die von der Verantwortung der Unfallverursacher ablenkt und diese in Schutz nimmt, dazu bei, dass das "Augenblicksversagen" häufiger auftritt.
Augenblicksversagen filtert nicht nach Subjekt, andernfalls wäre es kein Augenblicksversagen. Infolgedessen entspringt das Herumreiten auf der vermeintlich einseitig entlastenden Berichterstattung nach Auto:Rad- bzw Auto:Fuß-Unfällen auch nicht dem Wunsch nach einer allgemeinen Erziehung der Verkehrsteilnehmer zu mehr Rücksicht und Aufmerksamkeit. Vielmehr unterstellt das Genörgel ganz plump den kraftfahrenden Beteiligten nichts weniger als brutale Absicht, und der Polizei nichts weniger als parteiische Kungelei mit offensichtlich (!) Schuldigen. Und schlimmer noch: die Medienschelte stellt alle Autofahrer gleichermaßen an den Pranger: "Seht alle her, so sind sie!". Derartige Anwürfe bewirken bei allen, denen noch nie was passiert ist (und das ist in der Tat die überwältigene Mehrheit der Verkehrsteilnehmer) nichts - außer einem bockenden "Selber!"-Konter.
Das gewichtigste Argument gegen die These, die falsche Wortwahl in PMs würde das Unfallrisiko erhöhen, ist jedoch der Umstand, dass Deutschland weltweit das einzige Land ist, das überhaupt eine ad-hoc-Schuldzuweisung im Zuge der polizeilichen Unfallaufnahme kennt, wodurch überhaupt erst die theoretische Möglichkeit resultiert, mit Falschaussagen eine Fehllenkung des Autofahrerverhaltens zu bewirken.
Wenn diese deutsche Eigenart aber wirklich dazu führen würde, dass unsere Autofahrer leichtfertiger mit schwachen Verkehrsteilnehmern umgehen würden als das im Ausland der Fall ist (wo meist nicht mehr in der Zeitung steht als "Es ist noch unklar, was genau passiert ist. Die Polizei bittet alle Zeugen, sich bei ihr zu melden."), müssten wir erheblich mehr schwere Unfälle bei Rad und Fuß haben als das Ausland. AFAICS ist das aber keineswegs der Fall.