"Bei einfachen Pedelecs greift die Tretunterstützung bis Tempo 25. Manchen ist das wohl nicht genug – und das wird ein Problem für die Bremsen." So steht es in dem verlinkten Artikel. Und damit wird ein weit größeres Problem komplett ausgeblendet. Es ist eine sehr einseitig technische Betrachtungsweise, dass die Bremsen versagen können. Viel schlimmer ist: Die Idee Fahrrad-Mobilität ist etwas für wirklich fast alle Menschen! Und durch getunte Pedelecs wird diese Idee gefährdet.
Viele Fahrradwege sind viel zu schmal, um schnell darauf Fahrrad fahren zu können. Sichere Überholvorgänge sind oft komplett unmöglich, trotzdem erlebe ich es immer wieder, dass Pedelec-Fahrer die oft fast doppelt so schnell unterwegs sind, mich und andere Fahrradfahrer*innen an dafür ungeeigneten Stellen überholen.
Und ich kann nicht erkennen, dass die vielerorts bereits für normale Fahrradgeschwindigkeiten im Bereich um die 15 km/h viel zu schmalen Fahrradwege jetzt plötzlich alle verbreitert werden.
Ich kann aber leider auch nicht erkennen, dass die Pedelec-Fahrer*innen die Fahrbahn benutzen. Im Gegenteil: Selbst in Fällen, in denen der Fahrradweg lediglich ein Angebots-Fahrradweg ist, wird munter drauf losgefahren und von Pedelec-Fahrer*innen andere Fahrradfahrer*innen aus dem Weg geklingelt. Oder gleich ohne klingeln oft unangenehm und gefährlich dicht überholt. Selbst Speed-Pedelec-Fahrer*innen benutzen häufig Fahrradwege, obwohl die zur Fahrbahn-Nutzung verpflichtet sind.
Wie gravierend das in dem Artikel angesprochene Problem ist, kann ich nicht durch eigene Messungen überprüfen. "Die Polizei zieht zunehmend technisch manipulierte Pedelecs aus dem Verkehr. Konkrete Zahlen gibt es aus Baden-Württemberg, wo die Beamten 145 Fälle im Jahr 2023 registrierten." 145 hört sich jetzt erst mal nicht viel an. Allerdings steht da auch: "Die Zahlen dürften nach ihrer Einschätzung aber nur einen Bruchteil der tatsächlichen Manipulationen abbilden."
Völlig unabhängig von der möglichen Unfallgefahr führt diese Beschleunigung auf den Fahrradwegen dazu, dass weniger schnelle Fahrradfahrerinnen nicht mehr gerne mit dem Fahrrad fahren. Es mag sein, dass durch das Pedelec neue Fahrradfahrer*innenkreise erschlossen werden. Aber es wäre wichtiger eine wirklich breite Bevölkerung für das Fahrrad zu gewinnen und nicht nur diejenigen, die es gerne ein wenig rasanter lieben. Die Berichte über getunte Pedelec jedoch bewirken das Gegenteil.
Mein Vorschlag: Pedelecs nur noch dann für Fahrradwege zulassen, wenn sie keine Gangschaltung haben und bei einer Trittfrequenz von 50 Pedalumdrehungen pro Minute maximal 15 km/h schnell fahren können. Eine Trittfrequenz von 60 bis 70 Umdrehungen pro Minute ermöglicht dann 18 bis 21 km/h. Mit einer Trittfrequenz von 100 Pedalumdrehungen pro Minute könnte man dann immer noch bis zu 30 km/h schnell fahren. Das würden jedoch vermutlich nur sehr wenige machen und es wäre wieder ein ruhigeres Fahren auf den Fahrradwegen möglich. Außerdem ist eine solche Vorschrift vermutlich deutlich leichter überprüfbar.
Wer schneller fahren möchte, der kann das mit einem Speed-Pedelec mit Gangschaltung auf der Fahrbahn tun. Schließlich gilt für Speed-Pedelecs nicht die Fahrradwegbenutzungspflicht. Im Gegenteil: Speed-Pedelecs müssen die Fahrbahn benutzen.