Beiträge von Ullie

    Interessant. Ich habe beim Lesen das Wort Thermofenster vermisst.

    "Einfach übersetzt darf der Motor, mit 250 W betrieben, nur so viel Abwärme produzieren, dass die Motortemperatur innerhalb von 30 Min nicht mehr als 20°C ansteigt. Entscheidender Faktor ist neben der produzierten Abwärme die „Kühlleistung“ des Gehäuses."

    aus der von cubernaut bereits zitierten Quelle:

    e-motor:nenndauerleistung [Wiki Pedelec-Forum]

    Was passiert eigentlich, wenn der Motor so lange und stark beansprucht wird, dass der Motor überhitzt? Gibt es einen "Überhitzungsschalter", der den Motor ausschaltet und man muss dann darauf warten, dass der Motor abkühlt? Oder schmoren dann Drähte der Spulenwicklung und es kommt zum Totalausfall? (Sozusagen: "Das Pferd ist tot geritten"?)

    Wenn ich den von cubernaut verlinkten Text richtig verstanden habe, dann ist das ein feines Spiel mit Motorspitzenleistung und Dauerleistung, dass da stattfindet. Der Motor kann so gebaut werden, dass er eine hohe Spitzenleistung erzielt. Deutlich höher als die 250 Watt Dauerleistung. Verzichtet der Hersteller allerdings auf Kühlrippen, dann kann diese Spitzenleistung nur relativ kurzzeitig abgefragt werden. Baut der Hersteller jedoch Kühlrippen ein, dann kann die kurzfristig abfragbare Höchstleistung nicht so hoch sein, weil die dank der Kühlrippen über einen längeren Zeitraum abrufbar wäre.

    Da ist dann wohl das "Thermofenster" drin versteckt?;)

    Der Radrennsport ist für meinen Geschmack keine gute Werbung für das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel. Solche Berichte erwecken zu sehr den Eindruck, als ginge es beim Fahrradfahren darum, mit hohem Wagnis möglichst schnell vorwärtszukommen. Leider gibt es Fahrradfahrer*innen im Alltag, die möglicherweise von so einer Art sportivem Ehrgeiz getrieben sind.

    Auch das ist falsch. "ingenieur.de" ist halt keine verlässliche Quelle.

    Pedelecs dürfen in der Spitze in der Praxis deutlich mehr als 250 W leisten. Sie dürfen allerdings nicht mehr als 250 W "Nenndauerleistung" haben; das ist ein entscheidender Unterschied:

    https://www.pedelecforum.de/wiki/doku.php?…nndauerleistung

    Ich habe das hier nun schon mehrfach geschrieben, aber gegen Fehlinformationen anzukommen, ist ein mühsames Geschäft.

    Wichtiger Hinweis, unbedingt. Allerdings halte ich es für eine hinnehmbare Vereinfachung, wie es auf ingenieur.de dargestellt ist. Das mit der Dauerleistung ist ja auch deshalb von Bedeutung, weil auf längeren Strecken von einer Person mit wenig Fitness das Pedelec nicht so schnell gefahren werden kann, wie von einer Person mit mehr Fitness.

    Warum muss man denn beim Fahrradfahren immer mit irgendwem "mithalten"? Der Alltagsverkehr ist doch keine Sportveranstaltung.

    Muss man in der Tat nicht, aber das Gefühl immer nach hinten durchgereicht zu werden, verstärkt sich bei den Nutzer*innen "normaler" Fahrräder, wenn zunehmend mehr Pedelecs am Start sind. Und das führt dann entweder zu dem Entschluss, dass es einem egal ist, immer nach hinten durchgereicht zu werden. Diese "Egal-Haltung" muss man aber auch erst mal mental hinbekommen. Oder es führt dazu, peu à peu auszusteigen aus dem Fahrradfahren oder es führt zur "Aufrüstung", also das alte Fahrrad ohne Hilfsmotor ersetzen durch ein neues mit eingebautem Rückenwind.

    Mein ganz persönliches Erlebnis in dieser Hinsicht war eine Fahrradtour an einem windigen Tag an der Küste, die ich nur deshalb unternommen habe, weil ich auf ein Pedelec zugreifen konnte. Ohne E-Motor-Unterstützung hätte ich die Tour entweder erst gar nicht unternommen oder sie wäre deutlich kürzer ausgefallen. Das wäre letztlich auch nicht weiter schlimm gewesen, aber auf dem Dünenweg gegen den Wind radeln und ständig von Pedelec-Fahrenden überholt werden ist weniger spaßig, als in etwa mit dem Tempo der anderen mithalten zu können.

    Wenn erst mal alle mit Pedelec unterwegs sind, dann kann das dazu führen, dass sich die bislang unterschiedlichen Tempi stärker aneinander angleichen, als das früher der Fall war, als alle noch Bio-Bike fuhren. Die unterschiedliche Fitness schlägt sich dann nur noch im unterschiedlichen Stromverbrauch nieder. Und vielleicht ist das ja auch der eigentliche Grund dafür, dass man richtigerweise von einem Pedelec-Boom sprechen muss und nicht so allgemein von einem E-Bike-Boom. Bei Partnerschaften habe ich das schon hin- und wieder herausgehört, dass der Spaß größer ist, gemeinsam eine Fahrradtour zu unternehmen, wenn beide E-Bike fahren statt Bio-Bike, wo dann eine*r naturbedingt langsamer unterwegs ist als die*der andere. Je nach Unterschiedlichkeit des Fitnessstandes gibt es auch die Kombi Pedelec - Bio-Bike.

    Aufhalten kann diese Verwandlung des alten Fahrrades (Bio-Bike) zum neuen Fahrrad (mit Elektromotorunterstützung) vermutlich niemand. Den Anspruch will ich gar nicht erst erheben. Es hätte vermutlich auch niemand die Entwicklung aufhalten können, dass Fahrräder zunehmend mit Gangschaltungen ausgestattet werden. Ich datiere das mal so auf die späten 1960er und 1970er Jahre. Genauso hatte auch der Leerlauf noch früher seinen Siegeszug angetreten. In Frankreich zum Beispiel allerdings weitgehend ohne und in Deutschland mit Rücktritt.

    Aber spannend ist es schon zu schauen, ob die Pedelec-Entwicklung (mit Tretunterstützung bis max. 25 km/h) ein endgültiger Höhepunkt oder zumindest ein länger anhaltender vorläufiger Endpunkt der Fahrradentwicklung sein wird. Immerhin hat die Innovation Gangschaltung rund 50 Jahre angehalten, bevor mit dem E-Motor-Hilfsmotor jetzt eine weitere wesentliche Innovation großflächig dazu kommt.

    Das mache ich in der Praxis seit 10 Jahren so, denn nicht zuletzt ist jedes gute Rennrad schneller als ein S-Pedelec-(Lastenrad) mit schwachem Mittelmotor, das man ohne zusätzliche ca. 200 W Eigenleistung ohnehin nicht auf 45 bringt.

    Mit Verlaub, das ist Unfug. Ein noch so gutes Rennrad ist nicht schneller, als die Fahrerin/der Fahrer es zu beschleunigen vermag. "Nicht das Fahrrad stellt die Rekorde auf, sondern der Radfahrer."

    Geschwindigkeitsrekorde auf dem Fahrrad: eine Liste
    Geschwindigkeitsrekorde für Fahrräder - wie lautet der Guinness-Rekord für das schnellste Fahrrad in gerader Linie und bergab, wer hat die schnellste…
    de.bikeles.com

    Und was für die Spitzenleistungen gilt, dass nämlich die Fahrerin/der Fahrer sie aufstellt, das gilt auch für die Durchschnittsleistungen. Wer aber wirklich will, dass alle Menschen das Fahrrad benutzen, besonders auch die, die es derzeit nicht benutzen, weil sie sich für körperlich zu wenig fit fühlen, um beim Fahrradfahren mit anderen mithalten zu können, der kann den Pedelec-Boom nur mit Grausen beobachten. Jenen Menschen, die einfach nur Fahrrad fahren wollen, ganz klassisch ohne eingebauten Rückenwind, denen wird durch den Pedelec-Boom gerade signalisiert, dass sie sich gefälligst ein Pedelec zulegen sollten, wenn sie auch oder weiterhin noch zur Fahrradfahrenden-Gemeinschaft dazu gehören wollen. Schade.

    Und deshalb ist es um so mehr schade, dass der Pedelec-Boom in zahlreichen Veröffentlichungen fälschlicherweise als E-Bike Boom bezeichnet wird. Letztlich werden diejenigen die dem Fahrradfahren skeptisch gegenüberstehen aber sich vielleicht noch dafür hätten gewinnen lassen, nicht etwa durch die "Elektrifizierung" des Fahrrades dafür begeistert, sondern davon abgeschreckt, weil quasi die Einstiegsschwelle höher gelegt wird. Willst du dabei sein, dann brauchst du dafür wenigstens ein Pedelec, oder sogar besser noch ein Speed-Pedelec.

    Übrigens habe ich oben mal gesagt, ein S-Pedelec ist auch nur ein Fahrrad, was Dich ja empört hat, ...

    Ich hatte ja in den Titel des Themenstrangs geschrieben, ob möglicherweise eines Tages das Fahrrad ganz selbstverständlich ein Fahrzeug ist, dass einen Hilfsmotor hat. Da dachte ich allerdings an das Pedelec, bei dem die Fahrtunterstützung auf 25 km/h begrenzt ist. Und ich dachte nicht an Speed-Pedelecs.

    Heute ist es ja so, dass ein Fahrrad mit Gangschaltung ganz selbstverständlich als Fahrrad gilt. Und niemand würde das anzweifeln oder in Frage stellen. Außer vielleicht einige Fixie-Fahrer*innen, die behaupten, richtig Fahrradfahren ginge nur mit Starrnabe.

    Ich stelle hier mal die These auf, dass der Unterschied zwischen einem Fahrrad ohne Gangschaltung im Vergleich zu einem Fahrrad mit Gangschaltung in etwa ähnlich groß ist, wie der Unterschied zwischen einem Fahrrad mit Gangschaltung und einem Pedelec (mit Unterstützungsgrenze 25 km/h).

    Deshalb kann es gut sein, dass das Pedelec von Heute das Fahrrad von Morgen ist. Aber was ich mir nicht gut vorstellen kann, ist, dass ein Speed-Pedelec (Unterstützung bis 45 km/h) ebenso schnell als Fahrrad bezeichnet werden wird, wie ein Pedelec. Falls es überhaupt dazu kommt.

    Wer weiß, vielleicht kommt es ja so, dass dann irgendwann, wenn alle oder fast alle Fahrradfahrenden mit Pedelecs fahren, die Speedpedelec der nächste Entwicklungsschritt im Fahrradbau ist. Bislang ist es jedoch aus meiner Sicht so, Speedpedelecs sind keine Fahrräder sondern Mopeds.

    Speedpedelecs dürfen in Deutschland eine Motorleistung von bis zu 4 KW aufweisen.

    Pedelecs dagegen maximal 250 W, also nur ein Achtel der maximalen Motorleistung eines Speedpedelecs.

    "Die technischen Vorschriften für Pedelecs sind:
    Motorleistung maximal 250 Watt
    Geschwindigkeit mit Motorunterstützung maximal 25 Kilometer pro Stunde
    Anfahr- und Schiebehilfe ohne Treten bis maximal 6 Kilometer pro Stunde (§ 63a StVZO)"

    Technisch müssen S-Pedelecs folgende Kriterien erfüllen, um als solche zu gelten:
    Motorleistung von höchstens 4.000 Watt mit maximal 400 % Tretkraftunterstützung (EU-Verordnung Nr. 168/2013)
    Geschwindigkeit mit Motorunterstützung beim Treten: maximal 45 Kilometer pro Stunde
    Geschwindigkeit per Gashebel ohne Treten: bis 20 Kilometer pro Stunde"

    Gesetzliche Regelungen für E-Bike und Pedelec
    Ob nun E-Bike oder Pedelec: Elektrofahrräder sind im Trend. Rechtlich betrachtet sind E-Bikes und Pedelecs aber nicht immer Fahrräder. Ab bestimmten Leistungen…
    www.ingenieur.de

    Mir war bis eben gar nicht klar, dass Speedpedelecs eine Gashebel haben dürfen, der das Fahrzeug bis zu 20 km/h beschleunigt, ohne dass dabei getreten werden muss.

    Für mich als Normal-Fahrradfahrer, der keine sportlichen Ambitionen hat, und der deshalb selten schneller als mit 20 km/h unterwegs ist, so wie es (derzeit noch?) vermutlich bei der deutlichen Mehrzahl der Fahrradfahrenden, die ein klassisches Fahrrad benutzen, der Fall ist, gilt daher ganz eindeutig: Ein Speed-Pedelec ist kein Fahrrad! Aber wer weiß, wenn erst mal alle Pedelec fahren und das Fahrrad nennen, dann ist möglicherweise 25 km/h das neue 15 km/h des Fahrradfahrens.

    Na ja, es ist usus beim rechtsabbiegen nicht zu schauen und über Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer zu rumpeln an Ampel-geregelten Kreuzungen. Dazu kommt wahrscheinlich, das so kleine Menschen besonders schwer zu sehen sind.

    Insofern ist der Tatbestand der fahrlässigen Tötung nicht erfüllt.

    Aber möglicherweise der Tatbestand der bedingt fahrlässigen Tötung. Denn es ist davon auszugehen, dass beim Abbiegen Fußgänger auftauchen, die vorher nicht zu sehen waren. Zum Beispiel, wenn parkende Autos diese verdecken.

    Die Geschwindigkeit interessiert ohnehin nicht. Alles, was pedaliert, muss überholt werden. Ich fahre seit 2014 diverse Pedelecs und S-Pedelecs und natürlich auch Analog-Fahrräder. Es spielt keine Rolle: Ganz gleich, ob Lastenrad, Kompaktrad, normales Rad in jeglicher Variante, 2-Rad, 3-Rad: Der Überholzwang ist offenbar unbezähmbar. Selbst wenn ich einmal nicht auf das Tacho geschaut habe und in der 30-Zone selbst schon zu schnell war: Es wird überholt auf Gedeih und Verderb.

    Aber auch was nicht pedaliert wird gnadenlos überholt. E-Tretrollerfahrer zum Beispiel. Oder die Fahrer von Mopeds, die bauartbedingt nicht über 45 km/h fahren. Letztlich werden auch Autos überholt, oft sogar dann, wenn sie die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit fahren. Und erst recht dann, wenn sie zum Beispiel auf Landstraßen ohne ausgeschildertes Tempolimit langsamer fahren als 100 km/h, weil es zum Beispiel auf kurvigen und schlecht einsehbaren Strecken ratsam ist, langsamer als 100 zu fahren, auch wenn es nicht extra ausgeschildert ist. Omnibusse werden auch gnadenlos überholt. Und es wird oft mit viel zu hoher Geschwindigkeit an haltenden Omnibussen vorbeigefahren.

    Auch ein Art E-Bike, ein Hercules-Elektromofa von 1974:

    Ich erinnere mich, dass auf dem dazu gehörenden Schild stand, dass man rein theoretisch auch die Pedalen benutzen konnte, um voranzukommen. Aber die Pedalen waren eigentlich nur da, um das Gefährt als Mofa zu klassifizieren, obwohl es eigentlich eine Art Elektro-Motorroller sein sollte.

    https://epaper.wochenblaetter.de/epaper/download_page_pdf/18/10585/

    Der Link führt zu einem Download mit einem Bericht über die Ausstellung. Darin heißt es:

    "Auch ein Hercules-Elektromofa – im aufhof ist ein Exemplar von 1974 im knalligen Orangeton zu sehen – war kein Erfolgsmodell. Es wurden weniger als 1000 Stück davon produziert."

    E-Bikes im eigentlichen Sinne waren also immer schon schwer an die Kunden zu bringen. Warum eigentlich? Und warum boomen im Gegensatz dazu die Pedelecs? Immerhin die Speed-Pedelecs von heute haben einen besseren Absatz als das Hercules-Elektromofa aus der aufhof-Ausstellung.

    Hier noch ein Bild-Link. Die 25 auf dem Blatt in dem Gepäckkorb bezieht sich wohl auf die Höchstgeschwindigkeit.

    Hercules E1
    Elektromofa Hercules E1, 0,75 PS, 25 km/h, 70 kg, Baujahr 1974
    www.flickr.com

    Jaja, genau… Geldmacherei…

    Pedelecs sind in der Praxis Fahrräder mit weitaus größerer Reichweite und der Sargnagel für Mofas. S-Pedelecs sind eine weitaus weniger umweltschädliche Alternative zu Mopeds, wobei beide Fahrzeugarten einen vernachlässigbar kleinen Verkehrsanteil haben – auch weil es für sie außerorts (wo sie wegen der Entfernungen den größten Nutzen hätten) keine wirklich geeignete Wegeart gibt.

    Nach meiner Erinnerung an das "Leben auf dem Land" gab es Teile der männlichen Dorfjugend für die das Mofa vor allem deshalb eine spannende und erstrebenswerte Sache war, weil man damit herumknattern und anderen Leuten auf den Geist gehen konnte. Den Gasgriff drehen war natürlich eine beliebte Bewegung, weil mit Lärm verbunden. Die Automatik-Mofas waren "für Mädchen". Höher im Kurs standen die mit Zweigangschaltung. Da man da gefühlvoll Gas geben und gleichzeitig kuppeln musste, um beim Umschalten den Motor nicht abzuwürgen. Und natürlich war das alles eine Hinlenkung zum Autofahren.

    Das waren nicht viele Protagonisten, die so auftraten, aber sie waren unüberhörbar. Die modernen E-Bikes sind vom Motor her leiser, aber das Design lässt manche davon wie Zweirad-SUVs aussehen. Und in der Beschreibung wird ausdrücklich darauf hingewiesen: "Dank der breiten Reifen und Federgabel sind mit dem SUV-Bike auch Ausritte im leichten Gelände möglich." https://efahrer.chip.de/news/fette-rei…mslicht_1011997

    An Stelle des Motors machen beim E-SUV-Bike die Stollen-Reifen den Krach. Und die Design-Absicht, das Hinlenken zum E-SUV, ist nicht zu übersehen.

    Das Menschen im Alltag, insbesondere Journalisten, mit Begriffen sehr schlampig umgehen ist für beides die Ursache.

    Auf die Menschen im Alltag mag das zum Teil zutreffen. Aber in meinem Bekanntenkreis habe ich die Erfahrung gemacht, dass selbst Leute, die gar nicht selbst ein Pedelec oder ein E-Bike haben da durchaus differenzieren können. Bei Journalisten sehe ich das skeptischer. Ich vermute die können durchaus differenzieren, aber lassen sich von der Industrie eine bestimmte Sprachregelung vorgeben. Und diese Sprachregelung wird nicht aus Unwissenheit sondern deshalb übernommen, weil viele Journalisten nicht in den Ruf geraten wollen, "wirtschaftsfeindlich" zu berichten.

    Auf der Seite Business Insider heißt es zum Beispiel: "Vom E-Auto über den E-Scooter bis hin zum E-Bike: E-Mobility boomt. Kein Wunder, immerhin handelt es sich dabei um eine umweltschonende und vor allem komfortable Art der Fortbewegung. Besonders beliebt sind E-Bikes, da sie perfekt für den Alltag sowie größere Fahrradtouren sind."

    Bestseller bei Amazon: Diese drei E-Bikes sind besonders beliebt
    Was ist das meistverkaufte E-Bike? Hier stellen wir euch die drei Bestseller aus der Kategorie "Elektrofahrrad" bei Amazon Deutschland vor.
    www.businessinsider.de

    Ich vermute mal, Business Insider ist so, wie es der Name nahelegt, eine betont wirtschaftsfreundliche Publikation.

    Und durch die irreführende Generalisierung "E-Bikes" soll der Eindruck erweckt werden, dass der moderne Mensch so was braucht, um einerseits schnell mobil zu sein und andererseits dabei die Umwelt zu schonen. Ganz bewusst wird, wie das Zitat zeigt, alles mit einem "E" vornedran pauschal als umweltschonend tituliert. Was bei E-Autos ganz gewiss nicht zutrifft und auf E-Bikes eben auch nicht gleichermaßen zutrifft. E-Bikes (im engeren Sinne, also bis 45 km/h schnell, ohne dabei pedalieren zu müssen) und Speed-Pedelecs sind jedenfalls weniger umweltschonend als Pedelecs und die sind weniger umweltschonend als klassische Fahrräder.

    Mit Speed-Pedelecs und E-Bikes ist halt einfach mehr Kohle zu machen als mit einem Fahrrad. Schon bei der zunehmenden Verbreitung von Gangschaltungen seit den 1970er-Jahren ging es nach meiner Beobachtung einfach nur um "Geldmacherei". Bei vielen Neuerungen war kein effektive Verbesserung für Alltagsfahrradfahrer*innen erkennbar. Viele Fahrradfahrer*innen waren (und sind) dagegen überfordert mit dem großen Angebot und der richtigen Bedienung einer Fahrradgangschaltung.

    Diese Tabelle habe ich auf der Internetseite von Kaufland gefunden:

    E-Bikes und Pedelecs: Die Unterschiede

    PedelecS-PedelecE-Bike
    Unterstützt beim TretenUnterstützt beim TretenFährt von allein
    Bis 25 km/hBis 45 km/hBis 45 km/h
    Kein Mindestalter (erst ab 14 Jahren empfohlen)Mindestalter 16 JahreMindestalter 15 (Modelle bis 20 km/h) bzw. 16 Jahre
    Kein Führerschein notwendigFührerschein Klasse AM oder BMofa-Prüfbescheinigung (Modelle bis 25 km/h) bzw. Führerschein Klasse AM oder B
    Keine Helmpflicht (Tragen aber empfohlen)HelmpflichtHelmpflicht
    Keine besonderen NutzungsvoraussetzungenBetriebserlaubnis und Versicherungskennzeichen nötigBetriebserlaubnis und Versicherungskennzeichen nötig

    Was mich zuerst gewundert hat, ist der Hinweis, dass Speed-Pedelecs erst ab 16 Jahren gefahren werden dürfen, E-Bikes aber schon ab 15 Jahren. Beide fahren bis zu 45 km/h schnell. Aber die 15 Jahre gelten nur für E-Bikes, die maximal 20 km/h schnell fahren.

    Bei der Berichterstattung Mitte März wurde ja behauptet, der Verkauf von E-Bikes sei erstmals höher gewesen, als die Verkaufszahlen von Fahrrädern. Legt man die oben zitierte Tabelle zugrunde, stimmt das nicht. Nur wenn der Begriff E-Bike als Überbegriff für Pedelecs, Speed-Pedelecs und E-Bikes (im Sinne der Tabelle) benutzt werden, trifft das zu.

    In diesem Artikel auf Business Insider werden diese drei Fahrradmodelle als die meistverkauften E-Bikes genannt:
    Das meistverkaufte E-Bike: Telefunken RC657*
    Das meistverkaufte E-Klapprad: Bluewheel BW_BXB55_BL_10*
    Das meistverkaufte E-Mountainbike: Sachsenrad R8 Flex II*

    Bestseller bei Amazon: Diese drei E-Bikes sind besonders beliebt
    Was ist das meistverkaufte E-Bike? Hier stellen wir euch die drei Bestseller aus der Kategorie "Elektrofahrrad" bei Amazon Deutschland vor.
    www.businessinsider.de

    Alle drei Modelle sind ganz eindeutig Pedelecs. Warum tut die Branche häufig so, als gäbe es da keine ganz eindeutig benennbaren Unterschiede zwischen den verschiedenen Fahrzeugkategorien, wie sie in der Kaufland-Tabelle beschrieben sind?

    Stattdessen wird zum Beispiel unterschieden zwischen E-Bike-Trekkingräder, E-Bike-Klappräder und E-Bike-Mountainbikes. Der Unterschied ist doch viel geringer als der Unterschied zwischen einem "Fahrrad" mit max. 250 W Motorleistung (Pedelec) im Vergleich zu bis max. 4000 W (S-Pedelec oder E-Bike im Sinne der Kaufland-Tabelle).

    Ich vermute, die anordnende Verkehrsbehörde hatte die Befürchtung, dass Mofas auf dem gemeinsamen Fuß- und Radweg fahren. Wäre das ein Fuß- und Radweg außerorts, dann dürften dort ja auch Mofas fahren. Vielleicht hatte es sich "eingebürgert", dass dort Mofa gefahren wurde, weil viele dachten, es sei außerorts. Und um das zu unterbinden, wurde das Zusatzschild "ausgenommen Motorfahrzeuge" aufgehängt.

    An einer anderen Stelle auf demselben Radweg ist diese Beschilderung:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.de

    Auch an der Stelle könnte jemand denken, es ist ein Außerorts-Radweg.

    Und an dieser Stelle:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.de

    Aber warum mal "keine Motorfahrzeuge" und ein anderes mal "keine Mofas"?

    Davon abgesehen jammert niemand so laut wie die kleine S-Pedelec-Gemeinde in meinem Bekanntenkreis, das sie nicht wie Räder behandelt werden und dass sie (mindestens) außerorts unbedingt den Radweg benutzen wollen.

    Warum jammern die so laut? Und vor allem: Warum gehen die nicht her und fordern deutlich niedrigere Tempolimits für den Autoverkehr auf Landstraßen? Würde dort grundsätzlich Tempo 60 max. gelten, dann wären die mit ihren S-Pedelecs doch nur unwesentlich langsamer unterwegs als die Autos. So wie es jetzt geregelt ist, fahren die S-Pedelecs bei maximalem Tempo doch nicht einmal halb so schnell wie Autos auf der Landstraße.

    Bei Tempo 45 für S-Pedelecs und Tempo 60 für Autos wären die S-Pedelecs nur ein Viertel langsamer.

    Den Begriff E-Bike zu benutzen, obwohl es sich eigentlich zu 99,5 % um eine spezielle Form von "E-Bikes", nämlich um Pedelecs handelt, bei denen die Verkaufszahlen so stark gestiegen sind, ist eine irreführende oder zumindest unscharfe Berichterstattung. Allerdings stimme ich dir zu, dass der Begriff E-Bike simpel, weil griffig, kurz und selbst für Englisch-Wenigsprecher leicht zu verstehen ist. Und vermutlich klingt E-Bike bei vielen "cooler" in den Ohren als "Pedelec".

    Es wird da aber was zusammengemengt, was m. E. eigentlich scharf getrennt gehört:

    Die hohe Motorkraft-Unterstützung beim Speed-Pedelec bedingt, dass man diese Fahrzeuge nicht nur rechtlich anders einordnet. Auch in der Diskussion darüber ist es richtig, sie anders einzuordnen.

    "Die S-Pedelecs funktionieren wie Pedelecs auch, bedeutet der Fahrer muss immer noch selbst in die Pedale treten. Allerdings hört die Motorunterstützung bei einem S-Pedelec erst bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h auf. Der Motor darf maximal über eine Nenndauerleistung bis zu 4.000 Watt, höchstens eine vierfache Unterstützung der Fahrerleistung (Tretkraftunterstützung von max. 400 %) haben."

    S-Pedelec vom Experten erklärt - e-motion e-Bike Experten
    Ein S-Pedelec ist die S-Klasse unter den Pedelec. Bis zu 45 km/h schnell fährt ein Speed Pedelec. Fahrer müssen ein Versicherungskennzeichen anbringen.
    emotion-technologies.de

    Das Pedelec (Pedal Electric Cycle) gehört zu den meist genutzten Elektrofahrrädern. Der Motor unterstützt die Trittbewegung des Fahrers in unterschiedlichen Stufen, die sich an einer Steuereinheit am Lenker ganz bequem einstellen lassen. Es gilt: Ohne Trittbewegung auch keine Motorleistung! Der e-Bike-Antrieb arbeitet bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h und darf eine Leistung von maximal 250 Watt haben.

    Was ist der Unterschied zwischen e-Bike und Pedelec? | Antworten bei e-motion
    e-Bikes, Pedelecs und Speed-Pedelecs | Erfahre alles über Charakteristika und die Unterschiede zwischen e-Bike und Pedelec bei e-motion!
    www.emotion-ebikes.de

    Ein E-Bike ist eine Art elektrisches Mofa, mit Gasgriff und treten optional. Max. 25km/h.

    Ein Pedelec hat Pedale, wie der Name schon nahelegt. Unterschieden wird zwischen Pedelec (maximal 25km/h, max 250Watt) und S-Pedelec (max. 45km/h, 450Watt)

    Weil es jetzt hier im Themenstrang entsprechend Peter Viehrings Initiative schwerpunktmäßig um die Radwegbenutzungspflicht für Pedelecs gehen soll, habe ich inzwischen einen anderen Themenstrang eröffnet, um solche Aspekte zu diskutieren wie in deinem Beitrag:

    Ullie
    2. April 2024 um 21:12

    Da steht dann auch gleich in meinem ersten Beitrag, dass der Begriff "E-Bike" in der weit verbreiteten Berichterstattung über die hohen Verkaufszahlen eigentlich ein journalistischer Fehlgriff ist.

    Leider ein Fehlgriff mit vielen Beispielen:

    "Fahrradverkäufe 2023 - Erstmals mehr E-Bikes als klassische Räder"
    tagesschau, 13.03.2024 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/fahrradproduktion-ebikes-nachfrage-100.html#

    "Fahrradindustrie - 2023 wurden erstmals mehr E-Bikes als herkömmliche Räder verkauft"
    SZ, 13.03.2024 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/e-b…hland-1.6449148

    "E‑Bikes waren auch 2023 weiter auf dem Vormarsch"
    pressedienst fahrrad.de, 26.3.2024 https://www.pd-f.de/2024/03/26/e-b…vormarsch_19140

    Hast du eine Erklärung dafür, warum so oft fälschlicherweise von E-Bikes die Rede ist statt von Pedelecs? Bitte auf Erstmals mehr "E-Bikes" (genauer: Pedelecs) als klassische Räder - stirbt das Fahrrad aus oder erblüht es in einem neuem Gewand? weiter diskutieren. Danke!

    Zunächst folgender Hinweis zum Titel:

    Ich hatte zwei Suchanfragen gestartet, um Artikel zum Thema zu finden.

    "Erstmals mehr E-Bikes als Fahrräder" und "Erstmals mehr Pedelecs als Fahrräder".

    Bei beiden Suchanfragen kam der Begriff Pedelec nur selten in den Suchergebnissen vor, dagegen wurde fast nur der Begriff E-Bikes benutzt.

    Beim genaueren Lesen allerdings stellte sich heraus, dass es in Deutschland ganz eindeutig die Pedelecs sind, die die hohen Verkaufszahlen bewirken: "In Deutschland, wo die Regeln für die S-Pedelec-Nutzung bislang sehr restriktiv sind, kamen S-Pedelecs in der Modellgruppe der E-Bikes im Jahr 2022 gerade mal auf einen Marktanteil von 0,5 Prozent, was einer Verkaufszahl von 11.000 Stück (2021: 8.000 Stk.) entspricht." https://www.ziv-zweirad.de/2023/11/23/ziv-stellt-erste-vergleichende-studie-zu-speed-pedelecs-e-bike-45-in-europa-vor/#

    Der Begriff "Pedelec" hat sich mittlerweile nach meiner Beobachtung sehr eindeutig für das "E-Bike" mit einer Tretunterstützung bis 25 km/h in Deutschland durchgesetzt. Fast alle Menschen, die sich ein bisschen für die Fahrrad-Thematik interessieren und mit denen ich darüber gesprochen habe, ordnen den Begriff Pedelec eindeutig dem "E-Bike" mit einer Tretunterstützung bis 25 km/h zu. Und da die 0,5 % E-Bikes mit Tretunterstützung bis 45 km/h kaum ins Gewicht fallen, stellt sich die Frage, warum so sehr der Begriff E-Bikes diese Berichterstattung dominiert, obwohl es doch eigentlich Pedelecs sind, deren Verkaufszahlen so steil nach oben gehen.

    Falls es nicht jemand besser weiß und gute Gründe nennen kann, es anders zu handhaben, schlage ich den Begriff Pedelec vor für das Phänomen, dass diese Form des "Fahrrades" immer größere Verbreitung findet. Die meisten Artikel zu dem Thema, in denen irreführend von E-Bikes die Rede ist, die halte ich schlicht für schlecht recherchiert und schlecht betitelt. Wobei mir noch nicht ganz klar ist, warum der Begriff E-Bike darin so häufig benutzt wird.

    Hinweis: Das ist der zweite Versuch, das Phänomen zu thematisieren, dass die Verkaufszahlen für Pedelecs seit letztem Jahr erstmals die Verkaufszahlen für Fahrräder ohne elektrischen Hilfsmotor überstiegen haben. Beim ersten Versuch darüber hier im Forum zu diskutieren entwickelte sich die Diskussion sehr stark in die Richtung, dass fast nur noch über die Frage diskutiert wurde, ob für Pedelecs grundsätzlich die Radwegbenutzungspflicht aufgehoben werden sollte, also auch für benutzungspflichtig ausgeschilderte Radwege. Dafür gibt es jetzt dank Peter Viehrigs Initiative einen eigenen Themenstrang:

    Ullie
    18. März 2024 um 17:23

    Um auf einen anderen Aspekt aufmerksam zu machen, habe ich im Titel die Frage gestellt, ob das "klassische Fahrrad" bald ausstirbt, oder ob es neu belebt wird.

    Kann man Vergleiche ziehen wie die Entwicklung weg vom Hochrad, hin zum Sicherheits-Niederrad?

    Oder ist die Entwicklung zum Pedelec vergleichbar mit der Entwicklung vom Fahrrad mit Starrnabe, also ohne Freilauf und ohne Gangschaltung, hin zum Fahrrad mit Freilauf und Gangschaltung?

    Letztlich handelt es sich dabei um Spekulationen, ob das Fahrrad mit Hilfsmotor für eine Tretunterstützung bis 25 km/h einmal ganz selbstverständlich Fahrrad genannt werden wird. Fest steht dagegen, dass heute wohl kaum noch jemand auf die Idee käme, nur ein Hochrad als Fahrrad zu bezeichnen und darauf besteht, dass die anderen Fahrräder alle Sicherheits-Niederräder genannt werden.

    Ok, ich habe nun den Titel geändert, nachdem Ullie das wohl nicht übernehmen wollte.

    Danke, ich hatte tatsächlich ursprünglich nicht beabsichtigt, die Diskussion in diese Richtung zu lenken. Und die ersten Beiträge drehten sich auch noch mehr um die Begrifflichkeiten wie z. B. Bio-Bike.

    Und jetzt? Da muss ich wohl erneut ein Thema eröffnen, in dem es darum geht, dass die Verkaufszahlen der Pedelecs die der E-Bikes übersteigt, mit einem anderen Schwerpunkt als der Frage, ob das ein Grund dafür ist, Pedelecs von der Fahrradwege-Benutzungspflicht zu befreien.