Und was Sie tun, ist mir die Worte im Mund zu verdrehen. Ich bin klar dafür, sich impfen zu lassen und ich habe nie behauptet, dass Impfungen nichts nutzen würden.
Die Frage ist, was es uns aktuell und in nächster Zukunft hilft, diejenigen, die es absolut nicht wollen, dazu zu zwingen, sich mit den aktuell verfügbaren Impfstoffen impfen zu lassen. Wenn wir einen Impfstoff gegen die nächste dominierende Virusvariante hätten, würde ich ganz klar sagen: Ja bitte alle impfen. Aber eine Impfpflicht mit Impfstoffen, die gegen die Ausbreitung der aktuellen Variante nur wenig Schutz bieten? Dass die Impfung den persönlichen Schutz vor einem schweren Verlauf erhöht, ist für mich ebenfalls unbestritten. Aber darf man die Leute dazu zwingen?
Die Taktik der FDP-Impfpflicht-Gegner ist doch folgende:
Die Wirksamkeit der aktuell zur Verfügung stehenden Impfstoffe wird möglichst klein geredet, dafür aber das Recht auf körperliche Selbstbestimmung maximal gesetzt gegen eine Verpflichtung sich zum Schutz der Gesellschaft impfen zu lassen. Was ja zum Beispiel auch bedeutet zum Schutz der Kinder davor, noch weitere Monate mit Masken im Unterricht zu sitzen.
Ich will Ihnen nicht die Worte im Mund umdrehen.
Aber Sie schreiben gleich zum Anfang Ihres Beitrags:
1. Gegen die aktuelle Omikron-Welle kommt eine Impfpflicht zu spät
2. Gegen die aktuelle Omikron-Welle wäre auch eine frühere Impfpflicht ungeeignet gewesen
Merkur.de vom 17.1.22:
"„Omikron ändert die Spielregeln“, sagte Stephan Thomae, parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion, der Süddeutschen Zeitung. Schon vor der Omikron-Welle hatte sich der Allgäuer im Interview mit Merkur.de* skeptisch gegenüber einer allgemeinen Impfpflicht gezeigt. Nun sagte Thomae mit Blick auf Omikron, es gehe darum, „zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu tun.“"
Es ist im Grund genommen eine Plattitüde, die der FDP-Politiker aber geschickt platziert.
Diese Plattitüde bringt genau die beiden von Ihnen genannten Aussagen aus FDP-Sicht auf den Punkt:
1. Falscher Zeitpunkt.
2. Falscher Impfstoff.
Tatsächlich verhält es sich so, dass aufgrund der relativ hohen Impfquote Omikron nicht in dem Maße zuschlagen konnte, wie es ohne Impfungen der Fall gewesen wäre.
Und es spricht alles dafür, dass das auch im Falle einer weiteren Corona-Welle im Herbst 2022 der Fall sein wird. Dann wird die Wirksamkeit der bereits erfolgten Impfungen und Boosterimpfungen möglicherweise in einem noch höheren Maße unter Beweis gestellt als jetzt.
Und dann wird aufgrund der Impfpflicht das Virus auf eine durch die Impfung besser vorbereitete Gesellschaft treffen als das jetzt der Fall ist.
Wenn man die Impfpflicht aber nach der Manier einiger FDP-Angeordnete ablehnt mit der Begründung, man müsse erst mal abwarten, ob sich vielleicht noch ein besserer Impfstoff findet oder vielleicht der Virus ganz verschwindet, dann wird kostbare Zeit verspielt, die es braucht, um die Impfpflicht auf den Weg zu bringen und umzusetzen.
Es ist wichtig die Impfpflicht jetzt auf den Weg zu bringen, denn wenn erst wieder am Start der nächsten Welle dazu Beschlüsse gefasst werden sollen, dann wird es wieder heißen: Warten wir mal ab.
Und die Kinder werden wieder mit Masken im Unterricht sitzen und es werden wieder zahlreiche Veranstaltungen ausfallen müssen und es wird weiter zusätzlich zur Fahrkarte der Kauf eine FFP2-Maske nötig sein, um den ÖPNV benutzen zu dürfen ...
Vieles davon sind Dinge, die ein FDP-Politiker oder einer seiner Wähler nicht weiter betreffen wird.