Und wer bestimmt, unter welchen Umständen man sich wohl zu fühlen hat?
Der erste Punkt ist nicht das "Wohlfühlen", sondern die Frage, was geht und was geht nicht.
Motorisierter Individualverkehr geht nicht, wenn jeder mit seinem Auto von zu Hause bis vor die Tür seines Betriebes, seines Einkaufgeschäftes, seiner Kneipe, seiner Bäckerei, seines Fitnesszentrums fahren will, dann geht das nicht. Die Mindesteinschränkung ist der Fußweg von einem mehr oder weniger großen Parkplatz zum Eingang des Geschäftes usw.
Viele Politiker*innen und Entscheider*innen jedoch tun so, als sei es möglich, dass die völlig unrealistische Erwartungshaltung vieler Autofahrer*innen erfüllt werden könne.
Um aus dieser Schleife herauszukommen, muss als Erstes ein Einverständnis erzielt werden, dass nicht weiter so getan wird, als sei es möglich alles Autogerecht auszubauen und umzustrukturieren. Weil das oft sehr schwer zu vermitteln ist, wird lieber so getan, als komme es darauf an, für Fahrradfahrer "Wohlfühl-Lösungen" anzupreisen. Zum Beispiel in Form "sicherer Radwege", die bei genauer Betrachtung manchmal gar nicht so sicher sind.
Aber noch weniger sicher ist es, unkontollierten Autoverkehr und Fahrradverkehr im Mischverkehr zu betreiben. Ich befürchte, es ist eine falsche Hoffnung, anzunehmen, dass der Autoverkehr ganz von selbst Rücksicht auf den Radverkehr nimmt, wenn es keine Fahrradwege mehr gibt.
Deshalb wird derzeit versucht, den Autoverkehr durch Verkehrslenkungsmaßnahmen auf möglichst wenige breite stark befahrene Straßen zu konzentrieren, die dann mit Radwegen ausgestattet sind.
Und in anderen Straßen wird nach Möglichkeit Tempo 30 angeordnet und versucht, den Autoverkehr zu minimieren. Beides gelingt oft nur mit mäßigem Erfolg. Es gelingt nicht, Tempo 30 max. anzuordnen und selbst wenn es gelingt, wird schneller gefahren als Tempo 30 gilt. Und der Autoverkehr wird oft nicht weniger, trotz des Versuches, das so zu steuern.
Ersetze den Begriff "Wohlfühllösung" durch "Schutz-Lösung". Das trifft es wohl eher.