Beiträge von Th(oma)s

    "Du hattest 15 km/h auf dem Tacho. Schritttempo ist angesagt, also 5-6 km/h, mit 9 km/h könntest Du vielleicht noch durchkommen. Aber 15 - nein."

    Schritttempo ist laut StVO an 4 Bedingungen geknüpft. Erstens Schwer-LKW (erfüllt), zweitens innerorts (erfüllt), drittens beim Rechtsabbiegen (erfüllt), viertens „wenn mit parallelem Rad- bzw Fußverkehr gerechnet werden muss“ (IMO bei (roter Furt-Ampel & neben dem LKW physisch gar kein Platz für ein Fahrrad) nicht erfüllt, denn wenn man immer und überall mit allem Unsinn rechnen müsste, dann wären die sehr konkreten Einschränkungen im VO-Text obsolet und der Gesetzgeber hätte sie weggelassen und stattdessen einfach pauschal „Abbiegen nur mit Schritttempo“ für alle vorgeschrieben).

    Zitat von von Peter Viehrig

    Keine Ahnung, wie man da einen Radfahrer "übersehen" können soll. Einzige plausible Möglichkeit ist, daß der Radfahrer sich bei roter Ampel und stehendem LKW rechts am LKW vorbeischob und dabei vom LKW-Fahrer nicht bemerkt wurde. Alles andere geht nur mit Vorsatz.

    Der Radfahrer muss auf dem Gehweg geradelt sein (der Radverkehr wird weit vorher vom Hochbord auf die Fahrbahn herab geleitet). Innerhalb eines Fahrstreifens mit Bordsteinkante kann sich keiner an so einem breiten LKW vorbeidrücken. Der Unfall kann auch nicht beim Einordnen am Beginn des Rechtsabbiegerstreifens passiert sein, denn dann wäre der LKW wohl kaum noch so weit mit dem Fahrrad unter dem Chassis klebend in die Nebenstraße abgebogen.

    Irgendwelche Ampelschaltungen sind an der Stelle für die Schuldfrage vollkommen irrelevant.

    Der LKW-Führer wird wahrscheinlich die Hauptschuld kriegen (Berufskraftfahrer, erhöhte Sorgfaltspflicht), aber der Radfahrer wird eine Teilschuld bekommen (Gehwegradeln, Rotlichtverstoß, da die Kreuzung alternativ geregelte Lichtsignale für Fußfurt und Fahrspuren hat). Angesichts des roten Ampelsignals für die Fußfurt wird man auch nicht unterstellen können, dass der LKW wegen § 9 Abs. 6 StVO nur mit Schrittgeschwindigkeit abbiegen durfte.

    Streetview der Kreuzung mit unterschiedlich geschalteten Ampeln: https://maps.app.goo.gl/QLfvhn6KA2wdU1Tb8. Dass die komplementären Ampelsignale nicht durch eine frühzeitige Rot-Schaltung der Fußfurt bedingt sind, merkt man, wenn man auch die aus größerer Entfernung aufgenommenen Bilder anschaut. Auch da ist für den Gehweg schon längst rot.

    Kennt ihr schon Oulu, das Mekka des Winterbikens? Dann habt ihr sicher auch schon die Erzählung mitbekommen, wonach die Stadt vor über 20 Jahren angefangen hätte, ein ganz tolles Radwegenetz zu bauen, und dass daraufhin und deswegen erst die Bürger angefangen hätten, ihre Mobilität mit Fahrrädern zu bestreiten. Und das eben nicht nur im Sommer, sondern auch und gerade im Winter, weil die Stadtverwaltung so weitsichtig ist, einen umfassenden 24/7-Winterdienst auf diesen Radwegen zu gewährleisten.

    Zwölf Prozent Radverkehr im nordischen Winter - Mobilität mit Zukunft

    Nicht nur, dass Oulu kaum als Vorbild taugt, weil es wegen des stabilen Kältehochs im Winter ganz andere Radfahrvoraussetzungen bietet als mitteleuropäische Städte, wo im Winterquartal oft nasskaltes Schmuddelwetter um den gefährlichen Gefrierpunkt das Radeln erschwert. Auch die Unterstellung, es handele sich beim aktuellen Modal Split um eine kausale Beziehung ("build it and they will come", bzw. "build it and they will abandon their cars.") ist komplett erstunken und erlogen:

    (Quelle)

    POL-DO: 90-jähriger Pedelecfahrer stürzt und verstirbt wenig später im Krankenhaus
    Dortmund (ots) - Lfd. Nr.: 1026 Donnerstagvormittag (20. November 2025) stürzte ein 90-jähriger Dortmunder mit seinem Pedelec auf der Dönnstraße. Dabei…
    www.presseportal.de

    Abgefeimte Falle. Nicht nur wegen der verbockten Aufleitung aufs Hochbord. Man beachte auch, dass die Benutzung dieses Prachtstücks unter der Brücke offenbar aus Gründen der Verkehrssicherheit unbedingt erzwungen werden muss.

    Tolle Wurst, brauch wir auch hier. Ist auch ein Zweck angegeben, vielleicht eine neue Art den Tontaubenschießens? Im Gegenzug führt Dänemark den deutschen Abstand ein.

    DK ist in der EU momentan gleich nach Schweden der Musterknabe bei den Verkehrstoten.

    Das gilt auch für Radfahrer (obwohl da allerdings der Vorteil gegenüber D von Jahr zu Jahr wechselt und insgesamt nicht mehr groß ist). Weder gibt es also Anzeichen, dass DK Nachhilfestunden bei Vorschriften zur Fahrradbeleuchtung nötig hätte, noch scheint es größeren Nachholbedarf beim Abstand zu geben.

    Mich nervt dieser Blinkkram massiv an.

    Du solltest nicht im Winterhalbjahr nach Dänemark fahren. Dort sind Blinkies vollkommen gleichberechtigte Leuchtmittel:

    "Scheinwerfer, die weißes Licht aussenden, und Rückleuchten auf Fahrrädern, Anhängern oder Beiwagen können blinkende Lichter aussenden. Die Blinzelrate muss mindestens 120 Blitze pro Minute betragen."

    Bin aber der Meinung, jemand, der aus welchen Gründen auch immer, Blinklichter braucht um andere Verkehrsteilnehmer als solche zu identifizieren, sollte einfach keine gefährlichen Fahrzeuge fahren dürfen und den ÖPNV, seine Füße oder einen Bubble-Ball nutzen

    Gebetsmühle: Risiko ist keine binäre Größe. "Brauchen" in dem Sinne, dass er ohne sie völlig blind wäre, tut keiner die Lichter. Wir reden gerade eher darüber, wie und ob man ein "System versagt in einem von einer Millionen Fälle"-Problem zu einem "System versagt in einem von zehn Millionen Fällen"-Problem reduzieren kann.

    Und die Fahrbahn ist so schmal, das jedenfalls ich nicht Vollgas annehme, sozusagen Gemütlich übergegurkt.

    Apropos Auffahrunfälle:

    Hi-vis is not a silver bullet for cycling safety – but this hack might be | BikeRadar
    Research shows that failure of cognition, not lack of visibility, needs to be addressed
    www.bikeradar.com

    These des Beitrags: Auffahrunfälle resultieren aus mangelnder Wahrnehmung, und diese wiederum lässt sich am ehesten dadurch verbessern, dass man die Netzhaut-Sehzentrum-Bewusstsein-Achse durch *variable* Reize herausfordert (also Reflektoren an den kurbelnden Beinen/Füßen, Rücklichter mit wechselnder Helligkeits-Intensität). Weniger effektiv seien Maßnahmen, die lediglich konstante Reize setzen (konstante Rücklichter, Rahmenreflektoren, HiViz/Warnwesten am Oberkörper).

    Comments?

    Was nicht da steht: Abbiegen und Schrittgeschwindigkeit :)

    Die Unfallstelle, insbesondere die Straße, auf der beide Beteiligte vor der Kollision unterwegs waren, liegt 10m vor dem Ortsschild (siehe -korrektem- Streetview-Link im Vorbeitrag).

    Die „Wucht“ ist aber eh wahrscheinlich bloß ein redaktioneller Trick, um den Voyeuren unter den Lesern ihr Gruselerlebnis zu vermitteln. Hinweis auf die große Asymmetrie der Fahrzeugmassen.

    Zur Unfallzeit war es bereits vollständig dunkel. Am Unfallrad fällt auf, dass es keinen Dynamo hat, und dass vorne ein Korb vor dem Lenker angebracht war, so dass alle Positionen, wo normalerweise der Frontscheinwerfer montiert wird, blockiert gewesen sein müssen. Grundsätzlich natürlich nicht ganz unmöglich, dass am Korb irgendwie noch eine Batterie-/Akkuleuchte montiert war. Hinten leuchtet trotz unbeschädigtem Hinterbau jedenfalls nichts. Das rote Teil am Gepäckträger dürfte wohl nur ein Reflektor sein.

    Unfälle mit Lkws: Zwei Radfahrer sterben in Ostbayern
    Immer wieder kommen Radfahrer zu Tode, weil sie unter einen Lastwagen geraten. Am Donnerstag sind in Niederbayern und der Oberpfalz bei gleich zwei Unfällen…
    www.br.de

    Dieser Unfall gibt mir Rätsel auf:

    Schwerer Verkehrsunfall in Halle: Radfahrer in südlicher Innenstadt von Auto erfasst
    In der Wörmlitzer Straße in Halle ereignete sich am frühen Dienstagmorgen ein schwerer Verkehrsunfall. Ein Radfahrer wurde von einem Auto erfasst und mit…
    www.mz.de

    Der Radfahrer wurde von dem aus einer Nebenstraße kommenden Auto auf der Hauptstraße fahrend "mit voller Wucht" erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert. Das Auto steht auf den Bildern vom Unfallort mit der Schnauze nur ca. 1/2 Meter auf der Fahrbahn der Hauptstraße. Das Pedelec liegt vier Meter davor mit dem Vorderrad nach links (aus der Perspektive des Autofahrers) gerichtet.

    Gibt es andere Interpretationen der Spurenlage, als dass der Radfahrer dem Auto von rechts gekommen sein muss, und zwar auf dem linken Bürgersteig der Hauptstraße?

    Sehr gut, Ermittelt wird der Sonnenstand, er war der einzige nicht offensichtliche Tatbestand.

    Die Sonne stand exakt in der Sichtlinie direkt am Horizont. Das ist tatsächlich ein offensichtlicher Tatbestand.

    Sonnenverlauf Sonnenposition- und Sonnenphasen Rechner
    Anwendung zum Ermitteln des Sonnenverlaufs zu einer gewünschten Zeit und Ort.
    www.sonnenverlauf.de

    Die Ermittlung und offizielle Feststellung im Unfallprotokoll ist aber keine Suche der Polizei nach Entlastung des Auffahrers. Sie dient weniger der Beantwortung der Frage „Wer war‘s?“, sondern der Aufklärung des „warum gerade dann gerade da?“. Eine Verletzung des Sichtfahrgebots muss man eben genausogut gerichtsfest nachweisen wie eine illegale Handynutzung.

    Gestern Abend im "Tatort" wurde mal wieder ein Radfahrer um die Ecke gebracht. Die Dramaturgie des deutschen Fernsehkrimis reitet die "Radfahren = saugefährlich - sie sind wirklich hinter dir her!"-Welle und deklariert diesen populären Irrtum damit gleichzeitig als Tatsache.

    Bisher habe ich 7 radelnde Mordopfer im Laufe der Zeit gezählt. Habe ich noch welche übersehen?

    Der Mörder in mir | Tatort
    Ben Dellien hätte auf der nassen abendlichen Straße nur ein paar Schritte bis zum Straßengraben gehen müssen, dort liegt der Fahrradfahrer, den er gerade…
    www.daserste.de
    Blechschaden | Tatort
    Ein Radfahrer wird nachts angefahren und bleibt regungslos liegen. Der Mercedesfahrer braust davon. Doch war es wirklich Fahrerflucht, oder sogar Mord? Die die…
    www.daserste.de
    TV-Tipp: "Tatort: Borowski und die große Wut"
    Der Titel ist nicht falsch, aber die Stimmung des Films trifft er trotzdem nicht. Es ist zwar in der Tat viel Wut im Spiel, doch der Zorn ist bloß das Ventil;…
    www.evangelisch.de
    Erika Mustermann | Tatort
    Ein junger Lieferdienst-Fahrradfahrer wird in einer Berliner Seitenstraße von einem Auto überfahren. Der Verkehrsunfall entpuppt sich schnell als Mord. Susanne…
    www.daserste.de
    Nord Nord Mord – Sievers und der erste Schrei: Die wichtigsten Infos zum ZDF-Krimi
    Am 10. April 2023 läuft „Nord Nord Mord – Sievers und der erste Schrei“ im ZDF. Worum geht es im 21. Film der Reihe? Wer spielt mit?
    www.swp.de
    Heimatkrimi Folge 10: Die reichen Leichen. Ein Starnbergkrimi
    Starnberg, höchste Millionärsdichte Bayerns, eine Idylle mit Reißzähnen. Hierhin verschlägt es Polizeimeisteranwärterin Ariane aus Dortmund, die …
    www.fernsehserien.de
    Ein Fußgänger sieht rot | Hubert ohne Staller
    Seit Monaten terrorisiert ein Unbekannter die Radfahrer am Starnberger See. Als ein älterer Radler durch Schläge zu Tode kommt, erklärt Revierleiterin Sabine…
    www.daserste.de

    Die jungen Fietser verunglücken nicht mit „E-Bikes“ (AKA normalen Rentner-Pedelecs), sondern auf „Fatbikes“, was wiederum dem laufenden Verdrängungsprozess der Mofas aus dem Straßenbild durch die seit 2023 geltende Mofa-Helmpflicht geschuldet ist. Wer von den jugendlichen Nutzern daraufhin nicht nach dem Motto „wenn schon Helm, dann auch gleich richtiges Kraftrad“ nach oben abgewandert ist oder altersbedingt die Fahrerlaubnis dafür noch nicht erwerben kann, fährt heute Fatbike, da diese relativ günstigen aus China importierten Zweiräder nicht nur im coolen Motocross-Look daherkommen, sondern offenbar auch sehr leicht zu frisieren sind. Ein Beispiel mehr dafür, dass Helme und Helmpflicht weit mehr Veränderungen bewirken als einfach nur die selben Köpfe wie vorher bei den selben Unfällen wie vorher irgendwie zu schützen zu versuchen.

    "Schumacher war am Sonntagvormittag beim Skifahren in Méribel verunglückt. Er war mit dem Kopf auf einen Felsen geschlagen. Ohne seinen Helm hätte es Schumacher wohl gar nicht bis ins Krankenhaus geschafft, meinte einer der Ärzte am Montag."

    Was die Ärzte nicht alles so meinen, wenn man die richtigen Suggestivfrgen stellt. Die Geschichte von "Schumis Unfallzwilling": am gleichen Tag im gleichen Skigebiet passiert, selber Hergang (Alleinsturz bei langsamer Fahrt im Tiefschnee, Sturz mit dem Kopf auf Felsen), aber Morten Hauerbach hatte keinen Helm auf. Folge: offener Schädelbruch. Nicht-Folge: schwere Gehirnquetschung durch große Einblutung zwischen unversehrtem Schädel und Hirn wie bei Schumi. Die früher noch angezeigten Bilder der riesigen klaffenden Schädelwunde sind offenbar mittlerweile medialer Pietät und Selbstzensur zum Opfer gefallen. Herr Hauerbach konnte dem Vernehmen nach bereits kurz nach dem Unfall Interview geben, zwei Wochen später das Krankenhaus wieder verlassen und bald wieder seinem Beruf als Hubschrauberpilot nachgehen.

    Gibt es einen "Rebound-Effekt", führt das Helmtragen beim Skifahren dazu, dass riskanter gefahren wird?

    Vorgestern habe ich gelesen, dass die Kollisionsunfälle auf den Pisten stark zugenommen hätten, während früher Alleinstürze überwogen hätten. Das hat aber wahrscheinlich mit Risikokompensation niiiemals was zu tun.