Ich finde es toll, dass für Frieden auf die Straße gegangen wird. Wann+wo genau findet der Ostermarsch in Moskau statt?
Die aktuelle Situation der Friedensbewegung beschreibt sehr kenntnisreich der taz-Journalist Pascal Beucker in einem Artikel vom 23.1.25. Hier ein Ausschnitt:
"Obwohl ein Angriffskrieg nach geltendem Völkerrecht an sich schon ein Kriegsverbrechen darstellt, sehen jene, die sich heute im Umfeld des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) bewegen, ihn im Fall Russlands nur als „Fehler“ eines Staates an, dem man aufgrund seiner Widerständigkeit gegen den Dominanzanspruch des westlichen Kapitalismus grundsätzlich wohlwollend gegenübersteht.
Entsprechend relativiert wird der Völkerrechtsbruch mit dem Verweis, dass die USA doch schon viel mehr und schlimmere Völkerrechtsbrüche begangen hätten, wie es Oskar Lafontaine auf dem BSW-Bundesparteitag am 12. Januar in den Saal gebrüllt hat.
Viel ist durcheinandergeraten. Selbst die Forderung nach Schutz und Asyl für Kriegsdienstverweiger:innen und Deserteur:innen aus Russland, Belarus und der Ukraine in Deutschland und der EU gehört dank des zu großen Einflusses des flüchtlingsfeindlich orientieren BSW nicht mehr zum friedensbewegten „Minimalkonsens“.
Kann die Friedensbewegung eine Renaissance erleben?
„Unser Marsch ist eine gute Sache, weil er für eine gute Sache geht“, heißt es in dem bekanntesten Ostermarschlied, geschrieben Anfang der 1960er Jahre. Doch daran haben heutzutage viele aus gutem Grund erhebliche Zweifel. Weiterhin gibt es in der Friedensbewegung höchst integre Menschen und Organisationen, wie zum Beispiel die DFG-VK.
Sie scheinen jedoch derzeit zu schwach zu sein, um den problematischen Teil an die Seite zu drängen. Das wäre aber eine Voraussetzung für eine Renaissance der Friedensbewegung, die doch angesichts des so gefährlichen gegenwärtigen Wettrüstens eigentlich so dringend notwendig wäre."
Die Friedensbewegung ist nicht eine homogene politische Kraft, die per Parteitagsbeschluss eine eindeutige Parteilinie festlegt.
Und: "Das Feld darf nicht Sahras Hofschranzen überlassen werden", um mal gleich zwei völlig unpassende Bilder zu verwenden. Das eine, weil es aus dem Krieg, das andere, weil es aus der Monarchie stammt. Und treffen tut es doch, weil es das BSW-System beschreibt. Das ist eine One-Man-Show, und das zu sagen darf ja wohl erlaubt sein bei einer Frau, die sich so vehement gegen das Gendern ausspricht. So wie sie es für ganz normal zu halten scheint, dass ja einer der starke Mann sein müsse, da weiß sie zurzeit bloß noch nicht so genau, ob neben "Zar Putin" auch "Diktator Trump" dafür infrage kommt.
Ja, es ist toll, dass für Frieden auf die Straßen gegangen wird. Und ja, es ist wichtig, dass dabei nicht den falschen Friedensengeln zugejubelt wird. Und ja, dass es in Russland nur unter Gefahr für Leib und Leben möglich ist, für den Frieden zu demonstrieren, muss hier bedeuten, darauf hinzuweisen und es anzuprangern, und deshalb erst recht für den Frieden zu demonstrieren.