Das mittlere Monster finde ich besonders gruselig.
Wollen wir nicht lieber bei Sachargumenten bleiben?
Das mittlere Monster finde ich besonders gruselig.
Wollen wir nicht lieber bei Sachargumenten bleiben?
Klar ist es ein Überforderungsphänomen. Wenn im wilden Westen täglich tausende durch Tombstone geritten wären, im schnellstmöglichen Galopp, auf Pferden, die das dreifache eines normalen Pferdes wiegen, wär von der Stadt nicht viel übriggeblieben. Hammse nicht gemacht, wir aber machens und glauben, wir könnten das.
[ ] Du weißt, welche drastischen Folgen der Betrieb des Verkehrsmittels "Pferd" für Reiter, Fußgänger und Anwohner hatte.
Davor steht aber außerdem die Pflicht, sich beim Rückwärtsfahren einweisen zu lassen, wenn man den Bereich, in den man einfährt, nicht einsehen kann. Das Eine benennt die Polizei, das Andere nicht. Warum?
IMO wird die erzieherische Wirkung von Pressemeldungen maßlos überschätzt. Niemand reflektiert beim Tun und Lassen bewusst die Folgen einer Fahrlässigkeit. Vielmehr geht man aus Erfahrung davon aus, dass man wie immer alles ausreichend unter Kontrolle hätte und alles gutgehen wird. Wenn man vorher wüsste, dass man jetzt gerade ausnahmsweise im Begriff ist, sich zu verspekulieren, würde man auch ohne polizeiliche Mahnungen die Fahrlässigkeit einfach bleiben lassen. Das gilt übrigens auch für die Opfer von Fahrlässigkeiten.
In dem Zusammenhang: die Nennung der ad-hoc-Unfallschuld in der Presse und in polizeilichen Statistiken ist eine nationale Besonderheit in Deutschland. Im Ausland wird das weltweit entweder gar nicht erst systematisch erfasst (die Unfallschuldverteilung wird da nur im Einzelfall im Haftungsprozess vor Gericht festgestellt), oder die Einschätzung der Polizei wird jedenfalls nicht an die große Presse-Glocke gehängt. Da das Unfallrisiko in Deutschland nicht signifikant negativ vom Ausland (zB den NL oder DK) abweicht, kann man davon ausgehen, dass die Art und Weise der deutschen Berichterstattung auch keine (v.a. keine negativ) lenkenden Auswirkungen auf das Unfallrisiko hat.
Theoretisch ja. Es kann aber auch das Gegenteil passieren: Dadurch, dass 99% ausweichen, beachtet man die Vorschriften nicht mehr. Hand aufs Herz:
Wenn du nie auf die Fahrzeuge links neben dir geachtet hättest, hättest du dann bereits einen Unfall mit einem Rechtsabbieger gehabt? Meine Antwort wäre: Einen? Hunderte.
Du unterstellst Vorsatz im Sinne eines kaltblütigen Abwägens vor dem Regelbruch. Das ist schon allein deswegen Unsinn, weil es niemand [TM] gerne mag, wenn er eine unverschuldete Beule in der eigenen Karosse hat, selbst wenn also einem die Gesundheit seiner Mitmenschen am Allerwertesten vorbeigehen sollte, wird man aus eigenem Antrieb aufpassen, dass man keinen anfährt. Wäre das anders, hätten wir nicht 15 Rechtsabbiege-Tote jährlich, sindern 15.000.
Ja, genau wie alt sein und insbesondere die Kombination alt sein + Rollator erhöht das Risiko überfahren zu werden. Ich finde es schrecklich, dass ausweichen scheinbar zum Straßenverkehr gehört. Und wer es nicht kann, ist dann eben tot. Insbesondere, da die Gefahr, die von einer alten Person mit Rollator ausgeht, nahezu gegen Null tendiert.
Unser Rechtssystem sieht bei drohender Schädigung grundsätzlich eine Mitwirkungspflicht auch des potentiell Geschädigten bei der Abwendung/Minimierung eines Schadens vor. Außerhalb der StVO-Regeln wäre da zB § 254 BGB einschlägig (was ja von der Rechtsprechung gerne als Hebel genutzt wird, die vermeintlich sozial erwünschte informelle Helmpflicht für Radfahrer durchzusetzen). Innerhalb der StVO greift § 1, denn das Schädigungsverbot gilt unabhängig vom konkreten Regelverletzer pauschal für Jedermann. Ich halte diese Praxis gerade aus sicherheitstechnischem Blickwinkel für sehr sinnvoll, denn die dadurch bewirkte Redundanz beim Aufpassen und Handeln schafft enorme Sicherheitsreserven. Ich denke daher auch, dass die Interpretation der PM-Formulierung "Person B ist nicht ausgewichen" im Sinne von "die Polizei wäscht die Weste von A weiß und schiebt stattdessen B die Schuld in die Schuhe" Unsinn ist. Das ist kein Victim Blaming, sondern viel eher Ausdruck der kopfschüttelnden Ratlosigkeit über das Nicht-Reagieren des Opfers ("Also, *ich* wäre ja zur Seite gegangen als A den Fehler gemacht hat. Weiß der Geier, warum B das nicht gemacht hat.")
Mittlerweile gilt es als gesichert, dass der Radfahrer sein Fahrrad geschoben hat. Nach meinem Verständnis wird man dadurch zum Fußgänger. Ich hatte ja die naive Hoffnung, die üblichen Überschriften der einschlägigen Zeitungen würden vielleicht angepasst.
Die Einstufung der Verkehrsart bei schiebenden Radfahrern ist offensichtlich variabel. Das maßgebliche Verkehrsunfallstatistikgesetz gebietet die Erfassung der Verkehrsart, ohne Kriterien für die Zuordnung zu nennen. Für meine Begriffe hat aber das Mitführen eines Fahrrades durchaus eine Auswirkung sowohl auf die Agilität einer Person als auch ihre Flexibilität beim Reagieren auf eine plötzlich auftretende Verkehrssituation. Der gleichen Ansicht scheinen auch die meisten Beamten bei der Unfallaufnahme zu sein.
Zum Beispiel hatte ich bei der Durchsicht der Todesfälle in den Opendata des Unfallatlas 2023 einen mir zuvor entgangenen Fall entdeckt, für den sich mit passendem Datum und Ort eine Pressemeldung auftreiben ließ, wo über einen Unfall berichtet wurde, wo ein Autofahrer zwei Fußgänger schwer verletzt hatte, wovon eine ein Fahrrad geschoben habe. Tage später erschien eine Nachmeldung ohne Angabe der Verkehrsart, dass einer davon verstorben sei. Auf Nachfrage per Email erhielt ich von der zuständigen Polizeidienststelle die Auskunft, dass es tatsächlich die Fahrrad-schiebende Person gewesen sei, die starb und deshalb als "Radfahrer" in die Statistik übernommen wurde.
Ein weiteres bizarres Beispiel ist ein weiter zurückliegender Fall, wo sich beim Abgleich der Unfallatlas-OpenData mit meiner Sammlung ein vermeintlich übersehener Fahrrad-Kandidat als getöteter Gast einer Außengastronomie entpuppte, der durch einen kollabierenden PKW-Fahrer gerammt worden war. Das "beteiligte" Fahrrad war der Pressemeldung zufolge bloß im Bereich der Einschlagstelle angeschlossen gewesen...
Überschlag?
Würde ich annehmen, plus dass die Lenkerin dabei herausgeschleudert wurde.
"In gleicher Richtung befuhr die Velomobilfahrerin den dortigen Radweg. An einer Querungshilfe wollte sie die Straße überqueren,"
Wie wendig ist so ein Velomobil? Das nicht ganz unauffällige Teil wird wohl kaum mit Reisegeschwindigkeit um die enge 90-Grad-Ecke gefegt sein, was in Verbindung mit T70 vor der Kreuzung die Frage aufwirft, warum der Passat dennoch so schwere Schäden an der Front hat.
Wir stellen uns für einen kurzen Augenblick vor, einer der vielen Fälle aus dieser rasch zusammengetragenen Ansammlung aus NL hätte in Deutschland stattgefunden - egal, wie und warum die Tragödien letztendlich genau passiert wären, Twitter/Facebook würden tagelang vor lauter "Mordstreifen"-Posts brennen. In NL dagegen (soweit ich das sehen kann) - nichts, nada, keine öffentliche Reaktion. So macht man eine gute gefühlte Sicherheit.
Da werben die NL-Radwegeagitatoren im Netz doch allen Ernstes mit diesem Clip für niederländische Infrastruktur:
Ich weiß nicht. Zumindest die Vorfahrtsregelungen nehmen keine Rücksicht auf Art, Umfang und Gewicht des Fahrzeugs.
Spannend wird es, wenn beide einen Fehler gemacht haben, weil die Hauptschuld nur einmal vergeben werden kann, und es dieses Merkmal ist, was dann in den Verschuldensstatistiken der Allgemeinheit präsentiert wird. Nach der Grundregel "schwach vor stark" wird dann wohl zB bei einem Gehweg-Geisterradler, der mit einem unachtsamen KFZ-Linksabbieger kollidiert, in aller Regel dem Lenker des KFZ die Hauptschuld zugewiesen werden (§ 9 StVO unterscheidet nicht danach, ob parallel fahrender Verkehr neben der Fahrbahn legal oder illegal kam).
https://www.hl-live.de/text.php?id=168445
Und keiner wegen Fahren auf der Fahrbahn?
Für die Durchsetzung der radfahrerfreien Fahrbahn kann sich die Polizei ja auf die fleißige Arbeit der ehrenamtlichen Hilfskräfte in Zivil verlassen.
Die Desinformation besteht darin, immer zu verschweigen, das Autofahrer mit einer noch höheren Quote ihre Unfälle selbst verursachen: Über 80% der Unfälle mit Autobeteiligung werden auch von einem Autofahrer verursacht.
Die Desinformation besteht erstens darin, zu suggerieren, dass „Fahrradunfall“ identisch wäre mit „Unfall zwischen PKW und Fahrrad“ (und damit unredlicherweise den 100%-Schuldanteil bei Allein- und Fahrrad-Fahrradunfällen in die vermeintliche Verschuldensquote der Paarung PKW-Fahrrad einzupreisen), und zweitens (falls denn doch mal nach Verkehrsart der Gegner gewichtete Schuldquoten präsentiert werden) fälschlich so zu tun als ob die jeweiligen Schuldquoten bei allen Unfallschweregraden identisch wären.
Und da kommt man eben an den Punkt, dass manche Ziele als "nicht mit dem Fahrrad erreichbar" empfunden werden.
Der akzeptierte Fahrrad-Radius hängt allein davon ab, ob man bereits ein Auto zur Verfügung hat. Mit Auto ist er immer Null, ohne Auto kann er variabel sein. Will sagen: es ist eine Illusion, dass Radverkehrsförderung auch nur ansatzweise irgendwas am Autoverkehrsaufkommen ändern könnte. Autos werden nicht angeschafft, um damit die 500m zum Bäcker zu fahren. Sie werden folglich auch weder abgeschafft, wenn man bei schönem Wetter ab und zu auch mal die 500m zum Bäcker radelt, noch hätte der Ersatz einer Handvoll Bäcker-Fahrten mit dem Auto durch Radfahrten spürbare (und daher staatlicherseits förderungswürdige) ökologische Effekte.
Die Wissenschaft ist da inzwischen weiter ... Jeder hat seine eigene Wirklichkeit, weil jedes Gehirn die Informationsflut anders selektiert ...
Schrödingers Pendelraum, also? Ob man symmetrisch +/-20cm um eine mittlere Fahrlinie eiert oder einseitige 1,5m-Ausschläge nach links schafft, hinge dann nicht mehr von den langweiligen Gesetzen der Newton'schen Physik ab, sondern richtete sich relativistisch danach, ob das Gehirn zuvor selektiv bemerkt hätte, dass man sich gerade (nicht) auf einer Fahrbahn befindet?
Ich denke manchmal, dass mir gleich bewusst werden wird, dass das, was ich bis gerade eben noch für mein richtiges Leben gehalten habe, in Wahrheit nur der Film war, der angeblich im Augenblick des Todes nochmal im Zeitraffer vor dem inneren Auge abgespielt wird. Interessant wird es, wenn man überlegt, dass auch diese Einsicht nur die letzte Szene eines weiteren Letzter-Atemzug-Filmes gewesen sein könnte...
Dagegen scheint manche Infrastruktur in Deutschland dem Motto zu folgen "wenn wir den Leuten so viel Angst machen, dass sie mit dem Auto fahren, sinkt die Zahl der verunfallten Radfahrer auch."
Das Angstmachen besorgen diejenigen, die unermüdlich mit Legenden und Desinformation an der Erosion des Sicherheitsgefühls auf deutschen Straßen arbeiten (und dabei gerne als Gegenentwurf unhinterfragt den irreführenden Mythos "aber bei Frau Antje, hinter dem Siebengebirge, bei den sieben Fahrradzwergen, da ist alles tausendmal sicherer als hier!" ins Netz posaunen).
Wir stellen uns für einen kurzen Augenblick vor, einer der vielen Fälle aus dieser rasch zusammengetragenen Ansammlung aus NL hätte in Deutschland stattgefunden - egal, wie und warum die Tragödien letztendlich genau passiert wären, Twitter/Facebook würden tagelang vor lauter "Mordstreifen"-Posts brennen. In NL dagegen (soweit ich das sehen kann) - nichts, nada, keine öffentliche Reaktion. So macht man eine gute gefühlte Sicherheit.
Und jetzt das Übliche: [Überholpsychose]
Ich habe mir die schweren und tödlichen Unfälle 2019-2023 in den OpenData vom Unfallatlas genauer angeschaut. Insgesamt gab es auf der Straße zwischen Spadenland und Altengamme in 5 Jahren 22 Schwerverletzte und 1 Todesfall bei Unfällen mit Fahrradbeteiligung. Schwere Unfälle mit Fußgängern oder unter Radfahrern gab es nicht. 5 Fälle resultierten aus Alleinstürzen ohne weitere Beteiligte, 18-mal waren auch KFZ an schweren Radunfällen beteiligt. Von diesen 18 beruhten 12 auf Kollisionen mit dem ruhenden Verkehr, darunter auch der einzige Todesfall. Darüber hinaus ereigneten sich 2 Unfälle vom Typ "sonstiger Hergang", 1 Abbiegeunfall und 1 Vorfahrtunfall. Im Längsverkehr gab es nur 2 Einträge; bei beiden ist als Unfallart "Auffahren auf voraus fahrendes oder wartendes Fahrzeug" angegeben. Wer wem auffuhr geht aus den Daten nicht hervor, jedoch ist es in Anbetracht der eklatanten Häufung von Kollisionen mit dem "ruhenden" Verkehr auch nicht unplausibel, dass es nicht das KFZ war, was auffuhr.
IOW: schwere Unfälle durch Fehler während des Überholens = Fehlanzeige.
Und wie viele deiner Beispiele entsprechen der von mir beschriebenen Aufteilung?
Aufteilungsvarianten reduzieren erstmal nur die Anzahl möglicher Straßen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erheblich mindert, dass man gerade dort einen schweren Unfall wird erwarten können. Da schwere Unfälle gottlob bei gleich welcher Führung sehr seltene Ereignisse sind, wird man weder bei einer Zehntelung des Risikos noch bei einer Verzehnfachung signifikante Auswirkungen erwarten: zehnmal Null bleibt Null.
Ich habe übrigens keine Ahnung, was genau bei den meisten der von mir anhand Google-Bildersuche zusammengestellten Unfällen mit Schutzstreifen in den Niederlanden passiert ist; NL-Polizei und damit auch die Presse halten sich bei der Beschreibung der Unfallhergänge stets taktvoll zurück. Es ist also durchaus nicht unwahrscheinlich, dass zumindest ein Teil der Todesfälle gar nicht auf seitlichen Kontakt beim Nebeneinanderfahren zurückzuführen war. Infolgedessen ist es ebenso dann aber auch nicht unwahrscheinlich, dass eine Querschnittsänderung, die im Wesentlichen auf die Bedingungen beim Nebeneinanderfahren abzielt, auch keine dramatische Änderung des Unfallrisikos herbeiführen kann.
Den vorgeschriebenen Abstand gibt's in NL ja nicht. Stattdessen funktioniert das eben wie bei einem Radfahrstreifen: Jeder bleibt auf seiner Seite der Linie.
Da funktioniert nichts. Mythos Niederlande.
komisch. anderes Bild im Nutzerprofil als ich bei so einer Antwort üblicherweise erwartet hätte.
Auch an dem Baum in meinem Symbolbild fahren täglich Dutzende Radfahrer unfallfrei im Zentimeterabstand vorbei, weil sie eben keine +/-1,5m-Pendelamplitude haben. Dass das Konstrukt weder zulässig noch abstrakt sicherer wäre als die Alternative "kein Fahrradfirlefanz" ist davon unberührt.
und auf welche "Wirklichkeit" beziehst du dich konkret?
Es gibt doch nur die eine - nämlich die ohne Gänsefüßchen.