Das ist richtig. Allerdings sehe ich das Pedelec als attraktivere Alternative zum Auto als es ein motorloses Fahrrad ist. Und ein Pedelec belastet die Umwelt oder andere Menschen um Größenordnungen weniger als ein Auto. Es ist daher das viel kleinere Übel.
Natürlich ist das Pedelec für manchen Autofahrer eine deutlich attraktivere Alternative zum Auto als ein Fahrrad. Allerdings kann man das zum Beispiel auch von einem Motorroller sagen.
Ein Motorroller verbraucht deutlich weniger Energie und wenn es einer mit E-Antrieb ist, dann ist auch die Umweltbelastung nicht so extrem wie bei einem Motorroller mit Verbrennermotor.
Ob es wirklich nötig ist, für eine Verkehrswende die strengen Kriterien anzulegen, die Knoflacher formuliert?
Andererseits: Wo genau soll denn die Grenze der "Möglichen" liegen?
Und birgt es nicht eine große "Rückfallgefahr" wenn man, anders als Knoflacher vorschlägt, nur eine sehr lasche Grenzziehung vornimmt?
Knoflacher fordert jedenfalls eine sehr deutliche Grenzziehung: Wenn beim Individual-Verkehrsmittel die Motorkraft dazu kommt und durch eine geringe Körperkraft das Fahrzeug sehr viel stärker beschleunigt werden kann als das mit der reinen Körperkraft möglich wäre, dann sieht er den Virus Auto am Start, mit in vielfacher Hinsicht verheerenden Folgen.
Ich schätze Knoflacher, aber er sieht das Ganze zu sehr aus der Perspektive eines Stadtbewohners. Ein Freund von uns wohnt hier: Google Maps Die nächste Einkaufsmöglichkeit befindet sich im knapp 10 km entfernten Cadenberge. Da würde mich wirklich interessieren, wie Knoflachers Idealvorstellung von Mobilität dort konkret aussieht.
Für Knoflacher ist klar, das ein anderer Mobilitätsfortschritt, ohne Auto, sehr viele andere Entwicklungen positiv hätte beeinflussen können. Sein Buch neues Buch heißt "Virus Auto 4.0: Lebensraum für Mensch und Natur in Stadt und Land". "und Land" bedeutet, dass er den ländlichen Raum ebenso im Blick hat wie die Stadt. Muss doch bald mach nachlesen, was er da zur Entwicklung in ländlichen Räumen schreibt.
Nachdem was ich von dem Vorgängerbuch Virus Auto in Erinnerung habe, sieht er vor allem das Problem, dass das Leben auf dem Land durch das Auto noch stärker beeinträchtigt wird als in der Stadt. Denn in der Stadt gibt es häufiger als auf dem Land die Möglichkeit ohne Auto zu leben. Während es in manchen ländlichen Räumen geradezu einen Zwang gibt ein Auto zu besitzen, um im notwendigen Maß mobil sein zu können. Dem kann man begegnen indem der ÖPNV ausgebaut und die Möglichkeiten für den Fahrradverkehr verbessert werden und gleichzeitig die Freiheiten und Räume für den Autoverkehr reduziert werden. Zum Beispiel beklagt Knoflacher, dass im ländlichen Raum immer mehr Ortsumgehungen gebaut wurden, die zunächst dazu führten, dass der Autoverkehr im Zentrum der Ortschaften sich reduzierte. Aber längerfristig ist der Autoverkehr insgesamt dann doch wieder angestiegen auch in den Ortschaften selbst, weil es immer mehr Menschen möglich war immer größere Strecken immer schneller mit dem Auto zurückzulegen. Ortschaften die ausschließlich an den ÖPNV angeschlossen sind, ohne Zufahrtsmöglichkeiten für privaten Autoverkehr, hätten dieses Problem nicht. Und wenn alle Bewohner einer Ortschaften den ÖPNV nutzen, dann sind da auch gute Taktzeiten möglich.
Sehr kleine Ortschaften oder weit ab von Ortschaften gelegene Einzelhäuser dagegen wären vermutlich in einer Mobilitätsentwicklung ohne Auto erst gar nicht entstanden. Oder wo es sie bereits gab, häufiger verlassen und aufgegeben worden.